Der Zugang zu günstiger Energie in ausreichender Menge hat den westlichen Industriestaaten in der Vergangenheit zu wirtschaftlichem Aufschwung und Prosperität verholfen. Der ungehemmte Verbrauch fossiler Energieträger hat jedoch auch negative Folgen. Aufgrund der Endlichkeit fossiler Energieträger steigen deren Preise und gefährden damit Wirtschaft und Wohlstand. Aufsteigende Schwellenländer wie China oder Indien drängen in den Markt und beanspruchen Ressourcen für sich. Durch die Verknappung der Rohstoffe ist die sichere Versorgung der Bevölkerung mit genügend günstiger Energie bedroht. Weiterhin verstärken sich die Auswirkungen des Klimawandels. Der durch den Verbrauch fossiler Energieträger verursachte Schadstoffausstoß wird maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich gemacht. Diese Entwicklungen zwingen zu Veränderungen. Die Energiewende ist diese Veränderung.
Es wird herausgestellt, wie die Energiewende durch die Öffentlichkeit wahrgenommen wird, was sie wirklich ist und wo die tatsächlichen Ursprünge liegen bzw. wann sie tatsächlich begonnen hat. Es soll verdeutlicht werden, was die Energiewende aus einer ganzheitlichen Betrachtungsweise bedeutet und welche Kosten die Energiewende für Verbraucher, Industrie und Erzeuger mit sich bringt. Aber auch welche Kosten durch die Energiewende vermieden werden können bzw. welche Kosten ohne die Energiewende auf uns zukommen. Dazu zählen sowohl monetäre als auch nicht monetäre Kosten. Die vielfältigen Auswirkungen der Energiewende für die Menschen und speziell für die Immobilienwirtschaft mit ihren Chancen werden untersucht.
Grundsätzlich ist diese Arbeit aus immobilienwirtschaftlicher Perspektive verfasst, Sie ist jedoch auch für branchenfremde Personen gut zu verstehen. Die Orientierung hin zur Immobilienwirtschaft nimmt im Laufe der Arbeit stetig zu. Da die Arbeit im Kontext der Nachhaltigkeit steht, ist das Ziel eine möglichst ganzheitliche Sichtweise der gesamten Thematik aufzuzeigen und nicht in allen Bereichen so stark in die Tiefe zu gehen.
Bei einer gerechten Betrachtung der Neugestaltung des Energiesystems müssen also die ökonomische, die ökologische und die soziale Dimension gleichermaßen beachtet werden.
Im Jahre 1994 hat sich der deutsche Staat mit der Aufnahme des Artikel 20a in das Grundgesetz zur Nachhaltigkeit verpflichtet. Der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen in Verantwortung für künftige Generationen setzt ein nachhaltiges Wirtschaften voraus. Denn die Grundlage allen...
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Darstellungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Energiewende in Deutschland
2.1 Der Schritt zur Energiewende
2.2 Die gesetzlichen Grundlagen in Deutschland
2.3 Gesellschaftspolitische Aspekte der Energiewende
2.4 Der Energiemix in Deutschland
2.5 Die Energieversorgung gestern, heute, morgen
2.6 Globale Aspekte der Energiewende
2.7 Kosten und Nutzen der Energiewende
2.8 Energiepreise und ihre Entwicklung
2.8.1 Anstieg der Energiepreise fossiler Energieträger
2.8.2 Ausgaben privater Haushalte für Energie
2.8.3 Differenzkosten erneuerbarer Energien
3 Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft
3.1 Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
3.2 Das Drei-Säulen-Modell auf die Immobilienwirtschaft angewendet
3.3 Nachhaltigkeitszertifikate für Immobilien
3.4 Weitere Energiestandards und Zertifizierungen im deutschen Immobilienmarkt
3.5 Energieverbrauch, CO2-Ausstoß und Einsparpotenziale von Immobilien
3.6 Förderung von Energieeffizienz im Immobilienbereich durch den Gesetzgeber
4 Auswirkungen der Energiewende sowie Folgen und Chancen für die Immobilienwirtschaft
4.1 Die Verfügbarkeit von Energie
4.1.1 Energiespeicher als Lösung gegen Fluktuationen bei der Energieerzeugung
4.1.2 Energiespeicherung beim Endverbraucher als Lösung gegen Schwankungen bei der Energieerzeugung
4.1.3 Kurzfristige zuschaltbare Energieerzeugungsanlagen als Kompensationsmöglichkeit für Bedarfsspitzen
4.1.4 Intelligente Systeme zur Glättung der Energienachfrage
4.2 Synergieeffekte und Potenziale intelligenter Gebäude und neuer Technologien
4.3 Modellvorhaben im Effizienzhaus Plus Standard
4.3.1 Das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität
4.3.2 Das energy+ Home
4.3.3 Das Effizienzhaus Plus im Altbau
4.4 Energieeffizienz und Nachhaltigkeit als Vermarktungsfaktor in der Immobilienwirtschaft
5 Schlussbemerkung
Anhang
Literatur- und Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Darstellungsverzeichnis
Darstellung 1 Primärenergieverbrauch nach Energieträgern in Deutschland von 1990 bis 2011
Darstellung 2 Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland im 1. Halbjahr 2012 nach Energieträgern
Darstellung 3 Wachstum der Weltbevölkerung und ihres Primärenergieverbrauchs von 1971 bis 2008
Darstellung 4 Natürliches Angebot an erneuerbaren Energien im Verhältnis zu nutzbarer Energie und zu derzeitigem Weltenergieverbrauch nach Energiequellen
Darstellung 5 Synergetische Potenziale eines transkontinentalen Stromverbunds zwischen Europa und Nordafrika
Darstellung 6 Entwicklung des Rohölpreises von 1991 bis 2011
Darstellung 7 Entwicklung der zwei größten Posten der Energiekosten privater Haushalte in Deutschland von 1990 bis 2010
Darstellung 8 Jährliche systemanalytische Differenzkosten des gesamten erneuerbare Energien-Ausbaus
Darstellung 9 Entwicklung der gesamten Differenzkosten aus den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr bis 2030
Darstellung 10 Differenzkostenentwicklung bis 2050 im Verhältnis zu den Gesamtausgaben für Energie in Deutschland
Darstellung 11 Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
Darstellung 12 Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft
Darstellung 13 Struktur des Systems DGNB
Darstellung 14 Principal-Agent-Problem zwischen Investor und Nutzer von Immobilien
Darstellung 15 Struktur des Endenergieverbrauchs in Deutschland im Jahr 2011 nach Sektoren
Darstellung 16 Emissionen von CO2 (Kohlendioxid) in Deutschland im Jahr 2009 nach Sektoren
Darstellung 17 Energieflüsse und besondere Eigenschaften des Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität
Darstellung 18 Konzeptionelle Schlüsselkomponenten im Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität
Darstellung 19 Ostansicht, Privatbereich Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität
Darstellung 20 Westansicht, Schaufensterbereich Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität
Darstellung 21 Ostansicht des Gebäudes vor der Sanierung
Darstellung 22 Westansicht des sanierten Gebäudes
Darstellung 23 Schematische Darstellung des Energiekonzepts des Gebäudes
Darstellung 24 Nord-Ostansicht des sanierten Gebäudes
Darstellung 25 CO2-Emissionen und Kompensation des energy+ Home und der Sanierungsvarianten im Vergleich
Darstellung 26 Lageplan der Gebäude des Projekts Effizienzhaus Plus im Altbau
Darstellung 27 Fotoaufnahme der unsanierten Gebäude des Projekts Effizienzhaus Plus im Altbau
Darstellung 28 Entwurf der Hochschule Ruhr West für das Effizienzhaus Plus im Altbau
Darstellung 29 Entwurf der Technischen Universität Darmstadt für das Effizienzhaus Plus im Altbau
Darstellung 30 Positiver Einfluss eines hohen energetischen Sanierungsstandes auf die Vermarktung einer Kaufimmobilie
Darstellung 31 Negative Auswirkung des Anscheins eines energetischen Sanierungsstaus auf den realisierbaren Verkaufspreis
Darstellung 32 Fragen zur Energieeffizienz bei Besichtigungen von Kaufimmobilien
Darstellung 33 Entscheidungskriterien der Immobilieninteressenten
1 Einleitung
Der Zugang zu günstiger Energie in ausreichender Menge hat den westlichen Industriestaaten in der Vergangenheit zu wirtschaftlichem Aufschwung und Prosperität verholfen. Der ungehemmte Verbrauch fossiler Energieträger hat jedoch auch negative Folgen. Aufgrund der Endlichkeit fossiler Energieträger steigen deren Preise und gefährden damit Wirtschaft und Wohlstand. Aufsteigende Schwellenländer wie China oder Indien drängen in den Markt und beanspruchen Ressourcen für sich. Durch die Verknappung der Rohstoffe ist die sichere Versorgung der Bevölkerung mit genügend günstiger Energie bedroht. Weiterhin verstärken sich die Auswirkungen des Klimawandels. Der durch den Verbrauch fossiler Energieträger verursachte Schadstoffausstoß wird maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich gemacht. Diese Entwicklungen zwingen zu Veränderungen. Die Energiewende ist diese Veränderung.
Der Aufbau dieser Arbeit ist gemäß der üblichen Vorgehensweise möglichst vom Allgemeinen zum Speziellen und vom Einfachen zum Komplexen.
Zu Beginn geht die Arbeit hauptsächlich auf die Energiewende im Allgemeinen ein. Zwar soll der Fokus auf Deutschland liegen, da das Thema jedoch in vielerlei Hinsicht ein globales ist und auch die Gesetzgebung und Politik zunehmend eine EU-einheitliche ist, gehen einige Punkte über die Grenzen des Bundesgebietes hinaus. Gemäß der Maxime think global, act local. Ansonsten beschränkt sich diese Arbeit auf die Situation in Deutschland.
