Vor mir liegt das Werk "Medea. Stimmen" von Christa Wolf, welche 1929 in Landsberg / Warthe geboren wurde. Sie studierte in Jena und Leipzig Germanistik und arbeitete als Verlags- und Cheflektorin. Bereits während dieser Zeit betätigte sie sich schriftstellerisch. 1961 erschien ihr erster Roman, "Die Moskauer Novelle".
Weitere Romane und Erzählungen folgten ("Der geteilte Himmel", "Kassandra" usw.), wofür sie bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhielt. Heute lebt Christa Wolf als freie Schriftstellerin in Berlin. Medea ist eine der faszinierendsten und zugleich widersprüchlichsten mythischen Gestalten der Vergangenheit, die bereits 430 v. Chr. von Euripides als Kindesmörderin in die Literatur eingeführt wurde.
In dem Roman "Medea. Stimmen" wird sie (Medea) nun völlig anders dargestellt, obgleich sie auch hier, wie in allen anderen Überlieferungen, die Tochter des Königs von Kolchis ist. Sie spiegelt das Porträt einer eigenwilligen Frau wider, die durch ihr provokatives Auftreten eine Bedrohung für die bestehenden Verhältnisse in Korinth darstellt. Der 1961 veröffentlichte Roman ("Medea. Stimmen") ist in der Form des Ich-Erzählers geschrieben und gehört zur literarischen Gattung der Epik.
In den Zeiten hin und her wechselnd schildern uns sechs Stimmen (Personen), in einer Folge von Monologen abwechselnd etwas aus der Vergangenheit und lassen uns die Gegenwart verstehen. Die Monologe ergänzen sich wechselseitig und treiben die Handlung voran. Es handelt sich eigentlich um ein Kriminalstück, welches durch das Geschehen ringsherum zu einer Nebensache wird. Der Roman verfolgt die Geschichte Medeas von den Zeitpunkt an, als sie in Korinth auf die Spur eines Verbrechens kommt. Die junge Königstochter und mögliche Thronfolgerin wurde ermordet. Als Medea dieses Geheimnis (Verbrechen) aufdeckt, wird sie, um die Machtverhältnis-se nicht zu gefährden, und um vom eigentlichen Verbrechen abzulenken, zum Sündenbock gemacht. Sie wird beschuldigt, ihren Bruder umgebracht zu haben, bis hin zur angeblichen Ermordung ihrer eigenen Kinder.
Gesamtübersicht
Inhaltsangabe - Medea. Stimmen" von Christa Wolf.
Einleitung
Frauen- oder gesellschaftspolitischer Roman?
Gegenwartsbezug - politische Aspekte
Schlußfolgerung
Inhaltsangabe - Medea von Euripides.
Inhaltsangabe:
Einleitung
1. Akt:
Akt - Inhaltsangabe:
1. Akt - Medea:
1. Akt - Kreon:
1. Akt – Die Chorführerin:
1. Akt – Der Chor im ersten Wechselgesang:
1. Akt – Schluß:
3. Akt:
3. Akt - Inhaltsangabe:
3. Akt - Medea:
3. Akt - Ägeus:
3. Akt – Der Chor:
3. Akt – Der Chor im dritten Wechselgesang:
3. Akt – Schluß:
5. Akt:
5. Akt - Inhaltsangabe:
5. Akt - Medea:
5. Akt - Der Bote:
5. Akt - Der Hofmeister:
5. Akt - Der Chor:
5. Akt - Der Chor in 5. Wechselgesang:
5. Akt – Schluß
Ist Euripides auch heute, nach fast 2300 Jahren noch aktuell?
Bestimmung der Tragödie:
Inhaltsangabe - Medea. Stimmen" von Christa Wolf.
Einleitung
Vor mir liegt das Werk "Medea. Stimmen" von Christa Wolf, welche 1929 in Landsberg / Warthe geboren wurde. Sie studierte in Jena und Leipzig Germanistik und arbeitete als Verlags- und Cheflektorin. Bereits während dieser Zeit betätigte sie sich schriftstellerisch. 1961 erschien ihr erster Roman, "Die Moskauer Novelle".
