„Die Raumbilder sind die Träume der Gesellschaft. Wo immer die Hieroglyphe irgendeines Raumbildes entziffert ist, dort bietet sich der Grund der sozialen Wirklichkeit dar.“
Siegfried Kracauer
Wenn wir das obige Zitat betrachten, haben wir dann bereits die Antwort? Nein, denn das Thema ist weitaus komplexer: es reicht von den frühen Raumbegriffen in den Sozialwissenschaften bis hin zur heutigen Bedeutung des Raumes, die es in etlichen Bereichen noch zu definieren gilt. Warum ist der Raum interessant? Man merkt dies bereits sehr deutlich an Fragen wie diesen: Wie sieht der digitale Raum heute und in Zukunft aus? Welche Auswirkungen hat er? Wie wird er erschaffen, gestaltet und beeinflusst? Es ist Zeit, diese Fragen anzugehen!
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
a. Was ist Raum?
2. Der Raumbegriff
a. Geschichte des Raumbegriffs in der Soziologie
b. Begrifflichkeiten
i. Wasser- und Wegemetaphern
ii. Die Verinselung der Lebenswelt
iii. Unterschied Raum und Ort
iv. „Working places“ werden zu „Working Spaces”
v. Voraussetzungen zur Teilnahme an Räumen
vi. Wirkungen auf die Gesellschaft
3. Andere Perspektiven und Herangehensweisen: Bachelard und Hamedinger
4. Die Zukunft: Ausblick und Fazit
1. Einführung
„Die Raumbilder sind die Träume der Gesellschaft. Wo immer die Hieroglyphe irgendeines Raumbildes entziffert ist, dort bietet sich der Grund der sozialen Wirklichkeit dar.“
Siegfried Kracauer
a. Was ist Raum?
Wenn wir das obige Zitat betrachten, haben wir dann bereits die Antwort? Nein, denn das Thema ist weitaus komplexer: es reicht von den frühen Raumbegriffen in den Sozialwissenschaften bis hin zur heutigen Bedeutung des Raumes, die es in etlichen Bereichen noch zu definieren gilt. Warum ist der Raum interessant? Man merkt dies bereits sehr deutlich an Fragen wie diesen: Wie sieht der digitale Raum heute und in Zukunft aus? Welche Auswirkungen hat er? Wie wird er erschaffen, gestaltet und beeinflusst? Es ist Zeit, diese Fragen anzugehen[1].
2. Der Raumbegriff
Ursprünglich war der Raum nebensächlich in der Betrachtung der Wirklichkeit. Er war schlicht ein materielles Objekt. 1977 nannte Elisabeth Konau den Raum eine „vernachlässigte Dimension soziologischer Theoriebildung“[2]. Dieter Läpple sprach 1991 auch von „Raumblindheit“[3]. Diese Aussagen beschreiben sehr gut den Zustand der Raumbetrachtung in früheren Jahrzehnten. Damals war die Kategorie „Zeit“ noch wichtiger als der Raum. Aber: der Raum gewann zunehmend an Bedeutung, denn durch schnelle Datenübertragungsmöglichkeiten und ähnliche Entwicklungen wurde der materielle Raumbegriff schnell erkennbar substanzlos. Paul Virilio sagte dazu: „Die Menschen bevölkern die Zeit, nicht mehr den Raum“[4].
a. Geschichte des Raumbegriffs in der Soziologie
Nichtsdestotrotz ist der Raumbegriff wichtig für die Organisation des Nebeneinanders. Als ein Beispiel für eine erfolgreiche Herangehensweise an die Weiterentwicklung des Raumbegriffs gilt das Buch „Raumsoziologie“ von Martina Löw[5]. Löw formuliert darin einen „prozessualen Raumbegriff“, der sich um das „Wie“ der Entstehung von Räumen kümmert. Sie überwindet damit die Trennung des sozialen Raumes vom materiellen Raum. Basis ihrer Gedanken ist die Giddensche Theorie der Strukturierung[6], der Dualismus von (objektiven) Strukturen versus (subjektivem) Handeln. Sie übersetzt dies in eine Dualität, die ohne Übernahme des Giddenschen Raum- und Systembegriffs auskommt. Löw nimmt Bourdieus „Körper als Mittler“ zwischen Strukturen und Handeln und schlägt damit einen Bogen zur Anthropologie. Abgerundet werden ihre Ausführungen durch die Inklusion von Reinhard Kreckels Verknüpfung von Materie und Symbolik.
Löw gibt uns eine Bilanz der Raumvorstellungen und ihrer Unbrauchbarkeit. Sie führt u.a. auf:
- absolutistische und relativistische Raumvorstellungen
- die Soziologie des Raumes nach Giddens und Hägerstrand
- Stadtsoziologie ohne Raum
- Simmel und die Form
Bekannt ist uns, dass unterschieden wird zwischen Raum und Materie. Der absolutistische Raumbegriff sieht den Raum als eigene Realität jenseits des Handelns (auch Behälterraumbegriff[7] genannt). Wenn aber nur das Handeln untersucht wird und nicht der Raum, taugen sowohl der ortsbezogene als auch der territoriale Raumbegriff wenig. Die Folge ist, dass die Konstitution von Raum nicht untersucht wird, sondern immer nur das Handeln, was zum Beispiel einem Raum unterstellt, dass er das Handeln aller gleichermaßen vorstrukturiert und somit die Aufmerksamkeit auf die Handlung zieht. Simmel hingegen sieht in Bezug auf Kant die Raumkonstitution als menschliche Konstruktionsleistung. Bedeutend sind Formgebung und Konstruktionsleistung, was Giddens mit der Bedeutung von Orten und der Bildung von Zonen meint, Herlyn mit der Aneignung von Territorien[8]. Als Ergebnis sieht Löw darin die Konstitution von Raum als sozialen Prozeß. Dies würde für das Internet Sinn machen und bietet hier auch die interessante Perspektive für eine weitere ausgiebige Betrachtung.
Die verschiedenen Raumphänomene sind ein komplexer Themenbereich, der hier nur einleitend bearbeitet wird. Die Begriffe und Ideen sollen stets nur als Denkanstoß dienen, da die eigentliche Leistung aller Interessierten meiner Meinung nach nur darin liegen kann, sich mit den gegenwärtigen Raumphänomenen auseinander zu setzen.
Heute haben wir eine „Überfülle“ des Raumes. Wir können schnell reisen und kommunizieren, es herrscht Gedränge in den Städten[9]. Der absolute Standpunkt wird immer mehr durch den relationalen verdrängt[10]. Es gibt eine zunehmende Verinselung der Lebenswelt[11], die Auswirkungen auf unsere Sozialisation hat. Raum erscheint zunehmend uneinheitlich, wird mehr und mehr Stückwerk. Zerfällt somit das Gesamtkonstrukt „Raum“, welches wir kennen? Dazu gibt es bisher unterschiedliche Meinungen.
[...]
[1] Die Gliederung dieser Arbeit stellt den Ablauf des Referates und die Gewichtung nach Interessen des Auditoriums dar. Somit ist auch erkennbar, welche Punkte bereits während bzw. nach dem Referat aufgegriffen wurden
[2] vgl. Konau, 1977
[3] vgl. Läpple, 1991
[4] vgl. Virilio, 1983
[5] vgl. Löw, 2001
[6] vgl. Giddens, 1988
[7] vgl. zur Übersicht http://www.ip-3.org/deutsch/dinfo/dtheory_cont.html
[8] vgl. z.B. Herlyn, 1990
[9] vgl. Augé, 1994
[10] vgl. Dorner, 1931; Weibel, 1995
[11] vgl. Zeiher
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