Da im Unterschied zur herkömmlichen Diagnostik, die mit zahlreichen Testangeboten versuchte
den Grad der Intelligenz von Schülerinnen und Schülern zu messen, um dann eine entsprechende
Schulart für sie festzulegen, die sonderpädagogische Förderdiagnostik ihr Auge nmerk
zum größten Teil auf das Individuelle und Spezifische jedes Schülers richtet, um dann
einen „individuellen“ Förderplan zu erstellen, reicht für diese Diagnostik nicht mehr allein die
Testmethode, sondern es werden andere das Individuum berücksichtigende Methoden gebraucht.
Eine der wichtigsten Methoden dazu ist die Beobachtung von Schülerinnen und Schülern, um
besser beurteilen zu können, was diese wirklich können und was sie brauchen, um dies zu können.
Aus diesem Grunde ist es äußerst wichtig für eine Lehrerin oder einen Lehrer des sonderpädagogischen
Metiers, sich mit dem Phänomen der Beobachtung samt seiner Möglichkeiten
und Probleme zu befassen, was ich in dieser Hausarbeit und dem vorangegangenen Referat tun
möchte.
Dafür werde ich auf grundlegende allgemein- theoretische Aspekte der Beobachtung und ihrer
Bedeutung eingehen, weiter die Beobachtung als Methode des Fremdverstehens beschreiben
und dann auf Methoden und Möglichkeiten der Beobachtung eingehen. Außerdem möchte ich
dann noch versuchen, den Zusammenhang zwischen Beobachtung und Beurteilung aufzuzeigen,
Möglichkeiten der Beobachtung im pädagogischen Alltag zu finden und einige Schwierigkeiten
der Beobachtung und Beobachtungsfehler nennen.
Gliederung
1. Einleitung
2. Allgemeines
2.1. Definitionen
2.2. Bedeutung von Beobachtung
3. Beobachtung als Methode des Fremdverstehens
4. Beobachtungsmethoden, -schemata und –formen
4.1. Gliederungskategorien
4.1.1. Anlass der Beobachtung
4.1.2. Die Richtung der Beobachtung
4.1.3. Die Distanz der Beobachtung
4.1.4. Die Offenheit der Beobachtung
4.1.5. Die Strukturiertheit der Beobachtung
4.1.6. Der Ort der Beobachtung
4.1.7. Die Zeit der Beobachtung
4.1.8. Die Kodierung der Beobachtung
4.2. Arten der Protokollierung
4.2.1. Die Mitschrift – Die Video-Aufzeichnung
4.2.2. Die spezifische Beschreibung
4.2.3. Der Mehrkanalschreiber
4.2.4. Gedächtnisniederschriften
4.2.4.1. Das Gedächtnisstichwortprotokoll
4.2.4.2. Die reflektierende Beschreibung
4.2.4.3. Das Verlaufsprotokoll
4.3. Kodierungssysteme
5. Beobachtung und Beurteilung
5.1. Vier Stufen des Urteilsbildungsprozess
5.1.1. Das Wahrnehmungsurteil
5.1.2. Das Vorausurteil
5.1.3. Das Urteil
5.1.4. Die Abschließende Beurteilung
6. Beobachtung im pädagogischen Alltag
6.1. Berücksichtigungspunkte bei der unterrichtlichen Beobachtung
6.2. Beobachtungsmöglichkeiten im Unterricht
7. Beobachtungsschwierigkeiten und -fehler
7.1. Beobachtungsfehler
7.1.1. Der Halo-Effekt oder Hof-Effekt
7.1.2. Der Milde-Effekt und Strenge-Effekt
7.1.3. Der Rosenthal-Effekt oder die self-fulfilling-prophecy
8. Literatur
Anhang
Tabelle 1: Kategorien und Modi der Beobachtung
Tabelle 2: Protokollierungsmodi
Graphik 1: Der Urteilsbildungsprozess
1. Einleitung
Da im Unterschied zur herkömmlichen Diagnostik, die mit zahlreichen Testangeboten versuchte den Grad der Intelligenz von Schülerinnen und Schülern zu messen, um dann eine entsprechende Schulart für sie festzulegen, die sonderpädagogische Förderdiagnostik ihr Augenmerk zum größten Teil auf das Individuelle und Spezifische jedes Schülers richtet, um dann einen „individuellen“ Förderplan zu erstellen, reicht für diese Diagnostik nicht mehr allein die Testmethode, sondern es werden andere das Individuum berücksichtigende Methoden gebraucht.