Weitere Romane und Erzählungen folgten ("Der geteilte Himmel", "Kassandra" usw.), wofür sie bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhielt. Heute lebt Christa Wolf als freie Schriftstellerin in Berlin. Medea ist eine der faszinierendsten und zugleich widersprüchlichsten mythischen Gestalten der Vergangenheit, die bereits 430 v. Chr. von Euripides als Kindesmörderin in die Literatur eingeführt wurde.
In dem Roman "Medea. Stimmen" wird sie (Medea) nun völlig anders dargestellt, obgleich sie auch hier, wie in allen anderen Überlieferungen, die Tochter des Königs von Kolchis ist. Sie spiegelt das Porträt einer eigenwilligen Frau wider, die durch ihr provokatives Auftreten eine Bedrohung für die bestehenden Verhältnisse in Korinth darstellt. Der 1961 veröffentlichte Roman ("Medea. Stimmen") ist in der Form des Ich-Erzählers geschrieben und gehört zur literarischen Gattung der Epik.
In den Zeiten hin und her wechselnd schildern uns sechs Stimmen (Personen), in einer Folge von Monologen abwechselnd etwas aus der Vergangenheit und lassen uns die Gegenwart verstehen. Die Monologe ergänzen sich wechselseitig und treiben die Handlung voran. Es handelt sich eigentlich um ein Kriminalstück, welches durch das Geschehen ringsherum zu einer Nebensache wird. Der Roman verfolgt die Geschichte Medeas von den Zeitpunkt an, als sie in Korinth auf die Spur eines Verbrechens kommt. Die junge Königstochter und mögliche Thronfolgerin wurde ermordet. Als Medea dieses Geheimnis (Verbrechen) aufdeckt, wird sie, um die Machtverhältnisse nicht zu gefährden, und um vom eigentlichen Verbrechen abzulenken, zum Sündenbock gemacht. Sie wird beschuldigt, ihren Bruder umgebracht zu haben, bis hin zur angeblichen Ermordung ihrer eigenen Kinder.
Die 11 Kapitel dieses Romanes verteilen sich auf 6 Stimmen, die zugleich die Hauptpersonen darstellen.
Medea, eine aufrichtige, ehrliche und selbstbewußte Frau, kämpft gegen Vorurteile, unsinnige Gebräuche und Rituale. Sie ist die Hauptfigur, durch welche das Geschehen (die Handlung) bestimmt wird.
Jason, Medeas Ehemann, gibt sich nicht die Schuld an dem, was mit ihr (Medea) passiert. Er läßt sich leicht von anderen Personen beeinflussen und paßt sich schnell den Gegebenheiten Korinths an. Sein Drang nach Anerkennung ist so stark, daß er bereit ist, Gauke (die Königstochter) zu heiraten.
Agameda, die Medea haßt, setzt alles daran, um sie (Medea) zu vernichten. Auch ist ihr jedes Mittel (Opfer) recht, um anerkannt zu werden.
Akamas, erster Astronom des Königs von Korinth, unternimmt alles, um die Vergangenheit zu vertuschen. Er liebt es mit der Macht zu spielen und König Kreons Entscheidungen zu lenken.
Gauke, die Tochter des Königs, ist psychisch und physisch sehr labil. Sie leidet unter einem schweren Kindheitstrauma und nicht, wie öffentlich dargestellt, unter einer Fallsucht.
Leukon, ein guter Freund Medeas, hüllt sich in Schweigen. Er unternimmt nichts, um Medea zu helfen.
Frauen- oder gesellschaftspolitischer Roman?
Dieser Roman, von einer Frau geschrieben, beschreibt Medeas Schicksal ganz anders als Euripides. Hier wird sie anstelle einer rachsüchtigen Kindesmörderin, als eine aufrichtige, ehrliche und selbstbewußte Frau dargestellt, die nichts böses im Sinn hat.
Schon wegen dieser unterschiedlichen Darstellung stellt sich hier die Frage: "Handelt es sich um einen Frauenroman oder um einen politischen Roman?". Soll hier (in diesen Roman) das durch Euripides aufgebrachte Negativbild der Frau verändert werden? Oder soll hier die gesellschaftliche Stellung der Frau kritisiert werden, die grundlegenden politischen Bedingungen, unter denen eine Frau um ca.430 v. Chr. in der griechischen Gesellschaft lebt?
