Die rasante Entwicklung und Nutzung des Internets, aber auch anderer Massenmedien, führt dazu, dass insgesamt weniger in traditionellen Büchern gelesen wird. Wenn vom Ende des Buches und vom Ende der Gutenberg-Galaxis gesprochen wird, wird zumeist auch ein Ende des Lesens prophezeit. Bei der Klage über einen Untergang der Lesekultur geht es jedoch meist um einen qualitativen Aspekt, da unter Lesen unausgesprochen literarisches Lesen verstanden wird. Um jedoch die Tragweite des elektronischen Mediums zu betrachten, ist es notwendig, den Begriff des Lesens von dem der Literatur zu trennen. Aktuelle Lesestudien zeigen, dass man nicht zwingend vom Untergang der Lesekultur sprechen muss.
Eine Widersprüchlichkeit zwischen dem Gebrauch der Kulturtechnik Lesen und der Nutzung neuer elektronischer Medien, vor allem des Internets, gibt es nicht. Lesen und Surfen gehören untrennbar zusammen, wie das Lesen an die Schrift gebunden ist. Zum digitalen Lesen gehört eben nicht nur das Lesen eines digitalen literarischen Textes, sondern auch das Surfen im Internet bzw. das Anklicken und kurze Überfliegen einer Information. Zudem verändert sich, durch gegenwärtige Informationstechnologien, die Gesellschaft wirtschaftlich, sozial sowie kulturell von einer Industrie- zu einer globalen Informations- und Dienstleis-tungsgesellschaft. Das Internet führt zu einer Neuordnung gesellschaftlicher Kommunikations- und Speichermethoden. Diese beiden Aspekte führen zu der These, dass ein verändertes Mediennutzungsverhalten eine neue Medienrevolution und insgesamt eine gesellschaftliche Revolution mit sich bringt. Es lässt sich zudem die Frage stellen, welche neue Art von Kommunikation und Lesen die Digitalität bringt und welche Auswirkungen diese Art auf die Speicherung von Wissen und Information hat.
Stehen wir am Beginn eines kulturellen Wandels, der den gesellschaftlichen Umgang mit Wissen und Wissensprodukten grundlegend verändern wird?
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
0. Einleitung
1. Lesen
1.1. Was bedeutet Lesen?
1.2. Geschichte des Lesens
1.3. Lesesozialisation
1.4. Lesen heute
1.4.1. Der Leser
1.4.2. Leseverhalten
1.4.3. Mediennutzung allgemein
1.4.4. Lesen digitaler Texte
2. Digitale Texte
2.1. Definitorische Abgrenzung
2.1.1. Digitale Literatur
2.1.2. Der Textbegriff
2.2. Hypertext
2.2.1. Die Grundidee
2.2.2. Merkmale des Hypertextes
2.2.3. Das Verhältnis Autor-Leser
2.2.4. Links
2.2.5. Formale Unterscheidung von Links (nach Landow)
2.2.6. Besonderheiten des Hypertextes
3. Die Online-Enzyklopädie Wikipedia
3.1. Wissen - Information
3.2. Enzyklopädie
3.3. Wikipedia
3.4. Wikipedia als Hypertext-System
3.4.1. Interne Links
3.4.2. Externe Links
3.4.3. Verschlagwortung
3.4.4. Verwaiste Artikel
3.4.5. Navigationshilfen
3.5. Vergleich des Wikipedia Artikels mit anderen Lexika-Einträgen
3.5.1. Kindlers Literaturlexikon
3.5.2. Lexikon der Weltliteratur
3.6. Zusammenfassung
4. Lesen im digitalen Umfeld
4.1. Lesen im Hypertext
4.2. Entwicklung neuer Lesearten
4.2.1. Zapping, Switching, Zooming
4.2.2. Social reading
4.2.3. Lesen als Erlebnis
4.3. Lesen auf mobilen Geräten
4.4. Zusammenfassung
5. Fazit und Ausblick
5.1. Lesen im digitalen Umfeld und Medienrevolution
5.2. Lesekompetenz - Leseförderung
6. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Lesen in Deutschland 2008: Zeitvergleich (Stiftung Lesen, 2009:32)
Abbildung 2: Lesehäufigkeit 2007 (Kochhan/Schlengbier, 2007:623)
Abbildung 3: Veränderungen bei den Lesestrategien (Franzmann, 2001:94)
Abbildung 4: Internetnutzung in Deutschland (Statistisches Bundesamt, 2012)
Abbildung 5: Lesen in Deutschland 2008: Lesen am Bildschirm (Stiftung Lesen, 2009:36)
Abbildung 6: Lektürestruktur von Texten (Bachleitner, 2002)
Abbildung 7: Forms of linking, their uses and imitations; lexia to lexia unidirectional (Landow, 2006:14)
Abbildung 8: Forms of linking, their uses and imitations; lexia to lexia bidirectional (Landow, 2006:14)
Abbildung 9: Forms of linking, their uses and imitations; string to lexia (Landow, 2006:14)
Abbildung 10: Forms of linking, their uses and imitations; string to string (Landow, 2006:16)
Abbildung 11: Forms of linking, their uses and imitations; One-to-many (Landow, 2006:16)
Abbildung 12: Forms of linking, their uses and imitations; Many-to-one (Landow, 2006:17)
Abbildung 13: Forms of linking, their uses and imitations; typed links (Landow, 2006:19)
Abbildung 14: Zeitstrahl Enzyklopädien
Abbildung 15: Wikipedia-Artikel "Der Zauberberg": Artikelkopf (Screenshot, 03.02.2013)
Abbildung 16 Wikipedia-Artikel "Der Zauberberg": Artikeleinleitung (Screenshot, 03.02.2013)
Abbildung 17: Wikipedia-Artikel "Der Zauberberg": interner Link (Screenshot, 03.02.2013)
Abbildung 18: Wikipedia-Artikel "Der Zauberberg": Bearbeiten eines Artikels (Screenshot, 03.02.2013)
Abbildung 19: Wikipedia-Artikel "Der Zauberberg": Listen (Screenshot, 03.02.2013)
Abbildung 20: Wikipedia-Artikel "Der Zauberberg": externe Links (Screenshot, 03.02.2013)
Abbildung 21: Wikipedia-Artikel "Der Zauberberg": tags (Screenshot, 31.03.2013)
Abbildung 22: Wikipedia: Kategorien (Screenshot, 31.03.2013)
Abbildung 23: Wikipedia - Navigation (Screenshot, 16.03.2013)
Abbildung 24: Kindlers Literaturlexikon: Inhaltsverzeichnis des Lemmas (Screenshot, 25.03.2013)
Abbildung 25: Stiftung Lesen: Befragung von Bildschirmlesern (Boesken, 2001:146)
Abbildung 26: Social Media Buttons (Screenshot, 28.03.2013)
Abbildung 27: Das E-Book in Deutschland 2011 (Börsenvereins des Deutschen Buchhandels)
Abbildung 28: Lesegeschwindigkeit (Johannes Gutenberg-Universität, 2011:3)
Abbildung 29: Behaltensleistung (Johannes Gutenberg-Universität, 2011:4)
Abbildung 30: subjektive Einschätzung der Lesemedien (Johannes Gutenberg-Universität, 2011:4)
0. Einleitung
Wir lesen und schreiben nicht mehr in der herkömmlichen Weise. Es gibt keinen Tod des Buches, sondern eine neue Art zu Lesen.
