Betrachtet man die Vielzahl an Tyranneis, die am Ende der archaischen Periode in Griechenland entstanden, so stellt man fest, dass unter ihnen die Alleinherrschaft des Peisistratos und seiner Söhne wohl diejenige ist, über die sich die meisten Berichte in antiken Quellen finden lassen. Zwar handelt es sich dabei, mit Ausnahme der Elegien Solons, meist um Überlieferungen der darauf folgenden Jahrhunderte, die daher im Lichte ihrer Zeit zu sehen sind, doch sind auch in ihnen Elemente enthalten, die Einsicht in die Situation im Athen des sechsten Jahrhunderts gewähren. Zu dieser Zeit gehörte Athen keineswegs zu den führenden Poleis Griechenlands, sei es auf militärischem, wirtschaftlichem oder kulturellem Gebiet. Die Seefahrt, die in der folgenden Epoche zum bestimmenden Element athenischer Machtpolitik gehörte, spielte damals noch eine eher untergeordnete Rolle. Im Bereich des Handels und des Handwerks gehörten andere, wie etwa Korinth, zu den führenden Staaten, während Attika vor allem durch die, aufgrund der schlechten Bodenbedingungen, eher kärgliche Landwirtschaft geprägt war. Dennoch wurden in dieser Zeit die Grundlagen für eine Entwicklung gelegt, die Athen zu einer der führenden Mächte der Region machen sollte, und die im Bereich des politischen und kulturellen Lebens Leistungen hervorgebracht hat, die weit über ihre Zeit hinauswiesen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Die Polis Athen vor Peisistratos
2.1. Fruhere Tyrannisversuche
2.2. Die soziale Lage in Athen in spatarchaischer Zeit
2.3. Die solonischen Reformen
2.4. Bevolkerungsstruktur und Gesellschaftsordnung der Polis Athen vor der Tyrannis
3. Die Person Peisistratos und sein familiarer Hintergrund
3.1. Mythische Abstammung
3.1.1. Hinweise auf die neleidische Abstammung
3.1.2. Der Neleidenmythos als politisches Propagandamittel
3.2. Hinweise auf die Familie des Peisistratos
3.3. Peisistratos Rolle im Krieg mit Megara
4. Erste Versuche der Etablierung einer Tyrannis
4.1. Die erste Tyrannis des Peisistratos
4.2. Der zweite Versuch der Errichtung einer Tyrannis
4.3. Die Peisistratiden im Exil
4.4. Probleme der Datierung
4.5. Die Versuche zur Errichtung einer Tyrannis in Athen im Vergleich
5. Peisistratos, Tyrannvon Athen
5.1. Der Weg zur Tyrannis
5.2. Das Verhaltnis zur etablierten Ordnung
5.3. Das finanzielle Potential der Tyrannis
5.4. Machtmittel
5.5. Das Verhaltnis zum Adel
5.5.1. Umgang mit der aristokratischen Opposition
5.5.2. Das Verhaltnis zum kooperativen Teil des Adels
5.6. AuswartigeBeziehungen
5.7. Wirtschaftliche Entwicklung
5.8. Verhaltnis zur einfachen Bevolkerung
6. Die Herrschaft der Peisistratiden und das Ende der Tyrannis
6.1. Kontinuitat und Wandel unter den Peisistratiden
6.1.1. Veranderungen in der Aufienpolitik
6.1.2. Intensivierung der Baupolitik
6.1.3. Veranderungen im Verhaltnis zur Aristokratie
6.2. Der Mord an Hipparchos als Wendepunkt in der Akzeptanz der Tyrannis?
6.3. Das Eingreifen Spartas und die Vertreibung der Peisistratiden
6.4. Entwicklungen nach der Vertreibung der Peisistratiden
7. Die Tyrannis als Phanomen
7.1. Die Tyrannis in Athen im Vergleich zu anderen Poleis
7.2. „Internationalismus“ als Wesensmerkmal der Tyrannis
7.3. Die Tyrannis als aristokratisches Phanomen
7.4. Die Tyrannis als wesentlicher Faktor fur die Entwicklung der staatlichen Strukturen 70 in Athen
8. Die Bedeutung der Tyrannis fur die athenische Kultur
8.1. Bauten
8.1.1. Bauten auf der Akropolis
8.1.2. Bauten im Stadtgebiet von Athen
8.1.3. Weitere Bauten
8.2. Die Tyrannen und die Religion
8.2.1. Der Athena-Kult
8.2.2. Weitere Betatigungen auf dem Gebiet der Religion
8.3. Dichterpatronage und Forderung der Kultur
9. Die Sicht auf die Tyrannis in Athen in klassischer Zeit
9.1. Tendenzen in den Quellen
9.2. Die Perserkriege
9.3. Der Kult der Tyrannenmorder
9.4. Die Erinnerung an die Tyrannis als Konstituens der Demokratie
10. Abschliefiende Bewertung
Verzeichnis der verwendeten Literatur Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Betrachtet man die Vielzahl an Tyranneis, die am Ende der archaischen Periode in Griechenland entstanden, so stellt man fest, dass unter ihnen die Alleinherrschaft des Peisistratos und seiner Sohne wohl diejenige ist, uber die sich die meisten Berichte in antiken Quellen finden lassen. Zwar handelt es sich dabei, mit Ausnahme der Elegien Solons, meist um Uberlieferungen der darauf folgenden Jahrhunderte, die daher im Lichte ihrer Zeit zu sehen sind, doch sind auch in ihnen Elemente enthalten, die Einsicht in die Situation im Athen des sechsten Jahrhunderts gewahren. Zu dieser Zeit gehorte Athen keineswegs zu den fuhrenden Poleis Griechenlands, sei es auf militarischem, wirtschaftlichem oder kulturellem Gebiet. Die Seefahrt, die in der folgenden Epoche zum bestimmenden Element athenischer Machtpolitik gehorte, spielte damals noch eine eher untergeordnete Rolle. Im Bereich des Handels und des Handwerks gehorten andere, wie etwa Korinth, zu den fuhrenden Staaten, wahrend Attika vor allem durch die, aufgrund der schlechten Bodenbedingungen, eher kargliche Landwirtschaft gepragt war.[1]Dennoch wurden in dieser Zeit die Grundlagen fur eine Entwicklung gelegt, die Athen zu einer der fuhrenden Machte der Region machen sollte, und die im Bereich des politischen und kulturellen Lebens Leistungen hervorgebracht hat, die weit uber ihre Zeit hinauswiesen. Neben einer Charakterisierung der Herrschaft des Peisistratos und seiner Sohne, dem Weg zur Macht und den Mitteln ihrer Herrschaftsausubung ist es vor allem Ziel dieser Arbeit, die Bedeutung der Tyrannis fur die darauf folgende klassische Periode zu verdeutlichen. Hier stehen besonders die Veranderungen im Bereich der Kultur, der Religion und des Staates im Vordergrund. So geht vor allem die Entwicklung der athenischen Demokratie unter anderem auf Erfahrungen und politische Machtverschiebungen zuruck, die letztendlich ein Ergebnis der Jahre der Tyrannis waren. Um diese Entwicklungen aufzuzeigen soll im Rahmen dieser Arbeit zunachst auf die politische, wirtschaftliche und soziale Lage vor der Tyrannis, insbesondere zur Zeit des Solon eingegangen werden. Dessen Reformen werden hier ebenfalls kurz zusammengefasst. Im Anschluss an eine Charakterisierung der Person des Peisistratos und dessen Weg zur Macht werden einige Faktoren, die fur die Charakterisierung seiner Herrschaft entscheidend sind, aufgezeigt. Danach wendet sich die Betrachtung der Tyrannis seiner Sohne zu, die zwar einige Kontinuitat zu der ihres Vaters aufWeist, sich aber doch in einigen Dingen