Migration ist ein aktuelles, allerdings kein junges Thema. Der Homo Sapiens erschloss sich bereits vor etwa 20.000 Jahre die Welt. Zwischen 3000 und 1000 v. Chr. fanden bereits Massenmigrationen von nahezu globalem Ausmaß statt (vgl. Düvell 2006).
Durch Entdeckung und Erschließung neuer Lebensräume in Übersee hatte besonders zwischen 1815 und 1939 eine Ausreise in die Industriezentren zur Folge.
Deutschland war zwar einst einer der größten Auswandererstaaten, die Auswanderung ging allerdings ab etwa 1895 nicht nur stark zurück. Deutschland wurde sogar frühzeitig selbst zu einem Einwanderungsstaat. Insbesondere für Migranten aus dem Osten die in die Landwirtschaft nachrücken wollten, war Deutschland ein beliebtes Ziel (vgl. Düvell 2006). Zu dieser Zeit beginnt für Deutschland die Ära der sogenannten Gastarbeiter, die fast genauso alt ist wie der Staat selbst. Aufgrund eines erkennbaren Arbeitskräftemangels durch die anhaltende Landflucht forderten 1953 südwestdeutsche Landwirte die Anwerbung von Ausländern zum Einsatz in der Landwirtschaft.In den nächsten Jahren folgten weitere Anwerbeabkommen zwischen der BRD und Spanien (1960), Griechenland ( 1960), Marokko (1963), Portugal ( 1964), Tunesien ( 1965) und Jugoslawien ( 1968). Dies erfolgte oft zum Ausgleich von deren Leistungsbilanzdefizit gegenüber der Bundesrepublik Deutschland.
Diese Tatsachen könnten vermuten lassen, dass die deutschen Bürger dank ihrer „Gäste“ an eine Multikulturalität gewöhnt sind, doch stellte der Begriff „Multikulturelle Gesellschaft“ für viele Deutsche eine provokante These dar.
Nachdem der Begriff der multikulturellen Gesellschaft erstmals in einem Thesenpapier 1980 anlässig des „Tags des ausländischen Mitbürgers“ von dem Kirchenvertreter Jürgen Mieksch auftauchte, wurde er von sämtlichen wissenschaftlichen Einrichtungen, kirchlichen Organisationen und politischen Parteien durch vermehrte Nutzung in Umlauf gebracht. Zudem fiel die Anwesenheit und der zunehmende Zuzug von Ausländern auch der Bevölkerung ins Auge.
Die zu dieser Zeit herrschende, undefinierte Begriff lies jede Menge Platz für etwaige Auslegungen und Inhaltsfüllungen und war die Grundlage für unwissenschaftliche Diskussionen in großem Umfang.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die „Multikulturelle Gesellschaft" im Wandel der Zeit
- Das eigene Bild der Gesellschaft
- Konsequenzen des Gesellschaftsbildes
- Ansätze zur systematischen Untersuchung der Multikulturellen Gesellschaft
- Die Befürworter einer multikulturellen, gesellschaftlichen Konstruktion
- Die Gegner der multikulturellen Gesellschaft
- Die Kritiker der multikulturellen Gesellschaft
- Die Kulturfalle und ihre Dekonstruktion
- Fazit
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die „Multikulturelle Gesellschaft" als ein funktionierendes gesellschaftliches Gesamtkonzept zu analysieren. Sie untersucht die historische Entwicklung des Begriffs und die damit verbundenen Debatten, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Dabei werden die verschiedenen Positionen von Befürwortern, Gegnern und Kritikern der „Multikulturellen Gesellschaft" beleuchtet.
- Die Entstehung und Entwicklung des Begriffs „Multikulturelle Gesellschaft“
- Die verschiedenen Perspektiven auf die „Multikulturelle Gesellschaft“
- Die kritische Analyse des traditionellen Kulturbegriffs
- Die Dekonstruktion der „Kulturfalle“ und die Suche nach neuen Gesellschaftsmodellen
- Die Bedeutung von Inklusion und Gleichberechtigung für eine funktionierende Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas „Multikulturelle Gesellschaft“ dar und führt in die historische Entwicklung des Begriffs ein. Sie zeigt auf, dass Deutschland bereits seit langem ein Einwanderungsland ist und dass die Herausforderungen der Integration von Migranten schon lange existieren.
Das zweite Kapitel widmet sich der Entwicklung des Begriffs „Multikulturelle Gesellschaft“ und den damit verbundenen Debatten. Es wird deutlich, dass der Begriff zunächst als ein Kompromiss zwischen verschiedenen Positionen entstand und dass er im Laufe der Zeit unterschiedlichen Interpretationen unterworfen war.
Das dritte Kapitel analysiert die gesellschaftlichen Auswirkungen des Begriffs „Multikulturelle Gesellschaft“ und zeigt auf, wie dieser Begriff zu einer neuen Form der Kategorisierung und Differenzierung geführt hat. Es wird deutlich, dass die Unterscheidung von „eigenen“ und „fremden“ Kulturen zu einer Stigmatisierung und Exklusion von Migranten geführt hat.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den Konsequenzen des traditionellen Kulturbegriffs für die Integration von Migranten. Es wird deutlich, dass der klassische Herder'sche Kulturbegriff nicht auf die moderne Gesellschaft anwendbar ist und dass er zu einer „Kulturfalle“ geführt hat, die die Integration von Migranten erschwert hat.
Das fünfte Kapitel analysiert die verschiedenen Ansätze zur Untersuchung der „Multikulturellen Gesellschaft“ und stellt die Positionen von Befürwortern, Gegnern und Kritikern dar. Es wird deutlich, dass es verschiedene Perspektiven auf die Integration von Migranten gibt und dass es keine einfache Lösung für die Herausforderungen der „Multikulturellen Gesellschaft“ gibt.
Das sechste Kapitel befasst sich mit der Dekonstruktion der „Kulturfalle“ und der Suche nach neuen Gesellschaftsmodellen. Es wird deutlich, dass ein neues Gesellschaftsmodell notwendig ist, das die Vielfalt der Kulturen und die Individualität der Menschen in den Vordergrund stellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die „Multikulturelle Gesellschaft“, Integration, Migration, Kultur, Identität, Inklusion, Gleichberechtigung, Diskurs, Dekonstruktion, Transkulturalität, Gesellschaftsmodell, Deutschland, Einwanderungsland, Gastarbeiter, Fremdheit, Andersartigkeit, Stigmatisierung, Exklusion, Kulturbegriff, Kulturfalle, und die verschiedenen Positionen von Befürwortern, Gegnern und Kritikern der „Multikulturellen Gesellschaft“.
- Quote paper
- Janike Kreinhacke (Author), 2012, Die multikulturelle Gesellschaft. Ein funktionierendes gesellschaftliches Gesamtkonzept?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229639
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