Deleuze/Guattari[1]
Die rasante Entwicklung und Nutzung des Internets, aber auch anderer Massenmedien, führt dazu, dass insgesamt weniger in traditionellen Büchern gelesen wird. Wenn vom Ende des Buches und vom Ende der Gutenberg-Galaxis gesprochen wird, wird zumeist auch ein Ende des Lesens prophezeit. Bei der Klage über einen Untergang der Lesekultur geht es jedoch meist um einen qualitativen Aspekt, da unter Lesen unausgesprochen literarisches Lesen verstanden wird. Um jedoch die Tragweite des elektronischen Mediums zu betrachten, ist es notwendig, den Begriff des Lesens von dem der Literatur zu trennen. Aktuelle Lesestudien zeigen, dass man nicht zwingend vom Untergang der Lesekultur sprechen muss. Das einleitende Zitat von Deleuze und Guattari verdeutlicht, dass es notwendig ist, das Lesen unabhängig vom Medium Buch und damit auch vom literarischen Lesen zu betrachten.
Eine Widersprüchlichkeit zwischen dem Gebrauch der Kulturtechnik Lesen und der Nutzung neuer elektronischer Medien, vor allem des Internets, gibt es nicht. Lesen und Surfen gehören untrennbar zusammen, wie das Lesen an die Schrift gebunden ist. Zum digitalen Lesen gehört eben nicht nur das Lesen eines digitalen literarischen Textes, sondern auch das Surfen im Internet bzw. das Anklicken und kurze Überfliegen einer Information. Zudem verändert sich, durch gegenwärtige Informationstechnologien, die Gesellschaft wirtschaftlich, sozial sowie kulturell von einer Industrie- zu einer globalen Informations- und Dienstleistungsgesellschaft. DasInternet führt zu einer Neuordnung gesellschaftlicher Kommunikations- und Speichermethoden.[2] Diese beiden Aspekte führen zu der These, dass ein verändertes Mediennutzungsverhalten eine neue Medienrevolution und insgesamt eine gesellschaftlicheRevolution mit sich bringt. Es lässt sich zudem die Frage stellen, welche neue Art von Kommunikation und Lesen die Digitalität bringt und welche Auswirkungen diese Art auf die Speicherung von Wissen und Information hat.
Stehen wir am Beginn eines kulturellen Wandels, der den gesellschaftlichen Umgang mit Wissen und Wissensprodukten grundlegend verändern wird?
Um die Veränderungen des Leseverhaltens und neue Textformen im Internet auszumachen, beschäftigt sich diese Arbeit mit dem Hypertext und einer Analyse der hypertextuellen Struktur der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Einleitend wird zunächst ein Überblick über das Lesen gegeben und es soll aufgezeigt werden, dass unter Lesen eben nicht nur literarisches Lesen zu verstehen ist. Im zweiten Teil der Arbeit folgt anschließend eine ausführliche Schilderung neuer Textformen im Internet und im Speziellen wird das System des Hypertextes erläutert, der als wichtigste digitale Textform zu betrachten ist. Im Anschluss daran folgteine Analyse der Online-Enzyklopädie Wikipedia als Hypertext, anhand derer die Veränderung des Leseverhaltens im digitalen Umfeld zu erläutern sind. Zudem lassen sich Veränderung der Wissensorganisation im Rahmen des Internets aufzeigen. Im vierten Teil schließlich wird das veränderte Nutzungsverhalten herausgestellt. Es wird der Frage nachgegangen, wie hypertextuelle Strukturen das Leseverhalten beeinflussen. Diese Anführungen führen letztlich zu einer anschließenden Erläuterung der Bedeutung neuer Lese- und Nutzungsformen im Internet. In dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, dass eben nicht von einem Untergang der Lesekultur gesprochen werden kann, sondern dass das Lesen und die dazugehörigen Kompetenzen in der heutigen Informations- und Wissensgesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnen.
