Die Artenzusammensetzung von Ökosystemen unterliegt auf natürlicher Weise einem ständigen Wandel. So treten Arten häufig aufgrund natürlicher Arealfluktation mit Erweiterung der Grenzen ihres Kernareals unerwartet in neuen Gebieten auf. Die Zuwanderung von gebietsfremden Arten in neue Lebensräume war schon immer ein Teil der natürlichen Evolutionsprozesse.
Besondere Beachtung finden aber nun zunehmend Funde von Arten, die unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen in ein ihnen zuvor nicht zugängliches Gebiet gelangt sind (NEHRING 2003a, S.41). Durch den offenen und dynamischen Charakter von Fließgewässern sind diese besonders aufnahmebereit für die Einwanderung gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich somit mit Neozoa: Allen Tierarten, die nachweislich nach dem Jahre 1492 unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen in ein bestimmtes Gebiet gelangt sind und dort wild leben (TITTIZER et.al 2000, S.1), wobei in dieser Arbeit eine Beschränkung auf die wirbellosen Tiere vorliegt (TITTIZER 2001, S.60).
Neozoen tauchen auf allen Kontinenten auf, da der Mensch fast überall bewusst ortsfremde Tierarten zu Zuchtzwecken, zur Regulierung anderer Arten oder zum Ersatz für verschwundene Arten eingeführt hat (REY et.al 2005a, S.10). Neue Tierarten werden aber auch unbeabsichtigt oder fahrlässig per Schiff, durch Aquarienabwasser oder Tiertransporte über ihre natürlichen geographischen Grenzen hinaus verschleppt (REY et.al 2005a, S.10).
Aber auch die Versalzung und Erwärmung der Gewässer durch die Industrie und/oder Landwirtschaft sowie die Klimaveränderungen verstärken die Arealdynamik vieler Arten und führen damit zu ganz neuen Besiedlungsmustern (NEHRING 2008, S.435).
Wenn sich immer mehr Arten in fremden Arealen etablieren können, führt dies zu einer schleichenden Homogenisierung früher getrennter Biozönosen und damit auch auf globaler Ebene zu einem Biodiversitätsverlust (NEHRING 2008, S.436). Da die daraus resultierenden Folgen nicht bekannt sind und Wasser bekanntermaßen mitunter die wichtigste Ressource der Erde ist, wirkt dies alles auf die Menschen oft beängstigend (TITTIZER 2007, S.59).
Ob diese Angst begründet ist, da es z.B. zu ökologischen sowie ökonomischen Schäden durch Invasion von Neozoa kommen kann, soll nun durch die Bearbeitung verschiedener einschlägiger Literatur ausgewertet werten (GHERARDI 2007, S.3).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Material und Methoden
- Stand der Ergebnisse
- Wie kommt es zu einer Einwanderung gebietsfremder Arten?
- Wieso können sich diese teilweise etablieren?
- Wie ist ihr Einfluss auf die heimische Umwelt?
- Diskussion
- Ausblick
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen von Neozoa, also gebietsfremden Tierarten, auf mitteleuropäische Fließgewässer. Sie analysiert die Methoden und Materialien zur Untersuchung der Fauna und präsentiert den aktuellen Stand der Forschung zu diesem Thema. Die Arbeit zielt darauf ab, die Frage zu beantworten, ob Neozoa eine Bedrohung für mitteleuropäische Fließgewässer darstellen.
- Ausbreitung von Neozoa in Fließgewässern
- Einfluss von Neozoa auf die heimische Fauna
- Ökologische und ökonomische Folgen von Neozoen-Invasionen
- Möglichkeiten zur Prävention und Kontrolle von Neozoen-Einwanderung
- Zukünftige Forschungsbedarfe im Bereich der Neozoa-Ökologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Neozoa-Invasionen in Fließgewässern ein und erläutert die Bedeutung der Arbeit. Es wird die Definition von Neozoa sowie die Bedeutung der Thematik für die Biodiversität und die menschliche Gesellschaft hervorgehoben.
Das Kapitel "Material und Methoden" beschreibt die verschiedenen Methoden und Materialien, die zur Untersuchung der Fauna von Fließgewässern eingesetzt werden. Dazu gehören sowohl einfache Methoden wie das Besammeln von Leerschalen als auch komplexere Verfahren wie der Einsatz von Polygreifern und Taucheinsätzen.
Das Kapitel "Stand der Ergebnisse" präsentiert den aktuellen Stand der Forschung zu Neozoa-Invasionen in Fließgewässern. Es werden verschiedene Wege der Einwanderung von Neozoa, die anthropogenen Einflussfaktoren, sowie die Eigenschaften von Neozoa, die ihre Etablierung in neuen Lebensräumen begünstigen, erläutert. Es werden auch Beispiele für die Auswirkungen von Neozoa-Invasionen auf die heimische Fauna vorgestellt.
Das Kapitel "Diskussion" beleuchtet die Frage, ob Neozoa eine Bedrohung für mitteleuropäische Fließgewässer darstellen. Es wird die Bedeutung von Veränderungen in der Artenzusammensetzung von Ökosystemen sowie die sowohl positiven als auch negativen Auswirkungen von Neozoa-Invasionen diskutiert. Es werden verschiedene Theorien und Beispiele zur Erklärung der Auswirkungen von Neozoa-Invasionen vorgestellt.
Das Kapitel "Ausblick" fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und skizziert zukünftige Forschungsbedarfe im Bereich der Neozoa-Ökologie. Es werden verschiedene Ansätze zur Prävention und Kontrolle von Neozoen-Einwanderung sowie die Bedeutung der Umweltbildung in der Bevölkerung hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Neozoa, Fließgewässerökologie, Biodiversität, Invasionen, anthropogene Einflüsse, ökologische Folgen, ökonomische Folgen, Prävention, Kontrolle, Umweltbildung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2009, Neozoa. Eine Bedrohung für mitteleuropäische Fließgewässer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229978