Wie stark der Dichter Homer und seine Sagen im Mittelalter präsent waren, ist nicht leicht zu
beantworten. In vielen mittelalterlichen Werken lassen sich immerhin Spuren von Textkenntnissen
auffinden. Unter den Forschern ist es jedoch umstritten, ob die Autoren sich dabei auf den
Originaltext bezogen haben oder nur auf die Sagen, die in der Überlieferung und Bearbeitung über
die Jahrhunderte an sie weitergegeben worden waren.
Im 4. und 5. Jahrhundert wurde Homer noch geschätzt und gelesen, was man unter anderem daran
erkennen kann, dass er in der großen 'Etymologiae' von Isidor von Sevilla (um 560-636)
Erwähnung findet. Erst ab dem frühen Mittelalter sei laut Cornelia Römer ein stetiger Rückgang
„sowohl in Kenntnis als auch in Wertschätzung“ festzustellen. Thomas Bleicher geht davon aus,
dass der Name Homer und der Stoff seiner Epen dem frühen Mittelalter noch weitgehend bekannt
waren, der Text selbst jedoch nicht mehr im Original gelesen wurde. Die Forschungsergebnisse
Georg Finslers sind dem jedoch entgegenzusetzen. Er hat herausgefunden, dass „immerhin […] im
9. Jahrhundert in einzelnen Klosterschulen Griechisch getrieben worden sein [muss].“, da
beispielsweise „Abt Hatto und Erlebald mehrere [Exemplare von Homers Epen] gekauft haben, als
sie als Gesandte Kaiser Karls beim griechischen Kaiser in Konstantinopel weilten“. Demnach
lässt sich schlussfolgern, dass zumindest unter den Klerikern die Lektüre Homers bekannt war.
Im Hochmittelalter sei dann schließlich ein „vorübergehende[r] Verlust der griechischen
Überlieferung des 'Originaltextes'“ festzustellen. Besonders Ovid und Vergil galten nun „als
unangefochtene Autoritäten“, die „zum Kanon der Schulautoren gehörten.“. Ihre Werke wurden
im Gegensatz zu Homers übersetzt. Das absteigende Interesse an Homer und seinen Epen liegt laut
Regina Toepfers vor allem an „fehlende[n] Textvorlagen, mangelnde[n] Sprachkenntnisse[n] und
nicht vorhandene[n] Übersetzungen.“. Grund für die fehlenden Textkenntnisse und die nicht
vorhandenen Übersetzungen, ist laut Römer auch die Angst vor der Kirche gewesen, da die
Christen die griechische Mythologie mit ihrer heidnischen Götterwelt verpönten.[...]
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Spuren von Homerkenntnissen beim Stricker
1.1. Die Homer-Rezeption im Mittelalter
1.2. Strickers mögliche Bezüge zu Homers Epen
2. Textanalyse I: Die List
3. Textanalyse II: Fabelwesen und magische Gegenstände
3.1. DieFabelwesen
3.2. Diemagischen Gegenstände
Schluss
Anhang
Literaturverzeichnis
Bildverzeichnis
- Quote paper
- Antonella Corrado (Author), 2012, Die Welt des Wunderbaren und das Motiv der List in Strickers „Daniel von dem blühenden Tal“ im Vergleich mit Homers „Odyssee“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231057
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