1. Lesen
1.1. Was bedeutet Lesen?
Etymologisch betrachtet bedeutetder Begriff Lesen zunächst auswählen, sammeln, aufheben. Im Mittelhochdeutschen wurde das Wort dann auch für erzählen, berichten verwendet. Ebenso gebraucht wurde es für das Zusammenstellen von Buchstaben und damit für die Sinnentnahme aus geschriebenen und gedruckten Sprachzeichen.[3] Im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm findet sich zudem der Zusatz, dass das Wort lesen allen germanischen Sprachen gemein ist: „lesen, verb. legere. ein allen germanischen dialekten gemeinsames wort (…) in der engl. schriftsprache ausgestorben, doch begegnet mundartlich noch lease“.[4] Wortgeschichtlich wird im Grimm’schen Wörterbuch zudem noch auf die Wendung einen „Weinberg lesen“ hingewiesen, die Weinlese findet also ihren Ursprung ebenfalls im Wort lesen, aufsammeln.
Das Lesen selbst, wie wir es heute verstehen, ist untrennbar mit der Schrift verbunden und dabei an strukturelle sowie technische Formate gebunden. Ein Buchstabe ist ein strukturelles Format, der ein technisches Format zur Rezeption benötigt. Das technische Format beeinflusst dabei die Art und Weise der Rezeption.
Es kann unterschieden werden zwischen formalem lesen können, sinnverstehendem Lesen und ergebnisorientiertem Lesen.
„Kein Buchstabe war vor mir sicher. Ich las Bücher und Hefte, Plakate, Firmenschilder, Namensschilder, Prospekte, Gebrauchsanweisungen und Grabinschriften, Tierschutzkalender, Speisekarten, Mamas Kochbuch, Ansichtskartengrüße, Paul Schurigs Lehrerzeitschriften, die ‚Bunten Bilder aus dem Sachsenlande‘, und die klitschnassen Zeitungsfetzen, worin ich drei Stauden Kopfsalat nach Hause trug. Ich las, als wär es Atemholen. Als wär ich sonst erstickt. Es war eine fast gefährliche Leidenschaft. Ich las, was ich verstand und was ich nicht verstand.“[5]
Wie aus dem Zitat aus Erich Kästners Als ich ein kleiner Junge war hervorgeht, besteht der Leseprozess nicht nur aus der Entzifferung der Zeichen, sondern aus einer Anzahl verschiedener Verstehensprozesse, aber auch dem einfachen Auflesen einzelner Buchstaben und Worte.
Der Rezipient erweitert den Referenzbereich eines Textes und scheint so die räumliche, historische und soziokulturelle Distanz zur Produktion eines Textes zu kompensieren.[6] Das Lesen eines Textes ist eine aktive und geistige Tätigkeit. Das menschliche Denken ist dabei Voraussetzung für das verstehende Lesen.[7] Bernd Wingert folgert, dass es „(...) beim Lesen (...) nicht darum[geht], Wörter oder Sätze zu verlautlichen, sondern Argumente zu verstehen, die Position eines Autors einordnen oder seine (...) Perspektiven einnehmen zu können.“[8]
Das Lesen ist eine vom Menschen erfundene Kulturtechnik und eine visuelle Darstellung der gesprochenen Sprache zum Zweck der Kommunikation. Dabei kann vor allem zwischen zwei Schriften unterschieden werden: den Alphabetschriften und den bildlichen Schriften.Alphabetschriften sind Schriften, die die Phoneme einer Sprache in einer Zeicheneinheit wiedergeben, während bei bildlichen Schriften Bilder oder Piktogramme Zeichen der Schrift sind.[9]
Unabhängig von den unterschiedlichen Formen der Schriftgibt es auch verschiedene Formen des Lesens. Zum einen das Lesen im Hinblick auf die Sinnentnahme und zum anderen das bildgenerierte oder geschichtengenerierende Lesen.[10]
Die Lesefähigkeit im Allgemeinen bedeutet einen Zugang zu Wissen und Information[11], wie dies im weiteren Verlauf der Arbeit erläutert werden soll. Generell nimmt der Rezipient beim Lesen visuell Informationen auf und verbindet sie mit einer Bedeutungauf Wort-,Satz- und Textebene. Auf Wortebene werden Buchstaben und Worte identifiziert und die Bedeutung einzelner Worte erfasst. Auf Satzebene stellt der Leser syntaktische und semantische Beziehungen zwischen Wortfolgen her und auf Textebene schließlich stellt der Leser Bedeutungseinheiten aus den erfassten Beziehungen her, so dass er eine kohärente Struktur erfasst, bei der er auf sein Weltwissen zurückgreift. So konstruiert der Leser eine sinnhafte Textbedeutung aus den kleinsten Einheiten zu einer globalen Struktur. Diese Prozesse auf Wort-, Satz- und Textebene laufen dabei parallel ab.
Die Bezeichnung des Lesers beinhaltet nicht nur die Handlungdes Lesens selbst, sondern beschreibt auch den Leser „als Buchbenützer und als auslesendes, auswählendes, unterscheidungsfähiges Wesen, das von seiner geistigen Freiheit Gebrauch macht“.[12] Lesen fördert das abstrakte Denkvermögen des Menschen und erhöht die Fähigkeit, „sich auf das Wesentliche konzentrieren, es begreifen, es analysieren und interpretieren zu können“.[13] Wolfgang Iser beschäftigte sich in seinem Werk Der Akt des Lesens mit der Rolle des Lesers. In Untersuchungen an konkreten Texten zeigte er auf, dass sich „das Werk zu seinem eigentlichen Charakter als Prozeß nur im Lesevorgang zu entfalten vermag“.[14] Der Leser entwirft während des Lektürevorgangs Bilder, die für ihn den Text konstituieren. Besonders an Leerstellen ist es Aufgabe des Lesers, sich selbst einen Textsinn herzustellen und diese Leerstellen für sich zu füllen.[15] Unter Leerstellen versteht Iser solche Elemente, an denen unterschiedliche Textsequenzen aufeinander treffen und der Leser selbst eine Verbindung zwischen diesen Elementen herstellen muss.