Eine der wichtigsten Methoden dazu ist die Beobachtung von Schülerinnen und Schülern, um besser beurteilen zu können, was diese wirklich können und was sie brauchen, um dies zu können. Aus diesem Grunde ist es äußerst wichtig für eine Lehrerin oder einen Lehrer des sonderpädagogischen Metiers, sich mit dem Phänomen der Beobachtung samt seiner Möglichkeiten und Probleme zu befassen, was ich in dieser Hausarbeit und dem vorangegangenen Referat tun möchte.
Dafür werde ich auf grundlegende allgemein-theoretische Aspekte der Beobachtung und ihrer Bedeutung eingehen, weiter die Beobachtung als Methode des Fremdverstehens beschreiben und dann auf Methoden und Möglichkeiten der Beobachtung eingehen. Außerdem möchte ich dann noch versuchen, den Zusammenhang zwischen Beobachtung und Beurteilung aufzuzeigen, Möglichkeiten der Beobachtung im pädagogischen Alltag zu finden und einige Schwierigkeiten der Beobachtung und Beobachtungsfehler nennen.
2. Allgemeines
2.1. Definitionen
Nach dem Handbuch zur Förderdiagnostik des Sächsischen Staatsministerium für Kultus ist Beobachtung zum einen die Bezeichnung für zielgerichtete und methodisch kontrollierte Wahrnehmung von Objekten, Ereignissen und Prozessen. Zum anderen stellt Beobachtung die grundlegende Methode der Datengewinnung in den Erfahrungswissenschaften dar.
2.2. Bedeutung von Beobachtung
Die Beobachtung hat in den verschiedensten alltäglichen und wissenschaftlichen Bereichen auch unterschiedliche Bedeutungen. So ist Beobachtung für alle Menschen das zentrale Medium des menschlichen Sich-zurecht-finden, Handeln und Erkennen bzw. Verstehen. Aber weiter ist Beobachtung auch eine Methode der empirischen Forschung – im Labor wie auch im Feld – und stellt so eine starke Verbindung zwischen Sozial- und Naturwissenschaften. Und ganz wichtig für den Inhalt dieser Hausarbeit ist, dass Beobachtung ebenso die zentrale Methode zum Sammeln diagnostischer Informationen ist. Dafür wurde Beobachtung auch zum spezielleren Konzept der „Verhaltensbeobachtung“ ausgebaut und meint dabei „die planmäßige Erfassung sinnlich wahrnehmbarer Tatbestände, wobei der Forscher dem Untersuchungsobjekt gegenüber eine rezeptive Haltung einnimmt.“ (KÖNIG, 1967)
3. Beobachtung als Methode des Fremdverstehens
Die Beobachtung als Methode des Fremdverstehens verfolgt ein ganz bestimmtes Ziel. Durch Interaktion(en) mit den Schülerinnen und Schülern sollen deren Alltagswissen, Sinnstrukturen und Deutungsmuster versucht werden zu erschließen.
Bei der Methode des Fremdverstehens unterscheidet man in vier verschiedene qualitative Vorgehensweisen. Zum einen gibt es die Verhaltensbeobachtungen, die auch schon unter (2.2.) genannt wurde. Weiter spricht man von Fallanalysen, Gesprächen wie auch von verschiedenen Formen offener Interviews.