von ihr unterscheidet. Nicht zuletzt markiert sie das Ende der Tyrannis in Athen. Gleichzeitig bedeutet sie aber den Beginn einer Epoche, in der die Stadt ihre Blutezeit erlebt. AnschlieBend soil die Staatsform der Tyrannis im Allgemeinen einer kurzen Analyse unterzogen werden, bevor sich das Augenmerk den kulturellen Leistungen wahrend dieser Zeit zuwendet, die trotz ihrer teils luckenhaften Uberlieferung doch, soviel ist zu erkennen, beachtlich waren, und Athen auch auf diesem Gebiet pragten. Zum Abschluss soll dann die Wahrnehmung der Tyrannis aus der Sicht der darauf folgenden Generationen im Mittelpunkt stehen, die nicht zuletzt die Berichte, die fur unser Wissen um die Tyrannis in Athen entscheidend sind, maBgeblich beeinflusst hat. Was die Uberlieferungen anbelangt, so sind, wie bereits zuvor erwahnt, die Elegien Solons die einzigen, die uber die Epoche, in die auch die Tyrannis fallt, aus zeitgenossischer Sicht Auskunft geben. Aus spateren Zeiten sind es vor allem drei Autoren, Herodot, Aristoteles und Thukydides, die umfassend Zeugnis uber die Herrschaft des Peisistratos und seiner Sohne ablegen. Allerdings ist dabei festzustellen, dass einerseits die Berichte des Herodot nur unter Vorbehalt ubernommen werden konnen, da er dem Hause der Alkmeoniden sehr nahe stand und in vielen Teilen deren personliche, familiare Uberlieferung ubernahm oder versuchte, Angehorige dieses Hauses in einem positiven Licht darzustellen.[2]Andererseits sind auch die Berichte des Aristoteles nicht frei von Tendenzen, denn vieles in ihnen ist von einem staatstheoretischen Denken gepragt, das der archaischen Zeit nicht gerecht wird. Thukydides wiederum beschrankt sich weitgehend auf eine Darstellung der Herrschaft der Sohne des Peisistratos, womit seine Sicht auf die Tyrannis stets luckenhaft bleibt.
Im Bereich der Forschungsliteratur mochte ich im Besonderen auf die Monographien von Helmut Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 1967, verweisen, der eine der umfassendsten Darstellungen des Phanomens Tyrannis in ganz Griechenland verfasst hat, sowie auf Loretana De Libero, Die archaische Tyrannis, 1996, die eine sorgfaltige Systematik zur Tyrannis in Athen und anderen Poleis liefert. Daneben seien noch die Werke von Michael Stahl, Aristokraten und Tyrannen im archaischen Athen, 1987, der die Tyrannis in Athen vor allem unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung staatlicher Strukturen betrachtet, und Elke Stein-Holkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft, 1989, die in ihrer Studie unter anderem der Tyrannis als Phanomen der aristokratischen Gesellschaft nachgeht, erwahnt.
2. Die Polis Athen vor Peisistratos
Im Folgenden soll die Epoche vor der Tyrannis des Peisistratos beleuchtet werden. Von besonderem Interesse sind dabei die Tyrannisversuche des Kylon und des Damasias, die soziale sowie politische Ordnung der Polis Athen und die solonischen Reformen , die alle als wichtige Faktoren fur die Etablierung der Tyrannis des Peisistratos gelten konnen.
2.1. Fruhere Tyrannisversuche
Als Peisistratos im Jahre 561/60 v. Chr. zum ersten Mal versuchte, die Macht in Athen zu erlangen, war dies keineswegs der erste Tyrannisversuch, den die Polis bis dahin gesehen hatte. Der erste Versuch, die Vorherrschaft zu gewinnen datiert bereits in das dritte Viertel des siebten Jahrhunderts in das Archontat des Alkmeoniden Megakles, als der Olympiasieger Kylon nach der Tyrannis trachtete.[3]Dazu habe er sich der Hilfe des Tyrannen Theagenes von Megara bedient, dem er, da er dessen Tochter geheiratet hatte, auch verwandtschaftlich verbunden gewesen ist.[4]Weitere Unterstutzung erhielt Kylon wohl von Seiten seiner Heiairoi.[5]Mit Hilfe dieser Gefolgsleute besetzte er wahrend der Olympischen Spiele die Akropolis.[6]Jedoch lieB die Reaktion seitens der konkurrierenden Aristokraten vermutlich nicht lange auf sich warten. Kylon wurde auf der Burg eingeschlossen und belagert, wobei moglicherweise die wehrfahige athenische Bevolkerung mobilisiert wurde.[7]Bereits nach kurzer Zeit zog das Gros der Belagerer anscheinend wieder ab und die zustandigen Amtstrager ubernahmen die weitere Belagerung.[8]Als die Anhanger Kylons ihre aussichtslose Lage erkannten suchten sie Schutz im Heiligtum der Athena Polias.[9]Nachdem sie die Zusicherung der Straffreiheit erhalten hatten verlieBen sie das Heiligtum der Athena, woraufhin sie getotet wurden.
Vermutlich waren die Archonten selbst verantwortlich fur diese Tat, zumindest werden sie in den Quellen fast einmutig als Urheber des Frevels genannt.[10]Was an dieser Episode erstaunen mag ist die Tatsache, dass die Putschisten nur wenig Unterstutzung von Seiten der athenischen Bevolkerung erhielten, umso mehr dagegen die aristokratische Fuhrungselite des athenischen Staates. Dies kann man als Hinweis darauf werten, dass die gesellschaftlichen Spannungen, die spater Solon dazu veranlassten, den athenischen Staat zu reformieren, zu dieser Zeit noch nicht derart stark waren, dass sie bedeutende Teile der Bevolkerung dazu veranlasst haben konnten, an einem Staatsstreich teilzunehmen.[11]Eine zweite mogliche Interpretation fur das Ausbleiben von Unterstutzung bei Kylons Putschversuch ist, dass er sich dabei megarischer Hilfe bediente, was als feindlicher Akt von AuBen verstanden worden sein konnte, und so viele Sympathisanten davon abgeschreckt haben konnte, sich auf die Seite Kylons zu stellen.[12]Der nachste Versuch in Athen eine Tyrannis zu etablieren datiert in die 80er Jahre des sechsten Jahrhunderts v. Chr., als heftige Kampfe um das Archontat die Polis Athen erschutterten.[13]Das fuhrte dazu, dass Sta rpv araatv, also aufgrund von Parteikampfen, zweimal keine Archonten bestimmt werden konnten. Kurz darauf versuchte ein Aristokrat namens Damasias, seine Amtszeit als Archon zu verlangern, bis er schlieBlich nach etwas mehr als zwei Jahren gewaltsam aus dem Amt vertrieben wurde.[14]Danach wurde fur die verbleibende Zeit des Amtsjahres ein Kollegium aus zehn Mannern eingesetzt.[15]Ob diese lange Amtszeit des Damasias als Versuch die Alleinherrschaft zu erringen angesehen werden kann, ist umstritten.[16]Allerdings ist angesichts der vorangegangen Adelskonflikte ein Tyrannisversuch ahnlich dem des Peisistratos durchaus wahrscheinlich. Fur die Deutung und historische Einordnung der Tyrannis des Peisistratos sind diese beiden Versuche von enormer Bedeutung, denn sie machen den gesellschaftlichen Wandel zwischen der Mitte des siebten und der Mitte des sechsten Jahrhunderts v. Chr. deutlich.