Betrachtet man die Geschichte des Lesens,wird deutlich, dass sich die Rezeption, also das Leseverhalten, stetig verändert hat.Beispielsweise wandelte sich das Lesen von der Situation, am schweren Pult zu lesen, bis heute zum mobilen Lesen an elektronischen Medien. Physisch gesehen zeigt sich ein Wandel, ob beim Lesen die Hände von Nöten sind oder ein gesamter Körpereinsatz. Mit Erfindung des Buchdrucks konnten Bücher schneller und billiger produziert und somit mehr gelesen werden. Mit all diesen Veränderungen folgte auch immer ein Wandel der Leserschaft sowie der Lesesozialisation. Dies soll im Folgenden erläutert werden.
1.2. Geschichte des Lesens
Die Geschichte des Lesens ist auch immer mit der Sozialgeschichte des Lesens verbunden und beginnt im Prinzip mit dem Spurenlesen bei der Jagd. Das Lesen, wie wir es heute verstehen, ist jedoch, wie bereits erwähnt, untrennbar mit der Schrift und denMedien verbunden, deren geschichtliche Entwicklung jedoch nicht Gegenstand dieser Arbeit sein sollen.[16]
Eine umfassende historische Betrachtung einer Geschichte des Lesens findet sich bei Erich Schön.[17] An dieser Stelle sollen einige bedeutende Aspekte aus diesen Anführungen erläutert werden.
Lesekultur ist in historischer Perspektive vor allem eine normative Vorstellung.[18] In der Antike wurde in der Regel laut gelesen. Das laute Lesen galt als Rezeptionskompetenz. Zudem fehlte es in Texten an einer Worttrennung und Interpunktion, so dass das laute Lesen zum Verständnis beitrug. Aus diesem Grund wurde zudem besonders langsam gelesen.
Im Mittelalter war es üblich, dass zunächst das Lesen erlernt wurde, wenn überhaupt, und anschließend das Schreiben. Aufgrund dieser Differenzierung von Lesen und Schreiben sind adäquate Zahlen einer Alphabetisierungsrate nur schwer auffindbar. Dennoch lässt sich generell sagen, dass das Leseneher dem Adel bzw. den Gelehrten vorbehalten war. Die Lektüre war wiederholend, d.h. es wurde immer wieder dasselbe gelesen, auch intensives Lesen genannt. Mit dem Aufkommen der Interpunktion und Gliederungsformen Ende des 15. Jahrhunderts kam dann das leise Lesen auf.
Der Buchdruck kann als Folge der verstärkten Nachfrage von Texten gesehen werden. Dieserentstand also aus einer Forderung des Lesers. Dennoch könnendie Erfindung Gutenbergs und eine Lesekultur nicht kongruent gesehen werden, da die Analphabetisierungsrate um das Jahr 1500 noch sehr hoch war. Man kann von weniger als 1% der Gesamtbevölkerung Deutschlands ausgehen, die lesen konnte.[19] Dennoch ermöglichte die Erfindung des Buchdrucks revolutionäre Veränderungen, ohne die die Reformation wohl nicht möglich gewesen wäre. Flugblätter wurden einer großen Menge an Menschen vorgelesen, so dass auch diese an Informationen, trotz fehlender Lesefähigkeit, teilhaben konnten. Der Buchdruck brachte zudem eine Selektion in die Lektüre. Texte galten als geschlossen, da sie nach dem Druck unveränderlich waren.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kamen Zeitungen auf. Männer bevorzugten eher eine Informationslektüre, während Frauen eine belletristische Lektüre nachgesagt wurde. Dieser Wandelhin zum informierenden Lesen führte im 18. Jahrhundert zur einmaligen Lektüre immer neuer Texte, auch extensives Lesen genannt. Diese Neuerung wird auch als erste Leserevolution tituliert, da sich das Leseverhalten und die Leserschaft deutlich veränderten. Im Laufe des 18. Jahrhunderts löste sich das Lesen von einer Art Belehrung und emanzipierte sich zu einer exemplarischenFunktion, jenseits von Informations-. und Qualifizierungsfunktion. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert vergrößerte sich zudem das literarische Publikum, vor allemzu einer weiblichenLeserschaft.Mit einer immer größer werdenden Vielzahl an Texten und auch Lesern entwickelten sich Lesegesellschaften und der Zugang zu Lesestoff wurde im Allgemeinen durch öffentliche Zugänglichkeiten erleichtert. Zutritt zu den Lesegesellschaften, in denen es vor allem um das Lesen zur Weiterbildung und dem Lesen aktueller Informationen ging, erhielten jedoch nur Männer.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich schließlich eine Lesegeselligkeit. Auch Frauen und damit belletristische Texte wurden in den Lesegesellschaften zugelassen. An dieser Stelle wird die zweite Leserevolution angesetzt, da sich das Lesen demokratisierte und ein wesentlich größeres Publikum erreicht wurde.[20] Bücher konnten billiger und in größeren Massen produziert werden. Hier wird besonders deutlich, dass sich die Erfindung Gutenbergs nicht mit der Lesekultur gleichsetzen lässt. Es dauerte bis ins 19. Jahrhundert, bis sich das Lesen und auch die Lesefähigkeit in einer breiteren Bevölkerungsschicht durchsetzte.
Im 19. Jahrhundert kamen die Begriffe Kultur, Bildung und Lesen in enger Verbindung vor. Wer klassische Literatur gelesen hatte, galt als gebildet. Bildung hieß in dieser Zeit nicht zu lesen, sondern Klassiker gelesen zu haben. Lesekultur ist bis heute noch eng mit dem Begriff der Literatur verbunden. Sie bezieht sich auf die Belletristik, nicht auf die Informationslektüre, wobei unter Belletristik im 19. Jahrhundert auch Biographien und historiographische Texte gehörten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts löste sich das Lesen jedoch von dem Bild der Bildung.Es wurde gelesen, weil es eine Mode war. Lesen zur reinen Unterhaltung galt jedoch als Lesesucht. Im 18. sowie 19. Jahrhundert gehörte zudem das informatorische Lesen nicht zur Lesekultur. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wird auch als Hoch-Zeit der Lesekultur verstanden und steht in engem Zusammenhang mit dem Bildungsbürgertum. Das Lesen und das Leseverständnis entwickelten sich in dieser Zeit zu dem, was wir heute mit dem Begriff des Lesens verbinden, so dass sich seit Ende des 19. Jahrhunderts die Alphabetisierungsrate deutlich steigern konnte. In Deutschland liegt diese heute bei nahezu 100%. Diese hohe Rate ist vor allem der heutigen Lesesozialisation im institutionellen Rahmen zu verdanken.
