Die Tragik der "Lammerbank" in Zell am See (Land Salzburg, Österreich) spielte sich in der Zeit von 1920 bis 1937 im Umfeld eines von Krisen geschüttelten Österreich im Zusammenhang mit internationalen Wirtschaftsproblemen ab.
Die Arbeit gibt zuerst einen Überblick über die Wirtschafts- und Bankengeschichte Österreichs nach dem I.Weltkrieg und führt über die Zeit der Inflation zur Sanierung der Währung unter Bundeskanzler Ignaz Seipel bis zu den katastrophalen Bankenzusammenbrüchen und zur Weltwirtschaftskrise.Im Rahmen des Kapitels über den "New Deal" wird die zeitgleiche Entwicklung in den USA gestreift. In Exkursen wird auf die "Franc-Spekulation" des Jahres 1924 und auf das damals weltweit Aufsehen erregende Schwundgeldexperiment der Gemeinde Wörgl (Tirol) eingegangen.
Im zweiten Teil der Arbeit wird die Geschichte der Lammerbank behandelt. Auguste Caroline Lammer, geb. Hofbauer, geb. 1885 in Wien als zweite Tochter einer Eisenbahnerfamilie, machte nach der Pflichtschule eine Banklehre in Braunau a. Inn und heiratete 1909 den Bahnhofvorstand von Attnang- Puchheim (Oberösterreich) Max Leopold Lammer, Ritter von Castell Rombaldo. Beide gründeten 1910 ein Reisebüro und Bankgeschäft in Zell am See, das während des I.Weltkrieges ruhte. 1918 folgte die Scheidung; Sohn Alfred wurde der Mutter zugesprochen. 1920 gründete Auguste Lammer zum zweiten Male ein Bankgeschäft, das 1935 in Konkurs ging. Auguste Lammer, eine zielstrebige und bis dahin sehr angesehene Frau wurde nun zu drei Jahren Haft verurteilt. Am 16.Jänner 1937 starb sie während der Haftzeit im Allgemeinen Krankenhaus in Wien.
Weitere interessante Details ergaben sich aus der Geschichte eines Bildes von Leonardo da Vinci, einer verwandtschaftlichen Verbindung des Geschäftspartners von Auguste Lammer , Frank Whitehead, mit der Mutter der Trapp-Familie und durch die Kontakte mit einem Enkel von Auguste Lammer, Dr. Peter Lammer aus Abingdon bei Oxford.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Vorwort
- 1 Einleitung
- 2 Die Krise der österreichischen Wirtschafts- und Bankenpolitik
- 2.1 Zur Ausgangssituation Österreichs nach dem I.Weltkrieg
- 2.1.1 Der Kampf ums Überleben
- 2.1.2 Währungspolitik und Inflation
- 2.1.3 Hilferuf an das Ausland
- 2.1.4 Die Zeit der Schieber und Spekulanten
- 2.1.5 Österreich, ein Preisparadies
- 2.1.6 Neue Banken und die Kapitulation vor der Geldentwertung
- 2.2 Über die Hyperinflation zur Sanierung
- 2.2.1 Währungspolitische Vorschläge
- 2.2.2 Kuriose Ideen
- 2.2.3 Der Weg in die Katastrophe
- 2.2.4 Der Kampf um die Sanierung
- 2.2.5 Stillstand des Währungsverfalles
- 2.3 Exkurs: Was ist eigentlich eine Spekulation?
