Dolose Handlungen im Unternehmensbereich richten Jahr für Jahr alleine in Deutschland Schäden in Milliardenhöhe an und verursachen bei Gesellschaften, die nur unzureichend gegen sie vorgehen, einen existenzbedrohenden Wettbewerbsnachteil. Dies gilt selbstverständlich auch für Unternehmungen aus dem Versicherungssektor, die aufgrund ihres Geschäftsmodells sogar besonderen Bedrohungen ausgesetzt sind.
Die vorliegende Arbeit hat es sich deswegen zum Ziel gesetzt, speziell für diese Branche ein umfassendes Konzept der Prävention doloser Handlungen zu erarbeiten, wobei in erster Linie entsprechende Möglichkeiten der Internen Revision im Vordergrund stehen sollen. Es wird gezeigt, dass die Interne Revision nur dann effektiv und effizient agieren kann, wenn sie eine unabhängige Stellung im Organisationsgefüge der Unternehmung einnimmt und das uneingeschränkte Vertrauen sowie die volle Unterstützung der Unternehmensverantwortlichen genießt. Dadurch wird gewährleistet, dass sie einerseits weisungsungebunden agieren kann, andererseits einen objektiven Blickwinkel beibehält.
Im Verlauf der Ausführungen werden Maßnahmen vorgeschlagen, die die Interne Revision bei ihren Bemühungen unterstützen können. Diese beschränken sich nicht nur auf Gestaltungsempfehlungen hinsichtlich des Internen Kontrollsystems, sondern umfassen auch darüber hinausgehende Ideen zur gezielten Bekämpfung doloser Handlungen. Ferner wird dargelegt, dass die Identifikation, Analyse, Kontrolle, Steuerung und Überwachung doloser Risiken nicht isoliert geschehen darf, sondern vielmehr in den Risikomanagementprozess der Gesellschaft eingebunden werden muss.
Nur so kann eine umfassende Betrachtungsweise sichergestellt werden. Da sich herausstellt, dass Prävention und Aufdeckung doloser Handlungen in einer engen Beziehung zueinander stehen, untersucht die Abhandlung anschließend diejenigen Revisionsaktivitäten, die unzureichend gesicherte Strukturen identifizieren bzw. die Offenlegung konkreter Verdachtsfälle zum Ergebnis haben können. Außerdem werden ein Ansatz zur Überwachung des Managements entwickelt sowie Alternativen zur Begrenzung des branchenspezifischen dolosen Risikos erörtert. Indem Möglichkeiten der Kooperation mit unternehmensexternen Dritten diskutiert werden, wird auch die Unternehmensumwelt in die Betrachtung involviert. Abschließend beschäftigt sich die Analyse mit der Informations- und Kommunikationskultur der Unternehmung und erörtert Wege zur Qualitätssicherung der Internen Revision.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1. Ausmaß und Bedeutung von Wirtschaftsdelikten
- 1.2. Zielsetzung der Arbeit
- 1.3. Gang der Untersuchung
- 1.4. Begriffserläuterungen
- 1.4.1. Dolose Handlungen
- 1.4.2. Interne Revision
- 1.4.3. Versicherungsbetrieb und dazugehörige Begrifflichkeiten
- 1.4.4. Elemente der Internal Control nach COSO
- 2. Versicherungsunternehmen und dolose Handlungen
- 2.1. Formen doloser Handlungen
- 2.1.1. Dolose Handlungen zum offensichtlichen Schaden des Unternehmens
- 2.1.1.1. Schädigungen durch unternehmensinterne Täter
- 2.1.1.2. Schädigungen durch unternehmensexterne Täter
- 2.1.2. Dolose Handlungen zum vermeintlichen Vorteil des Unternehmens
- 2.2. Tatauslösende Faktoren
- 3. Möglichkeiten der Prävention doloser Handlungen
- 3.1. Kontrollumgebung
- 3.1.1. Organisatorische Voraussetzungen zur Prävention doloser Handlungen
- 3.1.1.1. Unternehmensorganisation
- 3.1.1.2. Unternehmenspolitik und Unternehmensleitbild
- 3.1.2. Unternehmensinterne Einrichtungen und Maßnahmen zur dolosen Vorsorge
- 3.1.2.1. Internes Überwachungssystem
