Der Übergang zur Marktwirtschaft und die außenpolitische Öffnung 1989 führten zu einer
Auseinandersetzung mit dem Wettbewerb westlicher Unternehmen und deren Produkten. Diesem war die
ostdeutsche Wirtschaft nicht gewachsen. Der Umstrukturierungsprozess nach der Wiedervereinigung
erfolgte mit einer erheblichen Reduzierung der Arbeitsplätze und einer Veränderung der sektoralen Struktur
der ostdeutschen Wirtschaft. 1989 arbeiteten in der DDR 46% der Beschäftigten im produzierenden
Gewerbe, was deutlich über dem Standard marktwirtschaftlicher Industrieländer lag. Im
Dienstleistungssektor waren hingegen nur 44% der Erwerbstätigen beschäftigt, was wiederum deutlich unter
dem Standard marktwirtschaftlicher Industrieländer lag. Hieraus ist zu erkennen, dass dieser
Umstrukturierungsprozess hinsichtlich der sektoralen Struktur eine unmittelbare Folge der
Wiedervereinigung war. Das produzierende Gewerbe verlor nach der Wende an relativer Bedeutung,
wohingegen in den Bereichen Dienstleistung, Handel und Gewerbe deutliche Zuwächse zu verzeichnen
waren.
Der Aufbau neuer Wirtschaftsstrukturen entstand bislang schwerpunktmäßig im Umland von Städten und in
ländlichen Regionen, nicht in den Kernstädten. Demzufolge blieben die Kernstädte im Strukturwandel
zurück. Die Kernstädte erfüllen zwar in den Bereichen Verkehr und Nachrichtenübermittlung die
Versorgungsfunktion für das Umland, jedoch ist dies im Bereich Handel anders. Hier besteht zwar auch ein
größerer Besatz in den Städten, jedoch ist hier der Vorsprung wesentlich geringer.
Während zu Zeiten der DDR die Nutzungsstruktur der Innenstädte wesentlich mehr durch die Wohnfunktion
geprägt war, kam es nach der Wiedervereinigung zu einer Intensivierung der Flächennutzung, sowie zu
einer Verdrängung der Wohnfunktion durch Einzelhandel und Dienstleistungen.
Insgesamt kann man sagen, ist die Standortwahl das Problem der ostdeutschen Städte. Aufgrund ihrer hohen
Ansiedlungsdynamik hat aber gerade die Standortwahl der Dienstleistungsunternehmen bedeutende
Auswirkungen auf die Entwicklung der Städte. Im Bereich der räumlichen Expansion des
Dienstleistungssektors gibt es jedoch neben Übereinstimmungen zu westdeutschen Großstädten, wie z.B.
der „Filialisierung“ der Zentren, gerade auch abweichende Entwicklungstrends zu verzeichnen, gerade im
Bereich der konsumorientierten Dienstleistungen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Probleme der Innenstadtentwicklung ostdeutscher Städte (allg.)
- Die Innenstadtentwicklung der Stadt Halle/Saale
- Versuche der Problembewältigung in Halle
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Probleme der Innenstadtentwicklung ostdeutscher Städte am Beispiel von Halle/Saale. Ziel ist es, die Herausforderungen nach der Wiedervereinigung zu analysieren und die spezifischen Faktoren aufzuzeigen, die die Entwicklung der Innenstadt Halls beeinflusst haben.
- Wirtschaftsstruktureller Wandel nach der Wende
- Veränderung der Nutzungsstruktur in den Innenstädten
- Standortwahl von Dienstleistungsunternehmen
- Auswirkungen von Eigentumsansprüchen auf Immobilien
- Wettbewerb durch Einkaufszentren im Umland ("Grüne Wiese")
Zusammenfassung der Kapitel
Probleme der Innenstadtentwicklung ostdeutscher Städte (allg.): Der Text beschreibt die tiefgreifenden Veränderungen der ostdeutschen Wirtschaft nach der Wende. Der Strukturwandel führte zu Arbeitsplatzverlusten und einer Verschiebung von der produzierenden Industrie hin zum Dienstleistungssektor. Die Ansiedlung neuer Wirtschaftsstrukturen erfolgte bevorzugt im Umland, was die Innenstädte zurückfallen ließ. Die Veränderung der Flächennutzung mit Verdrängung der Wohnfunktion durch Einzelhandel und Dienstleistungen verschärfte die Lage. Die Geltendmachung von Eigentumsansprüchen auf Immobilien blockierte innerstädtische Entwicklungen. Hohe Immobilienpreise und Mieten erschwerten die Ansiedlung von Unternehmen, insbesondere für Existenzgründer. Schließlich wird die unzureichende Verkehrsinfrastruktur als ein weiterer Hemmfaktor genannt, der zum Abfluss von Kaufkraft ins Umland beitrug und die Revitalisierung der Innenstädte behinderte.
