Die Fixierung von Patienten stellt noch immer eine regelmäßig angewandte Methode im pflegerischen Alltag dar.
Ob zur Gefahrenabwehr in Akutsituationen oder etwaigen Notständen, das Problem ist der Alltag, auch dort, wo Fixierungen vielleicht vollkommen richtig angewendet werden.
Meist wird dabei das Problem der Fixierung nur unter strafrechtlichen Gesichtspunkten gesehen (§ 239 Strafgesetzbuch), obwohl auch haftungsrechtliche Folgen eintreten können.
Ganz abgesehen davon, dass für hilfsbedürftige oder gar behinderte Menschen bauliche Hindernisse einstweilen auch gesellschaftliche Schranken aufzeigen. Sie verhindern die freie Entfaltung der Persönlichkeit und verstoßen gegen das Gebot der Chancengleichheit.
Von vielen wird dieses dabei als Tabuthema betrachtet, das es nicht gibt oder nicht geben darf. Bereits bei der Materialsuche stößt man auf die Grenzen dieses Themas.
Die Bewahrung der Menschenwürde kann in Krankheitssituationen für Außenstehende schwer nachzuvollziehen sein. Sie ist nicht immer Misshandlung. Denn die Alternative wäre für den betroffenen Menschen vielleicht noch wesentlich unmenschlicher.
Ein stundenweises Anbinden in einem Sessel ist, so schrecklich das zunächst klingt, die bessere Alternative zum Sedieren und bettlägerig machen. Viele Betroffene besitzen nicht die Kraft oder den Mut, sich zu Wort zu melden, deshalb geht man von einer sehr hohen Dunkelziffer von Fällen der Fixierungen und auch der Gewalt aus.
(...)
Es steht für die Autoren außer Frage, das es sich hier um ein bundesweites Problem handelt.
Gehören Pflegewirklichkeit und Menschenwürde in unserem Lebensalltag viel zu selten zusammen?
Wünschen wir uns nicht alle selbst eine menschenwürdige und liebevolle Pflege? Haben nicht pflegebedürftige Patienten oder alte Menschen den gleichen Wunsch oder auch das gleiche Recht?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problem
- Exkurs: Zur Geschichte des Festmachens und der Psychiatrie
- Indikation zur Fixierung
- Begriffe
- Fixierung
- Freiheitsentzug
- Freiheit
- Beschränkungen der Freiheit
- Freiheitsberaubung
- Rechtliche Aspekte
- Die rechtliche Situation (Zulässigkeit einer Fixierung)
- Formen der Fixierung
- Fixierung
- Grundlagen
- Das geschützte Rechtsgut
- Die Freiheit des Menschen
- Ende der Gefährdung
- Zivilrechtliche Folgen einer Freiheitsberaubung
- Anordnung und Durchführung einer Fixierung
- Überwachung bereits fixierter Patienten
- Notwendigkeit einer richterlichen Genehmigung bei längerer Fixierung
- Vormundschaft
- Drei wesentliche Kritikpunkte
- Umgang der Pflegekraft mit dem Spannungsfeld Fixierung
- Der Betroffene im Spannungsfeld
- Ebenen, die bei einer Fixierung betroffen sind
- Arzt - Patient
- Arzt - Mitpatient
- Mitarbeiter - Arzt
- Patient - Mitpatient
- Die therapeutische Ebene
- Die intrapsychische Ebene
- Begrenztheit der personellen Ressourcen
- Ziele - Entspannung der Situationen
- Absolutistische Ethik
- Relativistische Ethik
- Relative Urteilskraft
- Relativismus in der Justiz
- Relative Situation
- Paternalistische Ethik
- Paternalismus im Konflikt zu Kultur
- Paternalismus in der Realität
- Ethik in der Autonomie
- Autonomie des Patienten
- Das ethische Koordinatensystem
- Fallbeispiel über einen betreuten Patienten
- Ethische Analyse (anhand des Koordinatensystems)
- Der Fall aus rechtlicher Sicht
- Fallbeispiel über eine verwirrte Heimbewohnerin
- Ethische Analyse (anhand des Koordinatensystems)
- Der Fall aus rechtlicher Sicht
- Moralischer Blick in die Praxis
- Bestürzende Anzahl von Fixierungen
- Freiburger Studie
- Gesellschaftliche Norm als ethische Lösung?
- Das Recht als soziale Norm
- Der Umgang mit dem Konflikt
- Ethische Schlussbetrachtung
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Thema der Fixierung in der Pflege und beleuchtet die ethischen und rechtlichen Aspekte dieser Praxis. Ziel ist es, das Problem der Fixierung aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und ethische Lösungsansätze zu erarbeiten.
- Ethische und rechtliche Aspekte der Fixierung
- Begriffe und Definitionen im Zusammenhang mit Fixierung und Freiheit
- Rechtliche Rahmenbedingungen und ethische Dilemmata
- Umgang mit dem Spannungsfeld zwischen Fixierung und Menschenwürde
- Ethische Lösungsansätze und deren praktische Relevanz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet das Problem der Fixierung im pflegerischen Alltag und die damit verbundenen ethischen und rechtlichen Fragen. Anschließend wird ein Exkurs in die Geschichte des Festmachens und der Psychiatrie unternommen, um die historischen Wurzeln des Themas zu beleuchten. Im Weiteren werden die Indikationen zur Fixierung und die rechtlichen Aspekte der Fixierung von Patienten behandelt. Die Kapitel 3 und 4 beleuchten die rechtlichen und pflegerischen Aspekte der Fixierung sowie die Grundlagen und die ethische Dimension. Kapitel 5 widmet sich unterschiedlichen ethischen Standpunkten und deren Relevanz für die Praxis. Kapitel 6 befasst sich mit ethischen Lösungsansätzen und deren Anwendung in Fallbeispielen.
Schlüsselwörter
Fixierung, Pflege, Ethik, Recht, Menschenwürde, Freiheitsentzug, Selbstbestimmung, Paternalismus, Autonomie, Lösungsansätze, Fallbeispiele, Empirie.
- Arbeit zitieren
- Roger Richter (Autor:in), Christian Stieler (Autor:in), 2001, Fixierung in der Pflege. Ethische Ansätze zur Problemlösung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25568