Mobbing - Gewalt in Gesellschaft und Politik


Seminararbeit, 2004

29 Seiten, Note: 15 Punkte


Leseprobe


A. Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition und Bedeutung des Mobbing-Begriffs

3. Die Charakteristika und Ursachen im Mobbing-Täter

4. Die Charakteristika und Ursachen im Mobbing-Opfer

5. Mobbing-Handlungen: Unterschiede zu „normalen“ Konflikten

6. Die 4 Mobbing-Phasen

7. Folgen von Mobbing

8. Verbreitung von Mobbing

9. Prävention und Intervention in Bezug auf Mobbing

10. Die rechtliche Seite

11. Fazit

Erklärung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung:

Dort wo Menschen zusammentreffen besteht immer die Möglichkeit, dass Konflikte entstehen. Auch am Arbeitsplatz ist niemand davor gewahrt. Hier gibt es bereits seit längerer Zeit ein Phänomen, das als „Mobbing“ bezeichnet wird, es gewinnt seit den 80er Jahren immer mehr an Beachtung. Die Berufstätigen leiden unter den psychischen und physischen Schäden, sie können krank werden und ihren Arbeitsplatz im schlimmsten Fall sogar verlieren oder selbst aufgeben. Ein schlechtes Arbeitsklima hat dann auch Auswirkungen auf die Produktivität und die Krankheitsquoten eines Unternehmens und so führt Mobbing heute bereits zu einem erhöhten Krankenstand und erhöhten Prozessanzahlen.

Mit wachsendem Konkurrenz- und Leistungsdruck und der ständigen Gefahr drohender Arbeitslosigkeit, nimmt die Mobbing Problematik stetig zu. Und niemand ist davor gewahrt nicht selbst einmal Opfer zu werden, diese Problematik macht vor keiner Hierarchiestufe und keinem Beruf halt.

Vor ca. 1 Jahr gab es dann den für mich entscheidenden Auslöser mich näher mit dem Thema „Mobbing“ zu befassen. Eine Person aus meinem direkten Familienkreis war selbst betroffen und wurde von seinem Vorgesetzten schikaniert. Es gab üble Beschimpfungen, die Person bekam nur noch Aufgaben ohne Sinn und war für seinen Ausbildungsstand völlig unterfordert. Es wurden Urlaubsanträge gestrichen und unzulässige Überstunden angeordnet. Als dann zum 3. Mal ein gebuchter Urlaub durch den Chef drei Tage vor Urlaubsantritt storniert wurde, hat diese Person die Notbremse gezogen und rechtlichen und auch ärztlichen Rat eingeholt. Bis dahin war der Person nicht klar, dass das was der Chef mit seinem Mitarbeiter tat, Mobbing sein könnte.

Im späteren Gespräch mit einem Psychologen wurde aber deutlich, dass es sich hierbei schon lange nicht mehr nur um einen Konflikt zwischen den Beiden handelte.

Natürlich ist nicht jeder Kollegenscherz als Mobbing zu betrachten. Necken und gelegentliche Pöbeleien liegen in der Natur des Menschen. Jedoch sollte man in der Lage sein, Mobbing rechtzeitig zu erkennen um Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.

Im Folgenden wird der Begriff Mobbing näher durchleuchtet, die Täter und Opfer charakterisiert und auch Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Natürlich wird hierbei auch der rechtliche Aspekt sich gegen Mobbing zu wehren angesprochen.

Die Begriffe „Täter“, „Opfer“, „Kollege“, „Mobber“ … wurden der Einfachheit halber in männlicher Form dargestellt um den Lesefluss nicht zu erschweren. Es ist natürlich aber jeweils auch die weibliche Form mit gemeint.

Diese Seminararbeit versteht sich als theoretische Arbeit und stützt sich hauptsächlich auf deutsche Fachliteratur, die zwischen 2000 und 2003 erschienen ist.

Das Thema „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“ wurde aus Gründen der thematischen Eingrenzung nicht behandelt.

