Die Verse sind aufgrund ihrer zentralen theologischen Bedeutung (Neuer Bund) ausgewählt worden. Ihrer Entstehung, den Motiven und Einbindung in das Evangelium nach Matthäus soll im Rahmen dieser Arbeit nachgegangen werden. Ebenfalls erläutert wird der Bezug zum Ersten Testament (Alter Bund / Ankündigung eines Neuen Bundes). Es wird ein synoptischer Vergleich unternommen, dem die Zwei-Quellen-Theorie zugrundegelegt wird. Des weiteren wird ein Vergleich mit 1. Korinther Kapitel 11, Verse 23, 24 und 25 durchgeführt. Die (gegenständlichen) Verse werden als eine eigenständige Sinneinheit verstanden (Formelgut). Wenngleich einige Exegeten Vers 29 einschließend als Sinneinheit verstehen, betrachte ich die Verse 26-28 als eine in sich abgeschlossene Perikope, die sich optimal für intrabiblische Bezüge und (synoptische) Vergleiche erweist.
Den zahlreichen dogmatischen Positionen zum Abendmahlsverständnis, beginnend beim Urchristentum bis hin zu aktuellen Diskussionen (Enzyklika Ecclesia de Eucharistia des Papstes Johannes Paul II vom Gründonnerstag diesen Jahres), kann aufgrund der Komplexität in dieser Arbeit leider nicht Rechnung getragen werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Vorbemerkungen
2 Betrachtung des Griechischen Textes
2.1 Grammatikalische Bestimmungen / Erläuterungen:
2.2 Wörtliche Übersetzung
2.3 Grammatikalische Bestimmungen (deutsch)
3 Übersetzungsvergleich
3.1 Rev. Elberfelder Bibel
3.2 Hoffnung für Alle Bibel
3.3 Gute Nachricht Bibel
3.4 Das jüdische Neue Testament
4 Redaktionskritik / Synoptischer Vergleich
4.1 Markus 14, 22-24
4.2 Lukas 22, 19-20
5 Vergleich des Umgangs der Abendmahlseinsetzungs-worte bei Paulus (intrabiblischer Bezug)
5.1 1. Korinther 11, 23-25
5.2 1. Korinther 10, 16
6 Motivgeschichtliche Aspekte in Bezug zum Ersten Testament (intrabiblische Betrachtung)
6.1 Die Rolle des Blutes in der Stiftung des Bundes
6.2 Die Erwähnung eines neuen Bundes
6.3 Motiv „Mahl“
7 Motivgeschichtliche Aspekte in Bezug zum Zweiten Testament (intrabiblische Betrachtung)
7.1 Motiv „Bund“
7.2 Motiv „Messianische Zeichenhandlung“
8 Deutung
9 Literarkritik, die hier die Frage nach der Unterscheidung zwischen Tradition und Redaktion aufwirft
10 Einsetzung
11 Die Stiftung - zum geschichtlichen Bezugsrahmen des Abendmahles
12 Die Interpretation der Deuteworte Jesu
13 Formkritik / Frage nach dem „Sitz im Leben“
14 Schlussbemerkung
15 Literaturverzeichnis (durchgesehene Literatur und Zitatnachweis)
1 Vorbemerkungen
Die Verse sind aufgrund ihrer zentralen theologischen Bedeutung (Neuer Bund) ausgewählt worden. Ihrer Entstehung, den Motiven und Einbindung in das Evangelium nach Matthäus soll im Rahmen dieser Arbeit nachgegangen werden. Ebenfalls erläutert wird der Bezug zum Ersten Testament (Alter Bund / Ankündigung eines Neuen Bundes). Es wird ein synoptischer Vergleich unternommen, dem die Zwei-Quellen-Theorie zugrundegelegt wird. Des weiteren wird ein Vergleich mit 1. Korinther Kapitel 11, Verse 23, 24 und 25 durchgeführt. Die (gegenständlichen) Verse werden als eine eigenständige Sinneinheit verstanden (Formelgut). Wenngleich einige Exegeten Vers 29 einschließend als Sinneinheit verstehen, betrachte ich die Verse 26-28 als eine in sich abgeschlossene Perikope, die sich optimal für intrabiblische Bezüge und (synoptische) Vergleiche erweist.
Den zahlreichen dogmatischen Positionen zum Abendmahlsverständnis, beginnend beim Urchristentum bis hin zu aktuellen Diskussionen (Enzyklika Ecclesia de Eucharistia des Papstes Johannes Paul II vom Gründonnerstag diesen Jahres), kann aufgrund der Komplexität in dieser Arbeit leider nicht Rechnung getragen werden.