2.2. Die soziale Lage in Athen zur spatarchaischen Zeit
Um den Weg hin zur Tyrannis des Peisistratos besser zu verstehen, erscheint es sinnvoll, sich die Entwicklung der Polis Athen, ihrer Gesellschaftsordnung und ihrer inneren Verfasstheit naher vor Augen zu fuhren. Dabei ist zunachst anzumerken, dass sich Athen im Vorfeld des Archontats des Solon anscheinend in einer schweren inneren Krise befand.[17]Worin der Aus loser dieser Krise bestand ist unklar, doch scheint sie Teil einer allgemeinen Entwicklung gewesen zu sein, die uber Attika hinaus bestand, und moglicherweise ihren Ursprung in einer massiven Bevolkerungszunahme in Griechenland wahrend des achten und siebten Jahrhunderts vor Christus hatte.[18]Wichtigste Quelle fur die Krise in Attika ist die Eunomia-Elegie des Solon, in der er die Habgier der athenischen Oberschicht und die zunehmende Verarmung der Bevolkerung beklagt.[19]Allerdings war die gesellschaftliche Situation in Attika wohl nicht derart prekar, dass der GroBteil der Bevolkerung verarmt war, wahrend sich eine kleine Schicht adliger Oikosherren bereicherte. Eine Knappheit an wehrfahigen Burgern durch die Verarmung weiter Teile der Mittelschicht, die nun die notige Hoplitenausrustung nicht mehr finanzieren konnten scheint zu keiner Zeit gedroht zu haben.[20]Moglicherweise loste die angespannte Situation aber Angste unter den Angehorigen dieser Mittelschicht aus, welche die Stabilitat in Athen gefahrdeten und schlieBlich das Reformwerk Solons ermoglichten. Die Existenz einer solchen Mittelschicht war im Jahre 594 v. Chr. auch die Voraussetzung fur die Wahl Solons zum Archon. Andererseits bleibt hierbei unbestritten, dass Teile des Demos hoch verschuldet und dadurch in Abhangigkeit zu ihren Glaubigern geraten waren, sei es als Hektemoroi, die einen Teil ihrer Ertrage an den Glaubiger abzuliefern hatten, oder im Extremfall als Schuldsklaven.[21]
2.3. Die solonischen Reformen
Die Reformen Solons bestanden aus mehreren Komponenten, von denen drei in diesem Zusammenhang von naherem Interesse sind. Zunachst sei hier die so genannte Seisachtheia zu erwahnen, also eine allgemeine Schuldentilgung und die Beseitigung der Schuldknechtschaft. Zusatzlich erhielten alle vor ihren Glaubigern gefluchteten Schuldner eine Amnestic. Allerdings kam es zu keiner Bodenreform, so dass die Seisachtheia sich letztlich auf eine einfache Annullierung der Schulden beschrankte, also eine, auch den reichen attischen Grundbesitzern gegenuber, sehr maBvolle Veranderung war.[22]
Im Bereich der Polisordnung bestand der Kern des Reformwerks darin, die Bevolkerung in vier Klassen einzuteilen, die durch ihr Einkommen definiert waren. Das Bemerkenswerte daran ist, dass nun nicht mehr die Herkunft uber den sozialen Stand entschied, sondern die okonomische Leistungsfahigkeit. Damit wurde die Mitbestimmung, zumindest mittelfristig, denn vorerst durften nach wie vor die Angehorigen der Aristokratie die oberen Zensusklassen dominiert haben, auf eine breitere Basis gestellt. Dies war zunachst eine sehr gemaBigte Reform, auf lange Sicht zog sie aber doch enorme Veranderungen in der athenischen Gesellschaft nach sich.[23]Daneben stehen noch die Einfuhrung des Rates der 400, und das Treffen einer Auswahl von jeweils zehn moglichen Kandidaten fur das Archontat durch die vier Phylen, unter denen dann das Los bestimmte, was aber in diesem Zusammenhang von geringerem Interesse ist.
Die dritte Saule der solonischen Reformen bildete eine umfassende gesetzgeberische Tatigkeit und eine Kodifizierung des uberlieferten Rechts im Allgemeinen. Dadurch entwickelte sich die Staatlichkeit in Athen bedeutend weiter, denn die Institutionalisierung des Rechts zog die Etablierung staatlicher Organe nach sich.[24]Hinzu kam die offentliche Aufstellung der Rechtstexte, was mit einer Bindung des einzelnen Burgers an die Gesetze gleichzusetzen ist. Damit geht von ihnen eine integrative Kraft aus, die die staatlichen Strukturen in seinem Verhaltnis zum Burger festigt.[25]
2.4. Bevolkerungsstruktur und Gesellschaftsordnung der Polis Athen vor der Tyra nnis
Zwar hatten die solonischen Reformen die schlimmsten Auswirkungen der Agrarkrise beseitigt, in ihrem Bestreben waren sie allerdings sehr maBvoll geblieben. Insbesondere die fehlende Neuverteilung des Landes durfte dazu gefuhrt haben, dass zwar die Schuldsklaven befreit worden waren, jedoch keine neue Existenzgrundlage erhielten. Dies konnte Auswirkungen auf die spatere Etablierung der Tyrannis des Peisistratos gehabt haben, denn Aristoteles berichtet davon, dass sich Leute, die durch die Seisachtheia verarmt waren, der Stasis des Peisistratos anschlossen.[26]Damit sind vermutlich ehemals vermogende Grundbesitzer gemeint, die durch die solonischen Reformen und die Schuldentilgung ihre AuBenstande nicht mehr zuruckerhalten konnten. Die Annahme, dass eine groBe Zahl von Oikosbesitzern durch die Schuldentilgung erheblichen Schaden erlitten ist allerdings auBerst unwahrscheinlich.[27]Vermutlich handelte es sich dabei eher um diejenigen ehemaligen Schuldsklaven und Hektemoroi, die nach der Seisachtheia keine ausreichende Existenzgrundlage aufbauen konnten, und nun zur Partei des Peisistratos stieBen.
Dass die aristokratische Ordnung nach den solonischen Reformen geschwacht war, wenngleich sie letztlich noch bis nach dem Ende der Tyrannis bestand, wird auch aus einigen anderen Details im Zusammenhang mit dem Beginn der Tyrannis ersichtlich. So gelang es allenfalls nur mit Muhe und erst nach uber zwei Jahren, den Usurpator Damasias gewaltsam aus dem Amt zu vertreiben[28], wahrend fur die Beendigung des Putschversuches des Kylon noch die athenische Bevolkerung mobilisiert werden konnte, die dessen Machtstreben im Keim ersticken konnte.[29]Beim Vorgehen gegen Damasias war dies vermutlich nicht mehr moglich, ebensowenig beim ersten und zweiten Putsch des Peisistratos. Als man schlieBlich bei der dritten Usurpation des Peisistratos, auf die im Folgenden noch naher eingegangen wird das athenische Burgeraufgebot in Anspruch nahm, erwies es sich dagegen als auBerst unzuverlassig.[30]Hierin ist moglicherweise ein Anzeichen fur eine Schwachung der Bindung der Bevolkerung an die aristokratische Gesellschaftsordnung zu sehen, die allerdings noch keineswegs so ausgepragt war, dass sie zu ihrem endgultigen Ende gefuhrt hatte.
