Dieses 1994 von einer 18 jährigen Schülerin eines niedersächsischen Gymnasiums
verfasste Gedicht spiegelt die Situation deutscher Jugendlicher und ihre heutige Sicht
in Bezug auf den Nationalsozialismus und des Holocaust wieder. Gemeint ist die so
genannte „Dritte Generation“, die sich teilweise emotional schuldig fühlt- obwohl sie
gar keine Schuld trifft- die sic h mit dem Thema überflutet sieht aber andererseits auf
Distanz zum Thema geht, eben weil es zu ihnen persönlich und diesem Thema eine
große Distanz gibt.
Der Auschwitz Überlebende Primo Levi mahnte: „ ‚ Es ist geschehen und kann deshalb
wieder geschehen.’ Was können wir tun, damit es nicht wieder geschieht?“2 Die
Antwort sollte lauten, die Jugend zu einer kritisch- konstruktiven Auseinandersetzung
mit dem Holocaust zu bewegen. Dies ist überaus wichtig, da es in der Tat Ansätze
von Bereitschaft für eine Wiederholung gab wie das so genannte Milgram Experiment
im Jahre 1981 an einer amerikanischen Highschool gezeigt hat:
„Ihr habt gesagt, so etwas könne nie wieder geschehen. Aber denkt doch einmal
darüber nach, wie nahe ihr selbst schon diesem Zustand gekommen seid. Ihr habt
diejenigen bedroht, die nicht zu euch gehören wollten. […] Faschismus, das ist
nicht etwas, das nur andere Menschen betrifft. Faschismus ist hier mitten unter
uns und in jedem von uns.“3
Im Rahmen dieser Hausarbeit möchte ich mich mit der Lage der heutigen Jugendlichen
befassen, die sich „erinnern“ müssen, was vor gut einem halben Jahrhundert in
ihrem Land vorging und ihnen somit als historisches Erbe, das sie nicht ablehnen
können, hinterlassen wurde. Diese Überlegungen führen unweigerlich dazu, über
eine aktuelle und zeitmäßige „Erziehung nach Auschwitz“ für die heutige Zeit nachzudenken.
Schlussendlich möchte ich mich mit zwei konkreten Kinder- und Jugendbüchern
beschäftigen, die in der Schule zum Einstieg in diese wichtige und zugleich hoch
komplizierte Thematik genutzt werden können. Hierzu habe ich mich für einen Vergleich
des „Klassikers“ „Damals war es Friederich“ von Hans- Peter Richter und
„Ich bin ein Stern“ von Inge Auerbacher entschieden.
2 Dahrendorf, Malte(Hrsg.): Beiträge Jugendliteratur und Medien. Die Darstellung des Holocaust
in der Kinder- und Jugendliteratur. 10. Beiheft. Weinheim 1999. S. 15
3 Rhue, Morton: Die Welle. New York 1981. S. 176
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Deutschland nach Auschwitz
- Die erste Generation
- Die zweite Generation
- Die dritte Generation
- Pädagogik nach Auschwitz
- Adorno
- Zur Praxis einer Erziehung nach Auschwitz
- Historische Entwicklung der Jugendliteratur nach Auschwitz und Diskurs
- Die Jahre der Verdrängung
- Schonraumliteratur
- Das politische Kinder- und Jugendbuch
- Ästhetik kontra Didaktik
- Die aktuelle Marktsituation
- Buchanalysen
- „Damals war es Friederich“ von Hans Peter Richter
- Biographie
- Inhalt
- Analyse
- „Ich bin ein Stern“
- Biographie
- Inhalt
- Analyse
- „Damals war es Friederich“ und „Ich bin ein Stern“ im Vergleich
- „Damals war es Friederich“ von Hans Peter Richter
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Herausforderungen der Erinnerung an den Holocaust für die heutige Generation und analysiert, wie diese Thematik in der Jugendliteratur aufgegriffen wird. Sie will insbesondere die Bedeutung einer kritisch-konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Holocaust für die Jugend hervorheben und beleuchtet exemplarisch zwei Jugendbücher, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen.
- Die Rolle der Jugend in der Auseinandersetzung mit dem Holocaust
- Die Bedeutung einer kritisch-konstruktiven Erinnerungskultur
- Die Bedeutung der Jugendliteratur für die Vermittlung des Holocaust
- Die Analyse der Jugendbücher „Damals war es Friederich“ und „Ich bin ein Stern“
- Die Bedeutung der Pädagogik nach Auschwitz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Problematik der Auseinandersetzung mit dem Holocaust für die heutige Generation und zeigt die Notwendigkeit einer zeitgemäßen „Erziehung nach Auschwitz“ auf. Anschließend wird die Thematik „Deutschland nach Auschwitz“ aus der Perspektive verschiedener Generationen beleuchtet, wobei die spezifischen Herausforderungen und Perspektiven jeder Generation im Umgang mit dem Holocaust hervorgehoben werden.
Im Kapitel „Pädagogik nach Auschwitz“ werden die theoretischen Ansätze zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Holocaust dargestellt, insbesondere die Ideen von Theodor W. Adorno. Zudem wird die Praxis einer „Erziehung nach Auschwitz“ im Kontext der heutigen Zeit diskutiert.
Das Kapitel „Historische Entwicklung der Jugendliteratur nach Auschwitz und Diskurs“ zeichnet die historische Entwicklung der Jugendliteratur zum Thema Holocaust nach und beleuchtet verschiedene Diskurse, die diese Entwicklung geprägt haben.
Im Kapitel „Buchanalysen“ werden die beiden Jugendbücher „Damals war es Friederich“ von Hans Peter Richter und „Ich bin ein Stern“ von Inge Auerbacher exemplarisch analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf die jeweilige Handlung, die Figuren und die sprachliche Gestaltung.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen des Holocaust, der Erinnerungskultur, der Jugendliteratur, der Pädagogik nach Auschwitz und der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Darüber hinaus werden die Themenbereiche der deutschen Nachkriegsgesellschaft, der Generationskonflikte und der Bedeutung der Vermittlung von Geschichte für die heutige Generation behandelt.
- Quote paper
- Christina Kühn (Author), 2004, Holocaust - Exemplarische Analyse der Jugendbücher "Damals war es Friederich" von Hans Peter Richter und "Ich bin ein Stern" von Inge Auerbacher, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22768