Für eine Hausarbeit über die Erotik der Kunst bzw. die ästhetische Rezeption
bei Susan Sontag entschied ich mich aus folgendem Grund: Zum einen las ich
im Herbst des letzten Jahres einen Artikel von der Berliner
Kulturwissenschaftlerin Claudia Benthien in der Wochenzeitung Die Zeit über
ihr Forschen der von Susan Sontags entworfenen Ästhetik des Schweigens.
Dies machte mich neugierig und so stieß ich, ohne einen Originaltext von ihr
gelesen zu haben, auf die Darstellung Sontags von Axel Spree in Ästhetik und
Kunstphilosophie1. Da mich ihre anti-hermeneutisch ästhetische Position
interessierte, und dies vor einem umfassenden Hintergrund verschiedener
Kunstgattungen, entschied ich mich, im Rahmen der Veranstaltung Einführung
in die Ästhetik von Herrn Prof. Dr. Werner Strube, eine schriftliche Hausarbeit
darüber zu verfassen.
Als Grundlage meiner Arbeit benutze ich die Originaltexte von Susan Sontag,
zusammengefasst in einem Reader (hier vor allem den Essay Against
Interpretation), die deutsche Übersetzung des Essays von Mark W. Rien und die
Dissertation von Axel Spree Kritik der Interpretation (siehe
Literaturverzeichnis).
Ich beginne meine Hausarbeit mit einer kurzen historischen und kulturellen
Einordnung der 60er Jahre, da sowohl die Position als auch die Motivation
Sontags vor diesem entsprechenden Hintergrund verstanden werden kann.
Nach kurzen biographischen Angaben zu Leben und Werken, fahre ich im
Anschluss mit der Erläuterung von Sontags Kritik der herrschenden
Kunstrezeption fort, welche die Voraussetzung ihres neuen ästhetischen
Entwurfes ist. Dabei gehe ich zunächst auf die Trennung von Form und Inhalt in
der Kunst ein, dann auf die Art und Weise, wie ein Inhalt verstanden bzw.
rezipiert wird. Die Interpretation, welche Sontag als Mittel der Kunstauffassung
und -kritik am vehementesten angreift, steht dabei u.a. im Vordergrund.
Nach dieser Kritik der herrschenden zeitgenössischen Rezeption führe ich die
von Sontag angebotene Alternative zur Interpretation aus.
Längere Zitate des Essays werde ich bezüglich der Authentizität im Original
zitieren, in Sätzen eingebaute Zitate nach der oben angegebenen Übersetzung.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
1. Historische und kulturelle Einordnung
2. Susan Sontag – Zur Person
3. Trennung von Form und Inhalt in der Kunst
4. Der Inhalt und seine Interpretation
4.1 Der Interpretationsbegriff bei Susan Sontag
4.2 Die Kritik der Interpretation als eine Kritik der zeitgenössischen Rezeption
5. Sontags Idee einer neuen ästhetischen Erfahrung
6. Schlussbemerkung
Literatur- und Abbildungsverzeichnis
Vorbemerkung
Für eine Hausarbeit über die Erotik der Kunst bzw. die ästhetische Rezeption bei Susan Sontag entschied ich mich aus folgendem Grund: Zum einen las ich im Herbst des letzten Jahres einen Artikel von der Berliner Kulturwissenschaftlerin Claudia Benthien in der Wochenzeitung Die Zeit über ihr Forschen der von Susan Sontags entworfenen Ästhetik des Schweigens. Dies machte mich neugierig und so stieß ich, ohne einen Originaltext von ihr gelesen zu haben, auf die Darstellung Sontags von Axel Spree in Ästhetik und Kunstphilosophie[1]. Da mich ihre anti-hermeneutisch ästhetische Position interessierte, und dies vor einem umfassenden Hintergrund verschiedener Kunstgattungen, entschied ich mich, im Rahmen der Veranstaltung Einführung in die Ästhetik von Herrn Prof. Dr. Werner Strube, eine schriftliche Hausarbeit darüber zu verfassen.
Als Grundlage meiner Arbeit benutze ich die Originaltexte von Susan Sontag, zusammengefasst in einem Reader (hier vor allem den Essay Against Interpretation), die deutsche Übersetzung des Essays von Mark W. Rien und die Dissertation von Axel Spree Kritik der Interpretation (siehe Literaturverzeichnis).
Ich beginne meine Hausarbeit mit einer kurzen historischen und kulturellen Einordnung der 60er Jahre, da sowohl die Position als auch die Motivation Sontags vor diesem entsprechenden Hintergrund verstanden werden kann.
