Die nachfolgende Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung, dem Wesen und der Funktionalität
von GIS (Geographische Informationssysteme). Sie zeigt ihren Vormarsch in die Schulen auf und arbeitet Vor- und Nachteile
der neuen Methode für den Geographieunterricht heraus. Schließlich soll die derzeitige Situation
des Einsatzes an bayerischen Gymnasien beleuchtet werden, Schlussfolgerungen gezogen
und Empfehlungen geäußert werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Was ist GIS?
2.1. Definition
2.2. Aufbau und Funktionsweise von GIS.
2.3. Entwicklungsgeschichte, Anwendungsfelder von GIS im Alltag und die Forderung nach einer genauen Terminologie.
3. GIS in der Schule
3.1. Entwicklung von GIS in der Schule und aktueller Stand.
3.2. Welche GIS gibt es?
3.2.1. Lizenzpflichtige Desktop-GIS
3.2.2. Kostenfreie Desktop-GIS
3.2.3. GIS im Internet
3.3.Vor- und Nachteile von WebGIS-Angeboten .
3.4.Nachteile von Desktop-GIS.
3.5.Gründe für den Einsatz von GIS in Schulen.
3.5.1. Zukunftsrelevanz, Bildungsstandards und Lehrpläne
3.5.2. Überfachliche Zielsetzungen
3.5.3. Veränderung des didaktischen Konzepts
3.5.4. Lernpsychologische Aspekte.
3.5.5. Technischer Mehrwert
3.6.Kritische Betrachtung der Nachteile
4. Die empirische Studie
4.1. Konzeption und Rücklaufquote
4.2. Auswertung der Untersuchung
4.2.1. Ermittlung der Ist-Situation (GIS-Einsatz und Schulausstattung)
4.2.2. Ergebnisse die GIS-Fortbildungen betreffend..
4.2.3. Ermittlung der Gründe gegen den Einsatz von GIS in der Schule
4.2.4. Ergebnisse der W-Fragen des GIS-Einsatzes. GIS in der Schule - eine empirische Studie an bayerischen Gymnasien
4.2.5. Chancen von GIS in den W- und P-Seminaren
4.3. Folgerungen aus den Ergebnissen der Untersuchung.
4.3.1. Überprüfung der Hypothese: „Umso mehr Kenntnisse Lehrer mit GIS gemacht haben, desto positiver bewerten sie ihre Einsatzmöglichkeiten.“.
4.3.2. Schlussfolgerungen für die Konzeption von Fortbildungen im Bereich von GIS
5. Schlussbemerkungen
6. Literaturverzeichnis
7. Anhang
Abbildungsverzeichnis
ABBILDUNG 1: DER ZUSAMMENHANG ZWISCHEN INFORMATIONSSYSTEMEN UND GEOINFORMATIONSSYSTEMEN
ABBILDUNG 2: DIE ARCHITEKTUR EINES GEOINFORMATIONSSYSTEMS
ABBILDUNG 3: LAYERTECHNIK
ABBILDUNG 4: KRITERIENKATALOG ZUR BEWERTUNG NEUER MEDIEN
ABBILDUNG 5: DER GIFT-WRAP-APPROACH: TECHNOLOGIEN WERDEN DEN VORHANDENEN PÄDAGOGISCHEN PRAKTIKEN HINZUGEFÜGT
ABBILDUNG 6: VERÄNDERUNG DER PÄDAGOGISCHEN PRAKTIKEN DURCH DIE TECHNOLOGISCHEN MÖGLICHKEITEN IN DER ZUKUNFT
ABBILDUNG 7: SELBSTGESTEUERTES LERNEN ZWISCHEN FREMD- UND SELBSTBESTIMMUNG
ABBILDUNG 8: MERKFÄHIGKEIT BEI VERSCHIEDENEN METHODEN DER WISSENSANEIGNUNG
ABBILDUNG 9: WAS FORDERT UND FÖRDERT GIS?
ABBILDUNG 10: DIAGRAMM: SETZEN SIE GEOGRAPHISCHE INFORMATIONSSYSTEME (GIS) IM UNTERRICHT EIN?
ABBILDUNG 11: STEHT AN IHRER SCHULE EINE GIS-SOFTWARE ZUR VERFÜGUNG?
ABBILDUNG 12: GRÜNDE, WESHALB AN DER SCHULE KEINE GIS-SOFTWARE ZUR VER- FÜGUNG STEHT
ABBILDUNG 13: HABEN SIE AN EINER GIS-FORTBILDUNG TEILGENOMMEN
ABBILDUNG 14: WAREN SIE MIT DER GIS-FORTBILDUNG ZUFRIEDEN?
ABBILDUNG 15: WÜNSCHE FÜR DIE KONZEPTION VON GIS-FORTBILDUNGEN
ABBILDUNG 16: GEWÜNSCHTE DAUER DER FORTBILDUNGEN
ABBILDUNG 17: AUS WELCHEN GRÜNDEN SETZEN SIE GIS NICHT EIN?
ABBILDUNG 18: GRÜNDE WARUM GIS IN DER SCHULE NICHT EINGESETZT WIRD
ABBILDUNG 19: GRÜNDE FÜR „FEHLENDE VORAUSSETZUNGEN AN DER SCHULE“
ABBILDUNG 20: WELCHE GIS SETZEN SIE EIN?
ABBILDUNG 21: IN WELCHEN KLASSEN SETZEN SIE GIS EIN?
ABBILDUNG 22: BEI WELCHEN GELEGENHEITEN SETZEN SIE GIS EIN?
ABBILDUNG 23: WELCHE DATENSÄTZE VERWENDEN SIE?
ABBILDUNG 24: GRÜNDE FÜR DEN EINSATZ VON GIS IN DER SCHULE
ABBILDUNG 25: WELCHE CHANCE SEHEN SIE IM W-SEMINAR MIT GIS-PROGRAMMEN ZU ARBEITEN?
ABBILDUNG 26: WELCHE CHANCE SEHEN SIE IM P-SEMINAR MIT GIS-PROGRAMMEN ZU ARBEITEN?
ABBILDUNG 27: GRÜNDE FÜR DEN EINSATZ VON GIS IN W-SEMINAREN
ABBILDUNG 28: GRÜNDE FÜR DEN EINSATZ VON GIS IN DEN P-SEMINAREN
ABBILDUNG 39: GRÜNDE GEGEN DEN EINSATZ VON GIS IN W- / P-SEMINAREN
ABBILDUNG 30: BEWERTUNG DER W- UND P-SEMINARE; KRITERIUM: SETZEN LEHRER GIS IM UNTERRICHT EIN?
