Diese Arbeit will sich den romantischen Implikationen im Phantasus widmen. Über das Vorhandensein
solcher romantisch anmutenden Wesenselemente herrscht in der Forschung Einhelligkeit – so, um
nur zwei Fachautoren zu zitieren, spricht Karl Geisendörfer vom „Durchbruch einer tieferen romantischen
Wesenseigenart“1 und auch Gerhard Schulz ermittelt „eine eigentümliche Romantik, die hier
unter dem Feldzeichen einer naturalistischen Revolution der Lyrik heraufzieht“2. Diese romantische
Wesenseigenart soll in ihren Erscheinungsformen herausgearbeitet, analysiert und in den literarhistorischen
Kontext eingeordnet werden. Ich habe mich dabei auf einige Aspekte dieser Erscheinungen
des Romantischen im Phantasus beschränkt (Teil B.): Die Phantasus-Existenz als Ausdruck
universalen Welterlebens soll den Gedanken eines romantischen Universalismus im Phantasus
nachweisen, im Weiteren werden das Künstlerbild und die Apotheose bzw. Entgrenzung des Künstler-
Ichs am Ende des Epos, in den Kontext romantischer Literatur gestellt.
Im Teil A soll der Versuch unternommen werden, die geistesgeschichtlichen bzw. kulturgeschichtlichen
Tendenzen der Jahrhundertwende zu skizzieren, vor deren Hintergrund der Phantasus steht, und
somit ein Grundverständnis zu schaffen. Hierbei spielt vor allem der Gedanke des psychophysischen
Monismus eine große Rolle und die philosophiegeschichtlichen Beziehungen in der Philosophie
Eduart von Hartmanns und seinen Wurzeln im Deutschen Idealismus. Dies wird es ermöglichen, den
individuellen, autorenspezifischen Wandlungsprozess Arno Holz` nachvollziehbar zu machen. Die
Anbindung an zeitgenössische Strömungen der Literatur der Jahrhundertwende erfolgt im letzten Teil
(Teil C.) der Arbeit. Hier sollen die in Teil A einleitend skizzierten geistesgeschichtlichen Aspekte
aufgegriffen und die in Teil B nachgewiesenen und herausgearbeiteten romantischen Motive, in einem
weiteren literarischen Kontext gestellt werden. Im Mittelpunkt steht dabei das Romantikverständnis
der Moderne v.a. bei Ricarda Huch. Teil C wird so in einer zusammenfassenden Funktion die
entwickelten Gedankengänge aufgreifen und zu einer schließlichen Bewertung formen. [...]
1 Geisendörfer S.12.
2 Schulz 1968 S.135.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- A. Arno Holz und der psychophysische Monismus
- 1. Die Fixierung des Irrationalen. Sinnenwelt und „Weltseele“ im psychophysischen Monismus
- 2. Arno Holz’ Weltbild
- 2.1 Die geistesgeschichtliche Position von Arno Holz
- 2.1.1 Die Sichtbarkeit des Unsichtbaren in der Natur. Zur induktiven Metaphysik in der Philosophie Eduard von Hartmanns
- 2.1.2 Schellings Idee einer spekulativen Naturphilosophie
- 2.2 Arno Holz’ Natur-Begriff
- B. Der Phantasus
- 1. Die Phantasus-Existenz als Ausdruck universalen Welterlebens
- 2. Das romantische Künstlerbild im Phantasus
- 3. Entgrenzung im Traum. Die Auflösung der Phantasus-Erscheinung und ihr romantisches Potenzial
- C. Der Phantasus im Kontext der historischen Moderne
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die romantischen Implikationen in Arno Holz’ „Phantasus“. Ziel ist es, die romantischen Wesenselemente in Holz’ Werk herauszuarbeiten, zu analysieren und in den literarhistorischen Kontext einzuordnen. Der Fokus liegt auf der Phantasus-Existenz als Ausdruck universalen Welterlebens, dem romantischen Künstlerbild und der Entgrenzung des Künstler-Ichs. Der Kontext wird durch die Betrachtung des psychophysischen Monismus und der geistesgeschichtlichen Strömungen der Jahrhundertwende geschaffen.
- Romantische Elemente in Arno Holz’ naturalistischem Werk „Phantasus“
- Der psychophysische Monismus und seine Auswirkungen auf die Darstellung der Wirklichkeit
- Das romantische Künstlerbild im Kontext des Naturalismus
- Der Phantasus als Ausdruck eines universalen Welterlebens
- Einordnung des „Phantasus“ in den literarischen Kontext der Moderne
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein, stellt Arno Holz’ „Phantasus“ als Hauptwerk vor und beschreibt dessen fragmentarischen Charakter. Sie skizziert die Intention der Arbeit, die romantischen Implikationen im „Phantasus“ zu untersuchen und in den Kontext der Jahrhundertwende einzuordnen. Die Einleitung betont die Einhelligkeit in der Forschung bezüglich des Vorhandenseins romantischer Elemente und kündigt die Struktur der Arbeit an: Teil A befasst sich mit dem psychophysischen Monismus und Holz’ Weltbild, Teil B mit den romantischen Implikationen im „Phantasus“ selbst, und Teil C mit der Einordnung in den Kontext der Moderne.