3. Die Person Peisistratos und sein familiarer Hintergrund
In diesem Kapitel soll vor allem Peisistratos selbst und seine Familie im Mittelpunkt stehen. Tatsachlich schlagen sich auch in der Uberlieferung uber den familiaren Hintergrund und die Abstammung des Tyrannen Wesensmerkmale des Machtanspruchs der Person Peisistratos selbst nieder. Von hier lassen sich Ruckschlusse auf seine Stellung in der athenischen Gesellschaft und die spezifischen Probleme, denen sich Peisistratos bei der Legitimation seiner Herrschaft gegenuber sah, ziehen.
3.1. Mythische Abstammung
3.1.1. Hinweise auf die neleidische Abstammung
Uber die Herkunft der Familie des Peisistratos lasst sich sehr wenig mit Bestimmtheit sagen. Vermutlich stammte sie aus Brauron an der Ostkuste Attikas.[31]Herodot zu Folge waren die Peisistratiden Nachfahren der Pylier und Neleiden, die als Fremde in die Stadt gekommen waren und Konige uber Athen wurden.[32]Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage ist naturlich zweifelhaft. Moglicherweise versucht Herodot mit der Aussage, Peisistratos sei nicht von athenischer Abstammung gewesen, die alkmeonidische Position zu starken, beziehungsweise die Tyrannis als etwas darzustellen, das seinen Ursprung nicht in Athen selbst hat. Vielleicht wurde die Geschichte von der neleidischen Abstammung aber auch von peisistratidischer Seite lanciert, um politisch daraus Kapital zu schlagen.[33]Nichtsdestoweniger scheint in der Geschichte die Erinnerung an die Ankunft fremder Siedler in Attika bewahrt zu sein.[34]Diese Ansicht deckt sich mit dem archaologischen Befund der Region. So fanden sich etwa in der Umgebung des Artemisheiligtums in Brauron Uberreste mykenischer Besiedlung und Graber, die auf das Spathelladikum zwischen 1340 und 1190 vor Christus datieren. Ein weiterer Friedhof, der auf mykenische Besiedlung hindeutet findet sich nur wenige Kilometer entfernt nahe Perati.
Dieser war vermutlich bis ungefahr 1050 v. Chr. in Benutzung. Danach verlieren sich allerdings die Spuren nicht-attischer Besiedlung in der Region.[35]Es ist hingegen fraglich, ob die Gegend nach dem elften Jahrhundert durchgehend besiedelt war, denn die fruhesten Zeugnisse von Besiedlung nach dem Ende der Verwendung des Friedhofs bei Perati sind Hinweise auf eine Benutzung des Artemisheiligtums von Brauron im zehnten Jahrhundert. Lavelle ist allerdings der Ansicht, die Wurzeln dieses Kultplatzes lagen viel weiter in der Vergangenheit, womit ein kontinuierliches mykenisches Element in der lokalen Bevolkerung gegeben ware. Als Hinweise dienen ihm Elemente der Artemisverehrung, die auf sehr alte Kultpraktiken hinweisen, wie zum Beispiel Barentanze. Auch das so genannte Grab der Iphigenie, der Tochter Agamemnons, des machtigsten aller mykenischen Konige, das von Euripides in Brauron lokalisiert wird, deute, so Lavelle, auf eine Verbindung zwischen den mykenischen Siedlern und dem Artemiskult hin.[36]Dies ware auch ein Indiz fur die Herkunft des Peisistratos, denn auch fur ihn und seine Familie spielte vermutlich das Heiligtum in Brauron eine bedeutende Rolle.[37]Aus einer Verbindung der Peisistratiden mit der Artemis von Brauron auf eine gesicherte nicht-attische Herkunft zu schlieBen ginge allerdings zu weit. Lediglich ein Ruckschluss auf regionale Verbindungen ist zulassig. So liegt eine auBerattische Abstammung des Peisistratos zwar im Bereich des Moglichen, bleibt aber rein spekulativ. Fraglich bleibt nach wie vor auch der Mythos von der neleidischen Abstammung des Peisistratos, da sich aufgrund mangelnder Quellenlage keine klaren Verbindungen zwischen der mykenischen Besiedlung Ostattikas und den Neleiden herstellen lassen.
3.1.2. Der Neleidenmythos als politisches Propagandamittel
Viel gewichtiger als die hochst spekulative Verbindung der Peisistratiden mit der mythischen Vergangenheit Athens sind die politischen Implikationen, die die Inanspruchnahme einer solchen Abstammung fur das Machtstreben des Peisistratos mit sich gebracht haben durfte. So finden sich einige auffallende Parallelen zwischen der Person des Peisistratos und den mythischen Vorfahren. Ahnlich wie im Neleidenmythos, in dem Attika von Boiotien aus angegriffen wurde, bestand zur Zeit des Peisistratos eine Bedrohung von auBen, namlich der Krieg mit Megara. Im Neleidenmythos besiegte Melanthos den boiotischen Konig Xanthos und stellte so unter Beweis, dass er am besten fur die Konigswurde geeignet war. Er trat also als Retter in der Not in Erscheinung. Wenn der Mythos durch Peisistratos in Anspruch genommen wurde, so ermoglichte er es ihm, als Nachfahre des Melanthos, ebendiese Rolle einzunehmen, da ja auch Peisistratos Athen bereits erfolgreich gegen einen auBeren Feind verteidigt hatte.[38]Sieht man die Kolportage des Neleidenmythos in diesem Zusammenhang, so ist es durchaus wahrscheinlich, dass sie in der Zeit der Stasiskampfe geschah. Denn hier durfte Peisistratos den groBten Nutzen von ihm gehabt haben. Immerhin war es sein Bestreben, wie das aller Beteiligten in den Auseinandersetzungen, den Konkurrenten gegenuber einen groBtmoglichen Vorteil zu gewinnen. Der Inhalt eines solchen Mythos ist besonders in Zeiten einer schweren Krise, wie sie zu dieser Zeit in Athen bestand, wirkungsvoll. Peisistratos erschien durch ihn als Retter, seine Konkurrenten Megakles und Lykurgos dagegen als Verursacher der Unordnung. Wie noch zu sehen sein wird erwies sich dies als durchaus effektiv, denn schlieBlich gelang es Peisistratos, zumindest kurzzeitig, eine groBere Anhangerschaft als seine Widersacher zu mobilisieren.[39]
3.2. Hinweise auf die Familie des Peisistratos
Uber die eigentliche Familie des Peisistratos ist nur relativ wenig bekannt. Wie bereits erwahnt stammte sie vermutlich aus Brauron in Ostattika.[40]Ob der spatere Tyrann einem einflussreichen Geschlecht entstammte ist hingegen fraglich. Lavelle ist der Ansicht, es habe sich bei ihnen um eine Familie von nur geringer Bedeutung gehandelt. Dabei zeichnet er das Bild eines Aufsteigers, der sich Schritt fur Schritt eine politische Karriere aufbaut, um schlieBlich allein an der Spitze zu stehen.[41]Dagegen sprechen allerdings einige Indizien. So berichtet Pausanias fur das Jahr 669/668 v. Chr. von einem Archonten namens Peisistratos.[42] Sollte dieser ein Vorfahr des Tyrannen gewesen sein, wie es De Libero fur moglich halt, so sprache dies fur eine seit langerem einflussreiche Familie.[41]Ein zweiter Punkt, der fur eine politisch bedeutende Familie spricht ist der Hinweis, dass Peisistratos vor der Tyrannis mit den Alkmeoniden verbundet war.[44]Das haufige Vorkommen des Namens Hippokrates, dessen Trager im ubrigen auch Peisistratos’ Vater war, im Geschlecht der Alkmeoniden wurde diese These unterstutzen, gleichzeitig aber auch fur eine langer andauernde Beziehung zwischen den beiden Familien sprechen.[45]Auch der Name Hippokrates selbst mit seinen Bestandteilen ‘mrcoq, als aristokratischem Statussymbol, und Kpaxetv ist moglicherweise als Hinweis auf eine angesehene aristokratische Herkunft zu werten.[46]So erscheint es wahrscheinlicher, dass die Familie des Peisistratos tatsachlich einiges Ansehen genoss und der Tyrann deshalb nicht als politischer Emporkommling gelten kann.