ABBILDUNG 31:BEWERTUNG DER W- UND P-SEMINARE; KRITERIUM: HABEN DIE LEHRER AN EINER GIS-FORTBILDUNG TEILGENOMMEN?
ABBILDUNG 32: BEWERTUNG DER W- UND P-SEMINARE; KRITERIUM: WAREN DIE LEHRER MIT DER GIS-FORTBILDUNG ZUFRIEDEN?
ABBILDUNG 33: BEWERTUNG DER W- UND P-SEMINARE; KRITERIUM: WAREN DIE LEHRER MIT DER GIS-FORTBILDUNG ZUFRIEDEN?
ABBILDUNG 34 : EINSATZWAHRSCHEINLICHKEIT VON GIS IM UNTERRICHT; KRITERIUM: DIE LEHRER WAREN MIT DER GIS-FORTBILDUNG NICHT ZUFRIEDEN
ABBILDUNG 35: EINSATZWAHRSCHEINLICHKEIT VON GIS IM UNTERRICHT; KRITERIUM: DIE LEHRER HABEN AN KEINER GIS-FORTBILDUNG TEILGENOMMEN
ABBILDUNG 36: STUFENENTWICKLUNGSMODELL.
1. Einleitung
„Ich bin Geograph“, sagte der alte Herr. „Was ist das, >ein Geograph<?“
„Das ist ein Gelehrter, der weiß, wo sich die Meere, die Ströme, die Städte, die Berge und die Wüsten befinden.“ „Das ist sehr interessant“ sagte der kleine Prinz. „End- lich ein richtiger Beruf!“
(aus: Antoine de Saint-Exupéry (1946), Der kleine Prinz)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seit Saint-Exupéry diese Worte niederschrieb, hat sich das Wesen der Geographie stark ver- ändert. Durch modernste Technik ist es heute für den Geographen nicht mehr von primärer Bedeutung zu wissen, wo die Meere, Ströme, Städte, Berge und Wüsten sind. In einer, durch die Globalisierung, veränderten Gesellschaft kommt ihm vor allem die Aufgabe zu, mit diesen Rauminformationen zu arbeiten um Analysen über einen Raum erstellen zu können. Dazu dienen heute in der Geographie auch so genannte Geographische Informationssysteme (GIS). Um ihre Bedeutung herauszustellen, schreibt Wiegand (2001): „GIS represents in my opinion the single biggest contribution geographer have made since the age of discovery.“1
Die Vorteile und Potentiale der Methode zur Verarbeitung von Geoinformationen weiß seit einigen Jahren nicht nur die Fachwissenschaft zu nutzen. Auch aus der Wirtschaft und Verwaltung sind Geographische Informationssysteme als Hilfe zur Entscheidungsfindung nicht mehr wegzudenken. Durch die Bedeutung für die heutigen und zukünftigen Generationen hat GIS in den letzten Jahren ihren Weg in die Schulen gefunden.
Die nachfolgende Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung, dem Wesen und der Funktionalität von GIS. Sie zeigt ihren Vormarsch in die Schulen auf und arbeitet Vor- und Nachteile der neuen Methode für den Geographieunterricht heraus. Schließlich soll die derzeitige Situation des Einsatzes an bayerischen Gymnasien beleuchtet werden, Schlussfolgerungen gezogen und Empfehlungen geäußert werden.
2. Was ist ein GIS?
2.1. Definition
Der Begriff „Geographische Informationssysteme“ wurde bereits in den 1960er in Kanada geprägt. Trotz der 40 Jährigen Geschichte, gelten sie noch immer als neue Medien, und es fehlt weiterhin an einer allgemein anerkannten Definition.
Zu einer Annäherung kann eine begriffliche Zerlegung beitragen. Eine Information, vom lateinischen ‚informare’ bedeutet wörtlich übersetzt jemanden oder etwas ‚eine Gestalt geben’ bzw. ‚formen’. Im übertragenen Sinne drückt es aus, dass auf eine spezifische Frage eine Antwort gegeben wird, die das Verständnisniveau des Fragenden erhöht und ihn befähigt, einem bestimmten Ziel näher zu kommen.2
Ein Informationssystem im einfachsten Sinne ist demnach ein Frage-Antwort-System, basierend auf einem bestimmten Datensatz. Aus diesem Verständnis heraus kommt man zu einer ersten Definition von rechnergestützten Informationssystemen.
„Beschränkt sich die Funktion eines Systems auf die Aufnahme, Speicherung, Verarbeitung und Wiedergabe von Informationen, so ist es ein Informationssystem. Es besteht somit aus der Gesamtheit der Daten und Verarbeitungsanweisungen. Der Benutzer soll imstande sein, daraus ableitbare Informationen in einer verständlichen Form zu erhalten.“ 3
Diese sehr umfassende Begriffsdefinition schließt Informationssysteme, jeglicher Art mit ein. So auch Informationssysteme in Banken zur Kundenverwaltung oder Kontenführung, in Reisebüros für Informationen über Hotel- oder Flugbelegungen, sowie in Bibliotheken für Bestands- oder Standortauskünfte.
Die Besonderheit eines Geoinformationssystems liegt in der Vorsilbe Geo- vom griechischen ‚ge, gäa“ für Erde. Die Sachdaten des Informationssystems erhalten einen Raumbezug, d.h. sie werden lokalisiert. Aus diesem Grund können sie als Spezialfall in der Liste der Informationssysteme angesehen werden.4 (vgl. Abb. 1)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1:
Der Zusammenhang zwischen Informationssystemen und Geoinformationssystemen (Quelle: LIEBIG & MUMMENTHEY 2005, S. 3)
Wie bereits angemerkt fehlt es für Geographische Informationssysteme an einer einheitlichen Begriffsdefinition. Eine mehrheitlich anerkannte Variante liefern Bill/Fritsch 1991:
„Ein Geo-Informationssystem (GIS) ist ein rechnergestütztes System, das aus Hardware, Software, Daten und den Anwendungen besteht. Mit ihm können raumbezogene Daten digital erfasst und redigiert, gespeichert und reorgani- siert, modelliert und analysiert sowie alphanumerisch und grafisch präsentiert werden“ 5
Die Begriffe Geographische Informationssysteme, Geoinformationssysteme und GIS werden im deutschen Sprachraum fast durchgängig synonym verwendet.
Trotz der Unterschiedlichkeit der Definition von GIS lassen sich doch Gemeinsamkeiten bezüglich des Aufbaus und der Funktionsweise von GIS finden.
