Tausende Anhänger der alevitischen Glaubensgemeinschaft demonstrierten am 30. 12. 2007 in Köln gegen eine am 23.07.2007 ausgestrahlte „Tatort“-Folge (vgl. Stegers: 2007). Ursache für die Proteste war, dass sich die Folge „Wem Ehre gebührt“ alter Vorurteile gegen die Aleviten aus dem Osmanischen Reich bedient habe, indem sie einen Inzestfall innerhalb einer alevitischen Familie darstellte (vgl. ebd.). Die türkischen Aleviten fühlen sich dadurch in ihrer Menschenwürde verletzt, da sie, obwohl sie sich zum Islam bekennen, von den Sunniten als „unislamisch“ nicht akzeptiert und seit Jahrhunderten wegen ihrer Glaubensvorstellungen diskriminiert werden. „Es geht uns nicht darum, dass ein Alevit der Attentäter ist. Wir fühlen uns verletzt, weil dieser Inzest-Vorwurf etwas ist, mit dem orthodoxe Sunniten seit Jahrhunderten Aleviten verfolgt haben“ (Toprak zit. n. Stegers: 2007).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Zielsetzung
- Vorgehensweise
- Der Tatort
- Gründe für die Popularität
- Krimiserie als Spiegelbild der Gesellschaft
- „Wem Ehre gebührt“ (inhaltliche Einführung)
- Rekonstruktion der sozialen Wirklichkeit
- Exkurs über das Alevitentum
- Definition
- Alevitische Lehren als Ausgrenzungsmerkmale
- Vorurteile und Diskriminierung gegenüber Aleviten
- Reaktionen der Aleviten auf den Tatort
- Darstellung der alevitischen Familie
- Kritik von Aleviten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die „Tatort“-Folge „Wem Ehre gebührt“ und untersucht, ob und inwieweit Krimiserien als Rekonstruktion sozialer Wirklichkeit verstanden werden können. Sie fokussiert auf die Darstellung der alevitischen Familie in der Folge und erörtert, welche Vorurteile gegenüber Aleviten aufgegriffen und wie diese in der Serie behandelt werden.
- Die Darstellung der alevitischen Familie in der „Tatort“-Folge „Wem Ehre gebührt“
- Rekonstruktion von Vorurteilen gegenüber Aleviten in der Krimiserie
- Die Rolle der Ermittler im Umgang mit den Vorurteilen und der Darstellung der alevitischen Familie
- Die Reaktionen der Aleviten auf die „Tatort“-Folge und ihre Kritik an der Darstellung
- Der Anspruch der Krimiserie auf Realitätsnähe und die Frage, ob sie als Spiegelbild der Gesellschaft fungieren kann
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Proteste gegen die „Tatort“-Folge „Wem Ehre gebührt“ vor, die auf die Darstellung einer alevitischen Familie mit einem Inzestfall zurückzuführen sind. Das Ziel der Arbeit ist die Untersuchung der Relevanz von Krimiserien als Spiegel der Gesellschaft, insbesondere im Hinblick auf die Darstellung von Vorurteilen und die Rekonstruktion der sozialen Wirklichkeit.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Popularität des „Tatort“ als Krimireihe und erläutert die Gründe für seine erfolgreiche Etablierung im deutschen Fernsehen. Es beschreibt die Inszenierung, die Dramaturgie und die Nähe zur Realität, die die Serie auszeichnen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der „Tatort“-Folge „Wem Ehre gebührt“ und bietet eine inhaltliche Einführung in die Handlung. Es wird analysiert, ob die Darstellung der alevitischen Familie in der Folge realitätsnah ist und welche Vorurteile in der Handlung verarbeitet werden. Zudem gibt es einen Exkurs über das Alevitentum, der die Definition, die alevitischen Lehren und die Vorurteile und Diskriminierung gegenüber Aleviten beleuchtet.
Das vierte Kapitel untersucht die Darstellung der alevitischen Familie in der Folge im Detail und analysiert die Kritik der Aleviten an der Darstellung, die sie als verletzend und diskriminierend empfinden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: „Tatort“, „Krimiserie“, „Alevitentum“, „Vorurteile“, „Diskriminierung“, „soziale Wirklichkeit“, „Rekonstruktion“, „Darstellung“, „Kritik“, „Protest“ und „Inzest“. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit Krimiserien die soziale Wirklichkeit widerspiegeln und wie sie zur Rekonstruktion von Vorurteilen beitragen können, insbesondere im Kontext der Darstellung von Minderheiten, wie den Aleviten.
- Quote paper
- Alev Bayram (Author), 2008, Krimiserien als Spiegelbild der Gesellschaft. Der schmale Grad zwischen Fiktion und Fakten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/233339