Die Unmöglichkeit nicht zu kommunizieren - Nonverbale Kommunikation von Gefühlen beim Fall der Berliner Mauer und in der Mauerkunst


Seminararbeit, 2003

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


I. Inhaltsverzeichnis

1. Abgrenzung der Themenstellung

2. These: Man kann nicht nicht kommunizieren

3. Der Inhalts- und Beziehungsaspekt in der Kommunikation
3.1 Möglichkeiten der Reaktion auf den Beziehungsaspekt
3.2 Der Beziehungsaspekt der Kommunikation in Situationen beim Fall der Berliner Mauer

4. Digitale und Analoge Kommunikation
4.1 Analoge Kommunikation am Beispiel der Mauerkunst

5. Fazit

II. Literaturverzeichnis

Erklärung

1. Abgrenzung der Themenstellung

Das Thema unserer Seminararbeit lautet: „Die Unmöglichkeit nicht zu kommunizieren - Nonverbale Kommunikation von Gefühlen beim Fall der Berliner Mauer und in der Mauerkunst“.

„In den letzten Jahren hat die Kommunikation in ihren vielfältigen Erscheinungsformen immer mehr an Bedeutung gewonnen.“[1] Wir haben dieses Thema gewählt, da es sehr deutlich zeigt, dass zu einer Kommunikation mehr gehört, als aneinander gereihte Wortketten. Insbesondere die Äußerung von Gefühlen wird mehr als nur durch Worte vermittelt und ist ein bedeutender Faktor für die Beziehungen zwischen den Menschen.

So möchten wir die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation bei der Äußerung von Gefühlen durch Fotos von der Grenzöffnung sowie durch Beispiele von Mauermalereien belegen.

Hierzu haben wir die Theorie von Watzlawick: „Man kann nicht nicht Kommunizieren“ in den Vordergrund gestellt. Im ersten Teil unserer Arbeit stellen wir zunächst die eben genannte These von Watzlawick vor (2.). Im folgenden Teil beschäftigen wir uns mit dem Beziehungs- und Inhaltsaspekt einer Kommunikation. In Punkt 3. werden wir auch hier zunächst die Theorie vorstellen, um dann näher auf den für die nonverbale Kommunikation bedeutenderen Beziehungsaspekt einzugehen und in 3.1 die Möglichkeiten der Reaktion vorstellen. Anhand der erhaltenen Erkenntnisse möchten wir dann den Beziehungsaspekt und die Reaktionen auf die Gefühlsäußerung in Situationen beim Fall der Berliner Mauer untersuchen (3.2).

Im Anschluss beschäftigen wir uns in Punkt 4. mit den Möglichkeiten nach Watzlawick eine Mitteilung auszudrücken, genauer mit analoger und digitaler Kommunikation, wobei die erstere als bildhafte, darstellende Kommunikation die im Hinblick auf unser Thema entscheidende ist. Deshalb beenden wir unsere Arbeit mit der Interpretation von Mauerkunst, wobei wir sie auf Merkmale analoger Kommunikation untersuchen (4.1). Hierzu werden wir versuchen, die Kenntnisse anzuwenden, die wir im Kapitel zuvor bekommen haben.

2. These: Man kann nicht nicht kommunizieren

Neben der Bezeichnung für ein Wissensgebiet ist Kommunikation, bzw. jede einzelne Kommunikation eine Mitteilung. Mehrere Mitteilungen, einzelne Kommunikationen also, zwischen verschiedenen Kommunikationsteilnehmern sind eine Interaktion.

Mit Kommunikation ist neben der verbalen, die für das Thema dieser Arbeit entscheidende nonverbale Kommunikation gemeint, die sich durch die Körpersprache, Mimik und Gestik ausdrückt.

Watzlawick stellt hierzu die These auf, dass jedes Verhalten Kommunikation ist. Verhalten hat nach Watzlawick die entscheidende Eigenschaft, kein Gegenteil zu haben, da es für jeden zweifelsohne unmöglich ist, sich nicht zu verhalten.