2. Definition und Bedeutung des Mobbing-Begriffs:

Der Begriff „Mobbing“ geht auf das englische Wort „to mob“ zurück, was als Verb die Bedeutung von „lärmend herfallen über, anpöbeln, angreifen, attackieren“ hat. Als Substantiv wird es als „Gesindel, Bande, Sippschaft“ übersetzt. Seinen Ursprung hat der Begriff wohl in der lateinischen Sprache, wo „mobile vulgus“ so viel bedeutet wie die „wankelmütige Masse“, oder „aufgewiegelte Volksmenge.“[1]

Der Begriff hat seine weltweite Bekanntheit dem schwedischen Psychiater und Arbeitswissenschaftler Professor Heinz Leymann (1932 – 1999) zu verdanken, der 1993 den bekannten Begriff Mobbing prägte, unter der die Suchmaschine „lycos“ heute 179.897 (Stand: 01.02.2004) Treffer findet. Leymann untersuchte die Ursachen für die psychische Belastung von Arbeitnehmern in ihrer Persönlichkeit aber auch in den betrieblichen Umfeldern und fand heraus, dass diese Umfeldbedingungen sehr häufig eine große psychische Belastung für den Arbeitnehmer darstellten. Seine Ergebnisse und Schlussfolgerungen genießen auch heute noch einen hohen Stellenwert in der Fachwelt.

Die gebräuchlichste Definition geht auch auf Leymann zurück und wird heute noch von der Gesellschaft für psychosozialen Stress und Mobbing e.V. verwendet:

„Unter Mobbing wird eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen verstanden, bei der die angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder einigen Personen systematisch, oft, und während längerer Zeit mit dem Ziel und dem Effekt des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis direkt oder indirekt angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet.“[2]

Diese Definition wird jedoch von Fachleuten nicht als abschließend gesehen, da bei o. g. Definition der Eindruck entsteht, das Mobbing sich immer nur gegen eine Einzelperson richtet und die Erfahrung aber zeigt, das sich Mobbing auch gegen eine Gruppe von Personen richten kann wie z.B. „Ausländer“, „Frauen“, „Azubis“…

So bedarf diese Definition einer ständigen Interpretation.

Das Bundesarbeitsgericht hat in seiner Entscheidung vom 15.01.1997 (BAGE 85, 56 [58]) ebenfalls eine Definition für Mobbing erstellt:

„Das systematische Anfeinden, Schikanieren oder Diskriminieren von Arbeitnehmern untereinander oder durch Vorgesetzte“.[3]

Diese Definition würde jedoch ein Mobben von Arbeitnehmern gegenüber Vorgesetzten ausschließen und ist daher auch höchst ungenau.

Leymann hat aufgrund von 300 Interviews mit Mobbing Betroffenen eine Liste erstellt, die 45 Mobbinghandlungen aufzeigen, die lange in den ersten Jahren der Mobbingdiskussion genutzt wurde, um auf Mobbing aufmerksam zu machen. Diese Liste zeigt Handlungen auf, die sowohl psychische als auch physische Gewalt des Täters gegenüber dem Opfer sind. Jedoch wurde diese Liste von Fachleuten oft als unvollständig und unsystematisch bezeichnet. Es war aber ein 1. Schritt in die richtige Richtung. Die Liste wird von jedem namhaften Autor in seiner jeweils eigenen Liste um einige Punkte erweitert und kann heute als 100+…Liste bezeichnet werden. Hierauf wird später näher eingegangen.

Entscheidend ist bei Mobbing auch die Häufigkeit der Attacken. Leymann sprach erst von Mobbing, wenn die Handlungen mindestens ein Mal die Woche über in einem Zeitraum von einem halben Jahr ausgeführt wurden.

Dass diese Zeitrechnung nicht allanwendbar ist, wird in der heutigen Zeit der Schichtarbeit, Teilzeitarbeit und schnellen Kündigungen deutlich. Kann man etwa nicht von Mobbing sprechen, wenn ein Arbeitnehmer fünf Mal in der Woche von einem Kollegen schikaniert wurde und er deshalb bereits nach 4 Monaten selbst kündigte? Oder kann ein Schichtarbeiter, der nur alle 3 Wochen auf seinen Schichtleiter trifft und dann von ihm gemobbt wird, nicht von Mobbing sprechen?