Für mich stellt sich hier die Frage, ob nicht jedes Schicksal (Frau oder Mann) einerseits von der eigenen Persönlichkeit und andererseits von der politischen Gesellschaftsform abhängt? Kann ein Frauenschicksal überhaupt losgelöst von den politischen Gegebenheiten betrachtet werden?
Um diese Fragen zu beantworten, bietet sich Medea im Buch "Medes. Stimmen" förmlich an.
Medea, aus dem Matriarchat kommend, einer Gesellschaftsordnung, in der die Frau die bevorzugte Stellung in der Familie und dem Staat innehat, handelt anders, als von ihr erwartet wird. Sie versucht erst gar nicht, sich den Strukturen dieser Gesellschaft anzupassen: "Ich bin nicht von Kolchis weg, um mich hier zu ducken" (Seite 60, Zeile 30-31). Um möglichst wenig aufzufallen, wie dieses z.B. Leukon (Seite 149-167, Zeile 205-208) oder Jason (Seite 38-63, Zeile 195-202) getan haben. Auch macht sie sich nicht unsichtbar, wie Oistros und Arerhusa: "Im Verborgenen leben, kein Wort sagen, keine Miene verziehen" (Seite 179, Zeile 25-29). Hierdurch stellt sie eine Bedrohung für die bestehenden Machtverhältnisse, für das gesamte Gesellschaftssystem (Patriarchat) dar.
Ihr Auftreten und ihr Handeln legen die Assoziation zu einer Freiheitskämpferin nahe, da dieser ebenso wie Medea, seinen Weg konsequent und ohne Kompromisse geht. Sie stiftet Unruhe, indem sie für die Rechte der unterdrückten Korinthergesellschaft, besonders für die Gleichberechtigung der Frau eintritt (Seite 118). Kreons Angst vor der Reaktion der Öffentlichkeit (seines Volkes) ist nur zu begreiflich, wenn man bedenkt, daß dieses gerade in einer Zeit der Krisen im Land geschieht, in einer Zeit der Aufklärung. Er fürchtet wohl, daß andere Frauen sich ebenfalls gegen Unrecht zu Wehr setzen und ihr unterdrücktes Schicksal, ihr Schattendasein nicht länger dulden: "Mutlos und bockig werden sie dann, zügellos, unregierbar" (Seite 118, Zeile 14-15).
Für alle anderen Mitläufer, "Ich werde alles Mitansehen müssen" (Seite 149, Zeile 3-4), wird sie zugleich zu einem quälenden Vorwurf gegenüber ihrer eigenen Schwäche und Feigheit, die "schweigen und wegsehen" (Seite 153, Zeile 31). Dieses wird durch Leukons Aussage deutlich dargestellt: "Und manchmal frage ich mich, was gibt einem Menschen, was gab dieser Frau das Recht, uns vor Entscheidungen zu stellen, denen wir nicht gewachsen sind, die uns aber zerreißen und uns als Unterlegene, als Versager, als Schuldige zurücklassen" (Seite 207, Zeile 20-25).
Ihr ist bewußt, daß jeder Mensch im "großen Getriebe " (Seite 21, Zeile 28) "seine Rolle" (Seite 21, Zeile 28) spielt, auch wenn er dessen System ablehnt. Diese Metapher soll uns den gesellschaftlichen Zusammenhang nahe bringen, die Abhängigkeit eines Systems von den Menschen, die in ihr leben. Denn nur, wenn jeder Mensch seine Funktion in der Gesellschaft erfüllt, kann die Gesellschaft existieren und funktionieren.
Ihr (Medeas) fremdes und eigenwilliges Auftreten und Handeln, ihre Nichtanpassung stellt für die angepaßt lebenden Korinthergesellschaft eine ständige Provokation da: "Wie sie schon geht" (Seite 45, Zeile 18-19). Der Neid und die Mißgunst, weil sie das verkörpert, was man und wie man gerne sein möchte und die eigene Schwäche werden hier unter dem Deckmantel der Anpassung verborgen. "Wieso sollten Fremde, Flüchtlinge in ihrer eigenen Stadt selbstbewußter gehen dürfen als" (Seite 45, Zeile 22-25) die Korinther selbst. Ihrer Meinung nach bzw. ihre Erwartung ist es, daß sich der Fremdling den Gegebenheiten des Landes fügt.