Es wird herausgestellt, wie die Energiewende durch die Öffentlichkeit wahrgenommen wird, was sie wirklich ist und wo die tatsächlichen Ursprünge liegen bzw. wann sie tatsächlich begonnen hat. Es soll verdeutlicht werden, was die Energiewende aus einer ganzheitlichen Betrachtungsweise bedeutet und welche Kosten die Energiewende für Verbraucher, Industrie und Erzeuger mit sich bringt. Aber auch welche Kosten durch die Energiewende vermieden werden können bzw. welche Kosten ohne die Energiewende auf uns zukommen. Dazu zählen sowohl monetäre als auch nicht monetäre Kosten. Die vielfältigen Auswirkungen der Energiewende für die Menschen und speziell für die Immobilienwirtschaft mit ihren Chancen werden untersucht.
Grundsätzlich ist diese Arbeit aus immobilienwirtschaftlicher Perspektive verfasst, Sie ist jedoch auch für branchenfremde Personen gut zu verstehen. Die Orientierung hin zur Immobilienwirtschaft nimmt im Laufe der Arbeit stetig zu. Da die Arbeit im Kontext der Nachhaltigkeit steht, ist das Ziel eine möglichst ganzheitliche Sichtweise der gesamten Thematik aufzuzeigen und nicht in allen Bereichen so stark in die Tiefe zu gehen.
Bei einer gerechten Betrachtung der Neugestaltung des Energiesystems müssen also die ökonomische, die ökologische und die soziale Dimension gleichermaßen beachtet werden.
„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“[1]
Im Jahre 1994 hat sich der Deutsche Staat mit der Aufnahme des Artikel 20a in das Grundgesetz zur Nachhaltigkeit verpflichtet. Der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen in Verantwortung für künftige Generationen setzt ein nachhaltiges Wirtschaften voraus. Denn die Grundlage allen Wirtschaftens sind die Ressourcen unserer Erde. Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Sinne für diese Arbeit viele Jahre in die Zukunft zu blicken und einen dauerhaften, hohen Lebensstandard für alle Menschen zu ermöglichen.
Der Megatrend Nachhaltigkeit hat auch in der Immobilienbranche Einzug gehalten. Wo die Immobilienbranche heute mit dieser Entwicklung angekommen ist und wo die Zukunft liegen könnte ist ebenfalls Thema dieser Arbeit. Es wird behandelt, inwiefern die Energiewende und Nachhaltigkeit zusammenhängen und wie sich diese Entwicklungen auf Immobilien auswirken. Beispielhafte Entwicklungen aus dem Energie und Immobiliensektor veranschaulichen die Thematik um eine Vorstellung der Gestaltungsmöglichkeiten für Veränderungen, die mit der Energiewende erforderlich werden, zu geben.
Speziell in Bezug auf die Energiewende in Verbindung mit der Immobilienwirtschaft und möglicher Auswirkungen der Energiewende auf die Immobilienwirtschaft gibt es bisher keine vergleichbare Literatur. Für die Einzelbereiche Energiewende oder Immobilienwirtschaft sind dagegen viele literarische Werke vorhanden. Mit der Kombination der beiden Bereiche in einem Werk wird jedoch ein stückweit Neuland betreten.
2 Die Energiewende in Deutschland
2.1 Der Schritt zur Energiewende
Im Jahr 2000 einigte sich die Bundesregierung (SPD und Bündnis 90 Die Grünen) mit den deutschen Kernkraftwerks-Betreibern (KKW) bis zum Jahr 2023 aus der Kernenergie auszusteigen. Der Ausstieg wurde 2002 im Atomgesetz (AtG) umgesetzt.[2] Dieser Schritt wurde im Jahr 2010 von der Bundesregierung (CDU/CSU und FDP) wieder Rückgängig gemacht. Die Regierung erhöhte die noch zu Produzierenden Reststrommengen der KKWs und verlängerte damit die Laufzeiten signifikant (im Durschnitt ca. 12 Jahre).[3]
Am 11. März 2011 ereignete sich im Pazifik vor der Ostküste Japans ein Erdbeben. Durch das Erdbeben und den darauf folgenden Tsunami wurden mehrere KKWs in Japan beschädigt. Im KKW Fukushima kam es zur Kernschmelze wobei Radioaktivität in die Umwelt entwich.[4] Viele Bewohner der umliegenden Region mussten vorübergehend oder dauerhaft evakuiert werden.
Nach der Katastrophe in Fukushima verhängte die deutsche Bundesregierung am 14. März 2011 ein drei-monatiges Atom-Moratorium.[5] Für diese Zeit wurden die sieben ältesten KKWs stillgelegt und alle KKWs einer Sicherheitsprüfung unterzogen.
Kurze Zeit später wurden die erst kürzlich verlängerten Restlaufzeiten der KKWs wieder gekürzt. Die Bundesregierung vollzog damit eine Kehrtwende, beschloss den Ausstieg aus der Kernkraft zur Stromerzeugung bis spätestens im Jahr 2022 und kehrte im August 2011 mit einem Maßnahmenpacket von sechs neuen Gesetzen[6] (bzw. Novellierungen alter Gesetze) mit breiter Zustimmung der Bevölkerung und der relevanten politischen Parteien zur Energiewende zurück.[7]
So wird die Energiewende sicherlich durch einen Großteil der Bevölkerung wahrgenommen. Auch die Medien und die Politiker kommunizieren die Energiewende meist wie oben dargestellt. Im Folgenden wird deutlich werden, dass die Energiewende schon viel früher begonnen hat. Der Ausstieg Deutschlands aus der Kernkraft ist ein Meilenstein in der Energiewende. Jedoch nur einer von vielen. Die Energiewende hat in der Zeit ab dem Jahr 2000 signifikant an Geschwindigkeit zugelegt. Die Thematisierung in der Bevölkerung ist besonders durch die Auswirkungen des Klimawandels und die Unfälle in Japan verstärkt worden. Doch die Anfänge der Energiewende liegen schon viele Jahre weiter zurück.
2.2 Die gesetzlichen Grundlagen in Deutschland
Um einen Überblick zu geben, sollen im Folgenden einige wichtige deutsche Gesetze, Normen oder Beschlüsse, welche die Grundsteine für die Energiewende bilden kurz aufgelistet werden.
- Juli 1976: Inkrafttreten des Energieeinsparungsgesetzes (EnEG), zur Verhinderung vermeidbarer Energieverluste beim Kühlen und Heizen. Auf Grundlage dieses Gesetzes wurden auch die Wärmeschutz-, die Heizungsanlagen-, die Heizungsbetriebs-, die Heizkosten- und die Energieeinsparverordnungen erlassen.
Änderungen des EnEG gab es in den Jahren 1980, 2001, 2005 und 2009.[8]
- April 2000: Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zur Förderung des Ausbaus und der Entwicklung erneuerbarer Energien.
Zahlreiche Novellen, Änderungen sowie Neufassung, zuletzt im Jahr 2012.[9]
- Juni 2000: Beschluss zum Ausstieg aus der Kernenergie und Vereinbarung zwischen Bundesregierung (SPD und Bündnis 90 Die Grünen) und KKW-Betreibern.[10]
- 2002: Novellierung des AtG (SPD und Bündnis 90 Die Grünen), dadurch Beschränkung noch zu produzierender Reststrommengen, Verbot neuer KKWs, geplante Abschaltung letztes KKW im Jahr 2023.[11]
- Februar 2002: Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung (EnEV), dadurch Zusammenführung der Wärmeschutz- und Heizungsanlagenverordnung. Ziel der Senkung des Energiebedarfs von Gebäuden.
Novellierungen in den Jahren 2007 und 2009. Derzeit wird an 2012 gearbeitet. Die europäische Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden wurde ebenfalls in diesen Novellen umgesetzt. Wobei die EnEV sogar über diese Vorgaben hinaus geht. So soll bis 2020 die Wärmeversorgung von Neubauten unabhängig von fossilen Energieträgern erfolgen.[12]
- 2002: Ratifizierung des Kyoto-Protokolls. Dadurch Verpflichtung zur Senkung der Treibhausgaus-Emissionen zwischen 2008 und 2012 um 21%.[13]
- Januar 2009: Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG). Ziel bis 2020 mindestens 14% des Wärme- und Kälteenergiebedarfs durch erneuerbaren Energien zu decken. Dabei besteht für Neubauten eine Nutzungspflicht für erneuerbare Energien.[14]
- Oktober 2010: Novellierung des AtG (CDU/CSU und FDP), dadurch Verlängerung der Laufzeiten um durchschnittlich zwölf Jahre.[15]
- August 2011: Novellierung des AtG (CDU/CSU und FDP), dadurch Stilllegung der sieben ältesten KKWs und des KKW Krümmel sowie gestaffelte Abschaltung der verbleibenden KKWs bis zum Jahr 2022.[16]
- August 2011: Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG), dadurch Trennung des Monopolbereiches Netz von Erzeugung und Vertrieb von Energie zur Wettbewerbssteigerung. Stärkung des Verbraucherschutzes im Energie Bereich. Grundlage zur Einführung intelligenter Messsysteme.[17]
- 2011/2012: Novellierung des Energieleitungsausbaugesetzes (EnLAG), dadurch Vereinfachung der Planungs- und Genehmigungsverfahren für Höchstspannungsleitungen.[18]
- August 2011: Novellierung des Energie- und Klimafondsgesetzes (EKFG), dadurch Zuführung der Einnahmen aus Versteigerungen von Emissionszertifikaten in den Energie- und Klimafonds als Ersatz für Zahlungen von KKW Betreibern. Verwendung der Mittel für Programme zur Entwicklung umweltschonender Energieversorgung und Elektromobilität.[19]
- Juli 2011: Novellierung des BauGB, dadurch Stärkung von Windkraftanlagen, Änderungen im Städtebaurecht zur Ermöglichung quartiersbezogener Lösungen für Klimaschutz sowie Erleichterung bei Photovoltaik-Anlagen auf Gebäuden und Wärmedämmungsmaßnahmen.[20]
Viele der genannten Gesetze existieren schon länger und wurden im Laufe der Jahre immer wieder überarbeitet und an die aktuellen Bedürfnisse angepasst.