3.3. Peisistratos' Rolle im Krieg mit Megara
Herodot berichtet, dass sich Peisistratos im Krieg mit Megara durch peyaka epya ausgezeichnet habe, indem er als Oberbefehlshaber den Hafen von Nisaia am Saronischen Golf erobert habe.[47]Diese Ereignisse fanden vermutlich in den sechziger Jahren des sechsten Jahrhunderts vor Christus statt.[48]Im Zusammenhang mit diesem Krieg soil sich der spatere Tyrann einer List bedient haben, die zu seinem Ruhm als Kriegshelden beigetragen haben konnte. Dabei hat Peisistratos einen megarischen Angriff auf das Heiligtum in Eleusis abgefangen, und die Schiffe der Megarer gekapert. Mit Hilfe dieser Schiffe haben die Athener darauf in Megara selbst ein Tauschungsmanover inszeniert, wobei sie einige prominente Megarer als Geiseln nahmen.[49]Sowohl die Eroberung Nisaias als auch die Anwendung dieser Kriegslist zeichnen fur Peisistratos das Bild eines strategisch denkenden und uberlegen handelnden Feldherrn. Zwar lassen sich beide Ereignisse nur schwer belegen, dennoch erlauben sie Ruckschlusse auf das Ansehen des Peisistratos als Kriegsherr. Fraglich hingegen ist die militarische Karriere des spateren Tyrannen, die ihn bis zur Position eines Oberbefehlshabers brachte. So geht Lavelle von einem Aufstieg in der militarischen Hierarchie allein durch Verdienst aus.[50]In diesem Zusammenhang seien auch die zuvor genannten peyaZa epya zu sehen. Dies erscheint durchaus wahrscheinlich, denn die Athener werden wohl kaum einen unerfahrenen Neuling zu ihrem Oberkommandierenden gemacht haben. So sind die Ereignisse rund um die Eroberung Nisaias wohl eher gegen Ende der militarischen Karriere des Peisistratos anzusiedeln. Die kriegerischen Auseinandersetzungen waren dann im Rahmen eines langer andauernden militarischen Konflikts Athens mit Megara zu sehen. Allerdings ist die Vorstellung, Peisistratos habe als Kommandant einer kleineren Truppe aus dem Hinterland die athenischen Truppen aus der Stadt verstarkt, was seinen Aufstieg begunstigt habe, rein spekulativ.[51]Wenn hingegen, wie bereits an fruherer Stelle dargelegt, Peisistratos aus einer nicht unbekannten attischen Familie stammte, so mag dies keine geringe Rolle bei seiner Bekleidung des Oberkommandos gegen Nisaia gespielt haben.
4. Erste Versuche der Etablierung einer Tyrannis
Im Folgenden werden die ersten beiden Phasen der Tyrannis des Peisistratos untersucht. Vor allem die erste Tyrannis des Peisistratos steht in engem Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Situation nach den solonischen Reformen und zunehmenden Krisensymptomen der aristokratischen Gesellschaftsordnung. Bezuglich der zweiten Phase der Tyrannis des Peisistratos soll vor allem der Frage nachgegangen werden, ob dieser Abschnitt tatsachlich als Tyrannis zu werten ist, oder ob es sich dabei vielmehr um einen gescheiterten Versuch gehandelt hat, was wiederum Auswirkungen auf die Datierung der einzelnen Phasen hat. AbschlieBend steht eine Gegenuberstellung der vorangegangenen Tyrannisversuche des Kylon und Damasias und der Usurpationen des Peisistratos. Diese fanden, wie zu sehen sein wird, unter erheblich anderen Grundvoraussetzungen statt, was nicht zuletzt auf eine Veranderung der gesellschaftlichen Situation zuruckzufuhren ist.
4.1. Die erste Tyrannis des Peisistratos
Nimmt man fur die Eroberung Nisaias unter dem Oberkommando des Peisistratos die spatere Datierung an, also die Jahre zwischen 565 und 563 v. Chr., so liegen diese Ereignisse nur wenige Jahre vor dem ersten Versuch des Peisistratos, die Macht in Athen an sich zu bringen.[52]Dieser erste Tyrannisversuch wird im Allgemeinen auf das Jahr 561/60 v. Chr. in das Archontat des Komeas[53]datiert.[54]Damit ist ein kausaler Zusammenhang zwischen der Tyrannis und der Tatsache, dass Peisistratos ein angesehener Kriegsheld gewesen sein durfte, als wahrscheinlich anzusehen. Peisistratos erscheint in dieser Zeit als Anfuhrer einer von drei Parteien, die sich in Auseinandersetzungen um die Macht befanden. Herodot charakterisiert diese Gruppierungen naher als Paralier, Kustenbewohner, unter der Fuhrung des Alkmeoniden Megakles und Pediaker, Bevolkerung aus der Ebene, unter der Fuhrung des Lykurgos. Daneben soll Peisistratos die dritte Gruppierung der Hyperakrier, beziehungsweise Diakrier[55], der Menschen von den Bergen, gegrundet haben.[56]Die Namen dieser drei Parteien implizieren sowohl die Bindung an eine adlige Fuhrungspersonlichkeit, als auch eine regionale Zuordnung. Man kann also davon ausgehen, dass diese Gruppierungen in ihrem Kern adlige Hetairien waren.[57]Inwiefern diese Parteien allerdings regional basiert waren ist unklar. Moglicherweise ist die Benennung lediglich auf die Herkunft, beziehungsweise den Schwerpunkt der Besitzungen ihrer Anfuhrer zuruckzufuhren.[58]In der Vergangenheit herrschte in der Forschung immer wieder Dissens, inwiefern sich die Parteien hinsichtlich ihrer sozialen Zusammensetzung unterschieden. Grund fur diese Meinungsverschiedenheiten ist unter anderem der Bericht der Athenaion Politeia, der die verschiedenen Parteien mit angestrebten Staatsordnungen in Verbindung bringt.[59]Demnach strebten die Paralier unter Megakles eine mittlere Form der Verfassung an, wahrend die Pediaker unter Lykurgos eine Oligarchie befurworteten. Die Diakrier hingegen hatten, im Glauben er sei ein Anwalt der Interessen des Volkes, Peisistratos zu ihrem Anfuhrer gemacht. Unterstutzt wurde diese These durch Herodot, der berichtet, Peisistratos habe seine Partei erst nach den anderen beiden gegrundet,[60]so dass in den Diakriern immer wieder ein Sammelbecken fur sozial Benachteiligte gesehen wurde.[61]Ginge man davon aus, dass die Parteien, uber den Schwerpunkt der Besitzungen ihrer Anfuhrer hinaus, tatsachlich eine lokale Basis hatten, so ist dies allerdings unwahrscheinlich, da in allen Gebieten Attikas soziale Unterschiede gegeben waren.