Thema: Vergleich von Gabriel Garcia Marquez Roman „Cien años de soledad“ und Günter Grass Roman „Die Blechtrommel“ unter sozio-kulturellen Gesichtspunkten und Auswirkungen auf die ästhetische Gestaltung beider Werke. Bei der genaueren Betrachtung der Romane „Die Blechtrommel“ von Günter Grass und „Hundert Jahre Einsamkeit“ von Gabriel García Márquez fallen trotz der in unterschiedlichen Kulturkreisen entstandenen Werke überraschend viele Gemeinsamkeiten auf, unter anderem in der Auswahl der behandelten Themen, der narrativen Bewältigung eines für das jeweilige Land entscheidenden geschichtlichen Zeitabschnittes sowie der Verwendung ungewöhnlicher Stil - und Erzählmittel. Ausgehend von den Ähnlichkeiten in der Biografie ( Nobelpreis, politische Aktivitäten, vielseitige künstlerische Begabung, beide Romane bringen den Autoren Weltruhm) wird untersucht, inwieweit europäische und lateinamerikanische Stereotypen und Vorstellungen in dem jeweiligen Roman zum Ausdruck kommen und wie diese unterschiedliche Sichtweise Auswirkungen auf Erzählstrategie und stilistische Darstellung hat (Erzählhaltung, Zeitstruktur, Motivverflechtung).
Inhaltsverzeichnis:
I. Einleitung
II. Gemeinsamkeiten im Leben und Werk beider Schriftsteller
1. Themen
2. Rezeption
3. Stoff
4. Realismo mágico
5. Epochenausschnitt
6. Erzählte Zeit
7. Familiengeschichten
8. Motive ( Inzest, Dreiecksbeziehungen, Mythologische Beziehungen)
III. Vergleichende Analyse beider Romananfänge
1. Erzählhaltung
2. Raum- und Zeitgestaltung
3. Metaebenen und mythologische Bezüge
IV. Weltsicht und Welthaltung
V. Literaturverzeichnis
Gabriel García Márquez: “Cien años de soledad”– Günter Grass: “Die Blechtrommel”
Die wohl auffälligste Gemeinsamkeit im Leben beider Autoren ist die Anerkennung ihres literarischen Schaffens durch die schwedische Akademie der Wissenschaften. Obgleich beide gleichen Alters sind, erhält Gabriel García Márquez den Nobelpreis bereits im Jahre 1982, Günter Grass dagegen nach längerer Wartezeit auf der Favoritenliste im Jahre 1999. Sie sind beide zu dieser Zeit bereits weltberühmt und ihre Werke schon in vielen Sprachen übersetzt.
Diese formalistisch publizistischen Ähnlichkeiten allein rechtfertigen allerdings noch lange nicht eine komparatistische Beschäftigung mit ihren Werken. Erst bei genauerer Betrachtung und Analyse der inhaltlich-ästhetischen Struktur beider Romane kommen erstaunliche Gemeinsamkeiten an die Oberfläche und führen zu der Frage, was denn der tiefere Hintergrund und die ideell-soziologische Basis sein könnte, auf der diese doch etwas überraschenden Ähnlichkeiten beruhen.
In dieser Arbeit wird zunächst dargestellt , welche inhaltlich thematischen Gemeinsamkeiten vorhanden sind und wie diese die ästhetische Struktur vor allem in der Erzählweise beider in unterschiedlichen Kulturkreisen entstandenen Werke mitbestimmt haben. Anschließend soll versucht werden, die gewonnenen Erkenntnisse in die Welthaltung und Weltsicht beider Autoren einzuordnen und diese in Bezug zu ihrem geistig kulturellen Hintergrund zu stellen, denn jeder von ihnen gilt weltweit als anerkannter und geschätzter Repräsentant seines Landes. Gabriel García Márquez ist der angesehenste und meistgelesenste lebende lateinamerikanische Autor und Günter Grass nimmt ebenfalls in der europäischen Literatur einen der ersten Plätze ein.
Bei der ersten Lektüre beider Romane fallen einem schon derart viele Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten im thematisch-motivischen Bereich , ja sogar im Schreibstil auf, dass man vermuten könnte, beide Autoren wären schon miteinander in Berührung gekommen.
Nach meinem Kenntnisstand kann aber von einer persönlichen oder schriftstellerischen Beeinflussung nicht gesprochen werden. Beide erblickten im gleichen Jahr das Licht der Welt, Grass am 16.Oktober 1927 in Danzig als Kind deutsch-polnischer Eltern, Gabriel García Márquez am 6. März 1927 oder 28 in Aracataca.