Die schon genannte Verhaltensbeobachtung ist hier die wichtigste Grundlage für eine Pädagogik und Didaktik des (Fremd-)Verstehens sowie für die soziale Perspektivenübernahme. Über die Wahrnehmung der Außenseite von Schülerinnen und Schülern ist es möglich, die Innenseite zu verstehen. So soll versucht werden, den Prozess der aktiven und individuellen Lerngestaltung (Konstruktivismus) einfühlsam zu erkunden, zu beobachten und zu begleiten.
Dabei sollten die Lehrerinnen und Lehrer aber wissen, dass es sich um subjektive und selektive Erfahrungen handelt. Das bedeutet, dass ein anderer Beobachter grundsätzlich zu anderen Ergebnissen kommen kann, weswegen die entsprechenden Lehrerinnen und Lehrer Verallgemeinerungen von Einzelbeobachtungen unterlassen und sogenannte Ist-Sätze, die den Charakter von Endurteilen haben, vermeiden sollten.
„Keine Einzelbeobachtung ist für sich allein genommen hinreichende Grundlage für Beurteilungen. Erst ein sorgfältiges Gegeneinanderhalten der Einzelbefunde, ein Vergleich und Abwägen ihrer Gewichtigkeit, ein Prüfen vor allem der einander widersprechenden Aussagen, ein Tasten und Suchen nach dem roten Faden, der sich durch alle Einzelaussagen hindurchzieht, geben eine ... ausreichende Basis für verwertbare ... Aussagen über eine Persönlichkeit ab.“ (THOMAE, 1976) Der Austausch der Ergebnisse mehrerer Beobachter macht diese also objektiver. Daher ist ein größtmöglichstes Maß an Intersubjektivität gefragt. Doch die Urteile bleiben dennoch subjektiv, weshalb sich die Beobachtung zumindest über einen längeren Zeitraum erstrecken sollte. „Denn charakteristisch für einen Menschen ist das sich wiederholende, das in gleichartigen Situationen immer wiederkehrende Verhalten.“ (THOMAE, 1976)
Objektivierung ist eben am besten möglich, indem sich die Lehrerin oder der Lehrer möglichst vieler Fehler bewusst ist oder wird und diese dann versucht weitgehend einzuschränken oder gar zu beseitigen.
Fremdbeobachtung bedeutet aber auch einstückweit Selbstbeobachtung, d.h. Fremdbeobachtung hat mit uns selbst zu tun. Fremdbeobachtung ist also abhängig von unserer eigenen Sozialisation, unseren Vorannahmen, Erwartungen, Relevanzen, Wertmaßstäben und verinnerlichten Theorien. Es findet eine Art Projektion eigener Anliegen in andere Personen statt. Solche Projektionen fallen leider erst beim Vergleich mit Beobachtungsergebnissen anderer auf. D.h. wiederum für den sonderpädagogisch tätigen Gutachter, dass Fallbesprechungen von Lehrerinnen und Lehrern über Schülerinnen und Schüler interessant und wichtig sind.
4. Beobachtungsmethoden, -schemata und –formen
4.1. Gliederungskategorien
Bei der diagnostisch relevanten Beobachtung unterteilt man acht Gliederungskategorien, die in Tabelle 1 im Anhang noch einmal strukturgemäß dargestellt sind und hier nachfolgend genannt werden sollen:[1]
4.1.1. Anlass der Beobachtung
Der Anlass der Beobachtung kann in der Umgebung liegen, d.h. es wird eine Gelegenheitsbeobachtung durchgeführt. Es kann aber auch ein begründetes Erkenntnisinteresse vorliegen, was zu einer systematische (standardisierte) Beobachtung
4.1.2. Die Richtung der Beobachtung
Die Richtung der Beobachtung können der Beobachter selbst, sein Verhalten, seine Erinnerungen u.ä. sein. Dann nennt man dies eine Selbstbeobachtung. Im Gegenzug liegt die Richtung der Fremdbeobachtung dann in äußeren Situationen und/ oder im Verhalten anderer.