2.3 Gesellschaftspolitische Aspekte der Energiewende
Die Energiewende, wurde während der Regierungszeit der Koalition zwischen SPD und Bündnis 90 Die Grünen ab dem Jahr 2000 stark vorangetrieben und vor allem von den Grünen forciert. Anfangs wurde dies sehr kritisch betrachtet. Von der Wirtschaft und vor allem auch der Atomlobby wurden düstere Vorhersagen für Wirtschaft und Verbraucher propagiert.
Jedoch wurde an der Energiewende und dem Ausstieg aus der Kernkraft festgehalten, auch während der folgenden Regierungskoalition zwischen CDU/CSU und SPD.
Erst die Regierung CDU/CSU und FDP entschied sich von der Energiewende etwas abzurücken bzw. wieder in die Kernkraft einzusteigen. Der Wiedereinstieg in die Kernkraft wurde aufgrund von Wettbewerbsverzerrungen von vielen Seiten negativ gesehen.[21] Viele kleinere Energieerzeuger wurden dadurch stark benachteiligt. Auch fanden große Protestaktionen von Atomkraftgegnern in der Bevölkerung statt.
Der gesellschaftliche Druck gilt als wesentlicher Treiber der Energiewende. Die Bevölkerung bekommt die Auswirkungen des Klimawandels unmittelbar zu spüren. Die Zunahme von Naturkatastrophen, wie Stürme, Tsunamis, Überschwemmungen oder Waldbrände sind nach wissenschaftlichen Erkenntnissen dem durch die menschliche Zivilisation ausgelösten Klimawandel zuzurechnen. Das Bewusstsein dafür wächst in der Bevölkerung und wird sich deshalb stärker auf die zukünftige Gesetzgebung sowie das Handeln von Politik und Wirtschaft auswirken.[22]
Nach der nuklearen Katastrophe in Fukushima wuchs der Druck der Bevölkerung auf die Regierung weiter an. Massive Proteste begleiteten die Geschehnisse in Japan. Aufgrund der neuen Erkenntnisse und der damit neu zu bewertenden Risikosituation beugte sich die Bundesregierung dem Druck der Bevölkerung, kehrte zum Ausstieg aus der Kernkraft zur Stromerzeugung zurück und nahm die Energiewende wieder verstärkt in das Visier.
2.4 Der Energiemix in Deutschland
Zur Energiewende gehört nicht nur der Ausstieg aus der Kernenergie, sondern der gesamte Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien in allen Bereichen.
Darstellung 1 zeigt den Primärenergieverbrauch nach Energieträgern in Deutschland von 1990 bis 2011, gemessen in Petajoule.
Den höchsten Anteil am Primärenergieverbrauch macht das Mineralöl aus, es liegt im oberen Bereich zwischen 4.500 und 5.800 PJ. Von 1990 bis 1998 ist zunächst ein Anstieg mit leichten Schwankungen zu verzeichnen. Dann sinkt der Verbrauch mit leichten Schwankungen bis zum Jahr 2011 stetig ab. Auffällig ist der etwas stärkere Einbruch im Jahr 2007, welcher vermutlich auf die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise zurückzuführen ist.
1990 Liegt Braunkohle noch an zweiter Stelle des Primärenergieverbrauchs, sinkt jedoch schnell ab und wird 1992 schon von Erdgas abgelöst. Die Braunkohle pendelt sich im mittleren Bereich des Primärenergieverbrauches ein, welcher zwischen 1.500 und 2.500 PJ liegt.
Der Primärenergieverbrauch von Erdgas nimmt schnell zu und bleibt an zweiter Stelle, sinkt jedoch ab 2006 auch stetig, mit kleinen Schwankungen, ab. Der Verbrauch liegt aber insgesamt etwas über dem mittleren Bereich.
Die Steinkohle sinkt über die Zeit etwas ab, befindet sich jedoch im mittleren Bereich, leicht über der Kernenergie, welche relativ konstant bleibt und erst ab 2006 anfängt stetig zu sinken. Auffallend ist der starke Rückgang des Kernenergieverbrauchs im Jahr 2011, welcher auf die Abschaltung der sieben KKWs zurückzuführen ist.
Die Erneuerbaren Energien (Wasser- und Windkraft, Fotovoltaik) und Sonstige liegen im unteren Bereich zwischen 0 und 500 PJ und steigen ab 2002 leicht an.
Besonders herausstechend sind die anderen erneuerbaren Energien (u.a. Brennholz, Brenntorf, Klärgas, Müll), welche auch im unteren Bereich beginnen, ab 1996 leicht ansteigen und ab 2002 dann stark zunehmen. Im Jahr 2011 überholen diese sogar die Kernenergie. Nimmt man alle erneuerbaren Energien zusammen, liegen diese somit ab 2011 ebenfalls im mittleren Bereich.
Das Außenhandelssaldo von Strom bewegt sich um 0 PJ.[23]
Darstellung 1 Primärenergieverbrauch nach Energieträgern in Deutschland von 1990 bis 2011
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Energiedaten BMWi, 2012, Tabelle 4.
Darstellung 2 zeigt die Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland im 1. Halbjahr 2012 nach Energieträgern.
Nach wie vor stellen Mineralöl und Erdgas mit insgesamt ca. 55% den Löwenanteil der Energieversorgung dar.
Steinkohle, Braunkohle sowie erneuerbare Energien liegen bei jeweils ca. 12%. Der stetige Ausbau der erneuerbaren Energien in den letzten zehn Jahren ist jetzt deutlich sichtbar geworden.
Die Kernenergie fällt mit ca. 7% nicht mehr so stark in das Gewicht wie noch vor zwei Jahren.[24]
Darstellung 2 Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland im 1. Halbjahr 2012 nach Energieträgern
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V., Primärenergieverbrauch, 2012, Tabelle 1.
Bisher wurde nur der Primärenergieverbrauch dargestellt. Bei der Erzeugung und beim Transport von Energie entstehen jedoch Verluste. In der Folge kommt beim Endverbraucher eine deutlich geringere Menge der ursprünglichen Energie an. Die vom Endnutzer verbrauchte Energie wird als Endenergieverbrauch bezeichnet.
Die in den verwendeten statistischen Tabellen gebräuchliche Definition des Endenergieverbrauchs ist wie folgt: Primärenergieverbrauch abzüglich Verbrauch und Verluste im Energiesektor sowie statistische Differenzen, abzüglich nichtenergetischer Verbrauch.[25]
Der nichtenergetische Verbrauch, z. B. die Verwendung von Mineralöl für die Herstellung von Kunststoffen oder Chemikalien, ist mit ca. 7% relativ gering. Der Verbrauch und die Verluste im Energiesektor sind mit 28,5% jedoch immens. Vom gesamten Primärenergieverbrauch bleiben damit noch 64,5% für den Endenergieverbrauch übrig (Jahr 2010).[26],[27]
Dies zeigt, wie hochgradig ineffizient der Energiesektor heutzutage arbeitet. Allein durch Effizienzsteigerungen bei der Energieerzeugung bestehen hier riesige Einsparpotenziale.
2.5 Die Energieversorgung gestern, heute, morgen
In Kapitel 2.4 oben wird deutlich, dass in den letzten 22 Jahren starke Veränderungen in der Energieversorgung vollzogen wurden. Insgesamt ist ein leichter Abwärtstrend im absoluten Energieverbrauch erkennbar. Weiterhin wird deutlich, dass früher fast ausschließlich die fossilen Energieträger für die Energieversorgung genutzt wurden.
Heute spielen die fossilen Energieträger nach wie vor eine sehr wichtige Rolle und sichern immer noch knapp 79% der Energieversorgung (stand 1. Halbjahr 2012).
Die zukünftige Entwicklung wird den Energiemix jedoch deutlich verändern. Aufgrund des rasanten Wachstums der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren und des geplanten Ausbaus wird ihr Anteil weiterhin stark ansteigen und die fossilen Energieträger stückweise ablösen.
Die Kernenergie hat lange Zeit einen Teil der Energieversorgung dargestellt, war mit im Schnitt ca. 12% aber nie einer der überwiegenden Anteile am Primärenergieverbrauch. In das Gewicht fällt die Kernenergie nur stark, wenn man den Primärenergieverbrauch für die Stromerzeugung isoliert betrachtet.
Der noch verbliebene und mit ca. 7% eher geringe Anteil der Kernenergie wird bis 2022 aufgrund des beschlossenen Atomausstiegs nach und nach auf 0% sinken.