Matthäus, Kapitel 26, Verse 26, 27 und 28 (Lutherübersetzung)[1]:
26 Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. 27 Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; 28 das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.
2 Betrachtung des Griechischen Textes
26 εσθιοντων δε αυτων λαβων ο Iησους αρτον και ευλογησας εκλασεν και δους τοις μαθηταις ειπεν λαβετε φαγετε τουτο εστιν το σωμα μου 27 και λαβων ποτηριον και ευχαριστησας εδωκεν αυτοις λεγων πιετε εξ αυτου παντες 28 τουτο γαρ εστιν το αιμα μου της διαθηκης το περι πολλων εκχυννομενον εις αφεσιν αμαρτιων[2]
2.1 Grammatikalische Bestimmungen / Erläuterungen:
δους: Aorist: Nachdem die eine Brotscheibe in 11 Stücke zerlegt ist, werden diese durch einen einmaligen Akt den Jüngern dargereicht.[3]
τουτο: Der Blick wird vom Brot weggezogen und einzig auf den Leib gerichtet, den Jesus durch seine Handlung zur Gabe und Nahrung für die Jünger macht.[4]
Γαρ: motiviert die Aufforderung[5]
Διαθηκη: letztwillige Verfügung, Testament[6]
Περι: führt den veranlassenden Gegenstand ein[7]
Εκχυννομενον: gemäß Theodor Zahn: zeitloses Präsens; Partizip passiv, „Vergießen des Blutes“ ist gemäß Zahn ein regelmäßiger Ausdruck für gewaltsame Tötung.[8]
Der Aorist ist eine Zeitform, die wir im Deutschen nicht haben. Sie hat eine ganz eigentümliche Bedeutung, gerade auch im Neuen Testament. Sie bezeichnet die Vollendung, auch die einmalige Handlung oder das momentan Eintretende.[9]
2.2 Wörtliche Übersetzung
(Während) aßen aber sie, genommen habend – Jesus Brot und den Lobpreis gesprochen habend, brach (es) und, gegeben habend den Jüngern, sagte: Nehmt, esst, dies ist – mein Leib. Und genommen habend (den) Kelch und gedankt habend, gab er ihnen, sagend: Trinkt aus ihm alle! Denn dies ist – mein Blut des Bundes, - für viele vergossen werdend zur Vergebung (der) Sünden.[10]
2.3 Grammatikalische Bestimmungen (deutsch)
Aßen, brach, sagte, gab, = Imperfekt
Genommen habend, gesprochen habend, gegeben habend, gedankt habend = Partizip Perfekt
Nehmt, esst, trinkt = Imperativ
Sagend = Partizip Präsens
Vergossen werdend = Partizip Präsens Passiv
Partizipialkonstruktionen werden im Deutschen zur Darstellung von gleichzeitig, parallelablaufenden Handlungen verwandt.
Während „viele“ im Griechischen (wie im Deutschen) im Gegensatz zu „alle“ steht, also ausschließenden Sinn hat (viele, aber nicht alle), kann es im Hebräischen einschließenden Sinn haben (die Gesamtheit, die viele einzelne umfasst). Dieser inkludierende Sprachgebrauch hängt damit zusammen, dass das Hebräische und das Aramäische kein Wort für „alle“ besitzen.[11]
3 Übersetzungsvergleich
3.1 Rev. Elberfelder Bibel
26 Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot und segnete, brach und gab es den Jüngern und sprach: Nehmt, eßt, dies ist mein Leib! 27 Und er nahm einen Kelch und dankte und gab ihnen den und sprach: Trinkt alle daraus! 28 Denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.[12]
Bei einem Textvergleich der Luther Bibel mit der Revidierten Elberfelder Bibel ist festzustellen, dass Luther dem Wort „Brot“ den bestimmten Artikel „das“ voranstellt, während es in der Rev. Elberfelder Bibel unbestimmt bleibt. Ebenso verhält es sich mit „das ist mein Leib“ (Luther, bestimmter Artikel) und „dies ist mein Leib“ (Rev. Elberfelder, Demonstrativpronomen). In der Lutherübersetzung dankte Jesus für das Brot, in der Revidierten Elberfelder - Übersetzung segnete er es. Nehmet / nehmt, esset / eßt / trinket / trinkt sind jeweils Imperative; die Lutherausdrücke sind veraltet. Im Übersetzungsvergleich ergibt sich jedoch kein Sinnunterschied bezogen auf die Imperative. Luther übersetzt „den Kelch“ (ein bestimmter) im Gegensatz zu „einen Kelch“(ein unbestimmter). „Denn dies ist mein Blut des Bundes“
wird von Luther mit einem ganz anderen idiomatischen Ausdruck übersetzt, nämlich: „Das ist mein Blut des neuen Testaments“. „Wichtig ist das Adjektiv „neu“ - das aus der Parallele Lukas/1.Korinther 11 in die meisten Handschriften eingedrungen ist und zu Luthers Textgrundlage gehörte - aber nicht zum ursprünglichen Matthäus-Text.“[13] „...Vergossen wird für viele...“ / „...für viele vergossen wird...“ ist eine Inversion derselben Wörter und hat im Vergleich keine sinnändernde Bedeutung.
