Erstmals beschrieb Freudenberger ein Phänomen, das er als Krankheit des Überengagements umschrieb. Er meinte damit Erschöpfung und Frustration auf Grund unrealistischer Erwartungen, welche sowohl fremd-, als auch selbstverursacht sind. Dieses Phänomen bezeichnet er als Burnout, worunter er einen Prozess der Erschöpfung der eigenen körperlichen und seelischen Kräfte versteht (Freudenberg 1974 nach Kernen 1998). Die meistgebräuchliche Definition von Burnout stammt von Maslach & Jackson (Schaufeli, Maslach & Marek 1993). Demnach ist Burnout ein Syndrom der emotionalen Erschöpfung, der Depersonalisation und der reduzierten persönlichen Leistung, das bei Individuen auftreten kann, die auf irgendeine Art mit Leuten arbeiten (Maslach & Jackson 1986). Auf Grund dieser Definition wurde das Burnoutsyndrom zur Hauptsache in Humandienstleistungen untersucht, obwohl in der Literatur immer wieder darauf hingewiesen wird, dass das Burnoutsyndrom in den verschiedensten Berufen auftreten kann (Schaufeli 1993). Die Forschung konzentrierte sich sehr auf die Berufsgruppen der Psychologen, Psychotherapeuten, Ärzte und Pflegepersonal, Lehrer und Erzieher, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen (Fengler 1994). Biographische Persönlichkeitsmerkmale stehen in der Literatur im Vordergrund. Die obengenannte Definition macht deutlich, dass das Syndrom im Zusammenhang mit dem Beruf steht. Das heisst, dass die Beziehung zwischen dem Management und den Arbeitern, d.h die Organisationsstruktur als Mitverursacher der Burnoutsyndroms kaum im Blickfeld der Forschung steht. In der gesichteten Literatur mangelt es nicht an Hinweisen. So hat 1990 Schaufeli in der Zusammenfassung von fast 200 Studien festgehalten, dass die Merkmale der Arbeitssituation deutlicher mit Burnout zusammenhängen als Personenmerkmale (Enzmann 1996). Auch Richter stellt fest, dass sich Hinweise darauf mehren, dass auch das Phänomen der Depersonalisation sowie der persönlichen Erfüllung nicht absolut beziehungslos zu der Arbeitstätigkeit ist, sondern ebenfalls aus organisationalen und arbeitsseitigen Bedingungen mitverursacht sein kann (Richter & Hacker 1998). Die vorliegende Arbeit fokussiert die interpersonalen Bedingungen als Auslöser des Burnoutsyndroms. Zuerst wird das Phänomen des Burnoutsyndroms geklärt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Burnout Definition und Symptomatik
- 2.1 Burnout Definition
- 2.2 Burnout Symptomatik
- 3. Entstehungsbedingungen
- 3.1 Das Transaktionale Stressmodell von Lazarus
- 3.2 Organisationsbedingter Stress
- 3.2.1 Die zentralen Begriffe der Rollentheorie
- 3.2.2 Rollenkonflikt
- 3.2.3 Rollenunklarheit
- 3.2.4 Reaktionen auf Rollenkonflikt und Rollenunklarheit
- 4. Verhinderungsmöglichkeiten
- 5. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die interpersonalen Bedingungen als Auslöser des Burnout-Syndroms. Sie beleuchtet die Definition und Symptomatik von Burnout, analysiert die Entstehungsbedingungen unter Berücksichtigung des transaktionalen Stressmodells von Lazarus und organisationspsychologischer Forschungsergebnisse, und schließlich werden Möglichkeiten zur Verhinderung von Burnout diskutiert.
- Definition und Symptomatik des Burnout-Syndroms
- Das transaktionale Stressmodell von Lazarus als Erklärungsansatz
- Organisationsbedingter Stress und seine Rolle bei der Entstehung von Burnout
- Rollenkonflikt und Rollenunklarheit als Stressoren
- Möglichkeiten zur Verhinderung von Burnout
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Burnout ein und beschreibt die historische Entwicklung der Burnout-Forschung. Sie hebt die Bedeutung des beruflichen Kontextes hervor und kritisiert den bisherigen Fokus auf biographische Persönlichkeitsmerkmale, während sie die Bedeutung der Organisationsstruktur als Mitverursacher des Burnout-Syndroms betont. Die Arbeit kündigt ihren Fokus auf interpersonale Bedingungen als Auslöser an und skizziert den methodischen Ansatz, der auf dem transaktionalen Stressmodell von Lazarus und den organisationspsychologischen Arbeiten von Robert Kahn basiert.
2. Burnout Definition und Symptomatik: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Definitionen von Burnout und betont das Fehlen einer allgemeingültigen Definition. Es konzentriert sich auf die gängige Definition von Christina Maslach, die das Drei-Komponenten-Modell (emotionale Erschöpfung, Depersonalisation und reduzierte persönliche Leistung) umfasst. Die Kapitel beschreibt detailliert die einzelnen Komponenten und ihren Manifestationen. Es erklärt die Konzentration der Forschung auf Helferberufe aufgrund der Definition von Maslach und der Verfügbarkeit des Maslach Burnout Inventory (MBI). Abschließend werden verschiedene Burnoutsymptome in Kategorien eingeteilt (Warnsymptome, reduziertes Engagement, emotionale Reaktionen, Abbau kognitiver Leistungsfähigkeit etc.), und der dynamische Prozesscharakter von Burnout wird hervorgehoben. Es wird auch auf die Bedeutung der Arbeitsumwelt für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Burnout hingewiesen.