In einem Vergleich wird die geschlechtsspezifische Rollenverteilung in einem Gesellschaftssystem des Matriarchats und des Patriarchats dargestellt. Während die Frau in Kolchis als "hoch geachtet" (Seite 53, Zeile 14) und selbstbewußt angesehen ist, wird besonders deutlich auf die Unterdrückung der Korinther Frauen z.B. durch den Hinweis: "Gehen dürfen" (Seite 45, Zeile 23) hingewiesen.
Die gesellschaftliche Stellung der Korinther Frauen wird von Medea kritisiert. So vergleicht sie diese z.B. mit den Tieren: "Die Frauen der Korinther kommen mir vor wie sorgfältig gezähmte Haustiere" (Seite 18, Zeile 3-4). Ihre Meinung und ihre Abwertung dieser Gesellschaftsordnung kommen hier deutlich zum Ausdruck.
Auch haben die Männer ihre Emotionen in Kolchis frei äußern können, während sie bei den Korinthern verborgen werden: "So haben die Männer in Kolchis ihren Gefühlen freien Lauf gelassen, sagte sie, ihr Vater z.B. habe öffentlich und bitterlich geweint, als ihr Bruder verunglückt war, geheult und geschrien habe er, während man doch in Korinth bei einer Beerdigung keinen Mann weinen sehe. Das müssen die Frauen für die Männer mit erledigen" (Seite 29, Zeile 12-17). Hier zeigt sich, daß es sich um festgelegte Frauen- und Männerrollen handelt. Gefühle, Emotionen werden in Korinth mit Schwäche gleichgesetzt und schwach sind wiederum nur Frauen.
Medea fühlt sich als auserwählt, auserwählt einen Auftrag zu erfüllen: "Ich sei eine von denen, die inmitten dieser Leute leben, die erfahren müßten, woran wir wirklich mit ihnen sind, und die versuchen müßten, ihnen die Angst vor sich selbst zu nehmen, die sie so wild und gefährlich mache" (Seite 100, Zeile 26-30).Medea ist sich ihres Handelns bewußt und weiß, daß sie für ihr Handeln gestraft wird. Und dennoch bringt sie z.B. die Korinther in der Hungersnot dazu "Pferdefleisch zu essen" (Seite 44, Zeile 24) obwohl sie weiß, daß dieses den religiösen Regeln der Korinther widerspricht und "wer die Leute zwingt, an ihr Heiliges zu rühren" (Seite 45, Zeile 5-6), sie sich "zum Feinde" (Seite 45, Zeile 6-7) macht. Hier wird ganz deutlich, daß sie sich mit ihrem Auftrag identifiziert, da dieser mit ihrer inneren Verpflichtung, ihrer Überzeugung übereinstimmt. Sie fühlt sich verpflichtet, die Menschheit aufzuklären und zu retten, ohne Rücksicht auf die für sie hieraus entstehenden Schwierigkeiten (Konflikte). Nur so ist ihr extrem, schon zwanghaft erscheinender Weg des Widerstandes zu erklären, der sie absehbar in ihr eigenes Verderben führt. Ihr (Medeas) Leben besteht nur aus Kampf. Sie ist nicht bereit, Erniedrigungen und Enttäuschungen sowie Ungerechtigkeiten einfach hinzunehmen. Sie wehrt sich. Sie fordert ihre Anerkennung sowie die "Aufmerksamkeit" (Seite 17, Zeile 3-4) ihrer Person. So auch, als sie z.B. von Kreon an das Ende der Tafel zwischen die Dienstleute" (Seite 15, Zeile 22-23) plaziert wird.