Nach kurzen biographischen Angaben zu Leben und Werken, fahre ich im Anschluss mit der Erläuterung von Sontags Kritik der herrschenden Kunstrezeption fort, welche die Voraussetzung ihres neuen ästhetischen Entwurfes ist. Dabei gehe ich zunächst auf die Trennung von Form und Inhalt in der Kunst ein, dann auf die Art und Weise, wie ein Inhalt verstanden bzw. rezipiert wird. Die Interpretation, welche Sontag als Mittel der Kunstauffassung und -kritik am vehementesten angreift, steht dabei u.a. im Vordergrund.
Nach dieser Kritik der herrschenden zeitgenössischen Rezeption führe ich die von Sontag angebotene Alternative zur Interpretation aus.
Längere Zitate des Essays werde ich bezüglich der Authentizität im Original zitieren, in Sätzen eingebaute Zitate nach der oben angegebenen Übersetzung.
1 Historische und kulturelle Einordnung
Susan Sontags Essays zur Interpretationskritik entstanden in den sechziger Jahren als eine „[...] Reaktion auf die Veränderungen der künstlerischen Praxis seit den fünfziger Jahren [...]“[2] in Amerika. In der darstellenden Kunst resp. in der Malerei entstand auf der einen Seite der dem Surrealismus entstammende Abstrakte Expressionismus. Künstler, die diese Richtung prägten, stellten subjektive, vom Verstand befreite Empfindungen dar und benutzen die Leinwand als Aktionsfläche ihrer sehr expressiven Malweise. Ihr Hauptvertreter war u.a. Jackson Pollock und Willem de Kooning.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 01: Jackson Pollock „Out of Action“ 1948
Als Gegenbewegung zum Abstrakten Expressionismus entwickelte sich in den 50ern die Pop-Art, welche in den 60ern zu ihrer Blütezeit gelangte. Das Darstellen von subjektiven Befindlichkeiten wurde durch gegenständliches Abbilden zum Teil alltäglicher Objekte ersetzt. Farbe und Form stehen eindeutig dominant im Vordergrund dieser Schaffensperiode. Bekannt wurden mit ihren Werken in den USA unter anderen Andy Warhol, Roy Lichtenstein und Claes Oldenburg.
Von einem übergeordneten Ideal in der Kunst verabschiedeten sich auch in der Literatur immer mehr Künstler. „Der offene Widerspruch zwischen dem Ideal moderner Kunst und den zeitgenössischen künstlerischen Äußerungen führte schließlich zum Bewusstsein vom Ende der klassischen Moderne [...]“[3]
Die sechziger Jahre lassen eine Verschiebung im Kunstbetrieb erkennen, die sich vom Streben nach einem tiefen und verborgenen Sinn zur Etablierung eines absoluten Oberflächenkultes entwickelt. Die Vorrangstellung der Oberfläche und die Beschränkung auf das Sichtbare, sowohl für die Kunst selbst, als auch für den Betrachter; wird in einem Zitat von Warhol deutlich:
„I see everything that way, the surface of things, a kind of mental Braille, I just pass my hands over the surface of things.“ [...] “If you want to know all about Andy Warhol just lookat the surface: of my paintings and films and me, and there I am. There´s nothing behind it.”[4]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 02: Andy Warhol “Cow Wallpaper“ 1966
Sontags Abhandlungen entstehen also in einer Zeit der Dichotomie von einerseits Aufrechterhaltung und Fortsetzung künstlerischer Ausdrucksweisen der sogenannten Klassischen Moderne und andererseits der im Gegensatz dazu entstehenden neuen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten.
2 Susan Sontag – Zur Person
Susan Sontag wurde 1933 in New York City geboren und studierte in Berkeley und Chicago. Ihre beiden MAs absolvierte sie in den Fächern Englisch und Philosophie in Oxford und an der Sorbonne.
[...]
[1] Nida-Rümelin, Julian; Betzler, Monika (Hrsg.): „Ästhetik und Kunstphilosophie von der Antike bis zur Gegenwart“ Stuttgart 1998 (hier S. 762-765)
[2] Spree, Axel: „Kritik der Interpretation“ Paderborn 1995, S.60
[3] Spree „Kritik“ a.a.O., S. 62
[4] zitiert in: Spree „Kritik“ a.a.O., S. 63 aus: McSine, Kynaston(Hrsg.): „Andy Warhol. A Retrospective“ New York 1989
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