Ludwig Tieck verfasste das Märchen „Der Runenberg“ in einer Nacht im Jahre
1802. Es gilt als eines der letzten Zeugnisse seiner Zugehörigkeit zur
literarischen Romantik. Er greift in dieser Erzählung neben dem Gefühl des
Ausgeliefert- Seins, die Einsamkeit und das Unheimliche auf.
Entstanden ist eine Märchennovelle, in der die Natur als eine dunkle Macht
wirkt, die für den Menschen unwiderstehlich ist und somit seine freien
Entschlüsse verhindern kann. 1
„Der Runenberg“ spiegelt die für die Romantik so typischen Gefühle des
Einsseins und des Verschmelzens wieder. Die Romantiker suchten solche
Erfahrungen auch in erotischen Momenten, welche als religiöse Erlebnisse
gedeutet wurden und eine Erfahrung der göttlichen Liebe darstellten. 2 Die
Beschreibung der Frau, die Christian durch die Gemäuer des Runenberges
beobachtet und die bei der Überreichung der Runentafel die Worte des
Abendmahls spricht, könnte ein solches Erlebnis darstellen, da ihre Gestalt in
Einzelheiten geschildert wird und Christians Sehnsüchte offen darlegen. Durch
den am darauf folgenden Tag besuchten Gottesdienst, erhält die Szene eine
christliche Parallele.3
Tiecks Werke sind durch zahlreiche Aspekte der modernen Psychologie
verfeinert, auf die im weiteren Verlauf der Hausarbeit eingegangen wird.
Speziell soll es um den Zusammenhang der Naturbeschreibungen mit der
Adoleszenz Christians und die Verbindung der Handlung mit der Natur gehen.
Auch die Modernen Denkweisen, die in Tiecks Schriften in einem hohen Maß
hervortreten und deren wesentliche Merkmale das Spiel der Figuren bis zur
Auflösung ihrer Identität und die unsichtbaren Grenzen zwischen Bewusstsein
und Traum sind, werden näher beschrieben und erläutert.
Die Grundlage für die Hausarbeit bildet der Aufsatz: „Romantische
Adoleszenzkrisen“ von Hartmut Böhme, der speziell auf diese Problematik
eingeht und sie näher beschreibt, sowie das Buch: „Ludwig Tieck. Der blonde
Eckbert. Der Runenberg.“ von Hanne Castein.
1 Hanne Castein (Hrsg.): Ludwig Tieck. Der blonde Eckbert. Der Runenberg. Stuttgart 1987, S.18f.
2 Wolf Wucherpfenning: Die Geschichte der deutschen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Leipzig
1996, S.138.
3 Hanne Castein (Hrsg.): Ludwig Tieck. Der blonde Eckbert. Der Runenberg. Stuttgart 1987, S.11.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Christians Wege
- Die Landschaftscodierungen
- Die Verbindung Christians mit der Natur
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Ludwig Tiecks Märchen „Der Runenberg“ und untersucht die Bedeutung der Natur in der Entwicklung des Protagonisten Christian. Es wird insbesondere auf die Verbindung zwischen Naturbeschreibungen und Christians Adoleszenz sowie auf die Einflüsse der Natur auf die Handlung eingegangen.
- Die Rolle der Natur als prägende Kraft in der Entwicklung des Protagonisten
- Die symbolische Bedeutung der Landschaft und ihre Verbindung zu Christians innerem Zustand
- Die Einflüsse der Natur auf Christians Entscheidungen und Handlungen
- Die Darstellung der Natur als Quelle von Schönheit, Faszination und gleichzeitig als Gefahr
- Die Verbindung von Natur und Romantik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Märchen „Der Runenberg“ vor und erläutert seine Entstehung im Kontext der Romantik. Es wird auf die zentralen Themen des Ausgeliefert-Seins, der Einsamkeit und des Unheimlichen sowie auf die Rolle der Natur als dunkle Macht eingegangen.
- Christians Wege: Dieses Kapitel beleuchtet die Reise des Protagonisten Christian zum Runenberg und seine Suche nach Abenteuer und Selbstfindung. Die Reise wird im Kontext der romantischen Sehnsucht nach dem Erleben neuer Erfahrungen und dem Aufbruch aus der Enge des bisherigen Lebens dargestellt.
- Die Landschaftscodierungen: In diesem Abschnitt wird die symbolische Bedeutung der Landschaft und ihrer Elemente im Märchen "Der Runenberg" analysiert. Es wird deutlich, dass die räumlichen und zeitlichen Aspekte der Handlung, wie die Abgeschiedenheit der Gebirgslandschaft und die Rolle des Mondes, für die Entwicklung des Protagonisten von Bedeutung sind.
- Die Verbindung Christians mit der Natur: Dieses Kapitel untersucht die Beziehung des Protagonisten zu den Naturkräften und ihre Wirkung auf sein Inneres. Es werden die Faszination und die gleichzeitig bedrohliche Natur des Runenberges sowie die Einflüsse der Natur auf seine Entscheidungen und sein Selbstverständnis beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit konzentriert sich auf die Analyse von Ludwig Tiecks Märchen „Der Runenberg“ und die Bedeutung der Natur in der Entwicklung des Protagonisten Christian. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind daher: Romantik, Natur, Adoleszenz, Landschaftscodierungen, symbolische Topographien, raumliche Grenzziehungen, Raumbewegungen, Zeitordnungen, Mittlerfiguren, Psychoanalyse, Identität, Selbstfindung, Naturbeschreibungen, Fantasie, Lustprinzip, Materielle Habgier.
- Quote paper
- corinna fust (Author), 2004, Ludwig Tieck - Der Runenberg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24501