Der Konflikt zwischen Karl V. und den
Protestanten im Heiligen Römischen
Reich deutscher Nation
...
2. Problematik
Die zu betrachtende Zeit (1500 bis 1555) ist als Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit anzusehen. Das Augenmerk soll in der vorliegenden Arbeit vor allem auf den Konflikt zwischen Kaiser, in diesem Fall Karl V., und den Reichsfürsten gelenkt werden.
Die Regentschaft Kaiser Karls V. (1519 bis 1556) war teilweise noch stark vom Mittelalter geprägt, vor allem mit dem Anspruch der „monarchia universalis“, welche an den Stauferkaiser Friedrich II. erinnert. Kein anderer Herrscher nach ihm konnte eine derartige Ländermasse unter sich vereinigen. Mit dem Ende Karls V. findet auch das Mittelalter ein Ende.
Des Weiteren werden die Gegner Karls V. im Reich vorgestellt und deren Beziehung untereinander verdeutlicht.
Eine allumfassende und tief greifende Arbeit über diese Problematik zu erstellen, ist ... der folgenden Seiten, so soll diese Arbeit vor allem einen Überblick über die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts bieten und sich dabei besonders auf das Reich beziehen.
Ein wichtiger Teil der Arbeit wird sich mit der Person Moritz von Sachsen beschäftigen und dabei soll der Versuch unternommen werden seine Rolle in der konfliktreichen Zeit der Konfessionalisierung zu beschreiben. Hierbei ist zu zeigen, ob sich das Bild des ersten albertinischen Kurfürsten, als „Judas von Meißen“ bewahrheitet oder als falsch anzusehen ist.
Die Reformation und ihre theologische Bedeutung für das Reich wird nicht Schwerpunkt dieser Arbeit sein, sondern die Entwicklung der machtpolische Konkurrenz zwischen Kaisertum und Fürstenstand.
...
Inhalt
2. Problematik
3. Karl V.
3.1. Familie Karls V.
3.2. Amtsantritt
3.3. Konflikte in Europa
3.4. Das Scheitern seiner Reichspolitik
4. Die „Schmalkaldener“
4.1. Die Entstehung des Bundes
4.2. Philipp von Hessen
4.3. Johann Friedrich I., der Großmütige (von Sachsen)
5. Moritz von Sachsen
5.1. Lehrjahre
5.2. Regierungsjahre
6. Reichsinterne Konflikte
6.1. Der Schmalkaldische Krieg
6.2. Der Fürstenaufstand
7. Schlussbetrachtung
8. Literatur- und Quellenangaben
2. Problematik
Die zu betrachtende Zeit (1500 bis 1555) ist als Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit anzusehen. Das Augenmerk soll in der vorliegenden Arbeit vor allem auf den Konflikt zwischen Kaiser, in diesem Fall Karl V., und den Reichsfürsten gelenkt werden.
Die Regentschaft Kaiser Karls V. (1519 bis 1556) war teilweise noch stark vom Mittelalter geprägt, vor allem mit dem Anspruch der „monarchia universalis“, welche an den Stauferkaiser Friedrich II. erinnert. Kein anderer Herrscher nach ihm konnte eine derartige Ländermasse unter sich vereinigen. Mit dem Ende Karls V. findet auch das Mittelalter ein Ende.
Des Weiteren werden die Gegner Karls V. im Reich vorgestellt und deren Beziehung untereinander verdeutlicht.
Eine allumfassende und tief greifende Arbeit über diese Problematik zu erstellen, ist jedoch nicht Anspruch der folgenden Seiten, so soll diese Arbeit vor allem einen Überblick über die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts bieten und sich dabei besonders auf das Reich beziehen.
Ein wichtiger Teil der Arbeit wird sich mit der Person Moritz von Sachsen beschäftigen und dabei soll der Versuch unternommen werden seine Rolle in der konfliktreichen Zeit der Konfessionalisierung zu beschreiben. Hierbei ist zu zeigen, ob sich das Bild des ersten albertinischen Kurfürsten, als „Judas von Meißen“ bewahrheitet oder als falsch anzusehen ist.
Die Reformation und ihre theologische Bedeutung für das Reich wird nicht Schwerpunkt dieser Arbeit sein, sondern die Entwicklung der machtpolische Konkurrenz zwischen Kaisertum und Fürstenstand.
3. Karl V.
3.1. Familie Karls V.
Karl wurde am 24. Februar 1500 als Sohn Philipps I., des Schönen, von Kastilien und Johannas der Wahnsinnigen in Gent geboren. Mütterlicherseits war er der Enkel Ferdinands II. von Aragonien und Isabellas I. von Kastilien und Léon, väterlicherseits der Enkel des habsburgischen Kaisers Maximilian I., außerdem der Urenkel Karls des Kühnen, des Herzogs von Burgund.