2.2. Aufbau und Funktionsweise von GIS
Ausgehend von der Definition zeigt sich sowohl im Aufbau, als auch in der Funktionsweise von GIS ein Vierkomponentenmodell.
Wie jedes andere Informationssystem, ist auch ein GIS gekennzeichnet durch den Aufbau aus der Hardware (H), der Software (S), den Daten (D) und den Anwendungen (A). Erst der Zu- satz, raumbezogene Daten, macht es zum geographischen Informationssystem. Bill (2002) vergleicht den Aufbau eines GIS mit dem eines griechischen Tempels.6 (vgl. Abb. 2)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2:
Die Architektur eines Geoinformationssystems
(Quelle: BILL 2002, verändert nach FALK & NÖTHEN 2005, S. 4)
Die Hardware bildet das Fundament des Tempels. Der Computer und die Peripheriegeräte wie Scanner oder Drucker, aber auch Geräte zur Erhebung der Daten, wie beispielsweise GPS, bilden die Basis. Sie stellen die Grundlage dar, auf der alle weiteren Schritte aufbauen. Auch wenn sie bei der späteren Betrachtung oft unsichtbar sind, sind sie dennoch unverzichtbar. Die Treppenstufen spiegeln die Software wieder. Über sie wird es möglich den Tempel zu erreichen. Analog bedarf es der Software die Daten zugänglich zu machen, sie einzulesen, sie zu bearbeiten, etc. Neben der eigentlichen GIS-Software zählen hier auch Standardprogram- me, wie Schreib-, Bildbearbeitungsprogramme oder die Software zur Tabellenkalkulation. Die Säulen repräsentieren im Tempelvergleich die Daten. Sie stützen das Bauwerk und tragen die darüber liegenden Ebenen. Von ihrer Anzahl und Größe hängt im Wesentlichen das Er- scheinungsbild des Tempels ab. Ebenso ist dies bei den Daten. Datenmenge und Datenqualität sind die Grundlagen für spätere Ergebnisse. Hierzu zählen Fachinformationen, abhängig vom Themengebiet und die Geodaten, bestehend aus Sattelitenaufnahmen, Luftbildern oder digitalen Höhenmodellen. Die Besonderheit von Geoinformationssystemen liegt in der Verknüpfung von raumunabhängigen Sachdaten und Raumdaten.
Der Architrav liegt auf den Säulen und bildet gemeinsam mit dem Tympanon den Abschluss des Tempels. Er symbolisiert die, vom Benutzer initiierten Anwendungen, die Be- und Verar- beitung der Daten. Den Tempel überdachend, ruht schließlich die dreieckige Giebelfläche, der Tympanon. Er ist vergleichbar mit speziellen GIS-Anwendungen, wie Raum- und Landinfor- mationssysteme.
Der Definition von Bill/Fritsch (1991) zufolge muss die Funktionsweise eines GIS von der Datenerfassung über die Datenverwaltung und Analyse bis hin zur Präsentation von Ergebnissen reichen. Das so genannte EVAP - Prinzip.7
E: Dateneingabe
Der erste Schritt umfasst alle Methoden der Datengewinnung bis hin zur Eingabe in die Software. Die Möglichkeiten raumbezogene Daten zu erheben reicht von der Digitalisie- rung von Karten, bis hin zu den Arbeitsweisen der Fernerkundung zur Auswertung von
Satelliten- und Luftbildern. Neben eigenen Datenerhebungen bieten die Datenbanken der Statistikämter wichtige Grundlagen für die Erfassung von Sachdaten. Die Sammlung der benötigten Daten stellt hierbei oftmals den arbeitsintensivsten Schritt dar, da die Eingabe durch zahlreiche Einlesemöglichkeiten der Software unterstützt wird. V: Datenverwaltung
Unter den Begriff der Datenverwaltung fallen alle Prozesse der Datenmodellierung bis zur Speicherung in den Datenbanken. Sie ist in etwa mit einer Kartensammlung zu verglei- chen. Alle Kartendarstellungen und die verwendeten Daten müssen in strukturierter Form abgespeichert und die enthaltenen Informationen gegebenenfalls beschrieben werden.
A: Datenanalyse
Diese Funktion bietet die Möglichkeit die zur Verfügung stehenden Daten für den jeweili- gen Zweck zu verarbeiten und zu interpretieren. Sie sind das Herz der Software. Die Güte und der Umfang der Möglichkeiten bestimmen im Wesentlichen die Qualität der Software. Hierunter fallen beispielsweise Funktionen der Generalisierung, der Pufferbildung, der Verschneidung, das Abfragen und die Verknüpfung von Informationen oder die Klassifi- kation nach verschiedenen Gesichtspunkten. Auf diesem Wege wird eine Interaktion zwischen den Daten und dem Benutzer möglich.
P: Datenpräsentation
Die erarbeiteten Ergebnisse können schließlich in Form von Karten, Diagrammen oder Tabellen dargestellt werden. Auf diese Weise können die Erkenntnisse visualisiert und anderen Personen zugänglich gemacht werden.8
Zur Darstellung der Wirklichkeit können drei verschiedene Geometrien verwendet werden. Polygone um flächenhafte Attribute abzubilden, Polylines für Liniengeometrien und Points für punkthafte Merkmale. Zusammen ergeben sie ein Abbild der Wirklichkeit.
Eine Besonderheit der Geographischen Informationssysteme ist die bereits erwähnte Mög- lichkeit der Verknüpfung von Raum- und Sachdaten. Dies wird durch die so genannte Attri- buttabelle ermöglicht. Ohne sie wären Punkte nur Punkte und Striche nur Striche. Erst durch die Tabelle können raumbezogenen Geometrien Informationen verschiedenster Art in tabella- rischer Form zugeordnet werden. So erhält beispielsweise der Häuserbestand einer Stadt (Po- lygone) Informationen bezüglich Adresse oder der im Haushalt lebenden Personen. Oder man ergänzt die Länder der Welt (Polygone) mit Angaben zu ihrer Flächengröße, Bevölkerungs- dichte, durchschnittliches verfügbares Einkommen oder der Altersstruktur. Auf dieselbe Art und Weise erhalten Straßen (Polyline) Straßennamen oder werden bestimmten Straßenkatego- rien zugeordnet. Während Polygone und Polylines oft selbsterklärend sind, wird die Bedeu- tung der Attributtabelle und der Verknüpfung von Raum- und Sachdaten besonders bei Punkt- Geometrien deutlich. Ohne die dazugehörigen Informationen könnte nur in den seltensten Fällen unterschieden werden, ob der Standort eine Sehenswürdigkeit, einen Arzt, oder sogar eine Schule repräsentiert. Erst durch diese Angaben können Punkte eindeutig identifiziert werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3:
Layertechnik
(Quelle: MAX BORN GYMNASIUM)
Als Charakteristikum von Geoinformationssystemen gilt das Layerprinzip. (Vergleiche Abb.
