Die wirtschaftliche Verbundenheit von Unternehmen wird im deutschen Steuerrecht
lediglich durch das Konstrukt der Organschaft berücksichtigt. Im Rahmen der vergangenen
Steuerreformen, insbesondere aufgrund des körperschaftsteuerlichen Methodenwechsels
vom Anrechnungs- zum Halbeinkünfteverfahren, hat die Organschaft
als steuerliches Gestaltungsinstrument erheblich an Bedeutung gewonnen: Während
unter dem ehemaligen Anrechnungsverfahren zumindest Ausschüttungen einer
Tochterkapitalgesellschaft mit Verlusten der Muttergesellschaft verrechnet werden
konnten, ist nun unter den neuen steuerlichen Rahmenbedingungen des
Halbeinkünfteverfahrens die Begründung einer Organschaft die einzige verbliebene
Möglichkeit, einen Verlustausgleich im Unternehmensverbund herzustellen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf die steuerrechtliche
Behandlung von Organschaften darzustellen und zu analysieren. Ausgehend
von einer einführenden Erläuterung der wesentlichen Eigenschaften und Besonderheiten
von Organschaften, wird im dritten Kapitel die Organschaft im Lichte des Körperschaftsteuer-
und Gewerbesteuergesetzes genauer diskutiert und untersucht. Diese beiden Ertragsteuerarten
werden in einem Kapitel zusammengefasst, da sich hier aufgrund der
erfolgten Harmonisierung viele Gemeinsamkeiten und Überschneidungen ergeben, die
eine getrennte Betrachtung nicht sinnvoll erscheinen lassen. Außerdem können so
Parallelen und Unterschiede einfacher und übersichtlicher dargestellt werden. Schwerpunkte
in diesem Kapitel stellen die veränderten Voraussetzungen zur Begründung einer
ertragsteuerlichen Organschaft dar, da dies in der Praxis ein wesentlicher und viel
diskutierter Aspekt ist. Daneben werden die organschaftliche Einkommensermittlung
und die Besteuerung untersucht, die sich im Körperschaft- und Gewerbesteuerrecht
unterscheiden. Außerdem wird die Bedeutung der inzwischen abgeschafften
Mehrmütterorganschaft dargestellt und die Sonderbehandlung von Organschaften bei
Spartentrennung erläutert. Im anschließenden vierten Kapitel wird die verkehrssteuerliche
Organschaft analysiert, wobei der Fokus hier auf die Entwicklung und Bedeutung
der umsatzsteuerlichen Organschaft gerichtet ist. Die Arbeit schließt mit dem fünften
Kapitel, das die wesentlichen Erkenntnisse zusammenfasst und versucht, einen Ausblick
in die zukünftige Entwicklung der Organschaftsbesteuerung zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Organschaften im Steuerrecht – aktuelle Tendenzen und Problemfelder
- Wesen der Organschaft
- Historische Entwicklung des Rechtsinstituts der Organschaft
- Begriffliche Grundlagen und Definitionen
- Allgemeine steuerliche Folgen und Vorteile der Organschaft
- Die körperschaft- und gewerbesteuerliche Organschaft
- Voraussetzungen zur Begründung der ertragsteuerlichen Organschaft
- Finanzielle Eingliederung
- Abschluss eines Gewinnabführungsvertrages
- Die organschaftliche Einkommensermittlung und Besteuerung
- Besonderheiten der körperschaftsteuerlichen Organschaft
- Besonderheiten der gewerbesteuerlichen Organschaft
- Abschaffung der Mehrmütterorganschaft
- Sonderbehandlung von Lebens- und Krankenversicherern
- Voraussetzungen zur Begründung der ertragsteuerlichen Organschaft
- Die umsatzsteuerliche Organschaft
- Bewertung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht aktuelle Entwicklungen und Problemfelder der Organschaft im deutschen Steuerrecht. Sie analysiert die steuerliche Behandlung von Organschaften, ausgehend von ihren grundlegenden Eigenschaften und Besonderheiten. Ein Schwerpunkt liegt auf der Ertragsteuer (Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer), wobei die Harmonisierung dieser Bereiche und die veränderten Voraussetzungen zur Begründung einer Organschaft im Fokus stehen.
- Historische Entwicklung und aktuelle Bedeutung der Organschaft
- Voraussetzungen für die Begründung einer ertragsteuerlichen Organschaft
- Organschaftliche Einkommensermittlung und Besteuerung
- Umsatzsteuerliche Organschaft
- Ausblick auf zukünftige Entwicklungen der Organschaftsbesteuerung
Zusammenfassung der Kapitel
Organschaften im Steuerrecht – aktuelle Tendenzen und Problemfelder: Dieses einleitende Kapitel beschreibt die Bedeutung der Organschaft im deutschen Steuerrecht als Instrument zur Berücksichtigung wirtschaftlicher Verbundenheit von Unternehmen. Es hebt die zunehmende Relevanz der Organschaft im Kontext der Steuerreformen hervor, insbesondere durch den Wechsel zum Halbeinkünfteverfahren. Das Kapitel stellt die Zielsetzung der Arbeit dar: die Analyse der aktuellen Entwicklungen und Problemfelder im Bereich der Organschaftsbesteuerung.