- 3.1.2.1.1. Interne Revision
- 3.1.2.1.1.1. Unabhängigkeit als zentrale Anforderung an die Interne Revision
- 3.1.2.1.1.2. Eingliederung in die Unternehmenshierarchie
- 3.1.2.1.1.3. Organisatorische Voraussetzungen
- 3.1.2.1.2. Internes Kontrollsystem
- 3.1.2.1.2.1. Definition und Aufgabe
- 3.1.2.1.2.2. Ausgestaltung des Kontrollsystems
- 3.1.2.2. Audit Committee
- 3.1.2.3. Notfallpläne und Krisen-Management-Teams
- 3.1.2.4. Kommunikationskanäle zur Unterstützung des „whistle blowing“
- 3.1.2.5. Erfahrungsdatenbank „dolose Handlungen“
- 3.1.3. Personalpolitik
- 3.1.3.1. Personalauswahl
- 3.1.3.2. Personalbeurteilung
- 3.1.3.3. Mitarbeitersensibilisierung als Bestandteil der Aus- und Weiterbildung
- 3.2. Risk Assessment
- 3.2.1. Risiko und Risikomanagementsystem
- 3.2.2. Träger des Risikomanagements und Rolle der Internen Revision
- 3.2.3. Risikomanagementprozess
- 3.2.3.1. Risikoanalyse
- 3.2.3.1.1. Risikoidentifikation
- 3.2.3.1.2. Risikomessung und -bewertung
- 3.2.3.1.3. Risikocharakterisierung
- 3.2.3.2. Risikosteuerung
- 3.2.3.2.1. Risikovermeidung
- 3.2.3.2.2. Risikoreduzierung
- 3.2.3.2.3. Risikoüberwälzung
- 3.2.3.2.3.1. Risikotransfer mittels Versicherungen
- 3.2.3.2.3.1.1. Vertrauensschadenversicherung
- 3.2.3.2.3.1.2. Rückversicherung
- 3.2.3.2.3.1.3. Sonstige relevante Versicherungen
- 3.2.3.2.3.2. Risikotransfer ohne Versicherungen
- 3.2.3.2.4. Risikoakzeptanz
- 3.2.3.3. Risikokontrolle und -überwachung
- 3.2.4. Behandlung des Restrisikos
- 3.3. Kontrollaktivitäten
- 3.3.1. Prüfungen durch die Interne Revision
- 3.3.1.1. Präventive Wirkung von Prüfungen
- 3.3.1.1. Ausgewählte Prüfungen zur Bekämpfung doloser Handlungen
- 3.3.1.2.1. Unterschlagungsprüfung
- 3.3.1.2.2. IKS-Prüfung
- 3.3.1.2.3. Management Audit und Geschäftsführungsprüfung
- 3.3.2. Möglichkeiten des Versicherers zur Eindämmung des branchenspezifischen dolosen Risikos
- 3.3.2.1. Produktgestaltung
- 3.3.2.2. Vertragsanbahnung
- 3.3.2.3. Schadenmanagement
- 3.3.3. Zusammenarbeit mit unternehmensexternen Dritten
- 3.3.3.1. Zusammenarbeit innerhalb der Branche
- 3.3.3.2. Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden
- 3.3.3.3. Zusammenarbeit mit externen Prüfern und Beratern
- 3.3.3.4. Zusammenarbeit mit Detekteien
- 3.4. Information und Kommunikation
- 3.5. Monitoring
- Prävention doloser Handlungen im Versicherungssektor
- Rolle der Internen Revision bei der Prävention
- Integration von Präventionsmaßnahmen in das Risikomanagement
- Kontrollmechanismen und -aktivitäten
- Zusammenarbeit mit externen Partnern
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit entwickelt ein umfassendes Präventionskonzept gegen dolose Handlungen im Versicherungsbetrieb, wobei die Rolle der Internen Revision im Mittelpunkt steht. Der Fokus liegt auf der effektiven und effizienten Gestaltung der Internen Revision sowie deren Integration in das Risikomanagement.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Dieses Kapitel führt in das Thema ein, beleuchtet das Ausmaß von Wirtschaftsdelikten und definiert zentrale Begriffe wie „dolose Handlung“ und „Interne Revision“ im Kontext des Versicherungsbetriebs. Es skizziert die Zielsetzung der Arbeit und den methodischen Ansatz.
2. Versicherungsunternehmen und dolose Handlungen: Der zweite Teil analysiert die spezifischen Formen doloser Handlungen in Versicherungsunternehmen, sowohl zum Schaden als auch zum vermeintlichen Vorteil des Unternehmens. Er untersucht die Faktoren, die solche Handlungen auslösen können, und legt den Grundstein für die nachfolgende Diskussion präventiver Maßnahmen.