[62]Eine gleichzeitige Annahme, dass es sich bei den Parteien um regionale und soziale Gruppierungen gehandelt hat scheidet also aus. Deshalb auszuschlieBen, dass die Gruppierungen wenigstens ihrer Tendenz nach unterschiedlich zusammengesetzt waren,[63]erscheint dennoch ubereilt. Nimmt man hingegen an, dass der Ruhm des Peisistratos als Kriegsheld und dessen Inanspruchnahme neleidischer Herkunfl zu seiner ersten Tyrannis beigetragen haben, so erscheint der Schluss zulassig, dass zumindest in der Gruppierung der Diakrier Hoffnungen auf eine Veranderung der vorherrschenden Umstande bestanden. Damit erscheint es wahrscheinlich, dass die Partei der Diakrier die Dimensionen der bisherigen stasis mit ihren beiden eher traditionellen Parteien sprengte. Was nun den Ablauf der ersten Tyranniserrichtung des Peisistratos anbelangt, so berichten die antiken Quellen einmutig, Peisistratos habe sich selbst verwundet und sei an die Offentlichkeit getreten. Dieser habe er dann von einem Attentat seiner Gegner erzahlt, woraufhin die Volksversammlung ihm eine Leibwache zubilligte.[64]Mit Hilfe dieser Leibwachter soll Peisistratos danach die Akropolis besetzt haben und so seine erste Tyrannis errichtet haben. Die Quellen sind sich darin einig, dass sich Peisistratos die Verletzungen selbst zugefugt hat, um von der Volksversammlung die notigen Machtmittel zugesprochen zu bekommen. Jedoch ist die Moglichkeit, dass der spatere Tyrann durchaus personlichen Schutzes bedurfte nicht von der Hand zu weisen. Immerhin handelte es sich bei Peisistratos um einen prominenten Kriegshelden, der noch dazu mit seiner eigenen Stasisgruppierung keinen Hehl aus seinen politischen Ambitionen machte. Dies lasst eine tatsachliche Gefahrdung der Person des Peisistratos als moglich erscheinen.[65]Als offensive Truppe durften die Keulentrager jedoch nur wenig geeignet gewesen sein, denn dazu war ihre Zahl zu gering.[66]Tatsachlich bringt die Entscheidung der Volksversammlung, Peisistratos eine personliche Schutztruppe zu gewahren, aber zum Ausdruck, dass dieser sich in der Bevolkerung anscheinend groBer Beliebtheit erfreut hat. Dies verwundert allerdings kaum, denn wie bereits erwahnt handelte es sich bei Peisistratos um einen prominenten Kriegshelden. Moglicherweise ist aber in der Beliebtheit im Demos ein Vorteil des Peisistratos gegenuber seinen aristokratischen Konkurrenten zu sehen, der maBgeblich zur Entstehung der Tyrannis beigetragen hat. Auch hier wird die Andersartigkeit der peisistratidischen Anhangerschaft im Vergleich zu der der anderen beiden Parteien deutlich, denn offensichtlich konnte sie sich auf breite Schichten der Bevolkerung stutzen.
Neben seiner personlichen Leibwache verfugte Peisistratos vermutlich auch uber eine Anzahl an Hetairoi, die ihn in den Auseinandersetzungen im Rahmen der stasis unterstutzten.[67]Den Kern dieser Stasisgruppierung bildete also vermutlich, wie oben bereits erwahnt, eine Hetairie, die sich aus adligen Gefolgsleuten von geringerer Bedeutung zusammensetzte. Dies geht auch aus dem Bericht des Aristoteles hervor, der Antrag zur Gewahrung einer Leibwache sei von einem adligen Anhanger des Peisistratos namens Aristion gestellt worden.[68]Bemerkenswert ist auch bei diesem Versuch, in Athen eine dauerhafte Tyrannis zu errichten, die Rolle der Akropolis. Wie schon beim Usurpationsversuch des Kylon steht sie erneut im Mittelpunkt des Bestrebens, die Kontrolle uber Athen zu gewinnen. Offensichtlich war der strategische Vorteil, der mit der Besetzung der Akropolis einher ging, derart groB, dass niemand, der die Kontrolle uber die Stadt anstrebte, sie ignorieren konnte. Die Reaktion von Seiten der anderen beiden Parteien lieB nicht lange auf sich warten. Die Stasisgruppierungen des Megakles und des Lykurgos verbundeten sich nach relativ kurzer Zeit[69]und zerschlugen die erste Tyrannis des Peisistratos. Anders als im Falle des Kylon erfolgte dies wohl ohne die Inanspruchnahme staatlicher Organe. Nach dem vorlaufigen Ende seiner Herrschaft hat sich Peisistratos wahrscheinlich aufs Land zuruckgezogen haben. Dies scheint zumindest Herodot implizit zu berichten.[70]
4.2. Der zweite Versuch der Errichtung einer Tyrannis
Nach dem Ende der ersten Tyrannis des Peisistratos sollen die alten Stasiskampfe wieder ausgebrochen und das kurzzeitige Bundnis zwischen Megakles und Lykurgos zerbrochen sein. Als jedoch eine Ubermacht des Lykurgos drohte, soll der Alkmeonide Megakles Unterstutzung bei Peisistratos gesucht haben. Zu diesem Zweck habe er auch eine Heiratsverbindung zu ihm gesucht haben.[71]AnschlieBend ist Peisistratos angeblich, von einer als Athena verkleideten jungen Frau namens Phye aus dem Demos Paiania begleitet, auf einem Wagen triumphal in Athen eingezogen.[72]Nach dieser Fahrt durch Athen, uber deren genauen Ausgang bezuglich einer Tyranniserrichtung nichts weiter bekannt ist, heiratete Peisistratos schlieBlich die Tochter des Megakles. Da er aber keine Kinder von ihr wunschte und die Ehe nicht vollzog, erregte er den Zorn seines Schwiegervaters, der sich nun wieder mit Lykurgos zusammentat. Daraufhin soll Peisistratos erkannt haben, was ihm drohte und Athen freiwillig verlassen haben, um ins Exil zu gehen.[73]
Ob es sich bei diesen Ereignissen tatsachlich um die Errichtung einer Tyrannis gehandelt hat, wie Aristoteles berichtet, ist fraglich.
[...]
[1] Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 41.
[2] Lavelle, Fame, Money, and Power, 9.
[3] Hdt. 5,71; Thuk. 1,126,3; Paus. 1,28,1; Eusebius 1,198,31, datiert den Olympiasieg des Kylon in die 35. Olympiade (ca. 640 v. Chr.); Die Amtszeit des Megakles ist nicht genau zu datieren, vgl. Welwei, Athen,133; Andrewes, The growth of the Athenian state, 369;Stein-Holkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft, 102, datiert den Tyrannisversuch des Kylon ins Jahr 632v. Chr.
[4] Paus. 1,28,1; Thuk. 1,126,5.3. Welwei, Athen,134, bezweifelt die Hilfe aus Megara, da sie von Herodot nicht erwahnt werde und moglicherweise ein spateres Konstrukt sei; Anders De Libero, Die archaische Tyrannis, 45, die megarische Hilfe im Rahmen der zu dieser Zeit haufige Interessengemeinschaften von Aristokraten fur wahrscheinlich halt, was durchaus moglich ist, da Herodot auch die Ehe des Kylon mit der Tochter des Theagenes nicht erwahnt. Moglicherweise fehlte Herodot hieruber die Kenntnis. Vgl. auch Hignett, A History of the Athenian Constitution, 86, der im Putsch des Kylon einen Nebeneffekt der Tyrannis in den dynamischeren Poleis am Isthmus sieht.