Die Richtlinie 2009/28/EG des Europäischen Parlaments und Rates zur Förderung der erneuerbaren Energien in der EU, trat am 25. Juni 2009 in Kraft. Sie ist verbindlich festgelegt, den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Endenergieverbrauch in der EU bis zum Jahr 2020 auf 20% zu steigern (Anteil 2005 ca. 8,5%). Jeder Mitgliedsstaat hat dabei sein individuell festgelegtes Ziel, ausgehend vom Ausgangswert. Für Deutschland liegt der zu erreichende Anteil erneuerbarer Energien im Jahr 2020 bei 18%.[28]
In der Zukunft wird Strom für die Energieversorgung eine viel größere Bedeutung erlangen. In einer Mitteilung der Europäischen Kommission berichtet diese über den Energiefahrplan 2050 und die Dekarbonisierung[29]. Die EU hat sich verpflichtet die CO2-Emissionen als Gruppe bis 2050 um 80-95% unter den Stand von 1990 zu senken. Die Europäische Kommission hat in Ihrer Analyse festgestellt, dass die bis 2020 geplanten Maßnahmen und Politikansätze ehrgeizig sind. Die Ziele werden aber leider nicht erreicht und bis 2050 nur eine Senkung der CO2-Emissionen von ca. 40% ausmachen. Weiterhin hat die Europäische Kommission verschiedene Szenarien untersucht und festgestellt, dass eine Dekarbonisierung bis zum Jahr 2050 möglich ist. Allen Szenarien ist gleich, dass erstens Strom eine viel größere Rolle einnehmen wird. Bis 2050 soll sein Anteil demnach 36-39% betragen und sich damit fast verdoppeln. Zweitens die Kosten für Energie steigen werden und drittens der Anteil erneuerbarer Energien erheblich höher sein wird, um 2050 mindestens 55% des Bruttoendenergieverbrauchs zu decken. Dies würde einem Anstieg um 45% entsprechen.[30]
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) hat in der Studie EE-Langfristszenarien 2011 verschiedene Szenarien für die zukünftige Entwicklung der Energieversorgung untersucht. Die Studie untersucht die Umsetzbarkeit der von der Bundesregierung angestrebten Ziele bezüglich Klima- und Energiepolitik. Dabei kommt die Studie zu dem Schluss, dass die Ziele insgesamt erreicht und sogar übertroffen werden können. Die Studie bezieht auch schon die Rückgängigmachung der Laufzeitverlängerung von KKWs mit ein. Der Endbericht dieser Studie wurde am 29. März 2012 vorgelegt.[31]
Das Szenario 2011 A ist das mittlere der in der Studie untersuchten Szenarien. Nach diesem Szenario beträgt der Anteil erneuerbarer Energien im Jahr 2050 56,5% am gesamten Bruttoendenergieverbrauch (oder 52,8% am gesamten Primärenergieverbrauch). Der gesamte Endenergieverbrauch soll sich demnach von im Jahr 2010 14.044 PJ bis 2030 auf 9.287 PJ verringern. Bis zum Jahr 2050 soll der Energieverbrauch weiter bis auf 7.267 PJ sinken. Das entspricht einer Senkung des Energieverbrauchs um 48% in 40 Jahren.[32]
2.6 Globale Aspekte der Energiewende
Aufgrund Ihres globalen Charakters betrifft die Energiewende alle Länder. Die in absehbarer Zeit zur Neige gehenden fossilen Energieträger, der CO2-Ausstoß und der dadurch verursachte Klimawandel, die durch die Umweltschäden hervorgerufenen Naturkatastrophen, die nicht kontrollierbaren Auswirkungen bei nuklearen Unfällen und die Abhängigkeit energierohstoffarmer Länder von energierohstoffreichen Ländern. Dies alles betrifft unmittelbar alle Bewohner der Erde. Deshalb ist es notwendig, dass alle Länder gemeinsam die Energiewende angehen. Deutschland kann hierbei einen wichtigen Beitrag leisten. Als technologisch hochentwickeltes Land kann Deutschland helfen neue Wege zu gehen, effizientere Energieerzeugungsmethoden und energiesparendere Technologien zu entwickeln. Wirtschaftlich gesehen ist dies auch eine große Chance für Deutschland durch Innovationen in diesem Segment seine Position zu beweisen. Bereits heute lobt das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in einem Report die beispielhafte Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland und die erfolgreiche Strategie der Politik durch setzen von richtigen Anreizen.[33]
Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer, der in der Ethik-Kommission der Bundesregierung Empfehlungen zur Energiewende gab, unterstrich als Gastredner bei einer Veranstaltung in Berlin zum Thema Klimaschutz und Stadtentwicklung 2020 die wichtige Rolle Deutschlands. Im Verhältnis dazu betonte er vor allem aber auch die wichtige Rolle der nichteuropäischen Länder bei der Energiewende. So soll im Jahr 1900 der Anteil der Europäer an der Weltbevölkerung 22% betragen haben. Im Jahr 2000 waren es nur noch gut 10% und für 2050 sollen es nur noch knapp 5% sein. Gerade für die noch nicht so weit entwickelten Länder können Deutschland und andere europäische Länder jedoch die notwendigen Technologien mit entwickeln, welche für die Erzeugung erneuerbarer Energien gebraucht werden.[34],[35]
Zwischen 1870 und 2009 hat sich der weltweite Primärenergieverbrauch um das ca. 60-Fache vervielfacht. Wobei die Weltbevölkerung nur um das ca. Vierfache gewachsen ist.[36] Allein diese Zahlen sollten nachdenklich stimmen.
Betrachtet man die Reichweiten der fossilen Energiereserven [37] ergibt sich folgendes Bild. Die noch vorhandenen Energiereserven betragen mit knapp 38 Millionen Petajoule ca. das 80-Fache des derzeitigen jährlichen Energieverbrauchs (stand 2007). Dies entspricht nur dem 2,2-Fachen der bisher verbrauchten fossilen Energieträger.[38]
Bei gleichbleibendem Verbrauch sind die fossilen Energiereserven also im Schnitt in ca. 80 Jahren aufgebraucht, wobei die Erdöl-Reserven sehr viel früher zur Neige gehen werden als z. B. Kohle. Damit ist es eine zwingende Notwendigkeit sukzessive auf erneuerbare Energien umzusteigen. Selbst bei Außerachtlassung aller anderen Faktoren die für eine Energiewende sprechen. Abgesehen davon, dass fossile Energieträger wie Erdöl endlich sind und nach deren Erschöpfung nicht mehr zur Energieerzeugung genutzt werden können, ist Erdöl viel zu kostbar um es zur Energieerzeugung zu verbrennen. Erdöl wird in vielen Bereich sehr viel sinnvoller eingesetzt, wie z. B. für die Herstellung von Kunststoffen aller Art oder beim Straßenbau.
Darstellung 3 zeigt das Wachstum der Weltbevölkerung und ihres Primärenergieverbrauchs von 1971 bis 2008. Die Weltbevölkerung hat sich in dieser Zeit von 3,8 auf 6,7 Milliarden fast verdoppelt. Der globale Primärenergieverbrauch stieg von 232 auf 514 Exajoule und hat sich damit sogar mehr als verdoppelt. Besonders auffällig ist, dass die Staaten der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) im Jahr 2008 nur einen Anteil von ca. 18% der Bevölkerung darstellen aber für ca. 50% des globalen Primärenergieverbrauchs verantwortlich sind. 2008 betrug der durchschnittliche Primärenergieverbrauch 77 Gigajoule pro Person. Im Vergleich dazu betrug der eines Menschen aus den OECD-Staaten 191 und der eines Menschen in Indien 23 Gigajoule. Wenn die Schwellenländer wie China und Indien denselben Lebensstandard wie die westlichen Länder anstreben, muss ein Umdenken im Energieverbrauch und der Beschaffung von Energie stattfinden.
Darstellung 3 Wachstum der Weltbevölkerung und ihres Primärenergieverbrauchs von 1971 bis 2008
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Kohl, H./Dürrschmidt, W., Regenerative Energieträger, 2011, S. 10.
Theoretisch gesehen wäre es möglich den gesamten Weltenergieverbrauch durch erneuerbare Energien zu decken. Dies ist in der Wissenschaft auch allgemein anerkannt. In dem über 900 Seiten umfassenden Report des Weltklimarates IPCC, den 120 Forscher erarbeitet haben wird festgestellt, dass bis zum Jahr 2050 mehr als drei Viertel aller Energie aus erneuerbaren Energiequellen kommen könnte.[39] Die technisch, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Umsetzung ist ein langer Prozess. Alle Länder müssen dazu früher oder später in die selbe Richtung gehen, um diese Umsetzung zu erreichen.
Darstellung 4 zeigt das natürliche Angebot an erneuerbaren Energien im Verhältnis zu nutzbarer Energie und derzeitigem Weltenergieverbrauch nach Energiequellen. Sehr interessant ist das natürliche Angebot von Solarstrahlung auf Kontinente, was dem 2850-fachen des heutigen Weltenergieverbrauchs entspricht, wovon aber lediglich das 3,8-fache nutzbar ist. Dies ist zwar immer noch 3,8-mal so viel wie wir heute tatsächlich an Energie verbrauchen, zeigt jedoch deutlich auf wo die Grenzen liegen. Da die verschiedenen erneuerbaren Energien nicht gleichmäßig und flächendeckend zur Verfügung stehen, ist eine sinnvolle Kombination notwendig. Dies setzt auch die länderübergreifende Zusammenarbeit voraus. Vor allem die schwankende Verfügbarkeit der erneuerbaren Energien, wie z. B. die Notwendigkeit von Sonnenlicht bei der Solaren Energieerzeugung, stellt noch eine große Herausforderung dar. Ziel ist es das natürliche Angebot an erneuerbarer Energie zu nutzen, Energie zu erzeugen sowie zu speichern, um sie bei Bedarf verbrauchen zu können. Eine weitere Maßnahme ist der verfügbarkeitsabhängige Verbrauch (zu diesen Themen mehr in Kapitel 4.1 unten).
Kumuliert man alle erneuerbaren Energiequellen wäre es möglich das ca. 6-fache des heutigen Weltenergieverbrauchs zu gewinnen. Dass die Nutzbarmachung dieses immensen Potenzials ein langer Weg ist, darf nicht unterschätzt werden. Deshalb ist es richtig die Energiewende jetzt konsequent umzusetzen.
Darstellung 4 Natürliches Angebot an erneuerbaren Energien im Verhältnis zu nutzbarer Energie und zu derzeitigem Weltenergieverbrauch nach Energiequellen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Kohl, H./Dürrschmidt, W., Regenerative Energieträger, 2011, S. 7 und Dürrschmidt, W. u. a., BMU Publikation, 2011, S. 41.
Bereits heute gibt es Planungen für transkontinentale Stromverbundnetze, welche auf erneuerbaren Energien basieren. Diese Bemühungen zeigen, dass erkannt wurde, wie stark die zukünftige Energieversorgung auf die Kooperation verschiedener Länder untereinander angewiesen ist. Denn nur so können die Synergiepotenziale der erneuerbaren Energien optimal ausgeschöpft werden. Hier wird ebenfalls deutlich, dass die zukünftige Energieversorgung sehr viel stärker über Strom erfolgen wird, wie auch in Kapitel 2.5 oben erläutert.
Darstellung 5 zeigt synergetische Potenziale eines transkontinentalen Stromverbunds zwischen Europa und Nordafrika bei gemeinsamer Nutzung der ergiebigsten erneuerbaren Energiequellen.
