Wer im antiken Griechenland nach Delphi reiste, um dort das Orakel zu
befragen, der konnte über dem Eingang zum Apollotempel die Inschrift
lesen: „Erkenne Dich selbst!“. Dieser Imperativ von Thales ist meines
Erachtens eine Aufforderung sich selbst, aber auch alle(s) andere(n) zu
erfahren und zu reflektieren. Um diesem Anstoß zum Denken
nachzukommen, bedienen sich mehr und mehr Menschen unter anderem
psychologischen Wissens. Vor allem in Hinblick auf berufliche und soziale
Weiterbildung können von Psychologen entwickelte Trainings, deren
Spektrum vom Organisationstraining bis hin zu Selbsterfahrungsseminaren
reicht, interessant sein. Bevor wir in die Materie einsteigen, möchte ich
noch das u.U. missverständliche Thema unseres Referates erklären.
„Interventionsformen der Gruppendynamik“ – Um was geht es hier? Als
„Interventionsformen“ bezeichnet man bestimmte Trainingsformen, die mit
Methoden der angewandten Gruppendynamik arbeiten. Man darf jedoch diese Verfahren nicht mit psychotherapeutischen
Verfahren verwechseln, die einen kurativen Anspruch haben. Die Grenzen
sind jedoch nicht klar zu ziehen, so dass bei einigen Settings1 durchaus
therapeutische Kompetenzen des Trainers erforderlich sein können. Ziele
dieser Trainings können eine Umstrukturierung der Persönlichkeit, eine
Neuorientierung der Zielvorstellungen, verbesserte soziale Kompetenzen
oder auch Lernprozesse sein (vgl. Asanger/Wenninger 1999, S. 269). Unser
Ziel in diesem Referat ist es, im ersten Teil einen gut strukturierten
Überblick über die verschiedenen klassischen Interventionsformen der
Gruppendynamik zu geben. Im zweiten Teil wollen wir die praktischen
Anwendungen dieser Techniken am Beispiel der Erwachsenenbildung und
der Lehrerfortbildung darstellen.
1 Das Durchführen eines gruppendynamischen Trainings, diese konkrete Situation, an
einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, unter den gegebenen Umständen
bezeichnet man als Setting.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung (Christoph Obermeier)
- 2. Das Gruppendynamische Laboratorium (Helke Höhne)
- 2.1 T-Gruppen und klassische Grundprinzipien der Gruppendynamik (Christoph Obermeier)
- 2.2 Skill Training (Helke Höhne)
- 2.3 Sensitivity Training, Selbsterfahrungsgruppen (Helke Höhne)
- 2.4 Marathon Training (Christoph Obermeier)
- 2.5 Kommunikations- und Interaktionstraining (Helke Höhne)
- 2.6 Encounter Gruppen (Christoph Obermeier)
- 3. Anwendungsbereiche
- 3.1 Erwachsenenbildung (Christoph Obermeier)
- 3.2 Lehrerbildung (Helke Höhne)
- 4. Schluss
- 4.1 Interventionsformen - Das Opium einer kranken Gesellschaft? (C. Obermeier)
- 4.2 Zur Diskussion (H. Höhne)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat hat zum Ziel, einen Überblick über die verschiedenen Interventionsformen der Gruppendynamik zu bieten. Im ersten Teil werden klassische Interventionsformen der Gruppendynamik vorgestellt. Im zweiten Teil werden die praktischen Anwendungen dieser Techniken in der Erwachsenenbildung und Lehrerfortbildung beleuchtet.
- Klassische Interventionsformen der Gruppendynamik
- Anwendungsbereiche der Gruppendynamik
- Die Rolle der T-Gruppen in der Gruppendynamik
- Das Gruppendynamische Laboratorium als Organisationsform
- Entwicklung und Bedeutung der Aktionsforschung
Zusammenfassung der Kapitel
Das Referat beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext und die Bedeutung von Gruppendynamik in der beruflichen und sozialen Weiterbildung beleuchtet. Es wird auf das Thema "Interventionsformen der Gruppendynamik" eingegangen und der Unterschied zu psychotherapeutischen Verfahren erläutert. Anschließend wird das Gruppendynamische Laboratorium (GDL) als Organisationsform vorgestellt und seine Kennzeichen beschrieben. Es wird erklärt, dass das GDL keine eigenständige Trainingsform ist, sondern als Oberbegriff für verschiedene Interventionsformen verstanden werden kann.
Im nächsten Kapitel werden T-Gruppen als eine klassische Interventionsform der Gruppendynamik vorgestellt. Die Entwicklung der T-Gruppen wird anhand des Experiments von Lipitt und Lewin aus dem Jahr 1937 erläutert, das den Einfluss verschiedener Führungsstile auf Gruppenprozesse untersuchte. Es wird auf die Bedeutung der Aktionsforschung für die Entwicklung der T-Gruppen eingegangen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieses Referats sind: Gruppendynamik, Interventionsformen, T-Gruppen, Gruppendynamisches Laboratorium, Aktionsforschung, Sensitivity Training, Encounter-Training, Skill Training, Marathon Training, Kommunikations- und Interaktionstraining, Erwachsenenbildung, Lehrerbildung.
- Quote paper
- Christoph Obermeier (Author), Helke Höhne (Author), 2001, Interventionsformen der Gruppendynamik und Kurzdarstellung einzelner Settings, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23159