Die Innenstadtentwicklung der Stadt Halle/Saale: Halle/Saale, als größte Stadt Sachsen-Anhalts, wird als Fallbeispiel präsentiert. Die traditionsreiche Industrieregion Mitteldeutschlands mit ihren Bodenschätzen und Großchemiestandorten prägte die Stadtentwicklung. Die Arbeitsplatzverluste nach der Wende betrafen Halle stark, insbesondere im produzierenden Gewerbe. Der Text beschreibt eine Verschiebung der Beschäftigungsstruktur hin zu Dienstleistungen. Ein wesentliches Problem ist der zunehmende Kaufkraftabfluss in die im Umland entstehenden Einkaufszentren ("Grüne Wiese"-Problematik). Beispiele wie das Halle-Center/Peißen oder der Hallesche Einkaufspark/Bruckdorf verdeutlichen diese Entwicklung. Die Nähe zu Leipzig als Dienstleistungsstandort wird als weiterer Faktor genannt, der die Ansiedlung von Unternehmen in Halle erschwert.
Schlüsselwörter
Innenstadtentwicklung, Ostdeutschland, Halle/Saale, Strukturwandel, Wiedervereinigung, Dienstleistungssektor, Standortwahl, Eigentumsansprüche, Einkaufszentren, „Grüne Wiese“, Kaufkraftabfluss, Verkehrsinfrastruktur.
FAQ: Innenstadtentwicklung Ostdeutscher Städte am Beispiel Halle/Saale
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Probleme der Innenstadtentwicklung ostdeutscher Städte, insbesondere am Beispiel von Halle/Saale. Sie analysiert die Herausforderungen nach der Wiedervereinigung und die Faktoren, die die Entwicklung der Hallenser Innenstadt beeinflusst haben.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den wirtschaftsstrukturellen Wandel nach der Wende, die Veränderung der Nutzungsstruktur in Innenstädten, die Standortwahl von Dienstleistungsunternehmen, die Auswirkungen von Eigentumsansprüchen auf Immobilien, den Wettbewerb durch Einkaufszentren im Umland ("Grüne Wiese"-Problematik), sowie die unzureichende Verkehrsinfrastruktur.
Welche Probleme der Innenstadtentwicklung ostdeutscher Städte werden allgemein beschrieben?
Die Arbeit beschreibt die tiefgreifenden Veränderungen der ostdeutschen Wirtschaft nach der Wende, Arbeitsplatzverluste, die Verlagerung in den Dienstleistungssektor, die Ansiedlung neuer Wirtschaftsstrukturen im Umland, die Veränderung der Flächennutzung mit Verdrängung der Wohnfunktion, Probleme bei der Geltendmachung von Eigentumsansprüchen, hohe Immobilienpreise und Mieten, und die unzureichende Verkehrsinfrastruktur.
Wie wird die Innenstadtentwicklung von Halle/Saale dargestellt?
Halle/Saale wird als Fallbeispiel präsentiert. Die Arbeit beschreibt die Auswirkungen der Arbeitsplatzverluste nach der Wende, insbesondere im produzierenden Gewerbe, die Verschiebung der Beschäftigungsstruktur hin zu Dienstleistungen und den zunehmenden Kaufkraftabfluss in die im Umland entstehenden Einkaufszentren (z.B. Halle-Center/Peißen, Hallescher Einkaufspark/Bruckdorf). Die Nähe zu Leipzig als Dienstleistungsstandort wird als erschwerender Faktor genannt.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Innenstadtentwicklung, Ostdeutschland, Halle/Saale, Strukturwandel, Wiedervereinigung, Dienstleistungssektor, Standortwahl, Eigentumsansprüche, Einkaufszentren, „Grüne Wiese“, Kaufkraftabfluss, Verkehrsinfrastruktur.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu den Problemen der Innenstadtentwicklung ostdeutscher Städte allgemein, der Innenstadtentwicklung von Halle/Saale und den Versuchen der Problembewältigung in Halle.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist die Analyse der Herausforderungen der Innenstadtentwicklung ostdeutscher Städte nach der Wiedervereinigung und die Aufzeigen der spezifischen Faktoren, die die Entwicklung der Innenstadt von Halle beeinflusst haben.
- Quote paper
- Henning Müller (Author), 2000, Probleme der Innenstadtentwicklung ostdeutscher Städte am Beispiel der Stadt Halle/Saale, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23349