Die Größe eines Unternehmens wird heutzutage vielfach gleichgesetzt mit seinem
Erfolg. Gerade zu Beginn des Börsenbooms um 1999 vernachlässigten
Kapitalanleger und Analysten die altbewährten Erfolgskennzahlen wie Kapital- und
Umsatzrendite oder Kurs-Gewinn-Verhältnis (ein Grund dafür mag gewesen sein,
dass viele der hochgelobten Unternehmen überhaupt keine Gewinne
erwirtschafteten). Ein Großteil der Anleger verteilte sein Geld nach dem Prinzip
„Zukunftshoffnung“. Nicht mehr die aktuelle Situation eines Unternehmens sondern
nur noch sein Zukunftspotential spielten bei der Auswahl einer geeigneten
Kapitalanlage eine Rolle.1 Die aufgrund ihres Zukunftspotentials positiv bewerteten
Unternehmen lassen sich dabei in zwei große Gruppen einteilen:
1. Die sogenannten „dot-com Unternehmen“, denen aufgrund ihrer technischen
Innovationen (zum Beispiel Biotechnologie) oder Geschäftstätigkeit im Internet
(zum Beispiel Internet-Suchmaschinen) hohe Wachstumsraten und Umsätze
in der Zukunft a ttestiert wurden
2. Traditionelle Unternehmen der sogenannten „old economy“, deren Ziel es war,
durch eine expansive Fusionspolitik an marktbeherrschender Größe zu
gewinnen
Gehörte man in Zeiten des Börsenbooms zu einer dieser Gruppen, war es recht
wahrscheinlich, dass der Börsenkurs in teilweise rational nicht mehr zu
rechtfertigende Höhen schnellte.
Nachdem der überhitzte Börsenmarkt 2001 zusammenbrach, erkannte man, dass ein
„.com“ als Namenszusatz noch lange nicht ausreicht, um Gewinne zu generieren
oder einen nachhaltigen Unternehmenswert zu schaffen. Anleger und Analysten
erkannten, dass es eines erfolgreichen Geschäftsmodells bedurfte und dass die
altbewährten Kennzahlen auch auf diese neue Form der Unternehmen anzuwenden sind um das angelegte Kapital nicht zu verlieren. Seitdem ist ein „.com“ eher ein
Nach- als ein Vorteil auf dem Börsenmarkt.
Anders die aggressiv wachsenden Unternehmen der „old economy“, deren
Börsenkurse während des Booms aufgrund des vermeintlichen Zukunftspotentials
ihrer angestrebten Größe ebenfalls in die Höhe schnellten. Obwohl auch diese Kurse
nach dem Platzen der Börsenblase größtenteils haltlos in die Tiefe stürzten und
Milliarden Euro Anlegerkapital vernichteten, wird das Streben nach Größe auf dem
Aktienmarkt immer noch positiv bewertet. Regelmäßig werden Akquisitionen großer
Unternehmen mit einem Anstieg des Aktienkurses belohnt. [...]
1 Vgl. T. Copeland u.a. (2000), S. 7f.
Inhaltsverzeichnis
1 Unternehmensgröße im aktuellen Kontext
2 Das Römische Reich
2.1 Der Aufstieg und Untergang des Römischen Reiches
2.2 Gründe für den Untergang des Römischen Reiches
3 Unternehm ensrisiko „Größe“
3.1 Parallelen zwischen dem Untergang des Römischen Reiches und aggressiver Unternehmensexpansion
3.2 Der „Römische Effekt“ am Beispiel der Motorola Inc
3.2.1 Die Entwicklung der Motorola Inc zu einem internationalen Konzern
3.2.2 Die Auswirkungen des „Römischen Effektes“
3.2.3 Problemerkennung und Maßnahmen gegen den „Römischen Effekt“
4 Anwendbarkeit des „Römischen Effektes“
Literaturverzeichnis
1 Unternehmensgröße im aktuellen Kontext
Die Größe eines Unternehmens wird heutzutage vielfach gleichgesetzt mit seinem Erfolg. Gerade zu Beginn des Börsenbooms um 1999 vernachlässigten Kapitalanleger und Analysten die altbewährten Erfolgskennzahlen wie Kapital- und Umsatzrendite oder Kurs-Gewinn-Verhältnis (ein Grund dafür mag gewesen sein, dass viele der hochgelobten Unternehmen überhaupt keine Gewinne erwirtschafteten). Ein Großteil der Anleger verteilte sein Geld nach dem Prinzip „Zukunftshoffnung“. Nicht mehr die aktuelle Situation eines Unternehmens sondern nur noch sein Zukunftspotential spielten bei der Auswahl einer geeigneten Kapitalanlage eine Rolle.[1] Die aufgrund ihres Zukunftspotentials positiv bewerteten Unternehmen lassen sich dabei in zwei große Gruppen einteilen:
Die sogenannten „dot-com Unternehmen“, denen aufgrund ihrer technischen Innovationen (zum Beispiel Biotechnologie) oder Geschäftstätigkeit im Internet (zum Beispiel Internet-Suchmaschinen) hohe Wachstumsraten und Umsätze in der Zukunft attestiert wurden
Traditionelle Unternehmen der sogenannten „old economy“, deren Ziel es war, durch eine expansive Fusionspolitik an marktbeherrschender Größe zu gewinnen
Gehörte man in Zeiten des Börsenbooms zu einer dieser Gruppen, war es recht wahrscheinlich, dass der Börsenkurs in teilweise rational nicht mehr zu rechtfertigende Höhen schnellte.