Diese verschiedenen Probleme zeigen auf, wie facettenreich Mobbing auftritt und wie schwierig es ist einen handfesten Konflikt am Arbeitsplatz oder „normale“ Reibereien von Mobbing zu unterscheiden. Man sollte nicht zu voreilig mit dem zurzeit in Mode gekommenen Begriff „Mobbing“ umgehen, da dieser auch bei manchem Vorgesetzten bereits ein „rotes Tuch“ darstellt. Man muss deshalb immer erst untersuchen, ist das normaler Ärger oder steckt ein System dahinter.

3. Die Charakteristika und Ursachen im Mobbing-Täter

Die Ursachen für Mobbing sind vielfältig. In vielen Untersuchungen und Studien werden auch Strukturen innerhalb einer Organisation als mobbingförderlich eingestuft. „Mängel in der Organisation schaffen Konflikte und Konflikte sind hervorragender Nährboden für Mobbing.“[4] Aber auch schlechte Arbeitsbedingungen wie zu wenig oder unqualifiziertes Personal, permanente Arbeitsüberlastung, räumliche Beengtheit, unfähige Führungskräfte oder Einsparungen an falscher Stelle können den Mobbing-Prozess fördern.[5]

Natürlich gibt es auch persönliche Gründe, die individuell von Neid, Konkurrenzdenken, Karrieredenken, Unsicherheit über die eigene Stellung am Arbeitsplatz über Minderwertigkeitsgefühle und Machtgelüste reichen. Mobbing-Täter fühlen sich oft selber als Mobbing-Opfer und handeln ihrer Meinung nach nur zur Verteidigung; für sie ist Mobbing eine Art sich zu wehren. Sie drehen die Dinge um und sind am Ende die scheinbar bedauernswerten Opfer. Ihre Verteidigungsgründe werden oft als Rechtfertigung für ihr unfaires Verhalten vorgeschoben. Mobber haben jedoch eines alle gemeinsam:

„Sie sind aktive Täter!“[6]

Es gibt verschiedene Typen von Täter, die meist ein Thema als Motiv für Mobbing haben. Die häufigsten Motive werden hier kurz erläutert:

Faire Konfliktlösung ist ein Risiko

Ein wichtiger psychologischer Hintergrund für den Täter ist seine eigene Abschätzung einen offenen Konflikt mit dem Opfer nicht erfolgversprechend lösen zu können. Er schätzt die Chancen auf legalem Weg seine Interessen durchzusetzen als sehr gering ein und vermeidet daher eine offene Auseinandersetzung. Manche Täter kennen keine Konfliktlösungsverfahren und beherrschen nur den unfairen Kampf. Der Mobber möchte seine Interessen unbedingt durchbringen und ihm ist dafür jedes Mittel Recht. Bei einer fairen Konfliktlösung wären seine Chancen den Konflikt zu gewinnen nur 50 % und das erscheint dem Täter zu wenig. Um diesem Risiko aus dem Weg zu gehen, versucht er seinen Gegner mit anderen Mitteln aus dem Weg zu räumen und seine Interessen durchzusetzen.[7]

[...]


[1] vgl. „Mobbing, Der Ratgeber für Betroffene und ihre Interessenvertretung“ S. 20

[2] vgl. „Mobbing, Der Ratgeber für Betroffene und ihre Interessenvertretung“ S. 21

[3] vgl. „Mobbing, Der Ratgeber für Betroffene und ihre Interessenvertretung“ S. 21

[4] Zitat „Mobbing-nicht mit mir“ S. 41

[5] vgl. „Mobbt die Mobber“ S. 40

[6] Zitat „Mobbing-nicht mit mir“ S. 74

[7] vgl. „Mobbing, Der Ratgeber für Betroffene und ihre Interessenvertretung“ S. 100

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Mobbing - Gewalt in Gesellschaft und Politik
Hochschule
Fachhochschule Dortmund  (Fachbereich staatl. Verwaltungsdienst)
Veranstaltung
Seminarreihe im Rahmen der Ausbildung zum gehobenen Dienst
Note
15 Punkte
Autor
Jahr
2004
Seiten
29
Katalognummer
V25649
ISBN (eBook)
9783638282123
Dateigröße
565 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mobbing, Gewalt, Gesellschaft, Politik, Seminarreihe, Rahmen, Ausbildung, Dienst
Arbeit zitieren
Olivia Mürmann (Autor:in), 2004, Mobbing - Gewalt in Gesellschaft und Politik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25649

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