Jemand, der einer Kommunikation aus dem Wege geht und sich nicht auf einen möglichen Kommunikationspartner einlassen möchte, verhält sich dementsprechend, wenn er auf etwaige Aufforderungen seines Gegenüber nicht reagiert. Diese Art von Verhalten symbolisiert dem Gesprächsbereiten, dass der oder die andere das Gespräch, bzw. die Kommunikation mit ihm nicht wünscht.

Es gibt keinen Ausweg aus dem Zustand, des sich Verhaltens und somit keine Form des Nicht-Kommunizierens. Hieraus leitet Watzlawick seine besagte These ab: „Man kann nicht nicht kommunizieren“[2].

3. Der Inhalts- und Beziehungsaspekt in der Kommunikation

Watzlawick unterscheidet bei der Kommunikation zwei Ebenen:

Auf der einen Seite sieht er die Information einer Mitteilung, den Inhalt als einen Faktor. Hierbei spielt es keine Rolle, ob dieser Inhalt wahr oder falsch ist. Auf der anderen Seite sieht er die Beziehung der Kommunizierenden untereinander. Was haben Sender und Empfänger für ein Verhältnis zueinander und was wollen sie durch ihre jeweilige Aussage über ihre Beziehung ausdrücken.

Dieser angesprochene Beziehungsaspekt ist in jeder einzelnen Mitteilung enthalten, egal welchen Umfang oder welche Länge sie hat.

Der Sender hat jedes Mal eine Vorstellung von dem, wie der Empfänger auf die jeweilige Mitteilung zu reagieren hat. Auf diese Vorstellung weist er durch den Beziehungsaspekt jeder Mitteilung hin. Somit zeigt der Sender immer seine persönliche Stellung und seine Gefühle zu dem Empfänger. Dies verleiht dem Beziehungsaspekt im weiteren Verlauf unserer Arbeit eine große Bedeutung.

Die Beziehungsdefinition geschieht in den meisten Interaktionen unbewusst, spontan und instinktiv, z.B. im alltäglichen Miteinander.

Laut Watzlawick gerät bei einer spontanen, gesunden Beziehung die Definition der Beziehung deutlich stärker in den Hintergrund, als dies bei einer konfliktreichen Beziehung der Fall ist, wobei die inhaltliche Bedeutung hier nahezu verschwindet.[3]

3.1 Möglichkeiten der Reaktion auf den Beziehungsaspekt

Der Sender einer Mitteilung definiert durch den Beziehungsaspekt die Beziehung zum Empfänger und damit auch sich selbst.[4]

Watzlawick nennt daraufhin drei Möglichkeiten für den Empfänger auf die Selbstdefinition des Senders zu reagieren.

1. Die Bestätigung: Der Empfänger kann die Selbstdefinition des Senders bestätigen. Watzlawick benennt dies als eine elementare Voraussetzung für geistige Stabilität.[5]
2. Die Verwerfung: Der Empfänger verneint nicht unbedingt die Wirklichkeit der Selbstdefinition des Senders völlig, erkennt sie also begrenzt an, verwirft sie aber.
3. Die Entwertung: Während der Empfänger dem Sender bei der Verwerfung eine Reaktion wie etwa „Du hast in deiner Ansicht über dich unrecht!“ entgegenbringt, kommt die Reaktion bei der Entwertung der Aussage „Du existierst nicht“ gleich.[6]

Es geht hier also nicht um wahr oder falsch im Bezug auf die Definition des Senders, sondern um eine Unentscheidbarkeit.

Laut Watzlawick „negiert [..] [die Entwertung] die menschliche Wirklichkeit [...] [des Senders] als dem Autor dieser Definition“[7].

Hierbei geht es um Nichtbeachtung, der Empfänger nimmt den Sender in seiner Selbstdefinition gar nicht wahr.

