„Der Physiologus spricht über den Fuchs, dass er ein listig Wesen sei ganz und gar.“ Diese Übersetzung liefert uns Otto Seel aus dem im 2. bis 4. Jahrhundert nach Christi Geburt in Griechenland entstandenen Physiologus. Die Schrift überliefert Charakteristika von verschiedenen Tieren und weist ihnen bestimmte Verhaltensweisen zu. Ein weiteres prominentes Beispiel für die Zuordnung der Listigkeit zum Fabeltier „Fuchs“ ist die Fabeldichtung „Reynke de Vos“, dessen mittelniederdeutsche Fassung 1489 in der Lübecker Mohnkopfdruckerei gedruckt worden ist. Reynke ist der Mittelpunkt der Erzählung und stört die Tierwelt durch seine listigen Betrügereien, kann aber jeglicher Verurteilung für seine Missetaten entgehen und wird am Ende zum Kanzler aller Tiere ernannt. Aber auch Kinder- und Volkslieder, wie „Fuchs du hast die Gas gestohlen“ bezeichnen das stereotype negative Bild des Fuchses. Auch der Magdeburger Prosa-Äsop, auf den sich diese Arbeit bezieht, hält viele Fuchs-Fabeln mit stereotyp gezeichnetem Fuchs bereit. Ziel der Arbeit ist es, die Fabeln des Magdeburger Prosa-Äsop vergleichend auf die charakterlichen Eigenschaften des Fuchses in den verschiedenen Fabeln hin zu überprüfen und eventuelle Abweichungen von dem stereotypischen Fabel-Fuchs herauszuarbeiten. Da speziell zur Fuchs-Darstellung im Magdeburger Prosa-Äsop keine Sekundärliteratur existiert, liegt der Fokus auf dem Vergleich der Fabeln aus der Primärliteratur von Brigitte Derendorfs Magdeburger Prosa-Äsop. Dabei wurden sämtliche Fabeln, in denen der Fuchs eine Rolle spielt, begutachtet und eine Auswahl zur Anführung von Beispielen getätigt. Anschließend konnten Kategorien hinsichtlich der charakterlichen Eigenschaften gebildet und systematisch analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Der Fuchs als stereotypes Wesen
- Die verschiedenen Charaktereigenschaften des Fuchses
- Listig aus einem Grund – Habgier
- Listig aus einem Grund – eigener Vorteil
- Listig aus einem Grund – Bedrohung
- Listig ohne erkennbaren Grund
- Das Urteil anderer Tiere
- Der hochmütige Fuchs
- Der kluge Fuchs
- Die charakterliche Vielfalt des Fabel-Fuchses
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die charakterliche Vielfalt des Fuchses in den Fabeln des Magdeburger Prosa-Äsop. Sie analysiert die verschiedenen Motive und Ausprägungen seiner List und stellt den stereotypischen Fabel-Fuchs den individuellen Figuren in den Fabeln gegenüber. Der Fokus liegt auf der Frage, ob und wie der Fuchs in den einzelnen Fabeln für sein Verhalten zur Rechenschaft gezogen wird.
- Die verschiedenen Motive der List des Fuchses
- Die Auswirkungen der List auf den Ausgang der Fabeln
- Die Verbindung von List und Klugheit beim Fuchs
- Die Rolle von Hochmut im Charakter des Fuchses
- Der Vergleich des stereotypischen Fabel-Fuchses mit den individuellen Figuren in den Fabeln
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den Fuchs als stereotypes Wesen, wie er in der Literatur und im Volksmund dargestellt wird. Es werden Beispiele für die Zuschreibung von List und Betrug zum Fuchs genannt.
Das zweite Kapitel untersucht die verschiedenen Charaktereigenschaften des Fuchses in den Fabeln des Magdeburger Prosa-Äsop. Es werden verschiedene Motive für seine List, wie Habgier, eigener Vorteil und Bedrohung, sowie das Urteil anderer Tiere analysiert.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Figur des hochmütigen Fuchses, die in den Fabeln des Magdeburger Prosa-Äsop ebenfalls eine Rolle spielt.
Das vierte Kapitel beschreibt den klugen Fuchs in den Fabeln und untersucht, wie seine Klugheit mit seiner List verbunden ist.
Schlüsselwörter
Mittelniederdeutscher Prosa-Äsop, Fabel, Fuchs, List, Klugheit, Hochmut, Habgier, Stereotyp, Charakter, Vergleich, Primärliteratur.
- Quote paper
- Lena-Marie Peter (Author), 2013, Die charakterliche Vielfalt des Fuchses im Mittelniederdeutschen Prosa-Äsop, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231533