Bereits im Jahr 2003 wurden von der Trans-Mediterranean Energy Cooperation (TREC) Machbarkeitsstudien zu einem Verbundnetz der Region Europe Middle East and North Africa (EUMENA) durchgeführt, welche mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wurden. Seit 2009 beschäftigt sich auch der Zusammenschluss Desertec Industrial Initiative (DII) unter dem Namen Desertec mit dem Konzept und setzt sich für Pilotprojekte ein. Der DII gehören namhafte Unternehmen der Wirtschaft an, wie bspw. Siemens, RWE und die Deutsche Bank.[40]
Auf der Darstellung ist ein mögliches Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Verbundnetz (HGÜ) in der EUMENA-Region und der entstehenden Synergiepotenziale zu sehen. So kann Europa Technologie- und Finanzressourcen liefern für die Entwicklung und den Bau der Übertragungsleitungen und der Energieerzeugungsanlagen. Der Nahe Osten und Nordafrika haben immense Sonnenenergieressourcen und die für die solarthermische Stromerzeugung notwendigen Landflächen. Die überschüssige Energie kann nach Europa exportiert, gespeichert oder sogar zur Trinkwassergewinnung aus Meerwasser verwendet werden. Der Anstieg der Bevölkerung und der Mangel an sauberem Trinkwasser sind gerade in diesen warmen Regionen ein zunehmendes Problem, dem somit entgegengewirkt werden kann.
Von einer solchen Kooperation könnten alle Beteiligten profitieren. Rohstoffkonflikte werden vermieden, CO2-Emissionen werden gesenkt, Arbeitsplätze werden geschaffen und ein nachhaltiges Energiesystem für die Zukunft wird aufgestellt.
Darstellung 5 Synergetische Potenziale eines transkontinentalen Stromverbunds zwischen Europa und Nordafrika
(bei gemeinsamer Nutzung der ergiebigsten erneuerbaren Energiequellen )
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Dürrschmidt, W. u. a., BMU Publikation, 2011, S. 56.
Die Desertec Pläne basieren auf Studien des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) über die Potenziale erneuerbarer Energien für die Produktion von Elektrizität und Trinkwasser. Nach den Desertec Plänen könnten demzufolge der Nahe Osten und Nordafrika seinen gesamten Strombedarf (Meerwasserentsalzung eingeschlossen) und zusätzlich 15-20% des europäischen Strombedarfs durch erneuerbare Energien decken. Solarthermische Kraftwerke sollen dabei die Schlüsselrolle spielen. Sie bieten, aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung in den Wüstenregionen, das größte Potenzial. Darüber hinaus bieten sie die Möglichkeit gewonnene Wärme zu speichern und diese nachts für die Stromerzeugung zu verwenden. Dadurch können auch Schwankungen ausgeglichen werden. Solarthermiekraftwerke konzentrieren die mit spiegeln aufgefangene Sonneneinstrahlung und erhitzen damit synthetisches Öl. Die erhitzte Flüssigkeit bringt über Wärmetauscher Wasser zum verdampfen. Der Dampf treibt wie in konventionellen Kraftwerken eine Turbine an, die Strom erzeugt. Alternativ kann die erzeugte Wärme in Salz- oder Sandspeichern zwischengespeichert und z. B. in der Nacht zur Stromerzeugung verwendet werden. Solarthermiekraftwerke sind bereits seit Jahren in Kalifornien erfolgreich im Einsatz, ebenso wie in Spanien.[41]
Wind, Wasser, Photovoltaik, Biomasse und Geothermie sind ebenfalls mittlerweile erprobt und die deutlich sichtbaren Effizienzsteigerungen bei den verwendeten Technologien machen das Konzept erfolgversprechend.
Durch die HGÜ-Leitungen ist eine verlustarme Stromübertragung über weite Strecken möglich. So beträgt der Energieverlust bei einer Strecke von 3000 km nur etwa 10%. Im Vergleich dazu würden bei der Übertragung mittels eines Wechselstromnetzes mehr als 45% der Energie verloren gehen. In China werden HGÜ-Leitungen bereits seit 2010 erfolgreich eingesetzt. Derzeit liegen die Kosten einer kWh Strom aus einem Solarthermiekraftwerk bei 0,15 bis 0,20 €[42], je nach Sonnenscheindauer. Aufgrund der niedrigen Produktionskosten und den hohen Lernraten würden die Kosten langfristig auf ca. 0,05 €/kWh sinken. Insgesamt würde für die Anlagen im Desertec Projekt zur Energieerzeugung nur 1% der Landflächen in der EUMENA-Region benötigt. Die positiven Effekte, wie z. B. die Verringerung der CO2-Emissionen in der EUMENA Region bis zum Jahr 2050 auf 38% des Niveaus von 2000 wären groß, aber noch nicht gänzlich zufriedenstellend.[43]
2.7 Kosten und Nutzen der Energiewende
Kurz gesagt, die Energiewende kostet Geld. Sehr transparent für den Verbraucher ist dies am Beispiel der EEG-Umlage zu sehen. Das EEG-Gesetz dient zur Förderung von erneuerbaren Energien. Netzbetreiber sind verpflichtet vorrangig Strom aus erneuerbaren Energien aufzunehmen. Die entstehenden Mehrkosten, gegenüber einer Beschaffung von Strom aus konventionellen Quellen, werden auf die Verbraucher umgelegt.[44] Bei dieser Betrachtungsweise entsteht leicht der Eindruck, dass es teurer ist erneuerbare Energien zu verwenden, als fossile Energieträger zu verwenden. Dabei werden jedoch wichtige Aspekte außer Acht gelassen. Unter Kosten sind nicht nur die direkten monetären Kosten zu sehen, sondern auch Umwelt- oder z. B. Gesundheitskosten die sich nur indirekt monetär auswirken. So entstehen z. B. bei der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien keine, oder deutlich geringere Kosten durch Umweltschäden, wie z. B. die Luftverschmutzung und CO2-Ausstoß bei Kohlekraftwerken oder die Problematik der Lagerung von Atommüll aus KKWs. Die Umweltschäden verursachen den Klimawandel. Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Dürren und Stürme nehmen zu. Die daraus entstehenden Folgeschäden lassen sich nicht so einfach quantifizieren. Dass sie vorhanden sind lässt sich jedoch nicht leugnen. Immer öfter bekommen Menschen die Auswirkungen von zunehmend stärker werdenden Naturkatastrophen schmerzlich zu spüren. Stellt man die Kosten durch Umweltschäden also dagegen, wird der Nutzen der Energiewende sichtbar.
Es ist mittlerweile allgemein anerkannt, dass dem Klimawandel und der voranschreitenden Erderwärmung Einhalt geboten werden muss. Schon die Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen (UNCHE) in Stockholm im Jahre 1972, die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro im Jahre 1992 und der Beschluss des Kyoto-Protokolls im Jahre 1997 waren Anfänge für diese Bestrebungen auf internationaler Ebene.[45]
Auch die Auswirkungen auf die Menschen direkt und Ihre Gesundheit ist ein ernstes Problem. Vor allem in großen Städten aufsteigender Schwellenländer wie z. B. in Peking in China gibt es gefährlich schnell ansteigende Zahlen von Menschen mit Atemwegserkrankungen und anderen Krankheiten, welche in der hohen Luftverschmutzung begründet liegen. Peking zählt zu den Städten mit der höchsten Luftverschmutzung weltweit.[46] Aber auch hierzulande wurde dieses Problem erkannt und in vielen Städten mit der Einführung von Umweltzonen versucht die Feinstaubbelastung zu senken. Vermeidbare Kosten im Gesundheitswesen aufgrund solcher Erkrankungen wären also auch ein indirekter finanzieller Nutzen, den die Energiewende mit sich bringt.
Bei der in Kapitel 2.5 oben bereits erwähnten Mitteilung der Europäischen Kommission wurde in allen betrachteten Szenarien des Energiefahrplan 2050 für die EU ein Anstieg der Ausgaben für Energie festgestellt. So sollen die Ausgaben für Energie eines Privathaushalts bis 2030 auf 16% der Gesamtausgaben steigen, anschließend sollen diese bis 2050 aber wieder auf ca. 15% sinken.[47] Der Anteil aller Ausgaben privater Haushalte für Energie an den gesamten privaten Konsumausgaben in Deutschland betrug im Jahr 2010 7,5%. Der Grund für den Anstieg der Ausgaben sind die jetzt nötigen Investitionen in die Energieinfrastruktur und die Entwicklung und Förderung erneuerbarer Energien und effizienterer Technologien. Diese Kosten müssen im Endeffekt von allen Verbrauchern getragen werden. Somit steigen die Ausgaben mittelfristig, sinken langfristig jedoch wieder aufgrund der durch neue Technologien erzielten Effizienzsteigerungen und der dann Fertiggestellten neuen Infrastruktur und der billigen Energie aus erneuerbaren Energien. Billig deshalb, weil erneuerbare Energien quasi nichts Kosten. Die Sonne schickt keine Rechnung, natürlich kostet aber die Umwandlung und Nutzbarmachung etwas. Die kumulierten Netzinvestitionskosten im Zeitraum 2011‑2050, welche für den Ausbau der erneuerbaren Energien gemäß den untersuchten Szenarien notwendig sind, sollen bei 1,5 bis 2,2 Billionen Euro liegen.[48]
Momentan sind fossile Energieträger teilweise noch günstiger als erneuerbare Energien zu beziehen. Gründe hierfür sind, dass die derzeitige Infrastruktur mittlerweile Abgeschrieben ist. Zur Errichtung waren damals ebenfalls hohe Investitionen nötig. Die bestehende Infrastruktur ist mittlerweile veraltet. Effizientere und neue innovative Technologien müssen entwickelt und die Infrastruktur an die neuen Anforderungen angepasst werden, was mit Kosten verbunden ist.
Nicht außer Acht lassen darf man den Aspekt, dass die Kosten für Energie auch ohne Investitionen in erneuerbare Energien steigen. Die Ressourcen unserer fossilen Energieträger sind, wie in Kapitel 2.6 oben aufgezeigt, endlich. Durch die Verknappung steigen die Energiepreise immer rascher. Je teurer fossile Energieträger, Umweltschäden oder CO2-Emissionszertifikate werden, desto lohnenswerter werden die Investitionen in erneuerbare Energien aus ökonomischer Sicht.