Nachdem der überhitzte Börsenmarkt 2001 zusammenbrach, erkannte man, dass ein „.com“ als Namenszusatz noch lange nicht ausreicht, um Gewinne zu generieren oder einen nachhaltigen Unternehmenswert zu schaffen. Anleger und Analysten erkannten, dass es eines erfolgreichen Geschäftsmodells bedurfte und dass die altbewährten Kennzahlen auch auf diese neue Form der Unternehmen anzuwenden sind um das angelegte Kapital nicht zu verlieren. Seitdem ist ein „.com“ eher ein Nach- als ein Vorteil auf dem Börsenmarkt.
Anders die aggressiv wachsenden Unternehmen der „old economy“, deren Börsenkurse während des Booms aufgrund des vermeintlichen Zukunftspotentials ihrer angestrebten Größe ebenfalls in die Höhe schnellten. Obwohl auch diese Kurse nach dem Platzen der Börsenblase größtenteils haltlos in die Tiefe stürzten und Milliarden Euro Anlegerkapital vernichteten, wird das Streben nach Größe auf dem Aktienmarkt immer noch positiv bewertet. Regelmäßig werden Akquisitionen großer Unternehmen mit einem Anstieg des Aktienkurses belohnt.
Sicher können „intelligentes Wachstum“ und strategische Akquisitionen durch das Freisetzen von Synergieeffekten, das Gewinnen von Marktanteilen, den Eintritt in einen neuen Markt oder den Aufbau eines neuen Geschäftsbereiches für Unternehmen und Anleger von großem Vorteil sein. Vernachlässigt wird hierbei jedoch oft die richtige Einschätzung des Risikos von Wachstum und Größe.[2]
Um das Risiko von Wachstum und Größe zu verdeutlichen bedarf es an dieser Stelle eines praktischen Beispiels. Das wahrscheinlich bekannteste Beispiel von aggressiver Expansion bis zum Erreichen einer bis dahin kaum vorstellbaren Größe ist das Römische Reich.
2 Das Römische Reich
2.1 Der Aufstieg und Untergang des Römischen Reiches
Der Sage nach wurde Rom offiziell 753 vor Christus durch Romulus und Remus gegründet. Rom, der Name der Siedlung, leitete sich dabei nicht von den beiden Gründervätern, sondern vom etruskischen Geschlecht der Ruma ab, die damals die Oberherrschaft über die dorfähnliche Ansiedlung ausübten.
Noch unter etruskischer Herrschaft begann Rom zu expandieren. 272 vor Christus beherrschte Rom bereits ganz Unteritalien, 202 vor Christus wurde das westliche Mittelmeer in Folge der Punischen Kriege eingenommen und 133 vor Christus beherrschte Rom Oberitalien, Griechenland, den Balkan und Kleinasien. Bis 27 vor Christus kamen, durch Cäsar erobert, Gallien und Ägypten hinzu. Seine größte Ausdehnung erfuhr das Römische Reich jedoch zwischen 24 vor Christus und 180 nach Christus.[3]
Nach dieser Zeit der aggressiven Ausdehnung folgte von 180 nach Christus das plötzliche Einsetzen des Verfalls des Römischen Reiches. Die Ausdehnung hatte ein Ende und es fand eine Konzentration auf die Verteidigung statt. Im Jahr 476 nach Christus bildete die Absetzung des Kaisers Romulus Augustulus schließlich den Schlusspunkt des Römischen Reiches.
An dieser Stelle stellt sich die Frage, warum das Römische Reich gerade nach einer langen Phase der Ausdehnung und auf dem Höhepunkt seiner Größe untergehen musste.
2.2 Gründe für den Untergang des Römischen Reiches
In der Fachliteratur finden sich die verschiedensten Ursachen für den Untergang des Römischen Reiches. Sie alle sind jedoch letztendlich auf eine Ursache zurück zu führen. Das Römische Reich war aufgrund seiner Größe schlichtweg unregierbar geworden.
