Einleitung
Das Thema der vorliegenden Arbeit ist die Wiener Moderne unter besonderer Berücksichtigung der Literatur. Betrachtet wird hierbei in Schwerpunkt das künstlerisch-literarisch-gesellschaftliche Leben Wiens im fin de siècle, d.h. im Zeitraum um die Jahrhundertwende zwischen 1890 und 1910. In ihrer Fragestellung versucht die Arbeit zu beantworten, welche gesellschaftlichen uns sozialen Rahmenbedingungen für die Entstehung der Kultur des Jungen Wiens
wesentlich waren, welche Themen die Literatur im Schwerpunkt beschäftigten und wie sich diese Themen im einzelnen in den Werken der Schriftsteller wiederspiegelten. In den zwanzig Jahren nach 1890 lag der Schwerpunkt einer kulturell äußerst vielseitigen und fruchtbaren Epoche. Die Intelligenz des Wiens der Jahrhundertwende schuf ihre Neuerungen in nahezu allen Bereichen des kulturellen Lebens. Eine Entwicklung die in Europa unter dem Begriff Wiener
Schule zusammengefasst wurde. In Wien selbst machte das Schlagwort von den „Jungen“ die Runde.(1) Die Wiener Moderne definiert sich über den Bruch der Bindung an die historische Anschauung, die als typisches Merkmal der vorangegangenen Kultur der 19 Jahrhunderts gilt und über die soziale und politische Desintegration ihrer künstlerischen, literarischen und philosophischen Eliten.(2) Bekämpft und zugleich betrauert wurde das rationale Wertesystem des
klassischen Liberalismus, weniger die Autorität der väterlichen Kultur. Der Niedergang eben dieses liberalen Wertesystems ist das Thema des ersten Kapitels. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Kaffeehaus, einer bis heute für Wien typischen Einrichtung, die durch ihre Funktion als Rückzugsort und Ort des Austausch zwischen den Disziplinen von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung der Wiener Moderne war.
[...]
_____
1 Schorske, Carl E.: Wien. Geist und Gesellschaft im Fin de Siècle. Frankfurt am Main 1982, S. XVII. Im folgenden zitiert als Schorske.
2 Schorske: S. X.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Krise des Liberalismus
- Ort des Austauschs – Das Kaffeehaus
- Themen der Wiener Moderne
- Krise der persönlichen Identität
- Krise der jüdischen Identität
- Sexualität und Geschlechterrollen
- Der Nationalitätenkonflikt und die Stimmung des drohenden Untergangs
- Figuren der Literatur - Schnitzler und Hofmannsthal
- Arthur Schnitzler
- Hugo von Hofmannsthal
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Wiener Moderne, insbesondere ihren literarischen Aspekt, im Zeitraum um die Jahrhundertwende (1890-1910). Sie beleuchtet die gesellschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen für die Entstehung der Kultur des Jungen Wien, die zentralen Themen der Literatur dieser Epoche und deren Reflexion in den Werken der Schriftsteller. Die Arbeit analysiert eine kulturell vielseitige und produktive Periode, in der die Wiener Intelligenz in nahezu allen Bereichen des kulturellen Lebens innovativ wirkte.
- Der Niedergang des klassischen Liberalismus und seine Auswirkungen auf die Wiener Kultur.
- Die Rolle des Kaffeehauses als Ort des intellektuellen Austauschs und der Entwicklung der Wiener Moderne.
- Identitätskrisen (persönlich und jüdisch) und Geschlechterrollenkonflikte als zentrale Motive der Wiener Moderne.
- Die literarische Darstellung der oben genannten Themen anhand der Werke von Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal.
- Der Nationalitätenkonflikt und das Gefühl eines drohenden Untergangs in der Wiener Gesellschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Fokus der Arbeit: die Wiener Moderne unter besonderer Berücksichtigung der Literatur um 1890-1910. Sie untersucht die gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen für die Entstehung der Kultur des Jungen Wien, die zentralen literarischen Themen und deren Reflexion in den Werken der Schriftsteller. Die Einleitung skizziert den Bruch mit der historischen Anschauung des 19. Jahrhunderts und die soziale und politische Desintegration der künstlerischen, literarischen und philosophischen Eliten als definierende Merkmale der Wiener Moderne. Sie beschreibt den Niedergang des liberalen Wertesystems als Thema des ersten Kapitels und die Bedeutung des Kaffeehauses im zweiten Kapitel. Die Identitätskrisen und Geschlechterrollenkonflikte werden als zentrale Motive im dritten Kapitel behandelt, während das vierte Kapitel die Werke Schnitzlers und Hofmannsthals analysiert.
Die Krise des Liberalismus: Dieses Kapitel analysiert den Niedergang des Liberalismus in Österreich als wichtigen Kontext für die Wiener Moderne. Der kurze Zeitraum der liberalen Herrschaft (ca. 1860-1900) und das Fehlen einer breiten gesellschaftlichen Basis führten zu einer Krise des liberalen Bürgertums, das sich in seiner Anerkennung durch die Oberschicht bestätigt sehen wollte. Die politische Niederlage und das Gefühl der Vergeblichkeit aller Mühen führten zu einem Rückzug und wurden durch aufkommende Massenbewegungen (Antisemitismus, Klerikalismus, Sozialismus) und neue wissenschaftliche Erkenntnisse (Freud, Mach) verstärkt, die das aufklärerische Menschenbild der Liberalen erschütterten. Das zitierte Gedicht von Mahler verdeutlicht das Gefühl der Entfremdung von der Gesellschaft.