[5] Hdt. 5,71; Thuk. 1,126,5, der von flkoi schreibt; Paus. 7,25,3; Plut. Solon 12 von aovfflpoxa^.
[6] In Thuk. 1,126,4, wird das Vorgehen zusatzlich durch einen Orakelspruch aus Delphi sanktioniert, den Kylon allerdings falsch auslegt.
[7] Vgl. Thuk. 1,126,7;
[8] Hdt. 5,71 nennt hier die rcpoxavi£<; x®v vaoKpaprav; Thuk. 1,126,8 dagegen die Archonten; Ebenso Plut. Solon, 12; Arist. Ath.Pol. fr. 8, nennt explizit den Alkmeoniden Megakles als den Schuldigen; Eine Belagerung unter der Verantwortung der rcpoxavi£<; x®v vaoKpaprav wurde allerdings der Tatsache widersprechen, dass die Alkmeoniden mit dem mit dieser Tat verbundenen Frevel behaftet waren, von denen Megakles zu dieser Zeit Archon war. Vielleicht versuchte Herodot an dieser Stelle die Alkmeoniden von der Schuld rein zu waschen. Moglicherweise unterlag er auch nur einem Irrtum; vgl. dazu auch We lwei, Athen, 134; De Libero, Die archaische Tyrannis, 46, Anm.16; Andrewes, The growth of the Athenian state, 369; Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 1.42.
[9] Laut Thuk. 1,126,9f., konnten Kylon und sein Bruder rechtzeitig fliehen; Die Aussage von De Libero, Die archaische Tyrannis, 47, dies sei moglicherweise mit Hilfe der megarischen Helfer geschehen ist allerdings rein spekulativ.
[10] Thuk. 1,126,11, nennt als Urheber des Mordes die mit der Bewachung der Akropolis beauftragten Athener, was ein Hinweis darauf sein konnte, dass es sich hierbei um einen spontanen Ausbruch der Gewalt gehandelt hat.
[11] So zum Beispiel Andrewes, The growth of the Athenian state, 370; Hignett, A History of the Athenian Constitution, 87; Ahnlich Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 1.42; De Libero, Die archaische Tyrannis, 48.
[12] So vor allem Stahl, Aristokraten und Tyrannen im archaischen Athen, 204; Lavelle, Fame, Money, and Power, 39; Auch Andrewes, The growth of the Athenian state, 370; Hignett, A history of the Athenian Constitution, 87; Dagegen De Libero, die archaische Tyrannis, 48; Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 1.42, die beide in den Vorgangen vor allem eine rein aristokratische und vornehmlich innerathenische Auseinandersetzung sehen.
[13] Arist. Ath.Pol. 13,1, datiert den Beginn der Krise in das funfte Jahr nach dem Archontat Solons, also das Jahr 589 v. Chr.
[14] Arist. Ath.Pol. 13,1, geht von einem Abstand vonjeweils funf Jahren fur die Ereignisse zwischen dem Archontat des Solon und dem des Damasias aus, so dass das erste Jahr des Archontats des Damasias ungefahr fur das Jahr 582/81 anzusiedeln ist; zur Datierung vgl. auch Develin, Athenian Officials, 40; Andrewes, The Tyranny ofPisistratus, 392; Bury, History ofGreece, 188.
[15] Arist. Ath.Pol. 13,2.
[16] Welwei, Athen, 220, halt es fur moglich, dass Damasias nur deshalb so lange im Amt geblieben war, weil kein Nachfolger gefunden werden konnte. Das ist allerdings auherst fraglich, da es nicht erklart, warum sein drittes Amtsjahr nach zwei Monaten durch ein Zehn-Manner-Kollegium beendet wurde. Es ware auch moglich gewesen, Das Archontat des Damasias bis zum regularen Ende des Amtsjahres bestehen zu lassen und dann einen neuen Archonten zu bestimmen; Anders Andrewes, The Tyranny ofPisistratus, 392; Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 1.45; De Libero, Die archaische Tyrannis, 49; Stein-Holkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft, 99; Bury, History of Greece, 188; Vorsichtiger dagegen: Stahl, Aristokraten und Tyrannen im archaischen Athen, 178.
[17] Welwei, Athen, 150; Stein-Holkeskamp, AdelskulturundPolisgesellschaft, 57.
[18] Stein-Holkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft, 60f.; Gegen eine massive Bevolkerungszunahme wendet sich dagegen Starr, Economic and Social Conditions, 420.
[19] Solon, frg. 3.5-7.
[20] Welwei, Athen, 152.
[21] Welwei, Athen, 157f.
[22] Andrewes, The Growth of the Athenian State, 377; Welwei, Athen, 161f.
[23] Andrewes, The Growth of the Athenian State, 385; Welwei, Athen, 179, der zurecht hervorhebt, dass die Einteilung in Zensusklassen zunachst keine grundlegenden Veranderungen mit sich gebracht haben durfte, deswegen seitens der Aristokratie anscheinend auch nicht bekampft wurde.
[24] Stahl, Aristokraten und Tyrannen im archaischen Athen, 193f.
[25] Stahl, Aristokraten und Tyrannen im archaischen Athen, 195.
[26] Arist.Ath.Pol. 13, 5.
[27] So auch Welwei, Athen, 222; Implizit auch bei De Libero, Die archaische Tyrannis, 56; Anders Andrewes, The Tyranny ofPisistratus, 396, der bei seiner Kritik an einer Ablehnung des Aristoteles aber zu kurz greift, indem er sich nur auf die Bedeutung des Wortes df^p^pevoi bezieht, eine mogliche fehlerhafte Auffassung des Aristoteles aber nicht erwagt.
[28] Arist.Ath.Pol. 13,2.
[29] Thuk. 1,126,7.
[30] Hdt. 1,62.63.
[31] Plut. Solon 10; Ps.-Plat. Hipparch. 228b.
[32] Hdt. 5, 65.
[33] Lavelle, S. 18.
[34] Vgl. hierzu: Lavelle, S.18.
[35] Lavelle, S.21; Andrewes, The growth of the Athenian state, S.360.
[36] Euripides, 1463-1465; Lavelle, S. 21.
[37] Vgl. hierzu: de Libero, S. 97f.; Lavelle, S. 22.
[38] Lavelle, S.23-27.
[39] Vgl. hierzu Lavelle, Fame, Money, and Power, 28.
[40] Hdt. 1,59. 5,65. 6,103; Ps.-Plat. Hipparch. 228b; Plut. Solon 30.
[41] Lavelle, Fame, Money, and Power, 29.
[42] Paus. 2,24,7; vgl. auch Develin, Athenian Officials, 28.
[43] De Libero, Die archaische Tyrannis, 50.
[44] Isokrates, 16,25.
[45] Andrewes, The Tyranny ofPisistratus, S. 397
[46] Brandt, Der Tyrann Peisistratos, 9.
[47] Hdt. 1,59, berichtet in diesem Zusammenhang, er habe die oxpax^yf^ innegehabt. Die Tatsache, dass dieses Amt erst mehrere Jahrzehnte spater eingefuhrt wurde hat in der Forschung fur Diskussionen gesorgt. Es scheint allerdings am wahrscheinlichsten, dass Herodot damit lediglich zum Ausdruck bringt, dass Peisistratos in diesem Feldzug Oberbefehlshaber war. Zur Diskussion um die axpax^yf^ vgl. Lavelle, Fame, Money, and Power, 46; De Libero, Die archaische Tyrannis, 53, Anm. 59.