1.3. Lesesozialisation
Unter Lesesozialisation wird der Prozess der Aneignung und der Vermittlung von notwendigen Kompetenzen der Textrezeption und -verarbeitung verstanden. Die soziale Einbettung des Lesens in den Alltag gilt als wichtigster Faktor der Lesesozialisation.Das Lesen ist eine kulturelle Praxis, die nur durch Kommunikation mit anderen erworben werden kann. In der heutigen Gesellschaft ist das Erlernen des Lesens und Schreibens sehr stark an einen institutionellen Rahmen gebunden. Diese Kompetenzen werden in der Schule gelehrt. Hier entwickelt zudem jeder Leser Kriterien, über die Qualität, die Relevanz und den Wahrheitsgehalt des Gelesenen zu entscheiden. Nicht nur die Schule dient als wichtige Lesesozialisationsinstanz, auch dem Elternhaus und dem sozialen Umfeld kommt eine entscheidendeBedeutung zu.
Allgemein kann festgehalten werden, dass die Lesesozialisation rückläufig ist.Die Bedeutung von Büchern bzw. literarischen Werken nimmt besonders bei den 14- bis 19-jährigen immer weiter ab.[21] Weiterhin lässt sich festhalten, dass es eine deutliche Abhängigkeit von sozialer Schicht und Bildung gibt.Abbildung 1auf Seite 10verdeutlicht die Abnahme der Bedeutung von Büchern und des Lesens. Haben im Jahr 1992 noch 72% der befragten Kinder Bücher geschenkt bekommen, sind es im Jahr 2008 nur noch 51%.Man kann ebenfalls eine Abnahme der Bedeutung des Vorlesens im institutionellen Rahmen des Kindergartens erkennen. Beim Erlernen des Lesens spielt die Motivation eine große Rolle, um eine ausgeprägte Lesekompetenz zu entwickeln. Die Motivationsförderung ist daher Teil der Lesesozialisation außerhalb des schulischen Rahmens und kann vor allem im Vorschulalter, beispielsweise durch das Vorlesen, geweckt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Lesen in Deutschland 2008: Zeitvergleich (Stiftung Lesen, 2009:32)
Notwendige Fähigkeiten zum Lesen sind eine lexikalische Kompetenz, eine syntaktische Kompetenz und eine semantische Kompetenz. Dazu kommt eine sprachlautliche Kompetenz, die zu den Alphabetschriften geführt hat sowie eine prosodische Kompetenz, die es von Schriftstellern zu simulieren gilt.[22] Diese Kompetenzen müssen erst im Rahmen der Lesesozialisation erlernt werden. Es kann festgehalten werden, dass auch bei erfolgreicher Lesesozialisation nicht nur von einem Typ Leser gesprochen werden kann, sondern sich diese Kompetenzen im Laufe des Lebens weiterverändern und abhängig vom Leseverhalten des Einzelnen sind. Die Leseforschung unterscheidet zwischen verschiedenen Lesetypen:dem Vielleser, dem Durchschnittsleser und dem Wenigleser. Kritisch anzumerken sind an dieser Stelle jedoch die Kriterien, anhand derer die Lesetypen festgesetzt werden. Zum einen geht es immer um ein literarisches Lesen und zum anderen werden diese Typen nach ihrer Lesehäufigkeit klassifiziert. Diese Klassifizierung gibt somit weder Auskunft über die Lesekompetenz der entsprechenden Leser, noch berücksichtigt sie die reale Lesehäufigkeit jenseits von literarischen Werken.