Ein weiterer Nutzen der Energiewende ist die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern die damit geschaffen wird und direkt damit zusammenhängend die Unabhängigkeit von anderen Ländern. Die Energie-Nettoimportabhängigkeit Deutschlands lag 2010 bei 70,2%. Hier ist eine massive Abhängigkeit vorhanden. 49% der weltweiten Erdöl-Vorräte und 39% der Erdgas-Vorräte liegen im Nahen Osten, 33% der Erdgas-Vorräte in den GUS (Stand 2010).[49],[50] Diese ungleiche Verteilung birgt ein hohes Konfliktpotenzial. Hier kann die Energiewende andere Wege aufzeigen, wie durch Kooperationen große Synergieeffekte zum Wohle aller generiert werden können (vgl. auch Darstellung 5 oben).
2.8 Energiepreise und ihre Entwicklung
Der Zugang zu günstiger Energie in ausreichender Menge war die Grundlage für die wirtschaftliche Prosperität und Entwicklung der Industriestaaten. Mit der zunehmenden Verknappung der fossilen Energieressourcen verschwindet diese Grundlage allmählich.
Wie sich die Energiepreise in Zukunft entwickeln ist schwer zu prognostizieren. Sicher ist, dass sie vorerst weiter steigen werden. Für die Modellierung langfristiger Szenarien wird auf sogenannte Fundamentalindikatoren zurückgegriffen. Diese sind z. B. die mittlere Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung, die Kostenentwicklung für Förderung und Transport von Energieträgern wie Öl, Gas, Uran und Kohle sowie der weltweite Energiebedarf. Von diesen Indikatoren getrennt zu sehen sind Naturkatastrophen, Kriege und politische Ereignisse, die ebenfalls Auswirkungen auf das kurzfristige Preisniveau haben können. Sie sind jedoch nicht kalkulierbar und spielen langfristig eine eher untergeordnete Rolle. In Langfristszenarien werden solche Faktoren deshalb nicht berücksichtigt.[51]
2.8.1 Anstieg der Energiepreise fossiler Energieträger
Rohöl zählt bis heute zu den wichtigsten fossilen Energieträgern. Darstellung 6 zeigt die Entwicklung des Rohölpreises von 1991 bis 2011. Mit einigen Schwankungen, die meistens auch in direkter Verbindung mit wirtschaftlichen Entwicklungen stehen, steigt der Preis stetig an. Besonders in den letzten zehn Jahren zwischen 2001 und 2011 sind massive Preissteigerungen erkennbar. So lag der Preis pro Barrel Rohöl 2001 bei 23,12 $ und stieg bis 2008 auf 94,10 $ an. Der Preis hat sich also in sieben Jahren mehr als vervierfacht. Im Jahr 2009 fiel der Preis wieder in etwa auf das Niveau von 2006 und betrug 60,86 $. Dieser Preisrückgang korreliert mit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Bis 2011 stieg der Preis aber wieder, setzte seinen Trend fort und betrug 2011 107,44 $.[52]
Bereits vor der Jahrtausendwende gab es starke Preissteigerungen, wie bei den Ölkrisen von 1973 und 1979, die ebenfalls Rekordwerte erreichten bei denen sich die Preise innerhalb weniger Monate verdreifachten.[53] Die Ursachen der Preissteigerungen waren damals jedoch andere wie heute. So war die erste Ölkrise durch künstliche Verknappung herbeigeführt. Die Organization of the Petroleum Exporting Countries (OPEC) demonstrierte damit ihre Stärke und verursachte durch Drosselung der Fördermengen starke Preisanstiege. Die Abhängigkeit der westlichen Industriestaaten und ihrer Wirtschaft vom Erdöl wurde sehr deutlich sichtbar. Die Ursache der zweiten Ölkrise lag dagegen in Förderausfällen und Unsicherheiten aufgrund des Krieges im Nahen Osten begründet.[54]
Der seit der Jahrtausendwende andauernde Preisanstieg ist jedoch auf andere Entwicklungen zurückzuführen. Aufgrund der Endlichkeit der fossilen Ressourcen tritt eine reale Verknappung ein, sobald das Fördermaximum erreicht ist. Durch diese reale Verknappung steigt der Preis kontinuierlich an. Wann genau dieser Peak bei welchem Energierohstoff erreicht ist, kann nicht exakt vorhergesagt werden. Laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) wird das Fördermaximum für Erdöl zwischen 2015 und 2025 erwartet. Durch die Weiterentwicklung der Fördertechnik können zudem bisher nicht förderbare Gebiete erschlossen werden. Dadurch erhöhen sich die förderbaren Reserven und schieben den Peak weiter in die Zukunft. Dazu kommt, dass schon vor Erreichen des Peaks die Preise so stark steigen werden, dass der Verbrauch zurückgeht. Dadurch verlängert sich der Zeitraum bis zum endgültigen Erschöpfen der Ressourcen zusätzlich.[55]
Kurz- und mittelfristig ist die Nachfrage nach Öl zwar unelastisch, d. h. eine Änderung des Ölpreises führt nicht direkt zu einer Nachfrageänderung, jedoch wird bei anhaltenden Preissteigerungen langfristig versucht werden Öl durch andere Energieträger zu substituieren.[56]
Weiterhin können Spekulationen auf Energierohstoffe für Preissteigerungen verantwortlich sein. Zudem tragen die schnell wachsenden Schwellenländer in Asien mit Ihrem rasant steigenden Energiebedarf zu Preisanstiegen bei.
Darstellung 6 Entwicklung des Rohölpreises von 1991 bis 2011
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Energiedaten BMWi, 2012, Tabelle 26.
Die Bundeswehr hat in der Studie Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert: Umweltdimensionen von Sicherheit aus dem Jahr 2011 die sicherheitspolitischen Implikationen knapper Ressourcen analysiert. Die Studie untersucht dabei im ersten Teil die Bedeutung von Erdöl, mögliche Entwicklungen nach dem globalen Peak Oil und sicherheitspolitische Auswirkungen.[57]
Bezüglich der Peak Oil Prognosen wurden 15 Vorhersagen verschiedener Studien übereinander gelegt. Der Median und auch der Mittelwert lagen mit dem Peak dabei vor dem Jahr 2020.[58],[59]
Im zweiten Teil der Studie werden Klimafolgen, Interessen und Entwicklungen in der Region Middle East and North Africa (MENA) untersucht. Die Stabilität und Sicherheit in der MENA Region spielen eine wichtige Rolle für Deutschland und Europa. Einerseits weil es dort die größten Erdölvorkommen gibt und andererseits, weil das Potenzial nutzbarer erneuerbarer Energien dort sehr groß ist (vgl. auch Kapitel 2.6 oben). Aber auch Themen wie die Wasserknappheit wurden betrachtet. Die durch Folgen des Klimawandels entstehenden Destabilisierungspotenziale der Region werden in verschiedenen Szenarien, welche bis zum Jahr 2040 reichen, untersucht.[60]
Dies hebt die Brisanz dieser Thematik hervor. Nicht nur die Einsatzfähigkeit des Militärs, sondern auch unser gesamtes Wirtschaftssystem ist auf Erdöl angewiesen. So sind ca. 90% aller industriell gefertigten Produkte abhängig von Erdöl.[61]
2.8.2 Ausgaben privater Haushalte für Energie
Die zwei größten Posten der Ausgaben die private Haushalte für Energie tätigen sind die Ausgaben für Wärme sowie Ausgaben für Kraftstoffe die der Fortbewegung dienen.
Sehr anschaulich lassen sich diese darstellen, wenn man die jährlichen Ausgaben für Wärme pro m² Wohnfläche und die Ausgaben für Kraftstoffe je 100 km Fahrleistung betrachtet (vgl. Darstellung 7).
Seit dem Jahr 1990 haben sich die Ausgaben, ähnlich wie die Rohölpreise mit Ausnahme einiger Einbrüche, fortlaufend erhöht. So betrugen die jährlichen Ausgaben für Wärme pro m² Wohnfläche im Jahr 1990 6,32 € und stiegen bis zum Jahr 2008 auf 12,37 €. Die Ausgaben für Kraftstoffe je 100 km Fahrleistung betrugen im Jahr 1990 noch 5,02 €. Im Jahr 2008 waren diese bei 7,63 € angelangt. Ab dem Jahr 2008 gingen die Ausgaben ein stückweit zurück, stiegen bis zum Jahr 2010 aber wieder an.[62]
Insgesamt korrelieren diese Entwicklungen in etwa mit den Entwicklungen der Rohölpreise.
Darstellung 7 Entwicklung der zwei größten Posten der Energiekosten privater Haushalte in Deutschland von 1990 bis 2010
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Energiedaten BMWi, 2012, Tabelle 28.
Abgesehen davon, dass es klimapolitisch nicht ratsam ist die Fördermengen zur Preissenkung zu erhöhen, ist dies auf Dauer aufgrund der Endlichkeit der Ressourcen und durch die Erreichung des Fördermaximums auch nicht möglich.
Aus langfristiger Sicht kann eine Senkung der Energiepreise deshalb nur dadurch erzielt werden, dass von fossilen Energien auf erneuerbare Energien umgestiegen wird. Gleichzeitig müssen die Bestrebungen Energie effizienter zu nutzen und Energie einzusparen intensiviert werden.
2.8.3 Differenzkosten erneuerbarer Energien
Aufgrund der nötigen Investitionen für die Entwicklung und den Ausbau erneuerbarer Energien werden die Energiepreise mittelfristig ansteigen. Gemessen wird dies in sogenannten Differenzkosten. Das sind Mehrkosten die, im Vergleich zur Beibehaltung der Energieversorgung auf bisheriger Basis, durch den Umstieg auf erneuerbare Energien entstehen. Die bisherige Basis, das sogenannte Referenzszenario, steht für die Preisentwicklung der fossilen Energien ohne den Umstieg auf erneuerbare Energien bzw. die Beibehaltung der Strukturen ohne Veränderungen.[63]
Durch Lern- und Erfahrungseffekte sinken die Differenzkosten langfristig wieder bis der Break-Even-Point mit den fossilen Energien irgendwann erreicht wird. Für diese Entwicklung gibt es verschiedene Szenarien. Aufgrund der vielen Variablen und möglichen Strategien beim Umstieg auf erneuerbare Energien sind diese sehr unterschiedlich.[64]
Im Folgenden sollen zwei Szenarien für die Entwicklung der Differenzkosten beim Umstieg auf erneuerbare Energien betrachtet werden.
