"Eine Leiche wird gefunden. Wer ist es? Antwort: Abel. - Wie ist er umgekommen? Durch Gewalt. - Ein Unglücksfall? Nein. - Also Mord! Wer ist der Täter? Nun, die Menschheitsfamilie war damals noch klein. Es kommen nur drei in Frage: Adam, Eva, Kain. Sie werden nacheinander befragt. Wer konnte zur Tatzeit am Tatort gewesen sein? Wer hatte ein Motiv zur Tat? Ergebnis: Kain allein hat kein Alibi. Er allein hat ein Motiv. Er war der Täter."
Das vierte Kapitel des ersten Buchs Moses beschreibt einen der ältesten Kriminalfälle unserer Überlieferung. Adam und Eva hatten zwei Söhne, Kain und Abel. Kain war ein Ackermann, Abel Schäfer. Beide erbrachten dem Herrn ein Opfer. Der Herr sah Abels Opfer, Erstlinge seiner Herde, gnädig an. Kains Opfer hingegen, Früchte des Feldes, würdigte er nicht. Kain wurde darüber sehr wütend. Als er mit seinem Bruder Abel auf dem Felde sprach, erhob sich Kain gegen seinen Bruder und erschlug ihn.
Alle klassischen Elemente eines Kriminalromans sind in verkürzter Form vorhanden. Ein Mörder und sein Opfer, das Motiv, der Tathergang und -ausgang. Das am Anfang aufgeführte Zitat von Richard Alewyn, beginnt mit dem erschlagenen Abel an der Stelle, wo die Überlieferung der Bibel aufhört und endet dort, wo die andere angefangen hat, bei dem Täter und seinem Motiv. Würde man eine Einteilung nach Detektiv- und Kriminalroman vornehmen, dann wäre die Bibelgeschichte ein Kriminalroman, das Zitat von Alewyn ein Detektivroman.
Kurz gefasst erzählt der Kriminalroman die Geschichte eines Verbrechens, der Detektivroman die der Aufklärung. Beide Erzählweisen sind eng miteinander verknüpft. Fast jeder Kriminalroman lässt sich in einen Detektivroman umwandeln und umgekehrt.
Auch wenn der Kriminalliteratur ein Hang zur Trivialität nachgesagt wird, so ist sie doch zu einem viel gelesenen Genre geworden. Der Kriminalroman gehört zu der wohl am meist verbreiteten Literaturform des 20. Jahrhunderts. Autoren wie Agatha Christie oder Erle Stanley Gardner erreichten mit ihren Gesamtwerken Millionenauflagen. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich Anfang des 20. Jahrhunderts Romane von Nick Carter in Amerika oder Jerry Cotton in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgehensweise und Gliederung der Ausarbeitung
- Sichtung und Aufriss der Sekundärliteratur
- Formen und Ideologien des Kriminalromans: Ein gattungsgeschichtlicher Essays
- Morde, Meister und Mysterien: Die Geschichte des Kriminalromans
- Der Detektivroman: Studien zur Geschichte und Form der englischen und amerikanischen Detektivliteratur
- Mord ist ihr Beruf: Eine Geschichte des Kriminalromans
- Beeinflussung und Steuerung des Lesers in der englischsprachigen Detektiv- und Kriminalliteratur: Eine vergleichende Untersuchung zur Beziehung Autor-Text-Leser in Werken von Doyle, Christie und Highsmith
- Beziehung der Sekundärliteratur auf Harry Kemelman „Am Freitag schlief der Rabbi lang“
- Beziehung der Sekundärliteratur auf Sir Arthur Conan Doyle „Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville“
- Vergleich der Typen „Kemelman“ und „Conan Doyle“. Parallelen und Dissonanzen
- Fazit
- Abschließende Betrachtungen und Aussicht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Sekundärliteratur zum klassischen Kriminalroman und untersucht deren Anwendbarkeit auf die Romane „Am Freitag schlief der Rabbi lang“ von Harry Kemelman und „Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville“ von Sir Arthur Conan Doyle. Sie analysiert Parallelen und Dissonanzen zwischen den Romanen und den theoretischen Konzepten der Sekundärliteratur.
- Die Geschichte und Entwicklung des Kriminalromans
- Der Einfluss von Autor, Text und Leser auf die Rezeption des Kriminalromans
- Die Charakteristika des klassischen Kriminalromans
- Die spezifischen Merkmale der Romane „Am Freitag schlief der Rabbi lang“ und „Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville“
- Der Vergleich der Ermittlungstechniken und Charaktere in beiden Romanen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Fragestellung der Hausarbeit dar und gibt einen Überblick über die Methodik und Gliederung der Arbeit. Sie befasst sich mit der Definition des Kriminalromans und der Unterscheidung zwischen Kriminalroman und Detektivroman.
- Die Sichtung der Sekundärliteratur bietet eine kurze Zusammenfassung der ausgewählten Literatur zum Kriminalroman, geordnet nach ihrem Erscheinungsdatum. Die Literatur wird mit circa zwei Sätzen beschrieben, um einen groben Überblick über den jeweiligen Inhalt zu geben.
- Die Beziehung der Sekundärliteratur zu den Romanen „Am Freitag schlief der Rabbi lang“ und „Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville“ untersucht, wie die theoretischen Konzepte der Sekundärliteratur auf die beiden Romane angewendet werden können.
- Der Vergleich der Typen „Kemelman“ und „Conan Doyle“ analysiert die Parallelen und Dissonanzen zwischen den Romanen in Bezug auf Ermittlungstechniken, Charaktere und den Spannungsaufbau.
Schlüsselwörter
Kriminalroman, Detektivroman, Sekundärliteratur, Harry Kemelman, Sir Arthur Conan Doyle, „Am Freitag schlief der Rabbi lang“, „Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville“, Ermittlungstechnik, Charaktere, Spannungsaufbau, Parallelen, Dissonanzen.
- Quote paper
- Miriam Herbst (Author), 2003, Sichtung und Aufriss der Sekundärliteratur zum Thema des klassischen Kriminalromans, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22936