4.1.3. Die Distanz der Beobachtung
Zum Beispiel die teilnehmende Beobachtung, die meist verdeckt ist – denn teilnehmende offene Beobachtung nennt man teilhabend – verfügt über wenig Distanz, wohingegen die nicht-teilnehmende Beobachtung über eine große Distanz verfügt.
4.1.4. Die Offenheit der Beobachtung
Die Offenheit der Beobachtung unterteilt man in offen, wenn die beobachtete Person weiß, dass sie beobachtet wird, und verdeckt, wenn diese nichts von der Beobachtung weiß.
4.1.5. Die Strukturiertheit der Beobachtung
Hier gibt es eigentlich nicht viel zu nennen. Die Strukturiertheit der Beobachtung ist entweder gebunden, d.h. strukturiert, oder frei, d.h. unstrukturiert.
4.1.6. Der Ort der Beobachtung
Der Ort der Beobachtung liegt bei Feldbeobachtungen in natürlichen Situationen und bei Laborbeobachtungen, die standardisiert, i.d.R. nicht-teilnehmend und hoch strukturiert sind, in artifiziellen Situationen.
4.1.7. Die Zeit der Beobachtung
Die Zeit der Beobachtung kann fraktioniert, was man Zeitprobetechnik – time sampling nach OLSON) nennt, oder unfraktioniert, was mit einer ununterbrochenen Dauerbeobachtung gleichzusetzen ist, sein.
4.1.8. Die Kodierung der Beobachtung
Die Kodierung der Beobachtung meint entweder eine aspektfreie oder eine aspektgebundene Protokollierung, die nachfolgend noch etwas aufgeschlüsselt werden sollen.
4.2. Arten der Protokollierung
An dieser Stelle möchte ich kurz auf die Kodierung als Gliederungskategorie eingehen, da mir diese als etwas nicht ganz so klar und offensichtlich erscheint. Die Kodierung bezieht sich dabei auf die Protokollierungsart – wie aus meiner obigen Unterteilung in aspektfreie und –gebundene Protokollierung schon hervorgegangen sein müsste –, die bereits bei der Planung berücksichtigt werden muss. Im Folgenden möchte ich die gebräuchlichsten Protokollierungsarten aufführen, die in Tabelle 2 im Anhang wiederum unter verschiedenen Aspekten anschaulicher kategorisiert dargestellt sind.[2]
4.2.1. Die Mitschrift – Die Video-Aufzeichnung
Diese aspektfreie und unkodierte Methode der Mitschrift als alggemeine Beschreibung wird zunehmend durch eine Methode ersetzt, die nicht in der Tabelle vorkommende. Dies ist die Methode der Video-Aufzeichnung mit einer oder gar mehreren (wenn möglich flexiblen) Kameras. Dies ist wohl auch die zuverlässigste Methode von allen.
4.2.2. Die spezifische Beschreibung
Eine weitere Methode ist die spezifische Beschreibung, die schon eher aspektgebunden ist und sogar bis auf ein Beobachtungsaspekt reduziert sein kann. Die Schwierigkeit hier ist, große Verhaltenseinheiten in wenigen Worten zusammenfassen, was durch Kodierung wiederum reduziert werden kann.
4.2.3. Der Mehrkanalschreiber
Eine mir bisher fremde Möglichkeit der Protokollierung ist der Mehrkanalschreiber. Hier handelt es sich wohl um ein Gerät, in das kodierte Signale eingegeben werden. Dadurch können mehrere Kategorien simultan beobachtet werden. Diese Methode ist aspektgebunden, hoch kodiert und stellt eine der potentesten Möglichkeiten einer Mitschrift.
[...]
[1] Vgl. Tabelle 1 (Anhang)
[2] Vgl. Tabelle 2 (Anhang)
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