3) Zur Identifizierung und Entdeckung von möglichen Zusammenhängen können die Layer (Ebenen, in der jeweils nur eine Geometrieart dargestellt werden kann) willkürlich miteinan- der kombiniert werden. Diesen Aufbau kann man sich in etwa vorstellen als würde man auf einem Tageslichtprojektor Folien, mit verschiedenen thematischen Informationen übereinan- der legen. Beispielsweise wird es so möglich Zusammenhänge in der Struktur einer Stadt zu erkunden, indem man das Stadtgebiet, die Nutzugsflächen, die Bebauung und die Straßen miteinander kombiniert. Auf diese Weise wird es möglich Beziehungen unterschiedlichster Art zu analysieren, in etwa, ob Supermärkte bevorzugt an größeren innerstädtischen Ausfall- straßen gebaut werden, oder ob Siedlungsgebiete optimal durch ein Angebot an Schulen oder Kindergärten versorgt sind. Stets zu beachten ist eine bestimmte Reihenfolge der Layerkom- bination. Von unten nach oben sollten immer Flächengeometrien, Liniengeometrien und Punktgeometrien, als letzte Ebene, dargestellt werden. Wird dies nicht berücksichtigt können in den Punkt- und Linienlayern enthaltene Informationen von den Geometrien des oder der Flächenlayer überlagert werden und damit in der Gesamtansicht nicht erkennbar sein.
2.3. Entwicklungsgeschichte, Anwendungsfelder von GIS im Alltag und die Forderung nach einer genauen Terminologie
Entwicklungsgeschichte
Obwohl Geographische Informationssysteme immer noch als neue Medien gelten, können sie bereits auf eine über 40 Jährige Geschichte zurückblicken. Der Begriff Geographische Infor- mationssysteme wurde das erste Mal 1963 von R.F. Tomlinson bei der Entwicklung des Ca- nada Geographic Information System verwendet. Ausgehend von Kanada nahm die Entwick- lung von rechnergestützten raumbezogenen Informationssystemen ihren Lauf. Bartelme (2000) gliedert ihre Ausbreitung unter Verweis auf Coppock und Rhind (1991)in vier Phasen:
1955 - 1975: Zeit der Pioniere
Es finden nur vereinzelte, individuelle GIS Anwendungen statt. Es fehlt an geeigneter Hardwareausstattung und digitalen Daten.
1970 - 1985: Zeit der Behörden
Bis in die 1980er Jahre konnten die rechenaufwändigen Vorgänge zur Verarbeitung der raumbezogenen Daten nur von teuren Großrechnern bewältigt werden. Durch die Komplexität der Software war die Bedienung wenigen Spezialisten vorenthalten. Folglich waren nur wenige Universitäten, Planungsverbände, Landesministerien, sowie vereinzelte Großstädte und Energieversorger in der Lage GIS einzusetzen.
1982 - 1990: Zeit der Firmen
Durch die Weiterentwicklung von Hard- und Software in den späten 80ern und 90ern wurde GIS allmählich auch für weniger gut ausgebildete Personen zugänglich. Hard- und Softwarehersteller wie Siemens oder ESRI betreten den Markt. Mit einer explosionsartigen Nachfrage nach digitalen Daten gelingt in den späten 90ern der endgültige Durchbruch.
ab 1988: Zeit der Nutzer
Die Verbreitung von leistungsfähigen, kostengünstigen Personalcomputern, steigenden Spei- cherkapazitäten und preiswerten Peripheriegeräten führten zu Ausbreitung der GIS- Technologie in den 1990ern. Mit der steigenden Nachfrage wird eine Weiterentwicklung vor- angetrieben, mit der Folge einer zunehmenden Benutzerfreundlichkeit der Software und sin- kenden Preisen, die es einen immer größer werdenden Benutzerkreis ermöglicht GIS zu ver- wenden. Seit Mitte der 1990er trägt das Internet maßgeblich zu einer explosionsartigen Ver- breitung von digitalen Geoinformationen bei, sodass sie heute in beinahe in allen Institutionen des öffentlichen Lebens zu finden sind.9
Anwendungsfelder von GIS im Alltag
Geoinformationssysteme gewannen in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit zunehmend an Bekanntheit und sind mittlerweile zum Bestandteil des täglichen Lebens geworden und davon nicht mehr wegzudenken
Durch die rasanten Entwicklungen der Hard- und Software seit den 1990er Jahren, und den damit verbundenen sinkenden Preisen, lassen sich GIS-Nutzer längst nicht mehr nur in den traditionellen Anwenderbereichen des Militärs, der Vermessungsämter, der Umweltplanung oder der Großbetriebe des Ver- und Entsorgungswesens finden. Wissenschaft und Wirtschaft, aber auch die Verwaltung auf kommunaler Ebene wissen GIS für sich zu nutzen. Navigati- onssysteme im Pkw, simulierte Wetterflüge im Wetterbericht, Reiseroutenplaner im Internet am heimischen PC, interaktive Karten und Onlinestadtpläne gehören längst zu den allgegen- wärtigen GIS-Anwendungen. Entscheidungshilfen bei der Verteilung von öffentlichen Ein- richtungen (wie Schulen oder Krankenhäuser), Standortentscheidungen von Betrieben oder verschiedenste Anwendungen im Umweltbereich und der Raum- und Stadtplanung (z.B. computergestützte Flächennutzungsplanungen) sind nur wenige Beispiele der mittlerweile traditionellen GIS-Einsatzbereiche.
Terminologie (Unterscheidung von GIS und raumbezogenen Abfragesystemen)
Die im Internet für den Nutzer bereitgestellten räumlichen Informationen boomen. Keine Stadt oder Kommune, kein Unternehmen oder Betrieb, keine Behörde oder Organisation will den Trend versäumen, um sich mittels interaktiver Karten im Internet selbst zu repräsentieren. Bei aller Euphorie muss aber strikt darauf geachtet werden, ob es sich wirklich um ein GIS, oder um ein raumbezogenes Auskunfts- oder Informationssystem handelt. Es ist Vorsicht geboten. Denn:
Die im Internet angebotenen Informationssysteme von Geodaten sind keine Geoinformationssysteme, auch wenn sie sich selbst als solche bezeichnen. Sie sind reine Auskunftssysteme, auf einer Ebene mit Auskunftssystemen über Bahnverbindungen.