- 2.4 Die neue Währung
- 2.5 Die Konsolidierung
- 2.6 Die Weltwirtschaftskrise
- 2.6.1 Ursache und Bankensterben
- 2.6.2 Der Krach an der New Yorker Börse
- 2.6.3 Schon wieder eine Bankkatastrophe
- 2.6.4 Die Creditanstalt brachte den Stein ins Rollen
- 2.7 Exkurs: „Geld soll rosten!“ - das Wörgler Schwundgeld
- 2.8 Das Ende der Demokratie
- 2.9 Bilanz und Blick über den Ozean
- 2.1 Zur Ausgangssituation Österreichs nach dem I.Weltkrieg
- 3 Die Ära des New Deal
- 3.1 Vorgeschichte
- 3.2 Der Aufbruch in eine neue Epoche
- 3.3 Bilanz des New Deal
- 4 Veränderungen in der Bankenlandschaft
- 5 Die tragische Geschichte der Lammerbank
- 5.1 Auguste Caroline Lammer, geb. Hofbauer
- 5.2 Erste Firmengründung in Zell am See und Ehetrennung
- 5.3 Zweite Firmengründung nach dem I. Weltkrieg
- 5.4 Hugo Grundherr und Auguste Lammer, Eigentümer des Schlosses Mittersill
- 5.5 Vom rechten Weg abgekommen
- 5.6 Der Absturz in zwei Etappen
- 5.6.1 Der missglückte Ausgleich
- 5.6.2 Der unvermeidliche Konkurs
- 5.7 Der Gerichtsprozess in Salzburg
- 5.8 Das Drama der Lammerbank im Spiegel der Presse
- 5.9 Schutzengel ohne Chance - Das Bild von Leonardo da Vinci
- 5.9.1 Geschichte und Beschreibung
- 5.9.2 Die abenteuerliche Wanderung des „Leonardo“
- 5.10 Auguste Lammer: „Es ist zum Verzweifeln“ - Krankheit und Tod
- 5.11 Exkurs: „Die k.k. Weiberstrafanstalt“ in Wiener Neudorf
- 5.12 Exkurs: Zur Umrechnung von Schillingbeträgen aus der Zwischenkriegszeit in die heutige Währung
- 6. Das Scheitern der „Dachauer-Bank“ im 19. Jhdt.
- 6.1 Der Fall Adele Spitzeder
- 6.2 Zwei „Bankfrauen“ – ein Sinn?
- 7. Schluss
- 8. Anhang
- 8.1 Glossar
- 8.2 Kopien von Dokumenten, Stammtafeln
- 8.3 Verschiedene Bilder: Grabstätte Whitehead, Bildnisse von Max Leopold und Peter Lammer, Geburtshaus von Auguste Lammer und Karte „Lammerorte“
- 8.4 Große Feier in Zell am See
- 9. Quellen und Literatur
- 10. Darstellungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Das Buch verfolgt die Zielsetzung, die turbulente Geschichte der Lammerbank, der ersten österreichischen Bank, die von einer Frau gegründet wurde, zu schildern. Es beleuchtet dabei die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in Österreich und den USA während der Zwischenkriegszeit.
- Die österreichische Wirtschafts- und Bankenpolitik in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg
- Die Entstehung und Auswirkungen der Hyperinflation
- Die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen für Österreich
- Die Lebensgeschichte von Auguste Caroline Lammer und ihr Scheitern als Bankgründerin
- Das Schicksal des Gemäldes „Madonna vor dem Kastell“ von Leonardo da Vinci, das als Hoffnungsschimmer für die Lammerbank galt.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das Buch beginnt mit einer Einleitung, die die wichtigsten Fragen und Themen der Arbeit umreißt. Kapitel 2 analysiert die Wirtschafts- und Bankenpolitik Österreichs in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, insbesondere die Auswirkungen der Inflation und der Weltwirtschaftskrise. Es werden auch wichtige Personen wie Ignaz Seipel und Johannes Schober sowie das Wörgler Schwundgeldexperiment beleuchtet. Kapitel 3 widmet sich der Ära des New Deal in den USA, wobei der Fokus auf den Kampf gegen die Depression und die sozialpolitischen Reformen unter Präsident Franklin D. Roosevelt liegt. Kapitel 4 skizziert die Veränderungen in der Bankenlandschaft Österreichs während der Zwischenkriegszeit. Das zentrale Kapitel 5 behandelt die Geschichte der Lammerbank. Es zeichnet den Aufstieg und Fall des Unternehmens nach, beleuchtet die Rolle von Auguste Caroline Lammer und beschreibt den Konkurs und die anschließenden Gerichtsprozesse. Kapitel 6 setzt die Geschichte der Lammerbank in Beziehung zum vergleichbaren Fall der Dachauer Bank und ihrer Gründerin Adele Spitzeder im 19. Jahrhundert. Die Schlussfolgerung fasst die zentralen Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Schlüsselwörter des Buches umfassen die österreichische Wirtschafts- und Bankenpolitik, Inflation und Hyperinflation, Weltwirtschaftskrise, Creditanstalt, Lammerbank, Auguste Caroline Lammer, Leonardo da Vinci, „Madonna vor dem Kastell“, Adele Spitzeder, „Dachauer-Bank“, Schwundgeld, Wörgler Experiment.
- Quote paper
- Martin Gschwandtner (Author), 2007, Auguste Caroline Lammer (1885 - 1937). Die bisher einzige Bankgründerin Österreichs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22963