A. Arno Holz und der psychophysische Monismus: Dieses Kapitel untersucht den psychophysischen Monismus als Hintergrund für das Verständnis von Holz’ Werk. Es beleuchtet die Einflüsse von Darwin und Haeckel auf die Entwicklung des Monismus und dessen Reaktion auf den Niedergang des Naturalismus. Die Kapitel beschreibt den Monismus als Versuch, das „Bedrohliche“ der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu verarbeiten und neue Sicherheiten zu schaffen. Der Fokus liegt auf der „Wiederverzauberung der Welt“ und der pantheistischen Beseelung des Alls, die den Weg für die poetische Verarbeitung dieser Erkenntnisse ebnet. Die Verwandtschaft des Monismus mit romantischen Universalismus wird angedeutet und als Grundlage für die folgenden Kapitel etabliert.
B. Der Phantasus: Dieses Kapitel widmet sich den romantischen Implikationen im „Phantasus“ selbst. Es analysiert die Phantasus-Existenz als Ausdruck universalen Welterlebens, untersucht das romantische Künstlerbild und die Apotheose bzw. Entgrenzung des Künstler-Ichs im Kontext romantischer Literatur. Durch die detaillierte Auseinandersetzung mit diesen Aspekten soll der romantische Gehalt des Werkes nachgewiesen und eingeordnet werden. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der spezifischen Ausprägungen romantischer Motive innerhalb von Holz' naturalistischem Rahmen.
Schlüsselwörter
Arno Holz, Phantasus, Naturalismus, Romantik, Psychophysischer Monismus, Jahrhundertwende, Universales Welterleben, Künstlerbild, Moderne, Evolutionstheorie, Pantheismus.
Häufig gestellte Fragen zu Arno Holz' "Phantasus"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die romantischen Implikationen in Arno Holz' "Phantasus". Das Hauptziel ist es, die romantischen Wesenselemente in Holz' Werk herauszuarbeiten, zu analysieren und in den literarhistorischen Kontext einzuordnen. Der Fokus liegt dabei auf der Phantasus-Existenz als Ausdruck universalen Welterlebens, dem romantischen Künstlerbild und der Entgrenzung des Künstler-Ichs. Der Kontext wird durch die Betrachtung des psychophysischen Monismus und der geistesgeschichtlichen Strömungen der Jahrhundertwende geschaffen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit folgenden Schwerpunkten: Romantische Elemente in Arno Holz' naturalistischem Werk "Phantasus"; der psychophysische Monismus und seine Auswirkungen auf die Darstellung der Wirklichkeit; das romantische Künstlerbild im Kontext des Naturalismus; der Phantasus als Ausdruck eines universalen Welterlebens; und die Einordnung des "Phantasus" in den literarischen Kontext der Moderne.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile: Teil A behandelt Arno Holz und den psychophysischen Monismus, inklusive dessen geistesgeschichtlicher Einordnung und Einfluss auf Holz' Weltbild. Teil B analysiert die romantischen Implikationen im "Phantasus" selbst, fokussiert auf die Phantasus-Existenz, das romantische Künstlerbild und die Entgrenzung des Künstler-Ichs. Teil C ordnet den "Phantasus" in den Kontext der Moderne ein.
Was ist der psychophysische Monismus und seine Bedeutung für die Arbeit?
Der psychophysische Monismus bildet den Hintergrund für das Verständnis von Holz' Werk. Die Arbeit beleuchtet dessen Einflüsse (Darwin, Haeckel) und dessen Reaktion auf den Niedergang des Naturalismus. Der Monismus wird als Versuch beschrieben, die "Bedrohlichen" Aspekte neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zu verarbeiten und neue Sicherheiten zu schaffen. Seine Verwandtschaft mit romantischen Universalismus wird als Grundlage für die folgenden Kapitel etabliert.
Wie wird der "Phantasus" im Kontext der Romantik betrachtet?
Das Kapitel zum "Phantasus" analysiert die Phantasus-Existenz als Ausdruck universalen Welterlebens, untersucht das romantische Künstlerbild und die Entgrenzung des Künstler-Ichs im Kontext romantischer Literatur. Ziel ist der Nachweis und die Einordnung des romantischen Gehalts des Werkes innerhalb von Holz' naturalistischem Rahmen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Arno Holz, Phantasus, Naturalismus, Romantik, Psychophysischer Monismus, Jahrhundertwende, Universales Welterleben, Künstlerbild, Moderne, Evolutionstheorie, Pantheismus.
Welche Zusammenfassung der Kapitel wird gegeben?
Die Einleitung führt in die Thematik ein, stellt "Phantasus" vor und beschreibt dessen fragmentarischen Charakter. Sie skizziert die Intention, die romantischen Implikationen zu untersuchen und in den Kontext der Jahrhundertwende einzuordnen. Teil A untersucht den psychophysischen Monismus als Hintergrund für Holz' Werk. Teil B widmet sich den romantischen Implikationen im "Phantasus" selbst, analysiert die Phantasus-Existenz und das romantische Künstlerbild.
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- Philipp Maurer (Author), 2004, "... aus dunklen Gärten klingt Musik". Zu romantischen Implikationen in Arno Holz Weltgedicht Phantasus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25805