1.4. Lesen heute
1.4.1. Der Leser
Den Daten der empirischen Leseforschung ist zu entnehmen, dass sich die sogenannten Vielleser grundsätzlich intensiver mit allen Medienauseinandersetzen und viele soziale Kontakte haben. Das Klischee des einsamen Bücherwurms lässt sich also nicht bestätigen.[23]
Die Geschlechterdifferenz im Leseverhalten hat deutlich zugenommen. Männer lesen insgesamt weniger.[24] Seit Beginn der modernen Lesekultur im 18. Jahrhundert ist eine Differenzierung zwischen denGeschlechtern zu erkennen. Belletristikleser sind meist Jugendliche bis zum Eintrittsalter ins Berufsleben und Frauen. Wie aus Abbildung 2untenzu entnehmen ist, lasen im Jahr 2007, laut einer Studie zum Leseverhalten im Auftrag des Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der ZDF-Medienforschung, 58% der Frauen mindestens einmal pro Woche in einem Buch, bei den Männern sind es hingegen nur 34%. Mit höherem Bildungsgrad steigt zudem auch die Bedeutsamkeit des Lesens.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Lesehäufigkeit 2007 (Kochhan/Schlengbier, 2007:623)
Interessant ist an dieser Stelle auch die Betrachtung des Leseverhaltens nach Sinus-Milieus.[25] In Sinus-Milieus werden Gesellschaftsgruppen verortet, die sich in ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähneln. Kriterien sind dabei grundlegende Wertorientierungen und Alltagseinstellungen. Zu den gesellschaftlichen Leitmilieus gehören die modernen Performer, die Postmateriellen und die Etablierten. Moderne Performer, denen ein hohes Bildungsniveau sowie Nettoeinkommen zugerechnet werden kann, sind grundsätzlich Innovationen aufgeschlossen. Postmaterielle sind überwiegend hochgebildet, gelten als kosmopolitisch und tolerant. Etablierte sind ebenfalls gebildet und haben ein hohes Einkommen. Es fällt auf, dass es insbesondere die den gesellschaftlichen Leitmilieus zugeordneten Gruppen sind, die viel lesen, aber sich auch im hohen Maß neuen Medien zuwenden. Die drei Milieus der Modernen Performer, der Postmateriellen und der Etablierten lesen laut der Lesestudie von forsa im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels aus dem Jahr 2007 entweder täglich (26%) oder zumindest mehrmals wöchentlich (27%) in einem Buch. Ebenso nutzen sie regelmäßig das Internet.[26]
1.4.2. Leseverhalten
Bezogen auf Literatur wird laut dem jährlich vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegebenen Buch und Buchhandel in Zahlen deutlich, dass insgesamt seltener gelesen wird. Die Zahl derer, die gar nicht lesen,nimmt zu, wobei die Zahl derjenigen, die regelmäßig und viel lesen angestiegen ist. Im Jahr 2011 lasen 20% der Bundesbürger in Büchern, im Vergleich dazu waren es im Jahr 2010 18,9%.[27] Das Lesen von Büchern hat also aktuell auch immer noch einen hohen Stellenwert, trotz der großen Medienkonkurrenz durch Hörfunk, Fernsehen und Computer bzw. des Internets. Der Trend bewegt sich jedoch zum operationalen Lesen, also dem Lesen als zielgerichteten Wissenserwerb.[28] Insgesamt wird ebenso deutlich, dass sich die Kulturtechnik des Lesens zum selektiven Lesen verändert.Das selektive Lesen erfordert einen hohen Grad an Rezeptionskompetenz, um sich zielgerichtet an gewünschten Informationen zu orientieren.
Aus Abbildung 3untengehen die Veränderungen der Lesestrategien hervor. Im Vergleich zum Jahr 1992 hat sich die Anzahl derer, die Lesepausen bei der Lektüre eines Buches machen, um fast 30% erhöht. Die Anzahl derer, die in mehreren Büchern lesen, hat sich vom Jahr 1992 zum Jahr 2000 sogar verdoppelt. Bei Jugendlichen hat das überfliegende Lesen um 20% zugenommen. Insgesamt lässt sich dieses Verhalten in allen Altersgruppen finden. Regelmäßige Leser nutzen zudem das gesamte Medienangebot ausgiebiger als dies Wenig- oder Nichtleser tun.[29]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Veränderungen bei den Lesestrategien (Franzmann, 2001:94)
Aus der Folgelesestudie Lesen in Deutschland 2008 der Stiftung Lesen kann man zudem erkennen, dass das Lesen in kleineren Stücken zunimmt. 37% der regelmäßigen Leser gaben an, in kleineren Sequenzen zu lesen, im Jahr 1992 waren es dagegen nur 29% der Befragten.[30]
Man kann sagen, dass sich die Art des Lesens von Büchern an die des Lesens von Zeitungen annähert. Der Zeitungsleser liest in der Regelzunächst nur die Schlagzeilen und entscheidet sich dann, die für ihn als interessant empfundenen Informationen und Artikel im Detail zu lesen.Zeitungsleser sind Informationsleser, wie dies in Kapitel 1.2 auf Seite 5 in der Anführung der ersten Leserevolution angedeutet wurde. Frühere Studien zeigten zudem, dass viel lesende Computernutzer ebenfalls meist Informationsleser seien.[31] Bei eher operational Lesenden ist die Bindung an das Artefakt Buch zudem geringer als dies bei Belletristiklesern der Fall ist.[32] Trotz eines erhöhten Angebots digitaler Medien ist die Häufigkeit des Bücherlesens in Deutschland seit den 1970er Jahren nahezu gleich geblieben. Dabei muss jedoch bemerkt werden, dass das Bildungsniveau angestiegen ist und die zur Verfügung stehende Freizeit ebenfalls.[33] Im Jahr 2008 betrug die an Werktagen frei zur Verfügung stehende Zeit 5h25min, imJahr 2000 waren es im Vergleich dazu nur 4h42min.[34] Es zeigt sich interessanterweise ebenfalls, dass Vielleser insgesamt weniger frei verfügbare Zeit haben. So lässt sich diese Entwicklung mit den Worten Erich Schöns zusammenfassen: „Wer viel liest, liest immer mehr, wer wenig liest, liest immer weniger.“[35]
1.4.3. Mediennutzung allgemein
Aus einem Vergleich der Daten von Studien des Lese- und Mediennutzungsverhaltens geht hervor, dass diegenerelle Mediennutzung, also vor allem die Nutzung der Massenmedien Hörfunk, Fernsehen und Internet, zunimmt.[36] Begründen lässt sich dies dadurch, dassdie Mediennutzung immer mehr zur Sekundär- oder Tertiärtätigkeit wird, während die intensive literarische Lektüre aufgrund der kognitiven Belastung eher eine primäre Tätigkeit ist.