3. Entstehungsbedingungen: Dieses Kapitel fokussiert sich auf die Entstehungsbedingungen von Burnout, mit dem transaktionalen Stressmodell von Lazarus als zentralem Erklärungsansatz. Es beschreibt die kognitive Bewertung (appraisal) und Bewältigung (coping) als entscheidende Faktoren bei der Stressreaktion. Das Kapitel analysiert organisationspsychologische Forschung, insbesondere die Arbeiten von Robert Kahn und sein Konzept des organisationbedingten Stresses, einhergehend mit der Rollentheorie und ihren zentralen Begriffen. Rollenkonflikte und Rollenunklarheiten werden als spezifische Stressoren identifiziert, die zu Burnout beitragen können. Das Kapitel beleuchtet die Reaktionen auf diese Rollenprobleme und ihre Verbindung zur Entstehung von Burnout.
Schlüsselwörter
Burnout-Syndrom, emotionale Erschöpfung, Depersonalisation, reduzierte persönliche Leistung, transaktionaler Stress, Lazarus, organisationspsychologie, Rollenkonflikt, Rollenunklarheit, Stressoren, Prävention, Arbeitsumwelt.
Häufig gestellte Fragen zum Text: Burnout-Syndrom
Was ist der Inhalt des Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über das Burnout-Syndrom. Er behandelt die Definition und Symptomatik von Burnout, analysiert die Entstehungsbedingungen anhand des transaktionalen Stressmodells von Lazarus und organisationspsychologischer Ansätze (insbesondere die Rollentheorie mit Rollenkonflikten und Rollenunklarheiten), und diskutiert schließlich Möglichkeiten zur Burnout-Prävention.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die wichtigsten Themen sind: Definition und Symptomatik von Burnout nach Maslach (emotionale Erschöpfung, Depersonalisation, reduzierte persönliche Leistung), das transaktionale Stressmodell von Lazarus als Erklärungsansatz für Burnout, organisationspsychologische Faktoren wie Rollenkonflikte und Rollenunklarheit als Stressoren, und Maßnahmen zur Verhinderung von Burnout.
Wie ist der Text strukturiert?
Der Text ist in Kapitel gegliedert, beginnend mit einer Einleitung, gefolgt von Kapiteln zur Definition und Symptomatik von Burnout, den Entstehungsbedingungen (mit Fokus auf das transaktionale Stressmodell und organisationspsychologische Aspekte), und Möglichkeiten der Verhinderung. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie Schlüsselwörter.
Welches Modell wird zur Erklärung von Burnout verwendet?
Das transaktionale Stressmodell von Lazarus dient als zentraler Erklärungsansatz für die Entstehung von Burnout. Es betont die Bedeutung der kognitiven Bewertung (Appraisal) von Stressoren und der Bewältigungsstrategien (Coping).
Welche Rolle spielen organisationspsychologische Faktoren?
Der Text betont die Bedeutung organisationspsychologischer Faktoren, insbesondere Rollenkonflikte und Rollenunklarheit, als wichtige Stressoren, die zur Entstehung von Burnout beitragen. Die Rollentheorie von Robert Kahn wird hierfür herangezogen.
Welche Möglichkeiten zur Verhinderung von Burnout werden diskutiert?
Der Text erwähnt Möglichkeiten zur Verhinderung von Burnout, geht aber nicht im Detail auf konkrete Präventionsmaßnahmen ein. Die Diskussion dieser Möglichkeiten findet im Kapitel "Verhinderungsmöglichkeiten" statt.
Welche Definition von Burnout wird verwendet?
Der Text konzentriert sich auf die gängige Drei-Komponenten-Definition von Christina Maslach (emotionale Erschöpfung, Depersonalisation, reduzierte persönliche Leistung) und erwähnt das Maslach Burnout Inventory (MBI).
Für wen ist dieser Text gedacht?
Der Text ist für ein akademisches Publikum bestimmt, das sich mit dem Thema Burnout auseinandersetzt. Er eignet sich für Studierende, Wissenschaftler und Fachkräfte im Bereich der Psychologie, Arbeitswissenschaften oder verwandter Disziplinen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text?
Schlüsselwörter sind: Burnout-Syndrom, emotionale Erschöpfung, Depersonalisation, reduzierte persönliche Leistung, transaktionaler Stress, Lazarus, Organisationspsychologie, Rollenkonflikt, Rollenunklarheit, Stressoren, Prävention, Arbeitsumwelt.
- Quote paper
- Michael Müller (Author), 2000, Burnout - Theoretischer Hintergrund, Entstehungsbedingungen und Verhinderungsmöglichkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23313