Die von Medea aufgestellte Utopie zeigt uns deutlich ihre Unzufriedenheit, den aus ihrer Unzufriedenheit entstandenen Wunschtraum von einer Gesellschaft, die frei von der Vielfalt der Widersprüche des wirklichen Lebens ist. Ihrem Wunsch nach Eintracht und Gleichheit der Menschen bis hin zu ihrer Vorstellung von Gerechtigkeit: "Wir in Kolchis waren beseelt von unseren uralten Legenden, in denen unser Land von gerechten Königinnen und Königen regiert wurde, bewohnt von Menschen, die in Eintracht miteinander lebten und unter denen der Besitz so gleichmäßig verteilt war, daß keiner den anderen beneidete oder ihm nach seinem Gut oder gar nach dem Leben trachtete" (Seite 91, Zeile 15-21). Sie ist unzufrieden mit sich selbst (aus Kolchis geflohen, anstelle zu kämpfen), unzufrieden mit ihrem Leben (fehlende Anerkennung) und unzufrieden mit dieser Gesellschaftsordnung (der Unterdrückung der Frau). Von den Korinthern kann dieser Wunschtraum (diese Phantasie), von einer Fremden und noch dazu noch von einer Frau, nur als Anmaßung betrachtet werden, wodurch dieser keine Chance zur Verwirklichung hat. Hinzu kommt, daß diese Ideen etwas fremdes, unbekanntes sind und nur abgelehnt werden kann, da dieses anstelle von Zuspruch Angst hervorrufen. Außerdem stellt diese Utopie eine Gefahr für die bestehenden Machtverhältnisse dar.
Da es für die Menschen einfacher, die eigene Schuld sowie die eigene Unzulänglichkeit auf andere Menschen abzuwälzen, ist es nur verständlich, daß für das schwere Schicksal der Korinther, die Hungersnot und die Pest (Seite 206, Zeile 26-33), Medea verantwortlich gemacht wird. Sie, Medea, eine Fremde und noch dazu eine Frau, bietet sich geradezu an, um als Sündenbock hingestellt zu werden, um einen die schwere Last (das eigene Schuldgefühl) abzunehmen. Weiterhin dient dieses Verhalten der Verdummung der Korinther sowie der Ablenkung des eigentlichen Problems, z.B. der ungerechten Verteilung der Wirtschaftsgüter. Zugleich bietet dieses einem die Möglichkeit, die ungeliebte, kluge und gefährliche Frau loszuwerden bzw. ihr Ansehen zu erschüttern. Sie gefährdet die Machtverhältnisse und läßt sich auch nicht durch Einschüchterungen und Drohungen von ihrem Weg abbringen: "Ich sollte die Suche nach diesem Toten aufgeben, auf den ich in der Höhle gestoßen sei, dann würde das Gerücht, ich hätte meinen Bruder umgebracht, von selbst wieder einschlafen" (Seite 103, Zeile 6-9). Hier wird ganz deutlich, daß Kreon nicht zuläßt, daß seine Machtposition gefährdet wird. Er setzt jedes Mittel ein, um dieses zu verhindern.
Bei Betrachtung der zuvor aufgeführten Geschehnisse können wir feststellen, daß gleichgültig ob Frau oder Mann, jedes Schicksal vom eigenen Handeln sowie von den politischen Gegebenheiten abhängig ist. Medeas Handeln wird von ihrer inneren Überzeugung bestimmt, wodurch sie sich gegen diese Gesellschaftsordnung nur auflehnen kann. Es gab für sie keine andere Möglichkeit, wie auch Oistros feststellte: "Aber das steht dir nicht frei" (Seite 179, Zeile 30). Sie muß ihren Weg gehen, obgleich sie weiß, daß sie sich damit die Korinther zum Feinde macht (Seite 45, Zeile 5-7). Durch ihr Handeln, welches mit ihrem Denken in Einklang steht, kann sie in der unfreien, kleingeistigen und verlogenen Gesellschaft nur scheitern. Somit ist Medeas Schicksal auch von der Gesellschaftsordnung, von den bestehenden Verhältnissen in Korinth mitbestimmt.
Medea fragt sich selbst am Ende, kurz vor ihrer Verbannung: "Ich frage mich, ob dieses Ende unvermeidlich war. Ob wirklich eine Verkettung von Umständen, gegen die ich machtlos war, mich auf diese Bank getrieben hat, oder aus mit heraus etwas, daß ich nicht in der Hand hatte, mich in diese Richtung drängte?" (Seite 179, Zeile 5-7). In dieser Situation stellt sie sich selbst die Frage: "Ob es die äußeren oder ob es eigene unbewußte Umstände waren, die sie zur Verbannung führten? War es das politische System oder waren es ihre Gefühle, die sie leiteten, schuld?"
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- Quote paper
- Sabine Reichert (Author), 2000, Unterschiedliche Darstellung Medeas bei Christa Wolf und Euripides, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25341
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