Phänomene sprachlichen Wandels erregen eine ungleich stärkere öffentliche Aufmerksamkeit und vor allem Kritik als alle anderen Fragen und Gegenstände der Linguistik (Crystal 1995). Auffällig ist, dass Sprachwandel sowohl kulturübergreifend als auch über alle Epochen hinweg vornehmlich mit Sprachverfall gleichgesetzt wird (Keller 2002). Aus linguistischer Perspektive erweisen sich derartige Sprachverfallsthesen allerdings als nicht haltbar.
Die vorliegende Arbeit geht zunächst der Frage nach, was sich jeweils an einer Sprache verändert, wenn von Sprachwandel bzw. -verfall die Rede ist. Daran anschließend wird – vor allem im Rückgriff auf Arbeiten von Keller und Wurzel – untersucht, auf welche Faktoren sprachlicher Wandel zurückzuführen ist. Angesichts der jeweiligen Stärken und Schwächen beider Theorieansätze wird abschließend dafür plädiert, sie als – miteinander zu verknüpfende - Beiträge zu einer umfassenderen Sprachwandeltheorie zu begreifen. Als ein mögliches Bindeglied zwischen den Arbeiten Kellers und Wurzels erweist sich der – u.a. von Werner vertretene – Ansatz der Sprachökonomie.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundsätzliches zum Sprachwandel
- Was verändert sich? - Versuch einer Definition von >>Sprachwandel<<
- Mit welcher Geschwindigkeit und innerhalb welcher Grenzen vollzieht sich der Sprachwandel in den einzelnen Subsystemen?
- Warum verändern sich Sprachen? - Sprachsysteminterne und sprachsystemexterne Erklärungsmuster
- Sprachsystemintern und sprachsystemextern fundierte Erklärungsmodelle in der Sprachwandelforschung: Natürlichkeit vs. unsichtbare Hand
- Kellers Sprachwandeltheorie: >>Von der unsichtbaren Hand in der Sprache«
- Die Ausgangssituation: Universalität des Wandels, theoretisches Erklärungsdefizit und tückische Fragestellungen
- Phänomene der ersten, zweiten und dritten Art
- Erklärungen mittels der unsichtbaren Hand
- Wahrheitsgehalt und Güte einer Invisible-hand-Theorie
- Der Wandel von Berufsbezeichnungen: Wie aus Frisören Coiffeure und Hair-Stylisten werden ......
- Erklärungskraft und Grenzen der Invisible-hand-Theorie
- Wurzels Theorie des natürlichen grammatischen Wandels ...
- Sprachwandeltypen und Erklärungsanspruch der Theorie ...
- Natürlichkeit und Wandel in der Grammatik
- Phonologische Natürlichkeit (Stampe) ....
- Wandel und (universelle) Natürlichkeit in der Morphologie (Mayerthaler)
- Natürlichkeitskonflikte zwischen den Komponenten als >>Triebkraft der Sprachveränderung« ...
- Wurzels »Beitrag zur morphologischen Theoriebildung<<: Universelle und systembezogene Natürlichkeit .
- Systemabhängige Natürlichkeitsprinzipien
- Prinzipien der morphologischen Strukturbildung als Faktoren des natürlichen grammatischen Wandels
- Unsichtbare Hand, natürlicher grammatischer Wandel und Sprachökonomie: Beiträge zu einer,,Theorie des Sprachwandels, die diese Bezeichnung wirklich verdient“.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht den Sprachwandel aus unterschiedlichen Perspektiven und beleuchtet die wichtigsten Theorien, die sich mit dem Phänomen beschäftigen. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, ein umfassendes Verständnis für die Ursachen und Mechanismen des Sprachwandels zu entwickeln und verschiedene Erklärungsmodelle zu vergleichen.
- Die These vom Sprachverfall und ihre Kritik in der Linguistik
- Die Theorie der unsichtbaren Hand in der Sprache und ihre Anwendung auf sprachliche Veränderungen
- Das Konzept des natürlichen grammatischen Wandels und seine Verbindung zu universalen und systembezogenen Natürlichkeitsprinzipien
- Der Beitrag der Sprachökonomie zur Erklärung von Sprachwandelprozessen
- Die Herausforderungen und Perspektiven für eine umfassende Theorie des Sprachwandels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung widmet sich der kontroversen Diskussion um Sprachwandel und Sprachverfall. Sie stellt die verschiedenen Sichtweisen auf den Wandel der Sprache vor und beleuchtet die häufig geäußerte These vom Sprachverfall.
Kapitel 1 führt in die grundlegenden Aspekte des Sprachwandels ein. Es behandelt Definitionen des Begriffs, untersucht die Geschwindigkeit und die Grenzen des Wandels in verschiedenen sprachlichen Subsystemen und analysiert die verschiedenen Faktoren, die den Sprachwandel beeinflussen.
Kapitel 2 stellt zwei zentrale Erklärungsmodelle für Sprachwandelprozesse vor: die Theorie der unsichtbaren Hand von Keller und die Theorie des natürlichen grammatischen Wandels von Wurzel. Beide Theorien werden im Detail analysiert und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen diskutiert.
Schlüsselwörter
Sprachwandel, Sprachverfall, unsichtbare Hand, natürlicher grammatischer Wandel, Sprachökonomie, Universalität, Natürlichkeit, Morphologie, Phonologie, Systembezogene Natürlichkeit, Sprachliche Veränderung.
- Quote paper
- Marius Diekmann (Author), 2004, Unsichtbare Hand, natürlicher grammatischer Wandel und Sprachökonomie. Beiträge zu Theorien des Sprachwandels von Keller und Wurzel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25193