Mit der vorliegenden Hausarbeit möchte ich die von Fritz Schütze (Schütze, 146ff) beschriebenen Paradoxien des sozialen Handelns erläutern und durch einige Beiträge aus der Fachliteratur und vor allem durch erlebte Fälle aus meinem Praktikum in einer Erziehungsberatungsstelle mit „Leben füllen“. Die angesprochenen Fälle sind aus Gründen des Datenschutzes gegenüber den Klienten und der Beratungsstelle leicht verändert und nicht mit Namen versehen. Zu Beginn der Arbeit steht eine Einführung in der Schütze deutlich macht warum gerade die soziale Arbeit im Vergleich zu anderen Wissenschaften von Paradoxien betroffen ist. Konsequenzen aus den dargestellten und diskutierten Paradoxien in Bezug auf das soziale Handeln bilden neben einem Fazit den Abschluss dieser Arbeit. Hier habe ich einige Punkte aufgeführt, die mir aus den Paradoxien heraus und durch die Tätigkeit und Erfahrung in der Beratungsstelle in Bezug auf das soziale Handeln wichtig erscheinen.
Inhalt
Einleitung
1. Einführung
2. Fritz Schützes Thesen mit Fallbeispielen aus der Praxis
2.1. Allgemeine Typenkategorien und Situierung
2.2. Prognosen über soziale und biographische Prozesse der Fallentfaltung auf schwankender empirischer Basis
2.3. Geduldiges Zuwarten vs. Sofortiger Intervention
2.4. Das Mehrwissen der Sozialarbeiterin und die Bedrohlichkeit dieses Mehrwissen für die Klienten einerseits und die Untergrabung der Vertrauensgrundlagen zwischen Klientin und Sozialarbeiterin andererseits
2.5. Professionelle Ordnungs- und Sicherheitsgesichtspunkte und die
Eingrenzung der Entscheidungsfreiheit des Klienten
2.5. Die biografische Ganzheitlichkeit der Fallentfaltung und die Expertenspezialität
2.6. Das pädagogische Grunddilemma: exemplarisches Vormachen und die Gefahr den Klienten unselbstständig zu machen
3. Konsequenzen für das soziale Handeln im Kontext von Erziehungsberatung
3.1. Kollegiale Beratung ein Schwerpunkt in der Beratungsarbeit
3.2. Trotz leerer Kassen – Strukturen schaffen gemeinsam zu beraten
3.3. ein dynamisches Konzept gibt Klarheit und Sicherheit
3.4. Evaluation – hilf nicht nur der Reflexion
3.5. Bei Erkennen der Paradoxien – Austausch mit den Klienten
3.6. Der Faktor „Zeit“ muss klar abgesprochen werden
3.7. Spezialisierungsmöglichkeiten schon im Studium
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
Einleitung
Mit der vorliegenden Hausarbeit möchte ich die von Fritz Schütze (Schütze, 146ff) beschriebenen Paradoxien des sozialen Handelns erläutern und durch einige Beiträge aus der Fachliteratur und vor allem durch erlebte Fälle aus meinem Praktikum in einer Erziehungsberatungsstelle mit „Leben füllen“.
Die angesprochenen Fälle sind aus Gründen des Datenschutzes gegenüber den Klienten und der Beratungsstelle leicht verändert und nicht mit Namen versehen.
Zu Beginn der Arbeit steht eine Einführung in der Schütze deutlich macht warum gerade die soziale Arbeit im Vergleich zu anderen Wissenschaften von Paradoxien betroffen ist.
Konsequenzen aus den dargestellten und diskutierten Paradoxien in Bezug auf das soziale Handeln bilden neben einem Fazit den Abschluss dieser Arbeit.
Hier habe ich einige Punkte aufgeführt, die mir aus den Paradoxien heraus und durch die Tätigkeit und Erfahrung in der Beratungsstelle in Bezug auf das soziale Handeln wichtig erscheinen.
1. Einführung
Zu Beginn seines Aufsatzes versucht Schütze deutlich zu machen warum gerade bei der Sozialarbeit die Gefahr besteht das im beruflichen Alltag immer wieder Paradoxien zum Tragen kommen.
Doch zunächst schauen wir uns einmal den Begriff Paradoxien etwas genauer an bevor wir darauf eingehen warum gerade die Sozialarbeit anfällig ist. Der Duden versteht unter „Paradoxien“ die Wiedersinnigkeit und unter „paradox“ etwas was einen Wiederspruch enthält (Duden, 549). Dementsprechend meint Paradoxien im sozialen Handeln, Wiedersprüche im sozialen also auf die Gesellschaft bezogenen Handeln in der Sozialarbeit.
