[...] In der Tat hatte das Fernsehen der DDR während seines fast 40-jährigen Bestehens mit schweren Akzeptanzproblemen zu kämpfen: Anstatt ausschließlich das ansässige Fernsehprogramm zu nutzen, wandte sich das Publikum eher den Sendern aus der benachbarten Bundesrepublik zu. Über das Zuschauer- und Leseverhalten in der DDR gibt es wenig gesichertes Quellenmaterial. Innerhalb der Grenzen wurden Daten manipuliert, gefiltert und verheimlicht, Forschern außerhalb der ‚Zone’ war es nicht gestattet, eigene Untersuchungen durchzuführen. Erst seit der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 ist es möglich, den Mediengebrauch im sozialistischen Staat zu rekonstruieren. Dazu werden zunächst die Massenmedien der späten DDR vorgestellt: Wie waren diese strukturiert, und was vermittelten sie? Außerdem wird beleuchtet, wie die Bewohner Printmedien, Radio- und Fernsehsender handhabten. Nutzungsgewohnheiten nach Zeitaufwand und inhaltlichen Präferenzen stehen dabei im Mittelpunkt: Welche Bedeutung hatte der Konsum von medialen Angeboten, insbesondere die des Fernsehens, für den DDR-Alltag? Selbstverständlich darf dabei nicht die besondere Kommunikationssituation im sozialistischen Staat außer Acht gelassen werden: Durch die restriktive Medienpolitik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) übernahmen Presse, Hörfunk und Fernsehen in der DDR andere Funktionen als unter demokratisch gewählten Regierungen. Aus diesem Grund wird ebenfalls hinterfragt, ob und wie Publikumswünsche im DDR-Mediensystem realisiert wurden. Zumindest bei den elektronischen Medien hatte das Publikum die Möglichkeit, auf weitgehend ungelenkte Unterhaltungs- und Informationssendungen zurück zu greifen: Fernsehund Hörfunkprogramme aus der BRD wurden in weiten Teilen der DDR konsumiert. Daher soll auch die Anwendung des so genannten ‚Westfernsehens’ eine Rolle spielen. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Gegenwart: Zwar ist ein direkter Vergleich der Nutzung vor und nach der Wende problematisch – die Quellenlage ist zu dürftig2. Dennoch kann in Ansätzen untersucht werden, ob die Mediensozialisation der DDR auch heute noch erkennbar ist: Inwiefern wird das Publikum in Ostdeutschland davon bestimmt? Zu diesem Zweck werden aktuelle ostdeutsche Fernsehgewohnheiten und Programmvorlieben beschrieben. Gesellschaftliche Besonderheiten in den neuen Bundesländern, die sich erst nach dem Mauerfall herausbildeten, müssen dabei ihre Berücksichtigung finden. 2 Vgl. Stuiber, 1998, S. 471
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Medienangebot der DDR
- Gebrauch von DDR-Medien
- Nutzung von Programmen aus der BRD
- Medienpolitik im Einparteinstaat
- Fernsehnutzung und Programmpräferenzen in Ostdeutschland
- Nutzungsdifferenzen – Ein Erklärungsversuch
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Mediengebrauch in der späten DDR sowie aktuelle Fernsehgewohnheiten in Ostdeutschland. Ziel ist es, die Nutzung von Medien im sozialistischen Staat zu rekonstruieren und zu analysieren, inwiefern die Mediensozialisation der DDR noch heute erkennbar ist.
- Medienangebot und -struktur in der DDR
- Nutzung von Medien in der DDR, insbesondere des Fernsehens
- Medienpolitik der SED und Einfluss auf das Publikumsverhalten
- Rezeption von Westfernsehen in der DDR
- Fernsehnutzung und Programmpräferenzen in Ostdeutschland nach der Wende
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die Besonderheiten der Medienlandschaft in der DDR. Kapitel 2 widmet sich dem Medienangebot der DDR, inklusive Printmedien, Radio und Fernsehen. Es werden die Strukturen und Inhalte der Medien beschrieben sowie die Möglichkeiten zur Rezeption von westdeutschen Programmen dargestellt. Kapitel 3 analysiert den Mediengebrauch im sozialistischen Staat, wobei der Fokus auf dem Konsum von DDR-Medien und der Nutzung von Programmen aus der BRD liegt. Kapitel 4 beleuchtet die Rolle der Medienpolitik der SED und ihre Auswirkungen auf das Publikumsverhalten. Die Kapitel 5 und 6 befassen sich mit der Fernsehnutzung und Programmpräferenzen in Ostdeutschland vor und nach der Wende und untersuchen, inwiefern die Mediensozialisation der DDR noch heute erkennbar ist.
Schlüsselwörter
Mediennutzung, DDR, Fernsehen, Medienpolitik, SED, Westfernsehen, Ostdeutschland, Mediensozialisation, Programmpräferenzen, Einschaltquoten, Publikumsverhalten, Rezeption.
- Quote paper
- Annett Meiritz (Author), 2003, Gestern und Heute: Mediennutzung in der DDR, Fernsehverhalten in Ostdeutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24831