Aus diesem Grund muss eine klare Terminologie gefordert werden.
Geoinformationssysteme bieten eine wesentlich größere Palette an Darstellungsfunktionen, als dies Abfragesysteme tun. Hier gehen die Funktionen kaum über Zoomen oder Verschieben der Ansicht hinaus.
Die grundlegenden Unterschiede liegen jedoch darin, dass bei Auskunftssystemen nur auf einen gegebenen Datenbestand zurückgegriffen werden kann. Der Vorteil von GIS ist ganz klar darin zu sehen, die Geoobjekte der realen Welt modellieren zu können. Das heißt es können Geometrien (Punkte, Linien und Flächen) hinzugefügt und mit Sachdaten gefüllt werden. Durch die Möglichkeit der individuellen Verknüpfung von Raum- und Sachdaten wird es ermöglicht eine zeitliche Dimension einzuführen. Veränderungen der Sachdaten können demzufolge nach belieben aktualisiert werden.
Ein dritter wesentlicher Unterschied ist in den Analysefunktionen zu sehen. Während Aus- kunftssysteme kaum mehr Analysemöglichkeiten haben, als die Identifikation von Geomet- rien und die Abfrage von Fachinformationen, bieten Geoinformationssystem sehr viel weitrei- chendere Funktionen. Um nur einige Beispiele zu nennen, seien die Verschneidung von Geo- metrien, Dichteberechnungen nach bestimmten Auswahlkriterien, die Generierung von Puf- ferzonen um beliebige Geometrien, oder die Transformation von Geometrien genannt.
Dadurch wird es angeraten auch nur dann von GIS zu sprechen, wenn Systeme die definitionsgemäßen Anforderungen erfüllen. In der weiteren Arbeit soll dies Berücksichtigung finden. Ist im späteren Verlauf von internetbasierten Auskunftssystemen die Rede, werden diese als Web-GIS kenntlich gemacht. Ist von Desktop-GIS die Rede, kann von Geoinformationssystemen im definitorischen Sinne ausgegangen werden.10
3. GIS in der Schule
Die GIS-Branche boomt, doch ist dieser Trend bisher an deutschen Schulen beinahe spurlos vorübergegangen. Doch was ist gemeint, wenn gefordert wird GIS an Schulen einzusetzen? Geoinformationssysteme im Sinne der Definition nach Bill/Fritsch (1991) oder doch eher WebGIS-Angebote auf der Ebene von raumbezogenen Auskunfts- oder Informationssystemen? Nach Lange (2007) scheint darüber Unklarheit zu herrschen. Sowohl von Lehrern11 und Poli- tikern und auch von Seiten derjenigen, die den GIS-Einsatz fordern. Aus diesem Grund appel- liert er an alle, auch in der Schule terminologisch exakt mit dem Begriff GIS oder seiner Syn- onyme umzugehen und den Einsatz von Geographischen Informationssystemen im definitori- schen Sinne zu forcieren.12
3.1. Entwicklung GIS in der Schule und aktueller Stand
Entwicklung von GIS in der Schule
Anfang der 1990ern begannen die ersten deutschen Lehrer mit großem Engagement und ho- hem Zeitaufwand GIS in der Schule einzusetzen. Zurückzuführen waren diese Bemühungen meist auf computerversierte Geographie- und Informatiklehrkräfte, die außerschulisch GIS bereits kennen gelernt hatten. Inspiriert durch die Vorbildfunktion US-amerikanischer Schu- len bildete sich 1996/97 an der bayerischen Akademie für Lehrerfortbildung und Personalfüh- rung (ALP) in Dillingen das Pilotprojekt „GIS macht Schule“, gefördert durch die ESRI Geo- informatik GmbH. Basierend auf den Ergebnissen und Erfahrungen dieses Arbeitskreises entwickelte der Westermann Verlag in Zusammenarbeit mit ESRI 1998 (Veröffentlichung im Herbst 1999) eine für die Schule, didaktisch reduzierte GIS-Software. Das „Diercke GIS“. Mit „Computereinsatz im Erdkundeunterricht“ des Landesmedienzentrums Rheinland-Pfalz (1999) und „GIS an Schulen“ in Baden-Württemberg (2003) folgten weitere Arbeitsgruppen dem Ziel den GIS-Einsatz an deutschen Schulen zu forcieren. Ein zweites, speziell für die Schule konzipiertes GIS-Programm wurde 2001 mit dem ‚SchulGIS’ von der Universität Er- langen-Nürnberg entwickelt.
Mit der Aufnahme des Begriffs Geographische Informationssysteme in die Lehr- und Bildungspläne verschiedener Bundesländer (allen voran Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hamburg und Bayern) wurde 2002/04 ein Meilenstein gesetzt.
Die Folge waren vermehrte Fortbildungsangebote im Bereich der Verarbeitung von Geoin- formationen für Lehrkräfte und eine steigende Anzahl an Veröffentlichungen in einschlägigen Fachzeitschriften. Diese erörtern zumeist den GIS-Einsatz an Schulen anhand von Projekt- und Unterrichtsskizzen. Die Zeitschriftenreihen ‚Praxis Geographie’ (2004/2 und 2009/2) und ‚Geographie heute‘ 2005/233 widmen den Einsatz von Geographischen Informationssystemen in der Schule ganze Themenhefte. Auf Internetforen wie „Lehrer-online.de“ nimmt die An- zahl von Hilfestellungen für Lehrer beim Einsatz von GIS stetig zu. Stellt man einen Ver- gleich mit amerikanischen Publikationen zum Thema ‚GIS-Einsatz an Schulen’ an, erscheinen vermehrte Anstrengungen der deutschsprachigen Autoren jedoch dringend notwendig. „Map- ping our world. GIS lessons for educators“ von Malone et al. aus dem Jahr 2002, mit zahlrei- chen ausgearbeiteten Unterrichtsstunden inklusive Arbeitsblättern, Aufgabenstellungen und Lösungsvorschlägen soll nur stellvertretend für die zahlreichen US-amerikanischen Publika- tionen auf dem Gebiet von didaktisch durchstrukturierte Arbeitsbücher, genannt werden.
Treier et al. mit ihrer Veröffentlichung „Geografische Informationssysteme (GIS). Grundlagen und Übungsaufgaben für die Sekundarstufe II“ aus dem Jahre 2006 leisten diesbezüglich wichtige Pionierarbeit für die deutschsprachige Literatur.