Wesen der Organschaft: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Rechtsinstituts der Organschaft, beginnend mit der Rechtsprechung des Preußischen Oberverwaltungsgerichts und des Reichsfinanzhofs. Es definiert den Begriff der Organschaft als eine wirtschaftliche Einheit rechtlich selbstständiger Unternehmen (Organträger und Organgesellschaft) und beschreibt die steuerlichen Folgen, insbesondere die Möglichkeit des Verlustausgleichs im Unternehmensverbund. Die Bedeutung der Organschaft im Kontext des fehlenden einheitlichen Konzernsteuerrechts wird hervorgehoben.
Die körperschaft- und gewerbesteuerliche Organschaft: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die wesentlichen Neuerungen im Steuerrecht bezüglich der ertragsteuerlichen Organschaft. Es erläutert die vereinfachten Voraussetzungen zur Begründung einer Organschaft (finanzielle Eingliederung und Gewinnabführungsvertrag) und analysiert die organschaftliche Einkommensermittlung und Besteuerung, wobei die Unterschiede zwischen Körperschaft- und Gewerbesteuerrecht herausgestellt werden. Die Abschaffung der Mehrmütterorganschaft und die Sonderbehandlung von Organschaften bei Spartentrennung werden ebenfalls behandelt.
Die umsatzsteuerliche Organschaft: Dieses Kapitel analysiert die umsatzsteuerliche Organschaft, mit Schwerpunkt auf ihrer Entwicklung und Bedeutung. Es geht detailliert auf die spezifischen Regelungen und deren Auswirkungen auf die Umsatzsteuerpflicht der beteiligten Unternehmen ein. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur ertragsteuerlichen Organschaft werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Organschaft, Steuerrecht, Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Gewinnabführungsvertrag, finanzielle Eingliederung, Verlustausgleich, Konzernsteuerrecht, Steuerreformen, Halbeinkünfteverfahren.
Häufig gestellte Fragen zu: Organschaften im Steuerrecht – aktuelle Tendenzen und Problemfelder
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über das Thema Organschaften im deutschen Steuerrecht. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Analyse aktueller Entwicklungen und Problemfelder der Organschaftsbesteuerung, insbesondere im Ertragsteuerrecht (Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer) und im Umsatzsteuerrecht.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt folgende Kernbereiche: die historische Entwicklung des Rechtsinstituts der Organschaft, die Voraussetzungen für die Begründung einer ertragsteuerlichen Organschaft (finanzielle Eingliederung, Gewinnabführungsvertrag), die organschaftliche Einkommensermittlung und Besteuerung (inklusive der Unterschiede zwischen Körperschaft- und Gewerbesteuer), die umsatzsteuerliche Organschaft, die Abschaffung der Mehrmütterorganschaft, die Sonderbehandlung von Lebens- und Krankenversicherern und einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
Was sind die Voraussetzungen für eine ertragsteuerliche Organschaft?
Die wesentlichen Voraussetzungen für eine ertragsteuerliche Organschaft sind die finanzielle Eingliederung und der Abschluss eines Gewinnabführungsvertrages. Das Dokument analysiert diese Voraussetzungen detailliert und erläutert die Neuerungen im Steuerrecht in diesem Bereich.
Wie unterscheidet sich die körperschaftsteuerliche von der gewerbesteuerlichen Organschaft?
Das Dokument hebt die Unterschiede in der Behandlung von Organschaften im Körperschaftsteuer- und Gewerbesteuerrecht hervor. Die spezifischen Besonderheiten der Einkommensermittlung und Besteuerung in beiden Bereichen werden erläutert.
Welche Rolle spielt die Umsatzsteuer bei Organschaften?
Das Dokument widmet ein eigenes Kapitel der umsatzsteuerlichen Organschaft, analysiert deren Entwicklung und Bedeutung und beleuchtet die spezifischen Regelungen und deren Auswirkungen auf die Umsatzsteuerpflicht der beteiligten Unternehmen. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur ertragsteuerlichen Organschaft werden herausgestellt.
Was ist die Bedeutung der Abschaffung der Mehrmütterorganschaft?
Die Abschaffung der Mehrmütterorganschaft stellt eine bedeutende Änderung im Steuerrecht dar. Das Dokument beschreibt diese Änderung und deren Auswirkungen auf die Gestaltung von Organschaftsstrukturen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Dokuments?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Organschaft, Steuerrecht, Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer, Gewinnabführungsvertrag, finanzielle Eingliederung, Verlustausgleich, Konzernsteuerrecht, Steuerreformen, Halbeinkünfteverfahren.
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Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Die Zielsetzung des Dokuments besteht in der Untersuchung aktueller Entwicklungen und Problemfelder der Organschaft im deutschen Steuerrecht. Es analysiert die steuerliche Behandlung von Organschaften und legt einen Schwerpunkt auf die Harmonisierung der Bereiche Körperschaft- und Gewerbesteuer sowie die veränderten Voraussetzungen zur Begründung einer Organschaft.
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- Eckhard Scharmer (Author), 2003, Organschaften: Problembereiche und Entwicklungen im Körperschaft-, Gewerbeertrag- und Umsatzsteuerrecht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22589