Die Balladenproduktion der Klassik beschränkt sich auf die Arbeiten Goethes (1749-1832) und die Schillers (1759-1805). Die beiden Literaten verband seit 1794 eine äußerst produktive Freundschaft, aus der 1797 (sog. Balladenjahr) und 1798 eine Reihe von Balladen resultierte, die in den „Musenalmanach für das Jahr 1798“ und „Musenalmanach für das Jahr 1799 veröffentlicht wurden“.1 Gemeinsam entwickelten sie eine neue Gattung der Kunstballade, die Ideenballade. Mit dieser Art Ballade wollten Goethe und Schiller ihr idealistisches Kunstverständnis volkstümlich vermitteln: Historische Gestalten und Ereignisse werden zu Repräsentanten einer tragenden Idee. In jener Ballade wird ein allgemeiner Gedanke, eine Idee exemplifiziert. Sie ist im Grunde nicht historisch, denn das Herausstellen bestimmter Werte und Eigenschaften ist eigentlich der Anlass und das Ziel der Stoffverarbeitung. 2 Trotz des gemeinsamen Grundgedankens finden sich Unterschiede in den Balladen Goethes und denen Schillers.
Goethe stellt den Menschen in magische und mythische Bezüge, während Schiller anstelle des Allegorischen das Parabolische stellt.3 Die beiden orientierten sich während ihres Schaffens in der Klassik an der griechischen Antike. Ihre Vorstellungen kreisten um Begriffe wie Maß, Harmonie, Humanität und Geschlossenheit. So ist es nicht verwunderlich, dass Schiller als Vorlage für seine Ideenballade „Der Ring des Polykrates“ eine Erzählung aus der griechischen Antike diente. Der Bericht über die Geschichte des Polykrates befindet sich in dem von Herodot geschriebenen Buch Kapitel III 39-44. Polykrates ist eine historische Figur. Er war der Tyrann (= Herr) von Samos etwa 538-522 v. Chr. Auf dem Höhepunkt seiner Macht wurde er von einem persischen „Freund“ in einen Hinterhalt gelockt und ermordet.
Inhalt
1. Entstehungskontext zu der Ballade „Der Ring des Polykrates“
2. Änderungen in Schillers Ballade
3. Aufbau
4. Formale Aspekte
4.1 Reimschema und Metrum
4.2 Sprache und Stil
5. Interpretationsansätze
5.1 Nähe zur griechischen Antike
5.2 „Der Ring des Polykrates“ als Ballade des rechten Maßes
5.3 „Der Ring des Polykrates“ als Parabel
6. Balladencharakter
7. Schluss
8. Bibliographie
Anhang
1. Entstehungskontext zu der Ballade „Der Ring des Polykrates“
Die Balladenproduktion der Klassik beschränkt sich auf die Arbeiten Goethes (1749-1832) und die Schillers (1759-1805).
Die beiden Literaten verband seit 1794 eine äußerst produktive Freundschaft, aus der
1797 (sog. Balladenjahr) und 1798 eine Reihe von Balladen resultierte, die in den „Musenalmanach für das Jahr 1798“ und „Musenalmanach für das Jahr 1799 veröffentlicht wurden“.[1]
Gemeinsam entwickelten sie eine neue Gattung der Kunstballade, die Ideenballade.
Mit dieser Art Ballade wollten Goethe und Schiller ihr idealistisches Kunstverständnis volkstümlich vermitteln: Historische Gestalten und Ereignisse werden zu Repräsentanten einer tragenden Idee. In jener Ballade wird ein allgemeiner Gedanke, eine Idee exemplifiziert. Sie ist im Grunde nicht historisch, denn das Herausstellen bestimmter Werte und Eigenschaften ist eigentlich der Anlass und das Ziel der Stoffverarbeitung.[2]
Trotz des gemeinsamen Grundgedankens finden sich Unterschiede in den Balladen Goethes und denen Schillers.
Goethe stellt den Menschen in magische und mythische Bezüge, während Schiller anstelle des Allegorischen das Parabolische stellt.[3]
Die beiden orientierten sich während ihres Schaffens in der Klassik an der griechischen Antike. Ihre Vorstellungen kreisten um Begriffe wie Maß, Harmonie, Humanität und Geschlossenheit.