Im Vergleich zu den USA oder europäischen Ländern wie Großbritannien, Finnland und Dä- nemark ist die deutsche GIS-Community noch sehr klein. In vielen Ländern ist der Einsatz von digitalen Geodaten im Unterricht bereits zum Schulalltag geworden. Dies belegen auch die Zahlen über die weltweite Nutzung von GIS an Schulen.13 Leider fehlen Zahlen über die genaue Ausstattung von Schulen mit einer GIS-Software. Aus diesem Grund werden auf die Verkaufszahlen der Produkte des Marktführers ESRI Geoinformatik GmbH zurückgegriffen. Demnach nutzen weltweit ca. 11.000 Schulen eine Desktop-Software. Davon entfallen alleine 7.800 auf die USA. Mit 2.000 Lizenzen liegt Kanada an Platz zwei. Weit abgeschlagen folgen Australien mit 121, Schweden mit 37, Großbritannien mit 28 und Deutschland und Dänemark mit jeweils 25 Lizenzen (Stand 2004).14
Für die speziell für Schulen konzipierte Diercke GIS-Software entschieden sich laut Herstel- lerangaben bis 2001 annähernd 400 Schulen in Deutschland15, bis 2004 wurde sie auf 3000 bis 3500 Schulcomputern installiert.16 Über die Verkaufszahlen von SchulGIS liegen leider keine Zahlen vor. Nach Falk (2005) lassen jedoch die ständige Weiterentwicklung und die qualifizierte wissenschaftliche Begleitung durch die Universität Erlangen-Nürnberg auf eine zunehmende Etablierung des Produkts schließen.17
Nach Betrachtung der Zahlen kann festgehalten werden, dass insgesamt nur ein geringer Anteil der deutschen Schulen über lizenzpflichtige Desktop GIS Software verfügt.
„Trotz der oben genannten teils intensiven Bemühungen dürfte der Einsatz von GIS an allge- meinbildenden Schulen in Deutschland nach wie vor als dürftig eingeschätzt werden.“ 18 Falk (2005) nimmt aus diesem Grund die Softwarehersteller in die Pflicht: „De facto kann es nach den ersten Erprobungsjahren nun nicht mehr die Aufgabe enthusiastischer Lehrerinnen und Lehrer sowie Lehrerausbilder sein, als Handlanger der Verlage kommerzielle Produkte wie das ArcView, das Diercke GIS oder das SchulGIS in Form von Schulungen zu vermarkten. Vielmehr haben sie als Pioniere einen weiten Wachstumsmarkt angebahnt, den es nun durch die Hersteller, auch unter Einsatz finanzieller, materieller und personeller Ressourcen (z.B. für ausgebildete GIS-Trainer, die Einrichtung von Schulungszentren, die Publikation geeigne- ter Lehr- und Lernmaterialien und des Weiteren mehr) zu bedienen gilt.“ 19 Hinsichtlich der Möglichkeiten durch die didaktisch aufbereitete Software, dem Diercke GIS und dem SchulGIS, muss die deutsche Situation im internationalen Vergleich als vorbildlich angesehen werden. In allen anderen Ländern muss auf professionelle, bereits auf dem Markt verfügbare Software zurückgegriffen werden. Dabei sollte die ohnehin schwierige Einarbei- tung für die Lehrer und Schüler nicht unnötig, durch die für professionelle Anwendungen notwendige Komplexität, erschwert werden.
3.2. Welche GIS gibt es?
Im deutschsprachigen Raum gibt es derzeit zwei speziell für den Schulunterricht konzipierte GIS-Software-Lösungen. Sowohl Diercke GIS als auch SchulGIS basieren auf vollwertigen professionellen GIS-Systemen, wurden jedoch für den Gebrauch durch den Schüler in ihren Anwendungsbereichen didaktisch reduziert und mit zusätzlichen Hilfe-Funktionen ausgestat- tet. Neben diesen lizenzpflichtigen Angeboten, bieten verschiedene Hersteller kostenlose GIS- Software zum Download an. Eine schier endlose Fülle an WebGIS-Anbietern komplettiert das zur Verfügung stehende Angebot.
3.2.1. Lizenzpflichtige Desktop-GIS
Im Folgenden sollen das Diercke GIS und das SchulGIS durch eine Gegenüberstellung und Produktrezensionen vorgestellt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten20 21 22 23
Als Software-Rezension schreibt Bernhard Heim bei „Lehrer online“ über SchulGIS24:
„SchulGIS ist ein auf die Bedürfnisse des Unterrichts reduziertes GIS-Tool und zugleich ein Lernprogramm, das einen Einblick in die Vielfalt der Funktionalitäten und Anwendungen von GIS bietet. Die Stärke des Programms liegt darin, dass es sowohl Lehrkräften als auch Schü- lerinnen und Schülern eine Einführung in die Arbeit mit einem mächtigen Arbeitsmittel er- möglicht, ohne dass mühselige Auseinandersetzungen mit umfangreichen und schwer verdau- lichen Manuals erforderlich sind. Das Programm bietet Einsteigern ab Klasse 5 die Möglich- keit, GIS-Techniken schrittweise kennen zu lernen. Lehrkräfte können aufbereitete Beispiele im Unterricht demonstrieren oder Schülerinnen und Schülern damit arbeiten lassen. Bereits geübte GIS-Nutzerinnen und Nutzer können natürlich auch eigene Projekte erstellen.“
Weiterführend heißt es bei der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e.V.:
„Auf einfachem Niveau beginnend ist das Programm sowohl für Schüler als auch für uns Lehrer, die sich mit dieser Technik selbstständig vertraut machen wollen, geeignet: Das Programm bietet einen dreigeteilten Bildschirm an. Im linken Bildschirmfenster ist das Auswahlmenu, mit den unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen und GIS-Arbeitstechniken für Einsteiger, Fortgeschrittene und "Experten". Das zentrale Fenster enthält das eigentliche GIS-Programm, in dem man arbeitet. Das rechte Bildschirmfenster erläutert grundlegende Arbeitstechniken, gibt Hilfe- oder auch Aufgabenstellungen. Dabei beginnt SchulGIS bereits mit Beispielen, die man bereits ab Jahrgangsstufe 5 einsetzen kann wie z.B. Standortraten, bei dem die Zuordnung von Fotos zu Kartenstandorten bestimmt werden muss. Wir alle wissen, wie schwer sich Schüler in der 5. Jahrgangsstufe tun mit Kar ten umzugehen, wenngleich sie das mit Freude tun.
Ein weiterer Vorteil des Programmes SchulGIS ist, dass verschiedene GIS-Beispiele aus dem Raum Deutschland eingebunden sind, wie z.B. Arbeitslosigkeit in Deutschland, sozioökono mische Stadtstrukturen Nürnbergs und weitere Datensätze aus dem deutschen und europäischen Raum sowie einige Datensätze des globalen Raumes.
