Wer Herbert Wehner während seiner mehr als 33-jährigen Tätigkeit im Plenarsaal erleben durfte, schätzte oder fürchtete sein großes rhetorisches Talent. Seine Reden blieben als großartiges Erlebnis im Gedächtnis seiner Zuhörer haften. Die Rede vom 30. Juni 1960 zur Außenpolitischen Lage im Bundestag gehört zu Wehners bekanntesten Auftritten seines politischen Lebens. Die Jahre zuvor waren geprägt von Auseinandersetzungen zwischen den politischen Lagern und selbst eine Woche vor der Debatte im Bundestag konnten die Deutschen im Rundfunk hören, „… Adenauer wolle der Opposition >>einen Knockout-Schlag versetzen<<, an dem sie bis zur nächsten Bundestagswahl zu tragen haben würde.“. Obwohl Herbert Wehner schon im Vorfeld zum 30. Juni 1960 mehrfach für einen gemeinsamen Weg von Opposition und den Regierungsparteien in der Außenpolitik plädierte, setzte die CDU/CSU auf Konfrontation und zweifelte bewusst an der Ernsthaftigkeit der Absichten der SPD. Das Vorhaben Wehners, die Regierungsparteien für einen gemeinsamen Weg in der Außenpolitik zu gewinnen, gestaltete sich unter diesen Umständen schwierig. Herbert Wehner war sich zum einen im Klaren, dass er die Argumente der Gegenseite entkräften und zugleich auf deren Forderungen für eine gemeinsame Außenpolitik eingehen musste. Zum anderen war es geboten, dass er, Herbert Wehner, die Rede hielt. Wehner galt „… als der führende außenpolitische Kopf der SPD …“ . Er bot aber durch seine ehemalige Zugehörigkeit zur KPD genug Angriffsfläche für die Kritik des politischen Gegners. In dieser Konstellation konnten die neu formulierten Ziele der SPD nur dann Glaubwürdigkeit erlangen, wenn sich Wehner als Person öffentlich dafür einsetzte. Für die von ihm angestrebte Kursänderung der SPD-Außenpolitik brauchte Herbert Wehner die Zustimmung und Unterstützung seiner Parteifreunde. Obwohl es nach seinem Auftritt im Bundestag noch einige Diskussionen im Parteivorstand gab, setzte sich Wehner mit seiner Argumentation durch. Sein Auftritt im Bundestag wurde zum vollen Erfolg und das vom gegnerischen Lager geschaffene „Wehner-Feindbild“ war in gewisser Weise mit dafür verantwortlich.
Die folgenden Ausführungen werden keine Bewertung des Inhalts der Rede von Herbert Wehner im Bundestag am 30. Juni 1960 vornehmen. Meine Arbeit besteht in der rhetorisch-logischen Analyse des Textes.
Gliederung
Einleitung
1. Zielstellung des Plädoyers
2. Analyse der Prämissen der Hauptargumentation
2.1. Allgemeine Thesen als Prämissen
2.2. Konkrete Ansprüche der SPD
2.3. Analyse der von CDU/CSU geforderten Voraussetzungen für eine gemeinsame Außenpolitik
2.4. Kritik an Bemerkungen des Bundesverteidigungsministers Franz Josef Strauß
2.5. Kritische Worte an die Politiker der CDU/CSU
3. Einschätzung formaler und technischer Mittel
4. Aufbau der Hauptargumentation
5. Analyse der Argumente
6. Weitere, untergeordnete Argumentationslinien
6.1. Demokratie als Mittel zur Macht
6.2. Analyse zur Argumentation
6.3. Abbruch der Pariser Konferenz
6.4. Analyse zur Argumentation
6.5. Wiederherstellung der Einheit Deutschlands – eine Aufgabe kommender Generationen
6.6. An2alyse zur Argumentation
6.7. Aktivposten für gemeinsame Außenpolitik
6.8. Analyse zur Argumentation
7. Zurückweisung eines Arguments
7.1. Textbeispiel für ein Argument mit negativer Relevanz
7.2. Analyse zur Argumentation
8. „Geräusche“ als Lückenfüller
9. Rhetorische Figuren als verstärkendes Moment
9.1. Das rhetorische Mittel der Wiederholung
9.2. Metapher als rhetorische Figur
10. Fazit
Literaturverzeichnis
- Quote paper
- Birgit Halm (Author), 2013, Eine logisch-rhetorische Analyse des Plädoyers Herbert Wehners für eine gemeinsame Politik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232214
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