Ort des Austauschs – Das Kaffeehaus: Das Kapitel beschreibt die Bedeutung des Wiener Kaffeehauses als zentralen Ort des Austauschs und der Begegnung für die Entwicklung der Wiener Moderne. Es fungierte als Rückzugsort und ermöglichte den interdisziplinären Austausch zwischen Künstlern, Schriftstellern, Intellektuellen und anderen Gesellschaftsgruppen, was für die Entstehung und Verbreitung neuer Ideen und künstlerischer Strömungen unerlässlich war. Die einzigartige Atmosphäre des Kaffeehauses förderte die kreative und intellektuelle Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und politischen Veränderungen der Zeit. Es war ein Schmelztiegel der Ideen und somit ein integraler Bestandteil der kulturellen Dynamik der Wiener Moderne.
Themen der Wiener Moderne: Dieses Kapitel untersucht die zentralen Themen der Wiener Moderne: die Krise der persönlichen und der jüdischen Identität sowie die Konflikte um Geschlechterrollen. Diese Krisen und Konflikte werden als die wesentlichen Merkmale der Wiener Moderne dargestellt, die sich in zahlreichen Werken der Zeit wiederfinden und als Leitmotive fungieren. Die unterschiedliche Behandlung dieser Themen in den verschiedenen Werken wird angesprochen, ohne jedoch einzelne Beispiele zu nennen. Das Kapitel legt den Grundstein für die anschließende Analyse der literarischen Werke von Schnitzler und Hofmannsthal.
Schlüsselwörter
Wiener Moderne, Fin de Siècle, Liberalismus, Kaffeehauskultur, Identitätskrise, Jüdische Identität, Geschlechterrollen, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Nationalitätenkonflikt, Untergang, Literatur, Gesellschaft.
Häufig gestellte Fragen zur Wiener Moderne (1890-1910)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Wiener Moderne um die Jahrhundertwende (1890-1910), insbesondere ihren literarischen Aspekt. Sie untersucht die gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen, die zur Entstehung der Kultur des Jungen Wien führten, sowie die zentralen Themen der Literatur dieser Epoche und deren Reflexion in den Werken bedeutender Schriftsteller wie Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den Niedergang des klassischen Liberalismus und seine Auswirkungen auf die Wiener Kultur, die Rolle des Kaffeehauses als Ort des intellektuellen Austauschs, Identitätskrisen (persönlich und jüdisch), Geschlechterrollenkonflikte, den Nationalitätenkonflikt und das Gefühl eines drohenden Untergangs in der Wiener Gesellschaft. Die literarische Darstellung dieser Themen durch Schnitzler und Hofmannsthal bildet einen weiteren Schwerpunkt.
Welche Rolle spielt das Kaffeehaus in der Wiener Moderne?
Das Kaffeehaus wird als zentraler Ort des Austauschs und der Begegnung für die Entwicklung der Wiener Moderne beschrieben. Es diente als Rückzugsort und ermöglichte den interdisziplinären Austausch zwischen Künstlern, Schriftstellern und Intellektuellen, was die Entstehung und Verbreitung neuer Ideen und künstlerischer Strömungen förderte.
Welche Identitätskrisen werden behandelt?
Die Arbeit analysiert die Krise der persönlichen Identität und die Krise der jüdischen Identität als zentrale Motive der Wiener Moderne. Diese Krisen werden als wesentliche Merkmale der Epoche dargestellt, die sich in zahlreichen Werken der Zeit widerspiegeln.
Welche Autoren stehen im Mittelpunkt der literarischen Analyse?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Werke von Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal, um die literarische Darstellung der oben genannten Themen zu analysieren.
Wie wird der Niedergang des Liberalismus dargestellt?
Der Niedergang des Liberalismus in Österreich wird als wichtiger Kontext für die Wiener Moderne analysiert. Der kurze Zeitraum der liberalen Herrschaft und das Fehlen einer breiten gesellschaftlichen Basis führten zu einer Krise des liberalen Bürgertums. Politische Niederlagen, aufkommende Massenbewegungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse erschütterten das aufklärerische Menschenbild der Liberalen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Wiener Moderne, Fin de Siècle, Liberalismus, Kaffeehauskultur, Identitätskrise, Jüdische Identität, Geschlechterrollen, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Nationalitätenkonflikt, Untergang, Literatur, Gesellschaft.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, Kapitel zur Krise des Liberalismus, zum Kaffeehaus als Ort des Austauschs, zu den Themen der Wiener Moderne (Identitätskrisen und Geschlechterrollen), zu Schnitzler und Hofmannsthal sowie ein Fazit. Kapitelzusammenfassungen sind ebenfalls enthalten.
- Quote paper
- Robert Albrecht (Author), 2001, Die Wiener Moderne unter besonderer Berücksichtigung der Literatur Schnitzlers und Hoffmannsthals, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2320