Mit SchulGIS erhält man eine Einführung in ein professionelles GIS-Programm.“ 25
DierckeGIS
Schleicher (2004) schreibt zur Funktion und dem Aufbau des Diercke GIS:
„Das Diercke GIS in seiner derzeitigen Version 2.0 basiert auf der Software Arc View der Firma Esri, dem weltweit wohl meist genutzten GIS. Ergänzend zur Ausgangssoftware eröff- net das Diercke GIS dem Lehrer die Möglichkeit verschiedene Parameter und Einstellungen seinen unterrichtlichen Bedürfnissen entsprechend zu modifizieren. Besonders wichtig ist da- bei die Funktion, den Komplexitätsgrad dem Leistungsstand der Schüler entsprechend zu va- riieren. Während in der Stufe 1 (leicht) nur mit einer begrenzten Zahl an Werkzeugen gear- beitet werden kann., stehen den Schülern bei der Stufe vier (Vollversion) sämtliche Kompo- nenten des Diercke GIS zu Verfügung, dies entspricht der Grundversion von Arc View 3.2. Voreingestellt werden kann auch die optionale Nutzung von Tabellen, Diagrammen sowie der Layout-Funktion. Darüber hinaus kann der Lehrer entweder sämtliche verfügbaren Views, also Kartenansichten, zur Schülernutzung freigeben oder aber nur eine begrenzte Vorauswahl bereitstellen. Als kleines Bonmots sei der Sprachumschaltknopf Englisch/Deutsch erwähnt, der eine Nutzung des Programms im Rahmen des bilingualen Unterrichts oder internationa- ler Projekte erlaubt. ( … )
Beim Start des GISöffnet sich entsprechend der vorab ausgewählten Views zunächst ein Fenster, das zu rund zwei Dritteln von einem bestimmten Kartenausschnitt und zu einem wei teren knappen Drittel von der Legende (links im Bildschirm) eingenommen wird. Ü ber den oberen Bildschirmrand erstreckt sich die Taskleiste mit Buttons und Dropdown Menus, die eine Navigation innerhalb des Programms ermöglichen. Bei georeferenzierten Karten ent spricht die Ma ß stabsangabe den originalen Ansichtsverhältnissen.“ 26
Bei der kritischen Auseinandersetzung mit dem Diercke GIS 2.0 bemerkt Niedenzu (2002)27 allerdings nicht nur Positives. Als Mängel sind demnach u.a. zu nennen:
- Das Programm läuft nicht sicher und stürzt manchmal ab. Es sollte häufig zwischenge- speichert werden, um einen Datenverlust nach dem Absturz entgegen zu wirken.
- Der Zugriff von mehreren Clients auf den Datenbestand auf dem Server kann zu erheb- lichen Problemen führen, bis hin zum vollständigen Datenverlust. Die benötigten Da- tensätze sollten auf dem lokalen Speicher der jeweiligen Bearbeiter zugeordnet werden. Erst nach Beendigung sollten die Daten wieder auf dem Server vereint werden.
- Das recht umfangreiche Hilfssystem des ArcView ist nur teilweise in Deutsch verfasst. Eine Behandlung der Probleme kann oft nur in Englisch erfolgen.
3.2.2. Kostenfreie Desktop-GIS
Neben weiteren zahlreichen lizenzpflichtigen GIS-Softwaresystemen gibt es auch ein umfas- sendes Angebot an kostenfreien Programmen. Eine ausführliche Liste von Anbietern solcher Dienste ist unter der URL <http://www.freegis.org> einzusehen. Im Vergleich zu professio- nellen GIS-Programmen bieten sie allerdings eine eingeschränkte Funktionalität. Durch die Möglichkeit des kostenlosen Downloads stellen sie eine adäquate Alternative für den Schul- einsatz dar, zumal diese, für den Einsatz im Unterricht, sogar mit Vorteilen verbunden sein kann. Zum einen können weder alle Analysefunktionen Eingang in den Unterricht finden noch werden sie benötigt. Zum anderen kann ein zu großes Spektrum an Funktionen zudem die Benutzerfreundlichkeit bei der Bedienung der Software negativ beeinflussen.
Exemplarisch sollen drei lizenzfreie GIS-Programme für den Einsatz an Schulen kurz vorgestellt werden:
Das Quantum GIS
Das Quantum GIS (häufig als QGIS abgekürzt) ist ein freies Geoinformationssystem zum Betrachten, Bearbeiten und Erfassen von räumlichen Daten. Seit Januar 2009 ist es in der Version 1.0.0 erhältlich. Das QGIS unterstützt alle gängigen Vektor- und Rasterformate. Dank verschiedener Plugins kann eine große Auswahl an Datenbanken und Dateien gelesen werden. Das GRASS-GIS-Plugin erlaubt es dem QGIS-Nutzer Grass-Datenbanken zu lesen und zu schreiben und bietet die Möglichkeit alle Funktionen des GRASS-GIS mit zu nutzen.
Die Software läuft auf allen gängigen Betriebssystemen und stellt sehr geringe Ansprüche an die Systemvoraussetzungen, wodurch es sich auch für den Einsatz auf älterer Hardware anbie- tet. Seine Eignung für die Schule untermauert das Programm durch die Möglichkeit aus einem vielfältigen Angebot an Sprachen (u.a. auch Deutsch und Englisch) auswählen zu können. Weitere Informationen und Bedienungsanleitungen lassen sich unter <http://www.qgis.org> finden. Das Programm wird unter selbiger URL kostenlos zum Download angeboten.
Das GRASS GIS
GRASS GIS ist neben QGIS die wohl bekannteste kostenfreie GIS-Software. Die beiden Pro- dukte sind sich in der Funktionalität sehr ähnlich. GRASS GIS ist seit April 2008 in der Ver- sion 6.3.0 verfügbar. Raster- und Vektordaten können in den verschiedensten Datenformaten importiert und exportiert werden. Die Software läuft auf allen gängigen Betriebssystemen. Als nachteilig für den schulischen Einsatz muss die sprachliche Einschränkung, des nur teilweise deutschsprachigen Programms angesehen werden. Unter <http://grass.osgeo.org/> steht das Programm, neben weiteren Informationen zur Software und Benutzerhinweisen kostenlos zum Download bereit.
