Die Frage steht an, ob Sprache und Denken objektivierend im (natur-)wissenschaftlichen Sinne sind oder es jedenfalls sein müssten? Haben wir einen so berechenbaren wie kausal erklärbaren Gegenstand als Objekt vor uns, wenn es um die Existenz und Substanz des Menschen geht? In der Philosophie, der es naturgemäß schwer fällt, immer nur philosophisch zu sein, geht es um bedeutend mehr als um Logik und berechnendes Auseinandernehmen von Brosamen der Ganzheit des Seienden zum Zwecke vorsätzlich-vordergründiger Verwertungen; es hat folglich in inniger Verwandtschaft mit der Dichtkunst mehr mit Stimmungen und dem fortgesetzten Fragen nach dem Sinn des Seins zu tun. Sein Ergebnis ist das im Dienste des staunenden Denkens zur Sprache gebrachte, das, wie Heidegger meinte, "dem Zuspruch des Seins des Seienden entspricht". Gesetzt den Fall, seine Existenzialontologie der Geschichtlichkeit ist weder Anthropologie noch Wissenschaft, sondern Phänomenologie, dann könnte das anstehende Thema demzufolge nicht mit einer "zu einem Instrument der Meldung und der berechenbaren Information" verkürzten und verhärteten Sprache bewältigt – nein, ziviler ausgedrückt: gestalterisch entwickelt werden. Ob Heideggers Denkweisungen zu solch anschaulichen Einblicken Anthropologie genannt werden darf oder nicht, ob sein Denken die Balance zwischen Philosophie und Wissenschaft oder gar der Mystik, Dichtung oder Religion verkörpert, scheint angesichts seiner Dialektik des Verbergens, die alles offenbart und so ins Freie, also auch auf manche seiner dunklen Lichtungen lenkt, belanglos zu sein. Sein Nach-Denken über das Sein im Ereignis des Daseins führt nicht über unsere Welt hinaus, sondern in sie hinein, in die weite Welt, die uns fremd werden will samt ihrer Frigidität, Digitalisierung, Globalisierung und Rationalisierung, die angeblich hinaus ins Ideale oder zu einem Diskurs-Ideal mit dem Konsens-Ziel der vereinheitlichten Wahrnehmungs- und Denkmöglichkeit führen sollen, damit ein meinendes, total aufgeklärtes Über-Ich herrscht, nein, Heidegger warnt nicht nur vor jeglichem Totalitätsanspruch, sondern feit auch dagegen. Er mutet uns zu, in unserem Verhalten wie in dem Verhältnis des Seins zum Seienden als Seiendem das Rätsel des Daseins staunend, aber keinesfalls fatalistisch auszuhalten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Vorbemerkungen
- II. Essenz, Existenz, Existenzial & Ek-sistenz = Existenzialismus?
- II.1 essentia & existentia
- II.2 Existenzialien
- II.3 Existenz & Ek-sistenz
- II.4 In-sistente Ek-sistenzen
- III. Substanz & Substanzialität
- IV. Der innere Bezug von Anthropologie und Ontologie
- V. Ist Heideggers Fundamentalanalyse eine Wissenschaft?
- VI. Was ist Philosophie?
- VII. Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Heideggers Anthropologie im Kontext seiner Philosophie und im Verhältnis zu wissenschaftlichen Ansätzen. Sie beleuchtet die Begriffe Essenz, Existenz, Existenzial und Ek-sistenz und deren Verhältnis zum Existenzialismus. Weiterhin werden die Konzepte von Substanz und Substanzialität sowie die Verbindung zwischen Anthropologie und Ontologie bei Heidegger analysiert.
- Heideggers Verständnis von Existenz und Substanz
- Das Verhältnis von Philosophie und Wissenschaft in Heideggers Anthropologie
- Die Rolle von Existenzialien in Heideggers Denken
- Die Bedeutung von Sprache und Denken bei Heidegger
- Die Frage nach der Wissenschaftlichkeit von Heideggers Fundamentalanalyse
Zusammenfassung der Kapitel
I. Vorbemerkungen: Diese Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt Heideggers Ansatz, die Sprache als "Haus des Seins" zu betrachten. Sie betont die Notwendigkeit einer sorgfältigen Begriffsbestimmung, um sich in diesem Kontext zurechtzufinden und die eigene Beziehung zur Sprache zu verstehen. Der Bezug auf Heideggers Anspruch, die Sprache als "im In-Sein fundiertes Existenzial" zu begreifen, wird eingeführt und als Ausgangspunkt der weiteren Untersuchung etabliert. Die Vorbemerkung legt den Grundstein für die anschließende Auseinandersetzung mit den zentralen Begriffen und Argumenten der Arbeit.