Watzlawick bezeichnet diesen Vorgang der Selbstdefinition und folgenden Definition des Empfängers als „Ich-Du-Definitionen“.[8] Der Empfänger reagiert also auf die Selbstdefinition des Senders mit seiner Definition der Beziehung zu ihm und seiner Definition zum Sender selbst, teilt damit also mit, wie er den Sender sieht. Dadurch gibt er zwangsläufig eine Selbstdefinition von sich ab, auf welche der ursprüngliche Sender diesmal als Empfänger reagiert. Diese Kette ließe sich natürlich unbegrenzt fortsetzen. In den folgenden Beispielen (Fotos in 3.2) werden wir allerdings darauf verzichten, diese Kette über das erste Glied hinaus fortzusetzen, da es sich bei Bildern ohnehin immer nur um Ausschnitte einer Kommunikation handeln kann. Somit wäre das Verfolgen der Kette reine Spekulation.

3.2 Der Beziehungsaspekt der Kommunikation in Situationen beim Fall der Berliner Mauer

Betrachten wir nun vor dem Hintergrund von Watzlawicks in 2. vorgestellter These und seiner Definition des Beziehungsaspektes von Kommunikation (3.) sowie der Möglichkeiten der Reaktion auf diesen Aspekt (3.1) zunächst eine Gruppe von Menschen, die um ein Auto, genauer einen Trabbi herum tanzen und sich dabei an den Händen fassen, wie es kleine Kinder beim Spielen oft machen. Wir stellen uns die Frage, wie es zu solch einem Handeln von erwachsenen Menschen kommen kann?

Machen wir uns einmal bewusst, was diese Menschen im Augenblick des Fotos gerade erleben. Sie werden Zeugen vom Fall der am besten bewachten und massivsten Grenze der Welt. Eine Grenze, die mitten durch das Herz einer europäischen Metropole ging, die Familien auseinander riss, an der Menschen an Ihrem Schicksal zerbrachen, die Zukunft vernichtete und vielen Menschen das Leben kostete.

[...]


[1] Klebe, Inge und Joachim: Die Sprach der Zeichen und Bilder. Eine populärwissenschaftliche Darstellung der optischen Aspekte der nonverbalen Kommunikation. 1. Auflage. Köln. Aulis Verlag Deubner & Co KG, 1989. S. 5.

[2] Vgl. Watzlawick, Paul u.a.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. 6. Auflage. Bern, Stuttgart, Wien. Verlag Hans Huber, 1982. S. 51ff.

[3] Vgl. Watzlawick, Paul u.a.: a.a.O., S. 53ff.

[4] Vgl. Watzlawick, Paul u.a.: a.a.O., S. 83.

[5] Vgl. Watzlawick, Paul u.a.: a.a.O., S. 84.

[6] Vgl. Watzlawick, Paul u.a.: a.a.O., S. 86

[7] Watzlawick, Paul u.a.: a.a.O., S. 86.

[8] Vgl. Watzlawick, Paul u.a.: a.a.O., S. 84.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Unmöglichkeit nicht zu kommunizieren - Nonverbale Kommunikation von Gefühlen beim Fall der Berliner Mauer und in der Mauerkunst
Hochschule
Hochschule Osnabrück  (Betriebswirtschaft)
Veranstaltung
Organisation & Kommunikation
Note
1,3
Autoren
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V23510
ISBN (eBook)
9783638266208
Dateigröße
1519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unmöglichkeit, Nonverbale, Kommunikation, Gefühlen, Fall, Berliner, Mauer, Mauerkunst, Organisation, Kommunikation
Arbeit zitieren
Jörg Jahnel (Autor:in)Monika Vehn (Autor:in), 2003, Die Unmöglichkeit nicht zu kommunizieren - Nonverbale Kommunikation von Gefühlen beim Fall der Berliner Mauer und in der Mauerkunst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23510

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