Nach dem Tod seines Vaters Philipp 1506 erbte Karl dessen burgundisches Reich; nach dem Tod Ferdinands 1516 wurde er zum spanischen König proklamiert; und als schließlich Maximilian 1519 verstarb, erbte er auch noch die österreichischen Erblande in Mitteleuropa, die sein jüngerer Bruder Ferdinand, der spätere Kaiser Ferdinand I., während Karls Abwesenheit als Statthalter betreute.
3.2. Amtsantritt
Darüber hinaus wurde Karl 1519 zum König des Heiligen Römischen Reiches gewählt und am 23. Oktober 1520 in Aachen zum König gekrönt. Sein Konkurrent bei dieser Wahl war König Franz I. von Frankreich, gegen den er sich vor allem deshalb durchsetzen konnte, weil er den Kurfürsten immense Bestechungssummen zahlte, die ihm u.a. die Fugger vorgestreckt hatten.
Karl war zu diesem Zeitpunkt der bei weitem mächtigste Herrscher des Abendlandes; seine ererbten Lande waren weit umfangreicher als z. B. jemals in seiner Geschichte das Frankenreich Karls des Großen. Sein Herrschaftsbereich erstreckte sich über die spanischen Königreiche Aragón und Kastilien, das burgundische Erbe, die italienischen Königreiche Neapel, Sizilien und Sardinien, die von Spanien eroberten Gebiete in Amerika und Afrika und die österreichischen Erblande.
Somit war er Herrscher über ein Reich, in dem nie die Sonne unterging.
Zu dieser Zeit war sein Weltbild noch fest, nicht zuletzt dadurch, dass er seine Herrschaft auch mit seinem Glauben und seinem Weltbild im Einklang sehen konnte.[1]
In seiner Wahlkapitulation hatte Karl den Reichsfürsten gegenüber die Wahrung der „deutschen Libertät” zusagen müssen, was bedeutet, dass er ausdrücklich die Privilegien der Fürsten anerkennen sowie deren Mitsprache- und Zustimmungsrecht bei bestimmten Angelegenheiten des Reiches wie z. B. Steuern, Gesetzen, Verträgen musste; außerdem verpflichtete sich Karl, auf dem Boden des Reiches keine fremden, wie beispielsweise spanische oder burgundische, Söldner einzusetzen.
Karls Ziel war die Wiederherstellung des mittelalterlichen, christlichen (d. h. in einem, dem rechten Glauben vereinten) Universalreiches unter der Führung des Kaisers. Mit seinem Rückgriff auf die Kaiseridee Karls des Großen musste er in der Folge zwangsläufig mit verschiedenen Kräften in Konflikt geraten[2]: mit den deutschen partikularistischen Reichsfürsten, insbesondere mit den protestantischen, mit Frankreich, das dem Kaiser den Führungsanspruch im Abendland streitig zu machen suchte, mit den „Ungläubigen”, den Osmanen, die das Reich Karls bzw. die Christenheit von Osten und Süden her bedrohten; und mit dem Papsttum, das sich aus machtpolitischen Gründen Karls Kaiseridee widersetzte.
Bei Karls Regierungsantritt befand sich das Reich in Aufruhr, hervorgerufen durch die neue Lehre Martin Luthers.
1521 berief Karl in Worms einen Reichstag ein, auf dem Luther zu seinen Thesen Stellung nehmen und sie möglichst widerrufen sollte, damit im Reich wieder Ruhe einziehen könnte. Luther aber blieb standhaft, und der Reichstag verhängte mit dem Wormser Edikt die Reichsacht über Luther und seine Anhänger, um ein weiteres Ausbreiten der Lehre zu verhindern. Karl, zunächst einer Reform der Kirche nicht abgeneigt, entschied sich im Zuge des Wormser Reichstages endgültig gegen die Reformation.
3.3. Konflikte in Europa
Um es vorweg zu nehmen: Versuche, den Menschen Karl V. zu beschreiben, zeigen, dass es diesem komplexen Charakter prinzipiell unmöglich war, in der Phase des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit, dieses riesige Erbe seiner habsburgischen Vorfahren dauerhaft zu festigen und zu mehren. Klar scheint auch, dass die überwiegende Form der Konfliktaustragung in der frühen Neuzeit der Krieg war. Zwar wurde neben dem Krieg die Diplomatie unter Karl V. gepflegt und geschickt erweitert, da diese zu einem entscheidenden Faktor in den zahlreichen Entscheidungen der Zeit werden konnte.[3]
Die dynastischen Auseinandersetzungen zwischen Franz I. von Frankreich und Karl um den Besitz in Italien und Burgund in einem Krieg eskaliert. Um sich ganz auf diesen Krieg, der zugleich eine Auseinandersetzung um die Vorherrschaft in Europa war, konzentrieren zu können, überließ Karl seinem Bruder Ferdinand die Herrschaft in den österreichischen Erblanden und die Stellvertretung im Reich.