3. Möglichkeiten der Prävention doloser Handlungen: Das Kernstück der Arbeit. Dieses Kapitel präsentiert ein detailliertes Konzept zur Prävention doloser Handlungen. Es behandelt die Gestaltung der Kontrollumgebung, das Risikomanagement (inkl. Risikoanalyse, -bewertung und -steuerung), verschiedene Kontrollaktivitäten der Internen Revision (wie z.B. Prüfungen), die Zusammenarbeit mit externen Partnern, und die Bedeutung von Information und Kommunikation. Die Kapitel beschreiben detailliert wie ein umfassendes System der Prävention aufgebaut und umgesetzt werden kann.
Schlüsselwörter
Dolose Handlungen, Prävention, Interne Revision, Versicherungsbetrieb, Risikomanagement, Kontrollumgebung, Internes Kontrollsystem, Wirtschaftsdelikte, Compliance, Fraud, Whistleblower.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Prävention doloser Handlungen im Versicherungsbetrieb
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit entwickelt ein umfassendes Präventionskonzept gegen dolose Handlungen im Versicherungsbetrieb, wobei die Rolle der Internen Revision im Mittelpunkt steht. Der Fokus liegt auf der effektiven und effizienten Gestaltung der Internen Revision sowie deren Integration in das Risikomanagement.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Prävention doloser Handlungen im Versicherungssektor, die Rolle der Internen Revision bei der Prävention, die Integration von Präventionsmaßnahmen in das Risikomanagement, Kontrollmechanismen und -aktivitäten sowie die Zusammenarbeit mit externen Partnern.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel: Kapitel 1 bietet eine Einführung mit Definitionen und Zielsetzung. Kapitel 2 analysiert Formen doloser Handlungen in Versicherungsunternehmen und auslösende Faktoren. Kapitel 3 stellt das detaillierte Präventionskonzept vor, das die Kontrollumgebung, das Risikomanagement, Kontrollaktivitäten der Internen Revision, die Zusammenarbeit mit externen Partnern und die Bedeutung von Information und Kommunikation umfasst.
Welche Rolle spielt die Interne Revision?
Die Interne Revision spielt eine zentrale Rolle im Präventionskonzept. Die Arbeit konzentriert sich auf die effektive und effiziente Gestaltung der Internen Revision und deren Integration in das Risikomanagement. Ihre Unabhängigkeit, Eingliederung in die Unternehmenshierarchie und die Durchführung von Prüfungen (z.B. Unterschlagungsprüfungen, IKS-Prüfungen, Management Audits) sind wichtige Aspekte.
Wie wird das Risikomanagement behandelt?
Das Risikomanagement wird umfassend behandelt, inklusive Risikoanalyse (Risikoidentifikation, -messung, -bewertung und -charakterisierung), Risikosteuerung (Risikovermeidung, -reduzierung, -überwälzung, -akzeptanz) und Risikokontrolle. Der Risikotransfer mittels Versicherungen (z.B. Vertrauensschadenversicherung, Rückversicherung) wird ebenfalls detailliert beschrieben.
Welche weiteren Präventionsmaßnahmen werden vorgestellt?
Neben der Internen Revision und dem Risikomanagement werden weitere Präventionsmaßnahmen wie die Gestaltung der Kontrollumgebung (organisatorische Voraussetzungen, Unternehmenspolitik, interne Einrichtungen), Personalpolitik (Personalauswahl, -beurteilung, Mitarbeitersensibilisierung), die Zusammenarbeit mit externen Dritten (Branche, Strafverfolgungsbehörden, externe Prüfer, Detekteien), Information und Kommunikation sowie Monitoring behandelt.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Dolose Handlungen, Prävention, Interne Revision, Versicherungsbetrieb, Risikomanagement, Kontrollumgebung, Internes Kontrollsystem, Wirtschaftsdelikte, Compliance, Fraud, Whistleblower.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich mit der Prävention doloser Handlungen im Versicherungssektor beschäftigen, insbesondere für Mitarbeiter der Internen Revision, das Management von Versicherungsunternehmen und Personen, die im Risikomanagement tätig sind. Sie bietet auch wertvolle Einblicke für Studierende und Wissenschaftler im Bereich Wirtschaftsprüfung und Risikomanagement.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Kfm. Florian Berger (Autor:in), 2003, Prävention doloser Handlungen im Versicherungsbetrieb. Interne Revision im Fokus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23185