Das "Wirtschaftswunder" stellt die wichtigste Nachkriegsepoche der westdeutschen Geschichte dar, die nach der bedingungslosen Kapitualtion des Dritten Reiches nicht nur den wirtschaftlichen Wiederaufbau, sondern auch die Festigung demokratischer Strukturen durch wirtschaftlichen Wohlstand aller BürgerInnen nach sich zog. Zeitlich umspannt diese Epoche die Jahre 1949 bis 1974 und beschreibt eine Phase des kontinuierlichen wirtschaftlichen Wachstums, der weit über normalen Wachstumsraten lag und es ermöglichte, dass die junge westdeutsche Republik binnen weniger Jahre aus den Trümmern des Krieges zu der wichtigsten westeuropäischen Volkswirtschaft erwuchs. Noch heute wird diese Epoche als Wunder angesehen, die mit dem dominanten Eintreten von Personen wie Konrad Adenauer und vor allem mit dem Vater des "Wirtschaftswunder" Ludwig Erhard verbunden wird und mit Phasen der Vollbeschäftigung und zweistelligen Wachstumsraten als Vorbild für das politische Geschehen der Gegenwart dient. Tatsächlich ist jene Epoche eine beispiellose Erfolgsgeschichte, jedoch soll in der vorliegenden Arbeit geklärt werden, ob die Mythifizierung als Wunder standhaft ist, da es unterschiedliche theoretische Annäherungen gibt, die dem Mythos eine dialektische – auf Fakten basierende – Seite verleiht. Demzufolge werde ich mit einer historischen Einordnung und Charakterisierung der Epoche beginnen und anschließend die vorrangigen Erklärungsansätze vorstellen. Nachfolgend werde ich diese auf das historische Beispiel des "Wirtschaftswunders" beziehen und anschließend bewerten, welchen Stellenwert sie bei der Erklärung jenes Zeitabschnittes besitzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das "Wirtschaftswunder" — Epoche überdurchschnittlichen Wachstums
- Erklärungsansätze für das Wachstum der westdeutschen Wirtschaft nach 1945
- Kondratieff — Die Theorie der "Langen Wellen"
- Catch-Up-Prozess
- Strukturbruchthese
- Rekonstruktionstheorie
- Das "Wirtschaftswunder" — Beginn einer "Kondratieffschen Welle", Aufholprozess gegenüber den USA, Folge des Strukturbruchs oder ein Rekonstruktionsprozess?
- Ausgangspunkt einer "Langen Welle"?
- Die westdeutsche Ökonomie als Nachzügler der USA?
- Das Nachkriegswachstum als Folge eines Strukturbruches mit der vorangegangen Wirtschaftspolitik?
- Das Nachkriegswachstum als Rekonstruktionsprozess?
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Epoche des "Wirtschaftswunders" in der Bundesrepublik Deutschland (1949-1974) und analysiert die Ursachen für das überdurchschnittliche Wachstum der westdeutschen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Ziel ist es, die verschiedenen Erklärungsansätze für das "Wirtschaftswunder" zu untersuchen und zu bewerten, welche Theorien die besten Erklärungen für diesen beispiellosen Aufschwung bieten.
- Die Rolle der "Kondratieffschen Wellen" im Zusammenhang mit dem "Wirtschaftswunder"
- Der Einfluss des Catch-Up-Prozesses, insbesondere im Hinblick auf den Technologietransfer aus den USA
- Die Bedeutung des Strukturbruchs, der durch die Einführung der Sozialen Marktwirtschaft und die Veränderungen der Wirtschaftspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg eingeleitet wurde
- Die Rekonstruktionstheorie als Erklärung für das schnelle Wachstum der westdeutschen Wirtschaft nach dem Krieg
- Die Bedeutung des Koreakrieges als Katalysator für das "Wirtschaftswunder"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Epoche des "Wirtschaftswunders" als eine zentrale Phase der westdeutschen Nachkriegsgeschichte vor und erläutert die Ziele und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 beschreibt die wirtschaftliche und politische Situation in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und die Herausforderungen des Wiederaufbaus. Es wird die Einführung der Deutschen Mark und die Rolle von Ludwig Erhard bei der Gestaltung der Wirtschaftspolitik beleuchtet. Kapitel 3 stellt die vier wichtigsten Erklärungsansätze für das "Wirtschaftswunder" vor: die Theorie der "Langen Wellen", den Catch-Up-Prozess, die Strukturbruchthese und die Rekonstruktionstheorie. Es werden die zentralen Argumente und die jeweiligen Stärken und Schwächen der einzelnen Theorien erläutert. Kapitel 4 analysiert die Anwendbarkeit der vier Theorien auf das historische Beispiel des "Wirtschaftswunders" und bewertet ihren Stellenwert bei der Erklärung dieses Phänomens. Kapitel 5 fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und zieht ein Fazit über die Ursachen des "Wirtschaftswunders".
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das "Wirtschaftswunder", das Wachstum der westdeutschen Wirtschaft nach 1945, die Soziale Marktwirtschaft, die "Kondratieffschen Wellen", der Catch-Up-Prozess, die Strukturbruchthese, die Rekonstruktionstheorie, der Koreakrieg, die Währungsreform, Ludwig Erhard, die Westintegration und die Rolle der USA im Wiederaufbau Deutschlands.
- Quote paper
- Sascha Pliske (Author), 2013, Die Epoche des "Wirtschaftswunders", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229804