II. Essenz, Existenz, Existenzial & Ek-sistenz = Existenzialismus?: Dieses Kapitel befasst sich ausführlich mit den zentralen Begriffen von Heideggers Philosophie. Es analysiert die Unterschiede und Zusammenhänge zwischen Essenz und Existenz, beleuchtet die Bedeutung der Existenzialien und untersucht das Verhältnis von Existenz und Ek-sistenz. Die Unterkapitel gehen detailliert auf die jeweiligen Begriffe ein, analysieren ihre Bedeutung im Kontext von Heideggers Ontologie und untersuchen, inwieweit diese Begriffe mit dem Existenzialismus in Verbindung gebracht werden können. Das Kapitel stellt ein Kernstück der Arbeit dar, indem es die Grundlage für das Verständnis der nachfolgenden Kapitel liefert.
III. Substanz & Substanzialität: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Heideggers Begriff von Substanz und Substanzialität. Es analysiert, wie Heidegger diese Konzepte in seiner Ontologie verwendet und wie sie sich von traditionellen metaphysischen Auffassungen unterscheiden. Der Abschnitt untersucht die Implikationen dieser Konzepte für das Verständnis von Existenz und Sein. Die Bedeutung von Substanz und Substanzialität wird im Kontext der vorherigen Kapitel über Existenz und Existenzialien erläutert, um ein umfassendes Bild von Heideggers Philosophie zu zeichnen.
IV. Der innere Bezug von Anthropologie und Ontologie: Dieses Kapitel untersucht die enge Verbindung zwischen Heideggers Anthropologie und Ontologie. Es zeigt auf, wie seine ontologische Analyse des Seins auch implizit eine Anthropologie darstellt und wie beide Bereiche untrennbar miteinander verwoben sind. Der Fokus liegt auf der Frage, wie Heideggers ontologische Untersuchung das Verständnis des menschlichen Daseins beeinflusst und welche Bedeutung dies für seine Philosophie hat. Das Kapitel veranschaulicht die Interdependenz zwischen Ontologie und Anthropologie im Werk Heideggers.
V. Ist Heideggers Fundamentalanalyse eine Wissenschaft?: Dieses Kapitel hinterfragt den wissenschaftlichen Charakter von Heideggers Fundamentalanalyse. Es diskutiert die Methoden und Ansätze Heideggers und vergleicht sie mit den Methoden der traditionellen Wissenschaften. Es wird untersucht, inwieweit Heideggers Arbeit den Kriterien der Wissenschaftlichkeit genügt oder ob sie sich eher als philosophische Untersuchung verstehen lässt. Die Diskussion bezieht sich auf die vorherigen Kapitel und deren philosophische Argumente. Die Frage nach der Wissenschaftlichkeit von Heideggers Ansatz steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzung.
VI. Was ist Philosophie?: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Heideggers Verständnis von Philosophie. Es untersucht, wie er Philosophie von Wissenschaft abgrenzt und welche Rolle das Staunen und das Fragen nach dem Sein in seinem philosophischen Ansatz spielen. Die Auseinandersetzung mit der Frage nach der Natur der Philosophie wird in Beziehung zu den vorherigen Kapiteln gesetzt und fasst zentrale Aspekte der Arbeit zusammen. Die Kapitel verdeutlicht die einzigartige Perspektive Heideggers auf die Philosophie und ihre Beziehung zur Wissenschaft und zum menschlichen Dasein.