Die Sozialarbeit ist Paradoxien im Handeln ausgesetzt, da sich die „Sozialarbeit nicht auf einen eigenständigen, eigen produzierten, eigenkontrollierten, abgegrenzten, höher symbolischen Sinnbezirk zur Selbststeuerung und Reflexion der Berufsarbeit zurückziehen kann“(Schütze,146).
Dies unterscheidet die Sozialarbeit von anderen Wissenschaften. In der Rechtswissenschaft ist der Spielraum klar durch die Gesetzestexte geregelt. Dies bezieht sich vor allem auf den Handlungsspielraum. Kontrolle erfährt diese Wissenschaft durch sich selbst (durch die Gesetzgebung).
In der sozialen Arbeit gibt es so etwas nicht. Es gibt kein Buch das den gesamten Bereich der sozialen Arbeit absichert und begrenzt.
In der sozialen Arbeit ist die Wirkung der Paradoxien stärker, da viele Methoden und Theorien aus anderen Wissenschaften wie der Psychologie oder Soziologie geliehen sind und daher Sozialarbeitern das Augenmaß fehlt, was bei „eigenen“ Wissenschaften gegeben ist. Hier spricht Schütze vor allem. das Einschätzen der Nebeneffekte, Wirkungsbedingungen und Einschränkungen im jeweiligen wissenschaftlichen Ansatz an (vgl. Schütze, 146).
Belardi unterstreicht in seiner Beleuchtung des sozialpädagogischen Fachpersonals fehlendes Wissen im Bereich Diagnostik, Tests und Gutachten und führt darüber hinaus an das gerade dies dazu führt das Sozialpädagogen oder auch Sozialarbeiter für Hilfsarbeiten gebraucht werden und sich um die Belange der Klientenlebenswelt kümmern sollen (vgl. Belardi, 102f).
Deutlich wird dieses Argument beim Studium eines sozialen Berufs im Sinne der Sozialpädagogik und Sozialarbeit. Es gibt kein Fach mit dem umfassenden Titel Sozialpädagogik. Vielmehr ist Sozialpädagogik ein Gesamtwerk aus verschiedenen Wissenschaften und Disziplinen. Dies ist durchaus gewollt und sinnvoll führt aber dazu das wie angesprochen die Theorien zwangläufig aus anderen Wissenschaften entliehen sind und dies wiederum führt dazu das die Methoden aufgrund der generellen Grundlagenvermittlung ohne Nebeneffekte, Einschränkungen u.ä. vermittelt werden können.
Dies wirkt sich zwangsläufig auf die berufliche Praxis aus.
Darüber hinaus spricht er von einer fehlenden Rollendistanz gegenüber Forschungspraktikern, die wissen, wie sie mit Theorien und Verfahren umgehen müssen. Er geht weiter und zwar so weit das Sozialarbeiter zu unkritischer, unreflektierter Bewunderung des „Wissenschaftlichen“ neigen, da sie oft noch nicht tief genug in den Geist der Wissenschaften“ eingetaucht sind (vgl. Schütze, 146f).
In der Praxis und im Studium ist ein solches tiefes Eintauchen schwer möglich, da man im Studium von der Prüfungsordnung und durch äußere Zwänge angehalten wird in die verschiedenen Fächer einzutauchen aber das nächste Fach immer wieder im Auge zu behalten um zum Ende zu kommen. Die drohende Einführung der Studiengebühren unterstreicht dies noch.
In der beruflichen Praxis wird man immer wieder von dem Faktor Zeit eingeholt. So arbeiten viele mit einem Gerüst an Fähigkeiten und verändern dieses Gerüst kaum.
Schütze ist der Überzeugung das Sozialarbeiter mehr noch als andere Professionelle von den systematischen Fehlertendenzen ihrer Arbeit überwältigt werden und das es nur schwache Ansätze zur automatischen professionellen Selbstkontrolle in Bezug auf systematische Berufsfehler gibt (vgl. Schütze, 146f).
Die Sozialarbeit ist eine Arbeit mit einer großen Individualität und damit verbunden mit einem hohen Grad an Freiheit (abhängig vom Arbeitsfelder und Arbeitgeber). In vielen Arbeitsfeldern (z.B. Kinder- und Jugendarbeit oder der Erwachsenarbeit) wird dem Handeln kaum Grenzen gesetzt (wenn dann rechtlicher oder organisatorischer Natur). Dies führt dazu dass eine Selbstkontrolle denkbar schwierig ist. In der Medizin gibt es einen viel kleineren Spielraum. Dort gibt es Vorschriften und auch Notwendigkeiten einer automatischen Selbstkontrolle da der Patient Möglichkeiten hat selber rechtliche Schritte einzuleiten.
