Die sächsische Landesgeschichtsschreibung hat sich von jeher, schon in ihren frühesten Ausprägungen vor der Professionalisierung des Berufsstandes der Historiker, mit Kriminalitätsgeschichte beschäftigt. Der Oberlandjägermeister Paul von Gröbel (gestorben 1594) hatte Cornelius von Rüxleben beim Kurfürsten denunziert, da Rüxleben die Kurfürstin beleidigt hatte. Rüxleben wurde "peinlich befragt" und blieb bis zu seinem Tod 1590 in der Leipziger Pleißenburg inhaftiert. Paul von Gröbel unterlag der Befragung neben diesem Prozess auch wegen eines zweiten Delikts: Er hatte Bauern aufgefordert, ihm einen angeblich glücksbringenden Daumen eines Gehenkten abzuschneiden und zu überbringen. Heinrich von Gröbel, der Sohn Pauls, besaß Güter in Ober- und Unterlichtenau, in Laußnitz sowie in Grasengrün bei Karlsbad und eine Kux zu Platten. Seine Tochter Sibylla war von ihren Eltern fortgegangen und bekam vom väterlichen Kutscher ein Kind. Ihr Vater schwor Blutrache und bezahlte den Oberhermersdorfer Müller für den Mord an dem Kutscher. Nachts in einer seiner Mühlen schlug er mit einer Axt auf den Kutscher ein. Gröbel wurde wegen dieses Auftragsmordes inhaftiert, kam aber wieder auf freien Fuß.1620 wurde Gröbel beschuldigt, mit seiner Tochter Sibylla zweimal Inzest getrieben zu haben. Eine lange Untersuchung schloss sich an, in die sich auch der Kurfürst intensiv beteiligte. Die Prozesse um die von Gröbel stellen einen in seiner dichten Abfolge an schweren Delikten interessanten und kriminalitätsgeschichtlichen bezeichnenden Fall des 16. und 17. Jahrhunderts in Sachsen dar.
Inhaltsverzeichnis
- Der kurfürstliche Jägermeister Paul von Gröbel
- Heinrich von Gröbel
- Die Inquisition Heinrich v. Gröbels
- Der Tod Heinrich v. Gröbels in der Pleißenburg
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text ist eine erste Studie zu einer momentan in Arbeit befindlichen Monographie des Autors zu Paul und Heinrich v. Gröbel und ihren Verstrickungen. Der Text beleuchtet die Kriminalitätsgeschichte der Familie von Gröbel im 16. und 17. Jahrhundert in Sachsen, wobei der Fokus auf den Fall von Heinrich v. Gröbel liegt, der wegen Blutschande angeklagt und inhaftiert wurde.
- Die Kriminalitätsgeschichte in Sachsen der frühen Neuzeit
- Die Familie von Gröbel und ihre Verstrickungen in der sächsischen Landesgeschichte
- Der Fall Heinrich v. Gröbel: Blutschande, Inhaftierung und Tod
- Die Rolle des sächsischen Kurfürsten Johann Georg l. in der Geschichte der Familie von Gröbel
- Die Bedeutung der Quellen für die Erforschung der Kriminalitätsgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
- Der kurfürstliche Jägermeister Paul von Gröbel
Der Text beleuchtet die Geschichte von Paul von Gröbel, dem Vater von Heinrich von Gröbel. Paul von Gröbel war Oberforstmeister und Amtshauptmann in Sachsen. Er geriet in Konflikt mit dem Zschopauer Jägermeister Cornelius von Rüxleben, den er beim Kurfürsten August denunzierte. Rüxleben wurde daraufhin inhaftiert und starb 1590 in der Pleißenburg. Paul von Gröbel starb 1594 als Oberlandjägermeister und Amtshauptmann. Der Text beleuchtet die Quellenlage und die bisherigen Forschungsarbeiten zu Paul von Gröbel, wobei der Fokus auf den Konflikt mit Cornelius von Rüxleben und die Rolle des Kurfürsten August liegt.
- Heinrich von Gröbel
Der Text stellt Heinrich von Gröbel vor, den Sohn von Paul von Gröbel. Heinrich von Gröbel war Forstmeister und besaß mehrere Güter in Sachsen. Er geriet in Konflikt mit dem Kurfürsten Christian l. und wurde 1603 inhaftiert. Der Text beleuchtet die Biographie Heinrichs von Gröbel, seine Besitzungen und seine Beziehungen zum sächsischen Hof. Dabei werden auch die Gründe für seine Inhaftierung beleuchtet, die bisher ungeklärt sind.
- Die Inquisition Heinrich v. Gröbels
Der Text beschreibt den Prozess gegen Heinrich von Gröbel, der wegen Blutschande mit seiner Nichte Sibylla angeklagt wurde. Der Text beleuchtet die Beweislage, die Aussagen der Beteiligten und die Rolle des Kurfürsten Johann Georg l. in dem Verfahren. Dabei werden auch die Haftbedingungen Heinrichs von Gröbel und die Schwierigkeiten bei der Beweisführung in der Frühen Neuzeit dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Kriminalitätsgeschichte in Sachsen der frühen Neuzeit, die Familie von Gröbel, den Fall Heinrich v. Gröbel, Blutschande, Inhaftierung, Tod, Kurfürst Johann Georg l., Quellenforschung und die Rolle des sächsischen Hofes.
- Quote paper
- Konstantin Hermann (Author), 2013, Mord, Vergewaltigung und Inzest im 17. Jahrhundert. Der sächsische Staatsgefangene Heinrich v. Gröbel und sein Vater Paul von Gröbel, Oberhofjägermeister, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231925