Der Historiker Edward Gibbon stellte 1776 in seinem sechsbändigen Werk „Verfall und Untergang des Römischen Reiches“ erstmals die Theorie auf, dass der Untergang Roms eine natürliche Folge einer übermäßigen Größe war. Er schrieb: „Anstatt uns zu fragen, warum das Römische Reich unterging, sollte uns lieber die Tatsache verwundern, dass es so lange überlebt hat“.[4]
Nach Gibbon führte Roms übermäßige Größe dazu, dass an zu vielen Fronten gleichzeitig gekämpft werden musste, um die eroberten Gebiete zu verteidigen und zu kontrollieren. Diese zunehmende Konzentration auf die Ausdehnung des Reiches und die größer werdenden Verteidigungsaufwendungen lähmten den Alltag. Immer mehr Ressourcen wurden für die Kämpfe benötigt und immer weniger flossen durch errungene Siege zurück nach Rom.
Die Regierung der eroberten Gebiete erforderte einen immer größer werdenden Verwaltungsapparat, der aufgrund seiner Größe zunehmend komplexer und schwerfälliger wurde. Die benötigten Hierarchieebenen nahmen zu, und dadurch die Regierbarkeit des Verwaltungsapparates stetig ab. Es kam immer öfter dazu, dass wichtige Entscheidungen nicht mehr zentral in Rom, sondern in den einzelnen Verwaltungsbereichen und an den Grenzen gefällt wurden. Daraus wiederum folgte, dass die einzelnen Regionen aufgrund mangelnder Abstimmung gegeneinander arbeiteten und dass militärische Fragen Vorrang vor Problemen der inneren Ordnung im Reich bekamen.
Zusammenfassend lassen sich also vier ausschlaggebende Gründe für den Untergang des Römischen Reiches festhalten:
Aufbrauchen der inneren Ressourcen durch zunehmende Verteidigungs- und Eroberungskämpfe
Mangelnde Fokussierung auf alltägliche und überlebenswichtige Tätigkeiten aufgrund zunehmender Verteidigungs- und Eroberungskämpfe
Fehlende Abstimmung zwischen den einzelnen Regionen
Dezentralisiertes Treffen wichtiger Entscheidungen
Diese vier Gründe wiederum finden ihre Ursache in der übermäßigen Größe, die das römische Reich seinerzeit erreicht hatte. Sie waren also lediglich die Auswirkungen der übermäßigen Größe, die letztendlich zum Untergang des Römischen Reiches führte. Diese Zerstörung durch die eigene Größe soll im Folgenden als der „Römische Effekt“ bezeichnet werden und auf seine Anwendbarkeit in der Unternehmenswelt geprüft werden.
3 Unternehmensrisiko „Größe“
3.1 Parallelen zwischen dem Untergang des Römischen Reiches und aggressiver Unternehmensexpansion
Stellt man die Entwicklung des römischen Reiches der Unternehmensgeschichte internationaler Konzerne gegenüber, sind gewisse Parallelen zu erkennen. Wie auch das Römische Reich einst von einem kleinen Dorf zu einem länderumfassenden Imperium aufstieg, so liegen die Ursprünge internationaler Konzerne in kleinen bis mittelständischen Unternehmen, die irgendwann anfingen, zu expandieren und zu fusionieren, bis sie ihre heutige Größe erreichten. Und wie auch beim Römischen Reich vollzog sich dieses Wachstum in einem relativ kurzen Zeitraum. Nimmt man an, dass die Grundsteine der meisten internationalen Konzerne zu Beginn des Zeitalters der Industrialisierung um 1800 gelegt wurden, so hatten diese einst kleinen bis mittelständischen Unternehmen gerade einmal 200 Jahre Zeit ein international verzweigtes Firmennetzwerk aufzubauen.
Analysiert man die negativen Auswirkungen auf Unternehmen, die durch eine übermäßige Größe ausgelöst werden, sind ebenfalls Parallelen zum Römischen Reich festzustellen. Dies soll im Folgenden an einem Beispiel aus der Praxis veranschaulicht werden.
[...]
[1] Vgl. T. Copeland u.a. (2000), S. 7f.
[2] Vgl. D. Fink (2000), S. 78-93.
[3] Vgl. zu den geschichtlichen Daten: o.V. (2004)
[4] Vgl. E. Gibbon (2000), S.10
- Arbeit zitieren
- Frank Pauer (Autor:in), 2004, Der Römische Effekt - Warum internationale Konzerne an ihrer Größe zu Grunde gehen können, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22580
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