Das Beschriebene macht deutlich, dass gerade die Sozialarbeit als bescheidene und unvollständige Profession intensives Bedürfnis nach Selbstreflexions- und Selbstvergewisserungsverfahren hat um professionelles Handeln trotz der Paradoxien (im Folgenden erläutert) und organisatorischen Zwängen (verwaltungsmäßigen, rechtlich-kontrollierenden und ökonomische) zu ermöglichen (vgl. Schütze, 146f).
Nachdem nun vielleicht klarer geworden ist warum die Sozialarbeit Paradoxien ausgeliefert ist werden die Paradoxien im folgenden erläutert und mit erlebten wenn auch veränderten Fallbeispielen aus der Praxis einer Erziehungsberatungsstelle und unter der Verwendung von Fachliteratur zu diesem Thema bestückten Beiträgen dargestellt.
2. Fritz Schützes These mit Fallbeispielen aus der Praxis
2.1. Allgemeine Typenkategorien und Situierung
Wissenschaftliche Sinnbezirke in der sozialen Arbeit stammen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Quellen, die zum Teil auch miteinander in Konflikt stehen. So findet sich in der Psychologie eine Vielzahl an unterschiedlichen Theorien. Als Beispiel wäre hier die Auseinandersetzung zwischen Freud und Jung in der Psychotherapie zu nennen.
Einzelne Ereignisse werden im Rahmen der wissenschaftlichen Sinnbezirke interpretiert und verallgemeinert.
Das Wissen der höher symbolischen Sinnbezirke sollte ein Wissen sein, das zunächst weg führt von der Existenzwelt und in der Fall- und Projektarbeit zur Anwendung kommen soll.
Der berufliche Alltag würde für die Sozialarbeiter bedeuten dass sie in der Praxis aus verschiedenen Wissensquellen Fachwissen auf konkrete Fälle anwenden müssten.
Dies führt unweigerlich zu Schwierigkeiten, da es vielfach
Unklarheiten gibt, welche Merkmale der vorliegende Fall aufweist und welche Wissensbestände angewendet werden sollen.
Dies erfordert sicherlich eine genaue Analyse des Falls und dieser muss aufgebröselt werden. Dies bedingt nicht nur hohe Kompetenz oder einen hohen Wissensvorrat sondern auch einen hohen Zeitfaktor.
Dies lenkt nach Schütz zu einer Vereinfachung:
Der Einzelfall wird grob typisiert und etikettiert. Dies führt dann unweigerlich dazu die oberflächlichen Informationen aus dem Lebenslauf und äußerliche Erscheinungen herangezogen werden, die mit der vorliegenden Problemlage nichts mehr zu tun haben (vgl. Schütze, 148f).
Fall aus der Praxis:
Eine Mutter kommt mit ihren beiden Kindern in die Beratungsstelle und im Warteraum tanzen die Kinder der Klientin auf der Nase herum und sind undiszipliniert. Mutter macht also einen überforderten Eindruck. Der Berater der das „Schauspiel“ mitbekommen hat braucht nun nicht mehr viel zu erfragen warum die Klientin in die Beratungsstelle gekommen ist, da er der Meinung ist das er dies schon mit eigenen Augen erlebt hat. Für den Berater ist dies ein „typischer Fall „ von Alleinerziehender und überforderter Mutter“. Die Annahme dass die Mutter alleinerziehend ist, entnahm der Berater der Akte. Diese Verallgemeinerung führte dazu, dass der Fall nicht unter Berücksichtigung der Individualität analysiert wird. Die angewendeten Wissensvorräte führten nicht zunächst weg von der Wirklichkeit sondern resultierten hieraus.
Eine Stigmatisierung der betroffenen Klienten führt dazu das der Sozialarbeiter wichtige Informationen ausklammert. Folglich wird ein genaueres, differenzierteres und zeitintensiveres Hinsehen scheinbar überflüssig.
Im Beispiel macht der Berater sich nicht die übliche Arbeit durch das Erstgespräch möglichst die breite Facette des Klienten zu hinterfragen.
Eine solche Typisierung dient der Einordnung der jeweilige Klienten dies gestaltet die Beratung einfacher, da man bei jedem Klienten nicht mehr am Anfang steht.
Ein Verzicht auf Typisierung würde eine Analyse und Diagnose viel aufwendiger gestalten, da die Ereignisse aus dem Standardwissen und der Routine herausfallen würden (vgl. Schütze, 148).
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