Der Roman von Günter Grass erscheint bereits 1959, Gabriel García Marquez´ Werk dagegen acht Jahre später, 1967. Beide Schriftsteller werden damit auf einen Schlag weltberühmt und sollten dafür , diesmal Gabriel Garcia Marquez um einige Jahre eher , nämlich 1982, Günter Grass etwas verspätet, 1999, den Nobelpreis, erhalten.
Folgende Themen werden nun eingehend behandelt.
- Gemeinsamkeit im Leben und Werk
- Themen und Motive
- Exemplarische Analyse der Romananfänge
1. Erzählhaltung
2. Raum- und Zeitgestaltung
3. Metaebene und mythologische Bezüge
- Weltsicht und Welthaltung beider Autoren
II. Gemeinsamkeiten im Leben und Werk
Gabriel García Márquez und Günter Grass werden beide katholisch erzogen, Gabriel bei den Jesuiten im kalten und regnerischen Zipaquirá in der Nähe von Bogotá, Günter Grass im polnisch katholischen Danzig.
In ihrer Jugend haben beide Erfahrungen mit einer Art Völkergemisch, in Aracataca, dem kleinen, heißen Nest in der Nähe der Karibik, leben Araber, Juden, Türken , Zigeuner, Kreolen und Ureinwohner nebeneinander, auch Grass wächst in einer Umgebung von Kaschuben, Polen und Deutschstämmigen auf, was sich ebenfalls nachhaltig in seinem Werk niederschlägt.
Beide weisen bereits als Jugendliche eine vielseitige künstlerische Begabung auf und äußern frühzeitig den Wunsch, Künstler zu werden. Bei Grass hält sich seine handwerklich-künstlerische Begabung ein Leben lang und er betätigt sich neben seiner Schriftstellerei als Steinmetz, Bildhauer, Zeichner und Maler.
Auch bei Gabriel zeigt sich in seiner Jugendzeit eine Vorliebe zur Malerei und Musik, in der Pariser Zeit, 1957, tritt er als Vallenatosänger im Quatre Latin auf. Seine Wertschätzung dieser typisch kolumbianischen „musica popular“ schlägt sich in der Figur des legendären Troubadours Francisco el Hombre in seinem Roman nieder.
Sowohl Gabriel García Márquez als auch Günter Grass müssen politisch gesehen zum linken Spektrum in ihren Ländern gerechnet werden. Gabriel mischt sich auch aktiv in das politische Geschehen ein, ist ein Sympathisant Fidel Castros, was unter anderem zum Abbruch der Beziehung zu seinem Freund und Verfasser des umfangreichsten Werkes über ihn, Maria Vargas Llosa, führt.
Gabriel Garcia Marquez ist längere Zeit für die einzige wirklich ernst zu nehmende linke Zeitschrift „Alternativa“ in Kolumbien verantwortlich. Günter Grass wiederum betätigt sich als Wahlhelfer, Berater und Redeschreiber Willy Brandts.
- Rezeptionsgeschichte
Die Übereinstimmungen beim Erscheinen beider Romane sind auffällig. Sie werden sofort von namhaften Kritikern und Literaten als Meisterwerk erkannt. Carlos Fuentes und Alvaro Mutis, persönliche Freunde von Gabriel, stellen bereits nach dem Lesen einiger Kapitel den hohen Rang dieses Werkes fest.
Obwohl Grass´ Roman beim Erscheinen von einigen Kritikern in seinem künstlerische Rang nicht erkannt wird und gar der lächerliche Vorwurf der Pornografie fällt, erkennt Hans
Magnus Enzensberger als erster den epochalen Wert dieses Romans: “...Sein Buch ist ein Brocken wie Döblins Berlin Alexanderplatz, ... ein Brocken , an dem Rezensenten und Philologen mindestens ein Jahrzehnt lang zu würgen haben, bis es reif zur Kanonisation ...ist“.
In Frankreich, wo Grass von 1956 bis 1959 lebt und an der Blechtrommel schreibt, erscheint bereits 1961 die erste Übersetzung und wird von den Kritikern als bester deutscher Nachkriegsroman stürmisch begrüßt.
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- Arbeit zitieren
- Manfred Hagl (Autor:in), 2003, Sozio-kulturelle Aspekte und ästhetische Gestaltung von Gabriel Garcia Marquez' "Cien años de soledad" und Günter Grass' "Die Blechtrommel", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23301
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