[48] Die genaue Datierung der Eroberung Nisaias ist schwierig. Welwei, Athen, 208, halt ein Datum ,,um 565“ fur wahrscheinlich. Ebenso Schachermeyr, Peisistratos von Athen, 100; Lavelle, Fame, Money, and Power, 48; Fur eine etwas spatere Datierung optieren Hignett, A History of the Athenian Constitution, 113, Anm.4; Develin, Athenian Officials, 41; Allgemeiner Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 47; De Libero, Die archaische Tyrannis, 52; Fur eine etwas fruhere Datierung Jeffery, Archaic Greece, 95.
[49] Ain.takt. 4, 8-12; Frontin.strat. 2,9,9; Plut. Solon 8, Polyain. 1,20 und Ail.var. 7,19 schreiben diese Kriegslist allerdings Solon in der Auseinandersetzung um Salamis zu. Plut. Solon 8, nennt dabei sowohl Peisistratos als auch Solon als mahgeblich an der Aktion beteiligt. Das ist allerdings auf Grund des Altersunterschieds der beiden unwahrscheinlich. Auch Arist. Ath.Pol. 14,1, lehnt eine Beteiligung des Peisistratos am Salamisunternehmen ab. Deshalb ist wohl von zwei Ereignissen rund um die Auseinandersetzung mit Megara auszugehen, namlich einmal mit Solon um Salamis und ein zweites Mal mit Peisistratos gegen Nisaia. Wem diese List nun letztendlich zuzuschreiben ist, ist allerdings fraglich. Zur Zuschreibung der beiden Unternehmen vgl. Andrewes, The growth of the Athenian state, 373; Welwei, Athen, 209f.; Lavelle, Fame, Money, and Power, 45f.; Schachermeyr, Peisistratos von Athen, 100, der die Berichte uber die Kriegslist in Zusammenhang mit Solon fur eine spatere Ubertragung halt; stattdessen bezogen sich die ursprunglicheren Berichte des Ain.takt. und Frontin. klar auf Peisistratos; De Libero, Die archaische Tyrannis, 52f.; Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 1.47, der aber von lediglich einem Kriegszug gegen Megara ausgeht, in dessen Verlauf Nisaia und Salamis erobert worden seien.
[50] Lavelle, Fame, Money, and Power, 47. Dies ist in Zusammenhang mit der Auffassung Lavelles zu verstehen, Peisistratos stamme aus einer eher unbekannten und unbedeutenden Familie und sei als Aufsteiger anzusehen. Vgl. dazu auch Lavelle, Fame, Money, and Power, 29.
[51] Lavelle, Fame, Money, and Power, 48.
[52] Vgl. auch Lavelle, Fame, Money, and Power, 48.
[53] Vgl.Arist.Ath.Pol. 14,1.
[54] So zum Beispiel von Develin, Athenian Officials, 42; De Libero, Die archaische Tyrannis, 56; Schachermeyr, Peisistratos von Athen, 102; Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 48; Lavelle, Fame, Money, and Power, 66; Brandt, Der Tyrann Peisistratos, 9; Andrewes, The Tyranny ofPisistratus, 399; Singor, The Military Side, 110; Implizit Welwei, Athen, 231;
[55] So bei Arist. Ath. Pol. 13,4.
[56] Hdt. 1,59; Arist. Ath.Pol. 13,5, bezeichnet die Partei des Peisistratos als ifflv SiaKptov.
[57] Vgl. Welwei, Polisbildung, Hetairos-Gruppen und Hetairien, 497.
[58] Welwei, Athen, 225; Andrewes, The Tyranny of Pisistratus, 397; De Libero, Die archaische Tyrannis,56; Anders Stein-Holkeskamp, Adelskulturund Polisgesellschaft, 141f; Lavelle, Fame, Money, and Power, 71-73.80, halt dagegen die herodoteische Drei-Parteien-Geschichte fur nicht zutreffend. Wenn dann habe es zu dieser Zeit allenfalls zwei Parteien gegeben, die vor allem auf Grund einer okonomischen Polarisierung in der Polis Athen entstanden seien.
[59] Arist.Ath.Pol. 13,4.
[60] Hdt. 1,59.
[61] So zum Beispiel von Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 47; Bury, History of Greece, 192; Hignett, A History of the Athenian Constitution, 110.
[62] So zeigt zum Beispiel Thompson, Pentakosiomedimnoi, 437-451, dass sich zumindest im funften Jahrhundert die Gruppe der Pentakosiomedimnoi gleichmaBig auf ganz Attika verteilte. Vgl. hierzu auch Stein-Holkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft, 141, Anm.8.
[63] So zum Beispiel De Libero, Die archaische Tyrannis, 56.
[64] Hdt. 1,59;Arist. Ath.Pol. 14,1;Plut. Solon30;Ail.var. 8,16; Diod. 13,95; Polyain. 1,21; Diog.Laert. 1,60; Iust. 2,8,6-10.
[65]Dem widerspricht allerdings De Libero, 57f., die in der Bewilligung der Leibwache lediglich einen Gradmesser der Beliebtheit des Peisistratos beim Volk sehen will. Peisistratos hatte um sich Schutz zu verschaffen auf aristokratische Freunde verlassen konnen. Dies widerspricht aber meines Erachtens der Moglichkeit, dass die Leibwache tatsachlich in erster Linie dem personlichen Schutz diente, nicht; Stein- Holkeskamp, Adelskultur und Polisgesellschaft, 142, geht von einer ,,geschickt angelegten Agitationskampagne“ aus, die keinerlei realen Hintergrund gehabt hatte.
[66]Plut. Solon 30,3f., berichtet von 50 Leibwachtern; Polyain. 1,21 von 300, Diog.Laert. 1,66, gar von 400 Leibwachtern. Diese Zahl erscheint mir allerdings sehr hoch, und selbst diese durften fur eine effektive Kontrolle Attikas wohl kaum ausreichend gewesen sein. Vgl. dazu auch Welwei, Athen, 227; De Libero, Die archaische Tyrannis, 58, Anm. 81.
[67]Ob sie allerdings bei der Besetzung der Akropolis eine Rolle spielten, wie von De Libero, Die archaische Tyrannis, 58, angenommen, ist fraglich, wenngleich nicht unwahrscheinlich, betrachtet man den Tyrannisversuch des Kylon.
[68]Arist. Ath.Pol. 14,1; moglicherweise auch IG I2, 1024; Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 48; Schachermeyr, Peisistratos, 163; Welwei, Athen, 227; De Libero, Die archaische Tyrannis, 57;
[69]Schachermeyr, Peisistratos, 163, nimmt eine Tyrannis von nur wenigen Jahren an.
[70]Hdt. 1,61,2. Vgl. Hignett, A History ofthe Athenian Constitution, 114, Anm. 2; De Libero, Die archaische Tyrannis, 59; Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, 1.48; Welwei, Athen, 227; Lediglich Schachermeyr, Peisistratos, 163.182, geht von einem Exil auBerhalb Attikas in Argos aus.
[71]Hdt. 1,60; Arist. Ath.Pol. 14,4.
[72]Hdt. 1,60; Arist. Ath.Pol. 14,4; Polyain. 1,21.
[73] Hdt. 1,61; Arist. Ath.Pol. 15,1.
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