Schlüsselwörter
Heidegger, Anthropologie, Ontologie, Existenz, Substanz, Existenzial, Ek-sistenz, Existenzialismus, Philosophie, Wissenschaft, Fundamentalanalyse, Sprache, Sein.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Heidegger: Anthropologie und Ontologie
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Heideggers Anthropologie im Kontext seiner Philosophie und im Verhältnis zu wissenschaftlichen Ansätzen. Sie untersucht zentrale Begriffe wie Essenz, Existenz, Existenzial und Ek-sistenz und deren Verhältnis zum Existenzialismus, sowie die Konzepte von Substanz und Substanzialität und die Verbindung zwischen Anthropologie und Ontologie bei Heidegger. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Frage nach der Wissenschaftlichkeit von Heideggers Fundamentalanalyse.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Heideggers Verständnis von Existenz und Substanz; das Verhältnis von Philosophie und Wissenschaft in Heideggers Anthropologie; die Rolle von Existenzialien in Heideggers Denken; die Bedeutung von Sprache und Denken bei Heidegger; und die Frage nach der Wissenschaftlichkeit von Heideggers Fundamentalanalyse. Die einzelnen Kapitel befassen sich ausführlich mit den jeweiligen Aspekten und ihren Zusammenhängen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem einzelnen?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Vorbemerkungen (Einführung in Heideggers Ansatz und Begriffsbestimmung); Essenz, Existenz, Existenzial & Ek-sistenz = Existenzialismus? (Analyse zentraler Begriffe und deren Verhältnis zum Existenzialismus); Substanz & Substanzialität (Untersuchung von Heideggers Verständnis von Substanz und Substanzialität); Der innere Bezug von Anthropologie und Ontologie (Analyse der Verbindung zwischen Heideggers Anthropologie und Ontologie); Ist Heideggers Fundamentalanalyse eine Wissenschaft? (Diskussion über den wissenschaftlichen Charakter von Heideggers Arbeit); Was ist Philosophie? (Heideggers Verständnis von Philosophie und deren Abgrenzung von Wissenschaft); und Schlussbemerkungen (Zusammenfassung der Ergebnisse).
Wie werden die zentralen Begriffe von Heidegger definiert und verwendet?
Die Arbeit analysiert die Begriffe Essenz, Existenz, Existenzial und Ek-sistenz im Detail, beleuchtet ihre Unterschiede und Zusammenhänge und untersucht ihr Verhältnis zueinander und zum Existenzialismus. Ähnlich wird der Begriff der Substanz und Substanzialität im Kontext von Heideggers Ontologie untersucht und von traditionellen metaphysischen Auffassungen abgegrenzt. Die Bedeutung dieser Konzepte für das Verständnis von Existenz und Sein wird ausführlich erläutert.
Wie wird die Beziehung zwischen Heideggers Anthropologie und Ontologie dargestellt?
Die Arbeit zeigt die enge Verbindung zwischen Heideggers Anthropologie und Ontologie auf. Sie argumentiert, dass seine ontologische Analyse des Seins implizit auch eine Anthropologie darstellt und beide Bereiche untrennbar miteinander verwoben sind. Der Fokus liegt darauf, wie Heideggers ontologische Untersuchung das Verständnis des menschlichen Daseins beeinflusst.
Wird die Frage nach der Wissenschaftlichkeit von Heideggers Arbeit diskutiert?
Ja, ein Kapitel widmet sich explizit der Frage, ob Heideggers Fundamentalanalyse als wissenschaftliche Arbeit betrachtet werden kann. Die Arbeit diskutiert Heideggers Methoden und Ansätze und vergleicht sie mit den Methoden traditioneller Wissenschaften. Es wird untersucht, inwieweit Heideggers Arbeit den Kriterien der Wissenschaftlichkeit genügt oder ob sie eher als philosophische Untersuchung zu verstehen ist.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Heidegger, Anthropologie, Ontologie, Existenz, Substanz, Existenzial, Ek-sistenz, Existenzialismus, Philosophie, Wissenschaft, Fundamentalanalyse, Sprache, Sein.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für Leser gedacht, die sich für Heideggers Philosophie, insbesondere seine Anthropologie und Ontologie, interessieren. Sie richtet sich an Studierende der Philosophie, Wissenschaftler und alle, die sich mit den zentralen Fragen des Seins und des menschlichen Daseins auseinandersetzen möchten. Die Arbeit setzt ein grundlegendes Verständnis von Heideggers Denken voraus.
- Quote paper
- Siegmar Faust (Author), 2003, Existenz und Substanz - Heideggers Anthropologie zwischen Philosophie und Wissenschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25898