Dieser erste von insgesamt vier Kriegen gegen Frankreich, in dem sich Karl mit Heinrich VIII. von England und dem Herzog Karl von Bourbone gegen Franz I. verbündet hatte, endete 1525 mit einem Sieg Karls über die Franzosen bei Pavia und der Gefangennahme Franz I. Im Januar 1526 musste Franz im Frieden von Madrid auf seine Ansprüche auf Italien und das Herzogtum Burgund verzichten.
Bald nach seiner Freilassung 1527 widerrief Franz jedoch alle Vereinbarungen aus dem Frieden von Madrid und nahm den Krieg gegen Karl wieder auf; diesmal standen Heinrich VIII., einige italienische Stadtstaaten sowie Papst Klemens VII. Franz zur Seite. Ziel des Papstes, als er sich der Liga von Cognac gegen Karl anschloss, war, Karls Truppen aus Italien zu verdrängen. 1527 aber fiel das kaiserliche Heer in Rom ein, plünderte die Stadt (siehe Sacco di Roma) und nahm Clemens gefangen.
Dieser zweite Krieg zwischen Karl und Franz endete 1529 mit dem Damenfrieden von Cambrai. „Damenfrieden” wurde er deswegen bezeichnet, weil er von Luise von Savoyen, der Mutter Franz’ I., und Margarete von Österreich, der Tante Karls, ausgehandelt worden war. Franz verzichtete wiederum auf alle Ansprüche in Italien, erhielt aber das Herzogtum Burgund.
Als 1530 der Papst Karl V. in Bologna zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches durch den Papst krönte, war ein Meilenstein in seinem Leben erreicht. Dies war auch die letzte Krönung eines römischen Kaisers durch den Papst.
Im Jahre 1536 befand sich Karl erneut im Krieg mit Frankreich. Diesmal hatte sich der katholische Franz mit den Türken verbündet. Dieser Krieg endete 1538 nach einigen Niederlagen Karls mit dem Frieden von Nizza, der Franz I. einen Teil des Piemonts zugestand. 1542 nahmen Franz und Karl zum vierten und insgesamt letzten Mal den Krieg wieder auf. Mit dem Friedensschluss von Crépy 1544 wurde im Wesentlichen der Damenfrieden von Cambrai bestätigt, zugleich sagte Franz seine Hilfe gegen die protestantischen Reichstände zu.[4]
1529 hatte Karl nicht zuletzt deshalb dem Frieden von Cambrai zugestimmt und den Krieg gegen Frankreich rasch beendet, um sich wieder den inneren Angelegenheiten des Reiches, vor allem der Auseinandersetzung mit den Lutheranern, widmen und um sich den Osmanen, die von Süden und von Osten her Europa bedrohten, entgegenstellen zu können. Die Osmanen hatten bereits den Balkan in ihrer Hand und 1526 überrannte Sultan Süleyman II. Ungarn. Drei Jahre später, 1529, belagerten die Türken erstmals Wien.
1538 ging Karl mit Papst Paul III. und dem Stadtstaat Venedig ein Bündnis gegen die Osmanen ein. Diese Allianz war allerdings nicht von Erfolg gekrönt – 1541 schlug ein Feldzug nach Algier fehl, und die Osmanen brachten Ungarn endgültig unter ihre Kontrolle, Ferdinand 1547 ausnutzte und so einen fünfjährigen Waffenstillstandsvertrag mit den Türken unterzeichnete.[5]
[...]
[1] Vgl. Fernandy, M. de, Karl V., Tübingen, 1966, S. 13 ff.
[2] Vgl. Kohler, A., Karl V., in: Die Kaiser der Neuzeit 1519-1918, München, 1990, S. 31- 52
[3] Vgl. Lunitz, Martin, Die ständigen Gesandten Karls V. in Frankreich – zum Strukturwandel das Gesandtschaftswesens im 16. Jahrhundert, Konstanz, 1996, S.113, ff.
[4] Vgl. Schilling, Heinz, Aufbruch und Krise - Deutschland 1517-1648, Berlin, 1998, S. 221 ff.
[5] Vgl. ebd., S. 231, ff.
- Quote paper
- Annett Rothe (Author), 2003, Der Konflikt zwischen Karl V. und den Protestanten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23974
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.