Eine qualifizierte Lesefähigkeit ist Grundvoraussetzung für die Nutzung anderer Medien, da ein kompetenter Umgang nicht ohne Lesefähigkeit möglich ist. Dabei basiert eine kompetente Mediennutzung häufig auf einer gelungenen Lesesozialisation.[37] Der beim Fernsehen konstatierte kompetentere Umgang mit dem Medium, auf Grundlage einer qualifizierten Lesefähigkeit, kann dabei auf die Nutzung von Computer und Internet übertragen werden.[38] Es lässt sich also festhalten, dass eine „Mediennutzung und Lesen (…) in Bezug auf die Nutzungskompetenz in einem positiven Verhältnis zueinander [stehen].“[39] Zum einen findet ein Transfer der beim Lesen erworbenen Kompetenzen bei der Nutzung anderer Medien statt und andersherum gibt es ebenfalls einen Transfer von den erworbenen Kompetenzen der Nutzung anderer Medien auf das Lesen selbst. Auch aus der Studie Leseverhalten in Deutschland im neuen Jahrtausend herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Stiftung Lesen aus dem Jahr 2000 geht hervor, dass sich das Leseverhalten dem Fernsehverhalten anpasst.[40] Nutzungsformen wie das Zapping oder Switching, die bisher eher mit der Fernsehnutzung in Zusammenhang gebracht wurden, können so möglicherweise auch beim Lesen wieder gefunden werden. Dies soll in Kapitel 4.2.1 Zapping, Switching, Zooming ab Seite 55 näher untersucht werden.
Betrachtet man nun das Medium Internet, so lässt sich feststellen, dass es sich hierbei weniger um ein radikal neues Medium als vielmehr um eine Hybridbildung aus bereits bekannten Medien handelt. Das Lesen linearer Texte wandelt sich jedoch in diesem Medium zu einem Lesen nicht-linearer Hypertexte.
Die Internetnutzung in Deutschland nimmt insgesamtweiter zu. 77% der Deutschen ab zehn Jahren nutzen mittlerweile regelmäßig das Internet[41] (Abbildung 4 auf S. 16). Aus der Abbildung ist zudem zu erkennen, dass bei den bis 45-jährigen bereits96-98% das Internet nutzen. Die mittlerweile fast flächendeckende Nutzung des Internets in dieser Altersgruppe ist eine beträchtliche Entwicklung, wenn man die erst kurze Geschichte dieses Mediums betrachtet. Die Internetnutzung bei den über 65-jährigen liegt jedoch bisher nur bei 32%.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Internetnutzung in Deutschland (Statistisches Bundesamt, 2012)
1.4.4. Lesen digitaler Texte
Laut der Studie Lesen in Deutschland 2008 ist es vor allem männlichen, jungen Erwachsenen und Menschen mit einem hohen Bildungsabschluss unwichtig, ob ein Text in gedruckter oder digitaler Form vorliegt.[42] Abbildung 5 auf Seite 17 zeigt, dass das Lesen von digitalen Texten am Bildschirm insgesamt deutlich zunimmt. 41% der Befragten gaben an, den ganzen Text am Bildschirm zu lesen, ohne diesen auszudrucken. Im Jahr 2000 dagegen waren es nur 25%.
Die Akzeptanzam Bildschirm zu lesen nimmt also zu. Daraus ergibt sich die Frage, welche Auswirkungen das Lesen am Bildschirm auf das Leseverhalten hat, aber auch, wie sich Texte im Medium des Internets verändern. Kommt es durch den Medienwechsel vom gedruckten Buch zu digitalen Texten zu neuen Leseformen?
[...]
[1] Deleuze, Gilles; Guattari, Félix (1977): Rhizom. Berlin: Merve Verlag, S.40.
[2] Vgl. Chaouli, Michel (2003): Kommunikation und Fiktion: Vom Schreiben und Lesen von Literatur im Internet. In: Weimarer Beiträge 49 (1), S. 5.
[3] Vgl. Fritz, Angela; Suess, Alexandra (1986): Lesen. Die Bedeutung der Kulturtechnik Lesen für den gesellschaftlichen Kommunikationsprozess. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz, S. 12.
[4] Vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm (1854-1961). 16 Bände. Leipzig. Lemma Lesen.
[5] Kästner, Erich (2003): Als ich ein kleiner Junge war. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 79f.
[6] Vgl. Karolak, Czesław (2002): Digitale Literatur und ihre Auswirkungen auf den Leseprozess. In: Convivium. Germanistisches Jahrbuch Polen, S. 132.
[7] Vgl. Fritz, Angela; Suess, Alexandra (1986): Lesen. Die Bedeutung der Kulturtechnik Lesen für den gesellschaftlichen Kommunikationsprozess. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz, S. 14.
[8] Wingert, Bernd (1996): Kann man Hypertexte lesen? In: Dirk Matejovski und Friedrich A. Kittler (Hg.): Literatur im Informationszeitalter. Frankfurt ; New York: Campus Verlag, S. 198.
[9] Näheres zur Geschichte der Schrift findet sich u.a. bei Harald Haarmann (2004): Die Geschichte der Schrift C.H.Beck, München.
[10] Vgl. Pöppel, Ernst (2009): Was geschieht beim Lesen? In: Aus Politik und Zeitgeschichte (42-43), S. 42.
[11] Eine Differenzierung der Begriffe Information und Wissen wird in Kapitel 3.1Wissen - Information auf Seite 31 erläutert.
[12]. Fritz, Angela; Suess, Alexandra (1986): Lesen. Die Bedeutung der Kulturtechnik Lesen für den gesellschaftlichen Kommunikationsprozess. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz, S. 52.
[13] Ebd., S. 124.
[14] Iser, Wolfgang (1976): Der Akt des Lesens. Theorie ästhetischer Wirkung. München: W. Fink (636), S.39.
[15] Vgl. ebd., S. 186.
[16] Ausführliche Anführungen in Überblicksdarstellungen dazu siehe u.a. Haarmann, Harald (2004): Die Geschichte der Schrift C.H.Beck, München. oder Faulstich, Werner (2006): Mediengeschichte von den Anfängen bis ins 3. Jahrtausend. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen.
[17] Siehe Schön, Erich (2001): Geschichte des Lesens. In: Bodo Franzmann (Hg.): Handbuch Lesen. Genehmigte Lizenzausg. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren, S. 1–85. und Schön, Erich (1995): Lesekultur - Einige historische Klärungen. In: Cornelia Rosebrock (Hg.): Lesen im Medienzeitalter. Biographische und historische Aspekte literarischer Sozialisation. Weinheim: Juventa, S. 137–164.