So ist es nicht verwunderlich, dass Schiller als Vorlage für seine Ideenballade „Der Ring des Polykrates“ eine Erzählung aus der griechischen Antike diente.
Der Bericht über die Geschichte des Polykrates befindet sich in dem von Herodot geschriebenen Buch Kapitel III 39-44.
Polykrates ist eine historische Figur. Er war der Tyrann (= Herr) von Samos etwa 538-522 v. Chr. Auf dem Höhepunkt seiner Macht wurde er von einem persischen „Freund“ in einen Hinterhalt gelockt und ermordet.
2. Änderungen in Schillers Ballade
1. Schiller konzentriert das Geschehen auf zwei Tage in Samos[4].
2. Nach Herodot haben Amasis und Polykrates sich nicht persönlich gesehen, sondern ähnliche Gespräche nur schriftlich geführt, in Schillers Ballade dagegen befinden sie sich in einem Gespräch „auf des Daches Zinnen“.
3. Das Glücksgeschehen vollzieht sich in dreistufiger dramatischer Steigerung binnen kürzester Zeit.
a) die innere Festigung der Macht
b) der wachsende Reichtum
c) das Kriegsglück
4. Der Hinweis seitens Amasis auf den Tod des „treuen Erben“ fügt Schiller der Ballade hinzu, „als Beleg für die Einstellung des Königs Amasis zum Schicksal des Menschen“.[5]
5. Die Opferung des Rings geschieht in impulsiver Handlung und nicht erst einige Tage nach Erhalt des Briefes.
6. Die Wiederkehr des Ringes vollzieht sich „bei des nächsten Morgen Lichte“ und nicht wie bei Herodot „am 5. oder 6. Tage“.
Im Allgemeinen hat sich Schiller an die Erzählung Herodots gehalten, allerdings hat er die Geschehnisse in eine dramatische Szene umgesetzt.
Er hat die Handlung auf einen kurzen Zeitraum von 2 Tagen gerafft, deshalb erfindet er den Besuch des Amasis bei Polykrates.
Zudem wird das „was bei Herodot im Vorbericht nur angedeutet ist, die Festigung der Macht, der wachsende Reichtum und das Kriegsglück von Schiller zu anschaulichen Bildern ausgestaltet, die in dreistufiger Steigerung systematisch aufgebaut sind.“[6]
Die eigentliche Probe wird somit dramatisch vorbereitet und hinausgezögert.
Die Probe und das Ergebnis wurden von Schiller impulsiver gestaltet.
3. Aufbau
Abgesehen von der ersten (Exposition) und letzten Strophe (Schluss), die den Rahmen bilden, gliedert sich die Ballade in 2 gleich große Teile. Die Strophen II bis VIII sind eine Art „Vorspiel“. Während des Gesprächs zwischen Amasis und Polykrates wird die dreistufige Glücksverwirklichung dargestellt. Die Strophen IX bis XV beinhalten die eigentliche Probe (Ringopfer) und das daraus resultierende Ergebnis.[7]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In der Exposition treten die beiden „Hauptdarsteller“ auf, ohne dass sie beim Namen genannt werden. Der Name Polykrates ist lediglich dem Titel der Ballade zu entnehmen, im Laufe der Ballade wird er „Tyrann“, „Fürst“ oder „Herr“ genannt. Und auch Amasis wird nicht namentlich erwähnt, sondern als „Ägyptens König“, der „königliche Gast“, „Gastfreund“ oder „Gast“ bezeichnet. Somit wird Geschichtliches unwichtig und von jeglicher Individualisierung Abstand genommen.
[...]
[1] Vgl. Balladengeschichte. www.literaturwelt.com (06.02.2004).
[2] Vgl. Balladenarten. www.literaturwelt.com (06.02.2004).
[3] Vgl. Balladengeschichte.
[4] Vgl. Voit, Ludwig: Friedrich Schiller. Der Ring des Polykrates. In: Wege zum Gedicht II. Interpretation von Balladen. Hrsg. von Rupert Hirschenauer; A. Weber. München/Zürich: Verlag 1968. S. 205-206.
[5] Moritz, Karl: Deutsche Balladen. Analysen für den Deutschunterricht. Paderborn: Schöningh 1972. S. 67.
[6] Ebd. S. 66.
[7] Vgl. Voit, L.: Friedrich Schiller. Der Ring des Polykrates. S. 210.
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