3.2 Hoffnung für Alle Bibel
26 Während der Mahlzeit nahm Jesus ein Stück Brot, sprach das Dankgebet, teilte das Brot und gab es den Jüngern mit den Worten: «Nehmt und eßt, das ist mein Leib!» 27 Anschließend nahm er einen Becher mit Wein, dankte dafür und reichte ihn seinen Jüngern: «Trinkt alle daraus! 28 Das ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird zur Vergebung eurer Sünden vergossen.[14]
Bei einem Textvergleich der Luther Bibel mit der Hoffnung für Alle Bibel ist festzustellen, dass das Wort „als“ (in diesem Moment) durch „während“ (Prozess) ersetzt ist. Es wird ausdrücklich eine Mahlzeit erwähnt. Es wird in der Hoffnung für Alle- Übersetzung explizit von einem Dankgebet gesprochen. In der Lutherübersetzung findet man das Verb „brechen“ (in nicht unbedingt gleich große Stücke), in der HfA[15] - Bibel das Verb „teilen“ (kann eine Verteilung in gleich große Stücke bedeuten).
Gemäß Luther nahm Jesus das (ein bestimmtes) Brot, in der HfA - Bibel „ein Stück Brot“ (ein unbestimmtes). Luther übersetzt „den Kelch“, die HfA - Bibel ist konkreter und gibt den Inhalt des Trinkgefässes („einen Becher mit Wein“) an.
Ferner ist festzustellen, dass Luther in Vers 28 übersetzt: „Das ist mein Blut des Bundes,...“; auch hier ist die HfA - Übersetzung ausführlicher und erklärender, denn es heißt dort: „..., mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird.“ Es ist von einem neuen Bund der Rede[16]. Das Wort „besiegelt“ (der neue Bund besteht also bereits und wird nun besiegelt?) fehlt in der Luther-Übersetzung. Luther übersetzt „für viele“ (nicht für alle), die HfA - Bibel: „zur Vergebung eurer Sünden“ (die Vergebung der Sünden derer, die bei dem Mahl anwesend sind).
[...]
[1] Dr. Martin Luther übersetzt „Blut des Bundes“ mit „des (neuen) Testaments“ (Anmerkung zum Bibeltext). Als Primärquelle dient DIE BIBEL, Lutherbibel, Standardausgabe in der revidierten Fassung von 1984: Stuttgart, 1985.
[2] Die Übersetzung wurde entnommen aus: www.bibleserver.com
[3] Schlatter: 1933: Paulus der Bote Jesu: Seite 742 zitiert nach Nestle: 1974: Seite 72
[4] Schlatter: 1933: Paulus der Bote Jesu: Seite 742 zitiert nach Nestle: 1974: Seite 72
[5] Holtzmann: Die Synoptiker: 1901: Seite 290 zitiert nach Nestle: 1974: Seite 72
[6] Nestle: 1974: Seite: 72
[7] Zahn: Das Evangelium des Johannes: 1921: Seite 696 zitiert nach Nestle: 1974: Seite 72
[8] Zahn: Das Evangelium des Johannes: 1921: Seite 696 zitiert nach Nestle: 1974: Seiten 72 und 73
[9] Nestle: 1974: Seite XIV
[10] Dietzfelbinger: 1994: Seite 120
[11] Vergleiche Jeremias: Seite 171
[12] Die Übersetzung wurde übernommen aus: www.bibleserver.com
[13] Anmerkung Prof. habil. Dr. theol. Martin Behnisch, EFB, 13.08.2003
[14] Die Übersetzung wurde übernommen aus: www.bibleserver.com
[15] HfA = Hoffnung für Alle
[16] In der Anmerkung zur Luther Bibel ist allerdings auch bereits vom „neuen Testament“ die Rede, siehe Fußnote1; ich berücksichtige in diesem Fall – der besseren Vergleichbarkeit halber - die Anmerkung jedoch nicht.
- Quote paper
- Diplom-Religionspädagoge (FH) Andreas Bloch (Author), 2003, Exegese von Matthäus, 26,26- 28., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22825
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