Der GDV Spatial Commander
Die Gesellschaft für Geografische Datenverarbeitung mbH (GDV) veröffentlichte Anfang 2005 mit dem GDV Spatial Commander ein kostenfreies Desktop-GIS. Es unterstützt eine Vielzahl von gängigen Vektor- und Rasterdatenformaten, sowie gängige Datenbankformate. Mit zahlreichen Navigations-, Informations- und Bearbeitungsfunktionen bietet das Prog- ramm alle notwendigen Eigenschaften eines vollwertigen GIS-Programms. Die eingeschränk- te Funktionalität, im Vergleich zu professionellen Systemen und die damit verbundene gerin- gere Komplexität erleichtern die Einführung im Schulbetrieb. Durch die Programmierung in Java ist das Programm betriebssystemunabhängig einsetzbar. Der Einsatz des Programms an Gymnasien wurde durch das Landesmedienzentrum Rheinland-Pfalz getestet. Die daraus ge- wonnen Erkenntnisse werden für praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen in landesweiten Lehrerfortbildungsveranstaltungen genutzt.28
Unter <http://www.gdv.com> kann das Programm in seiner aktuellen Version 1.0.7-01 kos- tenlos heruntergeladen werden. Weitere Informationen zur Software und ihrer Funktionalität stehen unter selbiger URL bereit.
3.2.3. GIS im Internet
Zur Vermeidung einiger Nachteile der Desktop-GIS-Angebote (vgl. Gliederungspunkt 2.4.) wird immer häufiger auf webbasierte geographische Informationssysteme, so genannte Web- GIS-Angebote zurückgegriffen. Es sei an dieser Stelle erneut darauf hingewiesen, dass es sich bei solchen Angeboten um keine „echten GIS“, im Sinne der Definition handelt. Sie basieren auf der „Map-Server-Technologie", die es ermöglicht vorgefertigte Datensätze im Internet in Form von Karten zu visualisieren und in einem begrenzten Umfang zu verändern. Durch die stark begrenzte Funktionalität und dem Minimum an Vorbereitungsaufwand eignen sie sich bestens für den Einstieg in die GIS-Systematik in den Schulen und zur Vermittlung des Auf- baus und grundlegender Funktionalitäten eines GIS. Man benötigt lediglich einen Computer mit Internetzugang und einen Browser. Die Nutzung solcher Dienste ist kostenfrei. Nur in Ausnahmefällen muss vor der Nutzung eine einmalige Installation eines Plugins erfolgen. Im Internet gibt es eine Vielzahl solcher Angebote. Eine ausführliche Liste, von überwiegend englischsprachigen Online-GIS-Anbietern steht unter der URL <http://freegis.org> zur Ver- fügung. In den letzten Jahren wurden von verschiedenen Institutionen und Instituten, speziell für den Schulgebrauch konzipierte, WebGIS-Angebote entwickelt. Die Webseite des Schul- GIS Sachsen-Anhalt des Landesinstituts für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Un- terrichtsforschung Sachsen-Anhalt29 bietet eine Zusammenstellung dieser WebGIS-Angebote an. Einen Überblick über spezielle Angebote für den Schulgebrauch bietet Tabelle 1 im An- hang.
Neben den speziell für den Schuleinsatz konzipierten WebGIS-Angeboten, sind im Internet zahlreiche Auskunftssysteme von Bundes- und Landesämtern zugänglich. (vgl. Tabelle 2 im Anhang) Zwar sind sie nicht unmittelbar für den Schuleinsatz vorgesehen, enthalten jedoch ein umfangreiches, interessantes Themenangebot.
Es sei jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich bei den Angeboten in Tabelle 2 (siehe Anhang) um eine dritte Stufe neben GIS und WebGIS handelt. Die hier aufgezeigten Webseiten bieten lediglich kartographische Auskunftssysteme an, so genannte Viewer. Der Unterschied zu den Angeboten in Tabelle 1 besteht im Wesentlichen in der fehlenden Interak- tivität. Die Schüler haben keinerlei Einflussmöglichkeit auf das gezeigte Material. Es besteht ausschließlich die Möglichkeit, die den Karten zugeordneten Informationen abzurufen.
[...]
1 WIEGAND (2001, S. 68)
2 Vgl. BARTELME (2000, S. 10)
3 CONZETT (1980) zitiert nach BILL & FRITSCH (1991, S. 2)
4 Vgl. BILL & FRITSCH (1991, S. 6)
5 BILL & FRITSCH (1991, S. 5)
6 Vgl. BILL (2002, S. 3f.)
7 Vgl. BILL & FRITSCH (1991, S. 34)
8 Vgl. FALK (2005 S. 5f.); LANGE (2002, S. 14f. + S. 327ff.)
9 Vgl. BARTELME (2000, S. 8f.)
10 Vgl. LANGE (2007, S. 34ff.)
11 Wenn in der Folge von Lehrern die Rede ist, so sind damit Lehrerinnen und Lehrer in gleichberechtigter Weise gemeint. Gleiches gilt für Schüler.
12 Vgl. LANGE (2007, S. 34ff.)
13 Vgl. KLEIN (2008, S. 22f.)
14 Vgl. CREMER et al. (2004, S. 6)
15 Vgl. DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR KARTOGRAPHIE E.V. (2001, S. 2)
16 Vgl. CREMER et al. (2004, S. 6)
17 Vgl. FALK & NÖTHEN (2005, S 13)
18 HERZIG (2007, S. 200)
19 FALK & NÖTHEN (2005, S. 13)
20 laut Hersteller- und Vertreiberangaben unter <http://www.westermann.de/suche/reihenansicht.xtp?id=100630&allText=1> für Informationen zum Diercke- GIS und <http://www.schulgis.de/> zu SchulGIS
21 laut Softwarerezensionen auf„Lehrer-online.de“: NIEDENZU (2002a) für das DierckeGIS und HEIM (2004) für das SchulGIS
22 laut Vertreiberangaben unter <http://www.westermann.de/suche/reihenansicht.xtp?id=100630> für das Dierc- keGIS und <http://software.schrettenbrunner.de/Altersstufe__Sek__I.43.0.html> für SchulGIS
23 laut Hersteller- und Vertreiberangaben unter <http://www.westermann.de/suche/reihenansicht.xtp?id=100630> für das DierckeGIS und <www.schulgis.de> für SchulGIS
24 HEIM (2004)
25 <http://www.zum.de/Faecher/Ek/BAY/gym/info/info09/info09.shtml#schulgis>
26 SCHLEICHER (2004, S. 192ff.)
27 NIEDENZU (2002b)
28 PÜSCHEL (2006, S. 98ff.)
29 unter der URL <http://www.gis.bildung-lsa.de/>
- Arbeit zitieren
- Manuel Stadler (Autor:in), 2009, GIS in der Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231428