[18] Vgl. Schön, Erich (1995): Lesekultur - Einige historische Klärungen. In: Cornelia Rosebrock (Hg.): Lesen im Medienzeitalter. Biographische und historische Aspekte literarischer Sozialisation. Weinheim: Juventa, S. 162.
[19] Vgl. Schön, Erich (2001): Geschichte des Lesens. In: Bodo Franzmann (Hg.): Handbuch Lesen. Genehmigte Lizenzausg. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren, S. 17.
[20] Vgl. Fritz, Angela; Suess, Alexandra (1986): Lesen. Die Bedeutung der Kulturtechnik Lesen für den gesellschaftlichen Kommunikationsprozess. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz, S. 99.
[21] Vgl. Franzmann, Bodo (2001): Lesezapping und Portionslektüre. Veränderungen des Leseverhaltens besonders bei Jugendlichen. In: Media Perspektiven (2), S. 96.
[22] Vgl. Pöppel, Ernst (2009): Was geschieht beim Lesen? In: Aus Politik und Zeitgeschichte (42-43), S. 44.
[23] Vgl. Fritz, Angela; Suess, Alexandra (1986): Lesen. Die Bedeutung der Kulturtechnik Lesen für den gesellschaftlichen Kommunikationsprozess. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz, S. 32.
[24] Vgl. Schön, Erich (1998): Kein Ende von Buch und Lesen. Entwicklungstendenzen des Leseverhaltens in Deutschland - Eine Langzeitbetrachtung. In: Margit Böck und Bodo Franzmann (Hg.): Lesen im Umbruch. Forschungsperspektiven im Zeitalter von Multimedia ; Dokumentation des Symposiums der Stiftung Lesen am 27./28. Juni 1997 in Frankfurt am Main. 1. Aufl. Baden-Baden: Nomos-Verl.-Ges., S. 52.
[25] Der Begriff des Sinus-Milieusstammt aus der Markt- und Sozialforschung, die Zielgruppen-Segmentation orientiert sich dabei an der Lebensweltanalyse unserer Gesellschaft.
[26] Vgl. Kochhan, Christoph; Schengbier, Kristiane (2007): Bücher und Lesen im Kontext unterschiedlicher Lebenswelten. Nutzung und Bedeutung von Büchern im Medienvergleich unter Berücksichtigung webbasierter Alternativen. In: Media Perspektiven (12), S. 626f.
[27] Vgl. Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Hg.) (2012): Buch und Buchhandel in Zahlen 2012. Frankfurt am Main: MVB Marketing und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, S. 27.
[28] Vgl. Franzmann, Bodo (2002): Die Deutschen als Leser und Nichtleser. Ein Überblick. In: Stiftung Lesen (Hg.): Gutenbergs Folgen. Von der ersten Medienrevolution zur Wissensgesellschaft. Unter Mitarbeit von Hans Altenhein, Bodo Franzmann und weitere. 1. Aufl. Baden-Baden: Nomos-Verl.-Ges., S. 58.
[29] Vgl. Schön, Erich (1998): Kein Ende von Buch und Lesen. Entwicklungstendenzen des Leseverhaltens in Deutschland - Eine Langzeitbetrachtung, S. 67.
[30] Vgl. Stiftung Lesen (Hg.) (2009): Lesen in Deutschland 2008. Eine Studie der Stiftung Lesen. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Mainz, S.28.
[31] Vgl. Boesken, Gesine (2001): Lesen am Bildschirm: Wer ist „drin“, und sind Bücher jetzt „out“? In: Stiftung Lesen (Hg.): Leseverhalten in Deutschland im neuen Jahrtausend: eine Studie der Stiftung Lesen: Spiegel-Verlag, S. 143.
[32] Vgl. Schön, Erich (1998): Kein Ende von Buch und Lesen. Entwicklungstendenzen des Leseverhaltens in Deutschland - Eine Langzeitbetrachtung, S. 75.
[33] Vgl. ebd., S. 46.
[34] Vgl. Stiftung Lesen (Hg.) (2009): Lesen in Deutschland 2008. Eine Studie der Stiftung Lesen. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Mainz, S.11.
[35] Schön, Erich (1998): Kein Ende von Buch und Lesen. Entwicklungstendenzen des Leseverhaltens in Deutschland - Eine Langzeitbetrachtung, S. 49.
[36] Vgl. Schön, Erich (1998): Kein Ende von Buch und Lesen. Entwicklungstendenzen des Leseverhaltens in Deutschland - Eine Langzeitbetrachtung, S. 62.
[37] Vgl Boesken, Gesine (2002): Lesen am Computer – Mehrwert oder Verwirrung? Untersuchungen zur „Konkurrenz“ zwischen Buch und Hypertext. In: Jahrbuch für Computerphilologie 4, S. 93.
[38] Vgl. Schön, Erich (1998): Kein Ende von Buch und Lesen. Entwicklungstendenzen des Leseverhaltens in Deutschland - Eine Langzeitbetrachtung, S. 52.
[39] Boesken, Gesine (2002): Lesen am Computer – Mehrwert oder Verwirrung? Untersuchungen zur „Konkurrenz“ zwischen Buch und Hypertext. In: Jahrbuch für Computerphilologie 4, S. 93.
[40] Vgl. Franzmann, Bodo (2002): Die Deutschen als Leser und Nichtleser. Ein Überblick, S. 62f.
[41] Vgl. Statistisches Bundesamt (Hg.) (2012): Internetnutzung in privaten Haushalten in Deutschland. IKT 2012.
[42] Vgl. Stiftung Lesen (Hg.) (2009): Lesen in Deutschland 2008. Eine Studie der Stiftung Lesen. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Mainz, S.8.
- Arbeit zitieren
- B.A. Julia Kosnider (Autor:in), 2013, Lesen im digitalen Umfeld am Beispiel von Wikipedia, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230490
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