Das Erste Szenario ist das Szenario 2011 A aus der Studie EE-Langfristszenarien 2011 des BMU (vgl. Kapitel 2.5 oben). Die Studie bezieht bereits die Rückgängigmachung der Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken mit ein. Nach diesem Szenario beträgt der Anteil erneuerbarer Energien im Jahr 2050 56,5% am gesamten Bruttoendenergieverbrauch.[65]
Die in Darstellung 8 veranschaulichten Differenzkosten betragen im Jahr 2000 insgesamt 2 Milliarden Euro. Die Kostenkurve ist mit einer Glocke vergleichbar. 2005 Betragen die Differenzkosten 6,2 Milliarden Euro. Das Maximum ist 2015 mit 15,24 Milliarden erreicht. Danach sinken die Differenzkosten wieder und entwickeln sich ab dem Jahr 2026 negativ. Das bedeutet, dass ab dem Jahr 2026 die Kosten für Energie im Referenzszenario höher wären. Im Jahr 2030 liegen die Differenzkosten bei -9,2 und 2050 schon bei -68 Milliarden Euro.[66],[67]
Darstellung 8 Jährliche systemanalytische Differenzkosten des gesamten erneuerbare Energien-Ausbaus
(im Szenario 2011 A für anlegbare Preise gemäß Preispfad A , Jahr 2000 bis 2030)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Nitsch, J. u. a., Langfristszenarien, 2012, S. 234.
Das zweite Szenario ist aus der Studie Energiekonzept 2050 des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien (FVEE). Der FVEE hat dieses Konzept nach Ermutigung durch das BMU erstellt und im Juni 2010 veröffentlicht. Die Studie stammt also noch aus der Zeit vor der Änderung des AtG zur Verlängerung der Restlaufzeiten von Kernkraftwerken im Oktober 2010. Deshalb ist die Studie gut verwendbar und kann als Vergleich herangezogen werden.[68]
Der Hauptunterschied zum ersten Szenario besteht darin, dass das Konzept auf einer 100 prozentigen Versorgung durch erneuerbare Energien im Jahr 2050 basiert. (Vgl. Darstellung 9 und Darstellung 10) Die gesamten Differenzkosten bei diesem Szenario liegen im Jahr 2005 bei ca. 6 Milliarden Euro. Das Maximum ist hier ebenfalls im Jahr 2015 erreicht, beträgt aber mit 17 Milliarden Euro knapp zwei Milliarden mehr. Im Jahr 2020 betragen die Differenzkosten noch ca. 12,5 und 2030 schon ca. -18 Milliarden Euro. 2050 liegen die Differenzkosten bei ca. -100 Milliarden Euro.[69]
Darstellung 9 Entwicklung der gesamten Differenzkosten aus den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr bis 2030
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: ForschungsVerbund Erneuerbare Energien, Energiekonzept 2050, 2010, S. 43.
Um die Differenzkosten der Umstellung des Energiesystems zu veranschaulichen können diese im Verhältnis zu den Gesamtausgaben für Energie dargestellt werden (vgl. Darstellung 10). So betragen die Gesamtausgaben für Energie ca. 212 Milliarden Euro im Jahr.[70]
Die maximalen Differenzkosten des zweiten Szenarios im Jahr 2015 von 17 Milliarden Euro entsprechen nur ca. 8% der Gesamtausgaben für Energie. Demnach verursacht die Umstellung des Energiesystems auf erneuerbare Energien keine massiven Kostensteigerungen wie oft befürchtet. Ab 2015 gehen die Kosten für Energie wieder zurück und unterschreiten zwischen 2020 und 2030 die Referenzkostenentwicklung. Damit trägt die Umstellung des Energiesystems aus langfristiger Perspektive zu stabilen und günstigen Energiepreisen bei und ist somit aus ökonomischer Sicht ebenfalls absolut sinnvoll.[71]
Darstellung 10 Differenzkostenentwicklung bis 2050 im Verhältnis zu den Gesamtausgaben für Energie in Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: ForschungsVerbund Erneuerbare Energien, Energiekonzept 2050, 2010, S. 43.
Auffällig ist bei beiden vorgestellten Szenarien, dass die Differenzkosten für Strom, im Gegensatz zu den Differenzkosten für Wärme und Verkehr bzw. Kraftstoffe, sehr viel höher sind. Eine genauere Betrachtung zeigt, dass diese verhältnismäßig hohen Differenzkosten durch den Strom aus Photovoltaik verursacht werden. Verantwortlich dafür sind die staatliche Überförderung von Strom aus Photovoltaik und die daraus resultierende Marktüberhitzung. Als Konsequenz wurde die schrittweise Reduzierung der Förderung für Photovoltaikanlagen bereits eingeleitet.[72]
3 Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft
Die Immobilienbranche spielt eine wesentliche Rolle bei der Energiewende. Immobilien sind in den OECD-Ländern für 25-40% des Energieverbrauchs, 30% der Rohmaterialnutzung, 20-40% der globalen Treibhausgasemissionen und 30-40% der Abfallproduktion verantwortlich (zu den detaillierteren Zahlen in Deutschland vgl. Kapitel 3.5 unten).[73]
Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil der Energiewende. Nur ein nachhaltig aufgebautes Energiesystem ist langfristig tragbar. Dazu gehört auch, dass alle Akteure in der Marktwirtschaft nachhaltig wirtschaften. Deutschland ist hier auf einem guten Weg sich zu entwickeln. Auch in der Immobilienbranche gibt es mittlerweile viele Bestrebungen in dieser Richtung. Viele Unternehmen haben erkannt, dass es wichtig und sinnvoll ist eine langfristig angelegte Strategie zu fahren.
Man könnte aber auch sagen, dass die Energiewende ein integraler Bestandteil der Nachhaltigkeit ist. Denn, bei umfassender Betrachtung ist ein wirklich nachhaltiges System auf globaler Ebene nicht ohne Energiewende möglich. Die Energiewende und der Nachhaltigkeitsgedanke sind also sehr eng miteinander verflochten und sollten deshalb auch zusammen betrachtet werden.
3.1 Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
In der Literatur gibt es verschiedene Konzepte zum Thema Nachhaltigkeit, denen unterschiedliche Ansichten zugrunde liegen. Dabei wird die Nachhaltigkeit in Bezug auf ihre verschiedenen Dimensionen oder auch Säulen dargestellt. Diese Dimensionen sind die ökologische, ökonomische, soziale und in manchen Modellen auch die institutionell-politische Nachhaltigkeit.
Das sogenannte Ein-Säulen-Modell gibt der ökologischen Dimension Vorrang vor allen anderen Dimensionen. Treten also Spannungen zwischen den verschiedenen Dimensionen auf werden sie zugunsten der Umweltdimension entschieden. Diese sehr radikale Sichtweise lässt deshalb viele andere Aspekte der Nachhaltigkeit außer Acht, wie z. B. Gerechtigkeitsfragen, Entwicklungsprobleme oder das Vermächtnis von Kulturgütern an zukünftige Generationen.[74]
Das häufiger vertretene und auch in den Wirtschaftswissenschaften anerkannte mehrdimensionale Konzept ist das Drei-Säulen-Modell, auch magisches Dreieck[75] oder Triple-Bottom-Line-Ansatz[76] genannt (vgl. auch Darstellung 11).
Beim Drei-Säulen-Modell stehen die ökologische, die ökonomische und die soziale Dimension auf einer Ebene. Der Vorrang einer Dimension wird somit ausgeschlossen.
Ökologische Nachhaltigkeit: Diese Dimension beschreibt wie der Mensch mit der ihm gegebenen Umwelt und ihren Ressourcen umgehen soll. Dafür haben sich drei ökologische Managementregeln etabliert:
1. „Die Nutzungsrate erneuerbarer natürlicher Ressourcen (wie Waldbestände, Fischvorkommen), soll ihre Erneuerungsrate nicht überschreiten;
2. nicht erneuerbare Ressourcen sollen nur in dem Maße genutzt werden wie erneuerbare Ressourcen als Ersatz bereitgestellt werden;
3. Emissionen und Abfälle sollen die Aufnahmefähigkeit der Umweltmedien (Luft, Wasser, Boden) nicht übersteigen (Assimilationsregel).“[77]
Die Erde wird als Ökosystem betrachtet, welches nur so stark belastet werden soll, wie es sich selbst regenerieren kann. Eine Schwierigkeit besteht darin, die Grenzen der Belastung abzuschätzen, bevor der Punkt der Unumkehrbarkeit erreicht ist (z. B. das Umkippen des Ökosystems eines Sees). Durch ausprobieren kann dies zwar festgestellt werden, verbietet sich aber auf globaler Ebene im Hinblick auf die Verantwortung gegenüber zukünftiger Generationen. Eine Möglichkeit vorausschauend zu agieren ist gewisse Bandbreiten, sozusagen als Leitplanken, aufgrund von Erfahrungen, gesammeltem Wissen und Erkenntnissen aus der Forschung festzulegen.[78]
Ökonomische Nachhaltigkeit: Diese Dimension beschreibt die Notwendigkeit nachhaltigen Wirtschaftens. So beeinflusst die Art und Weise des Wirtschaftens ob und wie viel Emissionen und Abfälle dabei entstehen. Die Grundlage des Wirtschaftens sind die Rohstoffe, welche es in einem Maß zu nutzen gilt, dass auch zukünftige Generationen noch damit wirtschaften und leben können. So soll aber auch die Grundversorgung aller Menschen sichergestellt sein. Die Menschen sollen die Möglichkeit haben sich, momentan sowie in der Zukunft, zu verwirklichen und einer Beschäftigung nachzugehen. „Ziel des ökonomischen Systems ist die Wohlfahrtsmaximierung des Individuums und der Gesellschaft.“[79] Eine offene Frage dieser Dimension ist die Thematik des Wirtschaftswachstums. Es stellt sich die Frage, ob und wie ein dauerhaftes quantitatives Wachstum vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit gerechtfertigt werden kann. Auch vor dem Hintergrund, dass die Bevölkerung in absehbarer Zeit wieder abnehmen wird, was in Deutschland auch jetzt schon der Fall ist. Die Selbstverständlichkeit von unbegrenztem Wirtschaftswachstum unter Verbrauch der endlichen Ressourcen der Erde ist die seit ca. 200 Jahren dominierende Denkweise. In der Antike und im Mittelalter spielte Wirtschaftswachstum noch keine Rolle. Das Wirtschaften ist verbunden mit dem Erwerb und der Mehrung von Geld. Wirtschaften unter Stagnation oder sogar Verminderung scheint aus heutiger Sicht völlig absurd, wird aber in Anbetracht der sich zuspitzenden Verhältnisse in Zukunft der Diskussion bedürfen.[80]
Soziale Nachhaltigkeit: In dieser Dimension geht es vor allem um die Verteilungsfrage. Jeder hat ein Recht auf die sogenannten sozialen Grundgüter sowie deren Weiterentwicklung und Weitergabe an zukünftige Generationen. Wohnen, Kleidung, Lebensmittel, elementare politische Rechte und das Leben selbst sind dabei die individuellen Güter. Dazu gehören aber auch soziale Ressourcen wie z. B. Solidarität, Toleranz oder Gemeinwohlorientierung. Die soziale Nachhaltigkeit soll jedem Individuum ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und eine gerechte Verteilung von Wohlstand erreichen.[81]
[...]
[1] Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (GG) vom 23.05.1949, Artikel 20a.
[2] Vgl. Büdenbender, M., Atomausstieg Deutschland, 2009, S. 16–17.
[3] Vgl. MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK, Chronik Atomausstieg, 2012.
[4] Vgl. MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK, Chronik Atomausstieg, 2012.
[5] Vgl. Hennicke, P./Welfens, P. J. J., Energiewende Fukushima, 2012, S. 152.
[6] Vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Gesetze Energiewende, 2011.
[7] Vgl. MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK, Chronik Atomausstieg, 2012.
[8] Vgl. Brey, H.-M., Entwicklungen Energiepolitik, 2010, S. 336.
[9] Vgl. Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien - Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vom 25.10.2008.
[10] Vgl. Büdenbender, M., Atomausstieg Deutschland, 2009, S. 16.
[11] Vgl. Büdenbender, M., Atomausstieg Deutschland, 2009, S. 16–17.
[12] Vgl. Brey, H.-M., Entwicklungen Energiepolitik, 2010, S. 336.
[13] Vgl. Brey, H.-M., Entwicklungen Energiepolitik, 2010, S. 337.
[14] Vgl. Brey, H.-M., Entwicklungen Energiepolitik, 2010, S. 338.
[15] Vgl. Müller-Brandes, J., Laufzeitverlängerung, 2010.
[16] Vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Gesetze Energiewende, 2011.
[17] Vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Gesetze Energiewende, 2011.
[18] Vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Gesetze Energiewende, 2011.
[19] Vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Gesetze Energiewende, 2011.
[20] Vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Gesetze Energiewende, 2011.
[21] Vgl. Hennicke, P./Welfens, P. J. J., Energiewende Fukushima, 2012, S. 151.
[22] Vgl. Koch, M., Internationales Gebäudebewertungssystem, 2010, S. 171.
[23] Für die Originaltabelle mit allen Werten siehe Anhang 1.
[24] Für die Originaltabelle mit den absoluten Zahlen siehe Anhang 2.
[25] Vgl. dazu auch die im Anhang abgedruckten Originaltabellen.
[26] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Energiedaten BMWi, 2012, Tabelle 5.
[27] Für die absoluten Zahlen und weitere Werte siehe Anhang 3.
[28] Vgl. Kohl, H./Dürrschmidt, W., Regenerative Energieträger, 2011, S. 4–5.
[29] Unter Dekarbonisierung wird die Senkung von CO2-Emissionen bzw. die Umstellung eines Kohlenstoffbasierten Energie- und Wirtschaftssystems auf ein CO2-neutrales System verstanden.
[30] Vgl. Europäische Kommission, Energiefahrplan 2050, 2011.
[31] Vgl. Nitsch, J. u. a., Langfristszenarien, 2012, S. 1–40.
[32] Vgl. Nitsch, J. u. a., Langfristszenarien, 2012, S. 1–10.
[33] Vgl. Edenhofer, O. u. a., IPCC Report, 2012, S. 901.
[34] Vgl. Vetter, M./Töpfer Klaus, Nachhaltigkeit, 2012, S. 5.
[35] Der komplette Artikel ist in Anhang 4 abgebildet.
[36] Vgl. Dürrschmidt, W. u. a., BMU Publikation, 2011, S. 9.
[37] Betrachtet werden Energiereserven, die sicher nachgewiesenen und mit den heutigen technischen Möglichkeiten wirtschaftlich abbaubar sind. Darüber hinaus können noch weitere Ressourcen existieren.
[38] Vgl. Dürrschmidt, W. u. a., BMU Publikation, 2011, S. 10.
[39] Vgl. Edenhofer, O. u. a., IPCC Report, 2012, S. 20.
[40] Dürrschmidt, W. u. a., BMU Publikation, 2011, S. 55–56.
[41] Vgl. Trieb, F., DLR Studien, 2011, S. 120–127.
[42] In konstantem Euro-Geldwert des Jahres 2000 (ohne Inflation).
[43] Vgl. Trieb, F., DLR Studien, 2011, S. 120–127.
[44] Vgl. Hennicke, P./Fischedick, M., Erneuerbare Energien, 2010, S. 84–90.
[45] Vgl. Sathaye, J. u. a., Renewable, 2012, S. 760–764.
[46] Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht auf Ihrer Website unter: http://apps.who.int/gho/data/?vid=34201 eine Liste mit Angabe der Luftverschmutzung von Städten weltweit.
[47] Vgl. Europäische Kommission, Energiefahrplan 2050, 2011.
[48] Vgl. Europäische Kommission, Energiefahrplan 2050, 2011.
[49] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Grafiken Energiedaten, 2012, S. 12,65,67.
[50] Für weitere Werte siehe Originalcharts in Anhang 5, Anhang 6 und Anhang 7.
[51] Vgl. Peter, F., Energiepreisentwicklung, 2009, S. 55.
[52] Für die Originaltabelle mit Preisentwicklungen weiterer Energieträger siehe Anhang 8.
[53] Vgl. Ströbele, W./Pfaffenberger, W./Heuterkes, E. M., Energiewirtschaft, 2012, S. 136–137.
[54] Vgl. Rohm, M., Schwarzes Gold, 2009, S. 5–6.
[55] Vgl. Hennicke, P./Fischedick, M., Erneuerbare Energien, 2010, S. 20–25.
[56] Vgl. Rohm, M., Schwarzes Gold, 2009, S. 4–5.
[57] Vgl. Zentrum für Transformation der Bundeswehr, Peak Oil, 2011, S. 3–12.
[58] Vgl. Zentrum für Transformation der Bundeswehr, Peak Oil, 2011, S. 105–107.
[59] Für das Originalchart mit allen Verlaufskurven siehe Anhang 9.
[60] Vgl. Zentrum für Transformation der Bundeswehr, Klimafolgen, 2011, S. 5–18.
[61] Zentrum für Transformation der Bundeswehr, Peak Oil, 2011, S. 13.
[62] Für die Originaltabelle mit allen Energiekosten im Detail siehe Anhang 10.
[63] Vgl. Hennicke, P./Welfens, P. J. J., Energiewende Fukushima, 2012, S. 176–190.
[64] Vgl. Hennicke, P./Welfens, P. J. J., Energiewende Fukushima, 2012, S. 176–190.
[65] Vgl. Nitsch, J. u. a., Langfristszenarien, 2012, S. 1–40.
[66] Vgl. Nitsch, J. u. a., Langfristszenarien, 2012, Tabelle 12-20.
[67] Für die Zahlen ab dem Jahr 2030 sowie weitere Zahlen im Detail siehe Anhang 11.
[68] Vgl. ForschungsVerbund Erneuerbare Energien, Energiekonzept 2050, 2010, S. 4–13.
[69] Vgl. ForschungsVerbund Erneuerbare Energien, Energiekonzept 2050, 2010, S. 39–47.
[70] Vgl. ForschungsVerbund Erneuerbare Energien, Energiekonzept 2050, 2010, S. 39–47.
[71] Vgl. ForschungsVerbund Erneuerbare Energien, Energiekonzept 2050, 2010, S. 39–47.
[72] Vgl. Hennicke, P./Welfens, P. J. J., Energiewende Fukushima, 2012, S. 176–190.
[73] Vgl. Rottke, N. B./Reichardt, A., Implementierungsstand Nachhaltigkeit, 2010, S. 26.
[74] Vgl. Grunwald, A./Kopfmüller, J., Nachhaltigkeit, 2012, S. 53–56.
[75] Grunwald, A./Kopfmüller, J., Nachhaltigkeit, 2012, S. 57.
[76] Rottke, N. B./Reichardt, A., Implementierungsstand Nachhaltigkeit, 2010, S. 30.
[77] Grunwald, A./Kopfmüller, J., Nachhaltigkeit, 2012, S. 55.
[78] Vgl. Grunwald, A./Kopfmüller, J., Nachhaltigkeit, 2012, S. 54–56.
[79] Rottke, N. B./Reichardt, A., Implementierungsstand Nachhaltigkeit, 2010, S. 30.
[80] Vgl. Grunwald, A./Kopfmüller, J., Nachhaltigkeit, 2012, S. 53–75.
[81] Vgl. Grunwald, A./Kopfmüller, J., Nachhaltigkeit, 2012, S. 58.
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- B.Sc. Niel Gunawardena (Author), 2012, Die Energiewende in Deutschland. Mögliche Folgen und Chancen für die Immobilienwirtschaft im Kontext der Nachhaltigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231632
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