Unter dem Einfluss des Strukturalismus (Bloomfield 1933, und Fries 1949)
entwickelten sich in den USA neue Formen des Sprachunterrichts, die sog. audiolinguale
Methode war geboren. Dabei wurde zuerst das Hörverstehen geübt, danach das
Sprechen gelehrt und schließlich widmete man sich Lese- und Schreibübungen. Zu den
wichtigsten methodischen Prinzipien der audio-lingualen Methode zählen der Vorrang
des Mündlichen, die Authentizität der Sprachvorbilder, die Imitation sowie der sog.
„pattern-drill“, welcher „das Üben grammatischer Strukturen unter Austausch von
Wörtern an bestimmten Stellen der Strukturen“ bezeichnet.1 Die Grundlage des
Unterrichts bildete also die auf Tonträger gespeicherte Fremdsprache. Bildliche
Darstellungen kamen in einem audio-lingualen Unterricht nur gelegentlich zum
Einsatz. 2
In den Jahren 1954-1956 erfuhr die audio-linguale Unterrichtsmethode eine zusätzliche
Differenzierung. Nun sollte das visuelle Element (in Form von Dias, Bilderserien,
Filmstreifen und Folien) neben dem Tonträger eine zentrale Rolle spielen. Dieses
Verfahren wurde von dem Phonetiker Guberina konzipiert und anschließend im
Rahmen einer französisch-jugoslawischen Kooperation vom CREDIF („Centre de
Recherches et d’Etudes pour la Deffusion du Français “)3 in Form des Französisch-
Kurses „Voix et Images de France“ verwirklicht. In den Jahren 1959 bis 1962 kamen
weitere audio-visuelle Unterrichtswerke zu den bekanntesten europäischen Sprachen
(u.a. Deutsch, Italienisch, Russisch) hinzu. Das von Guberina (1964) als „audiovisuelle,
global-strukturelle“4 Methode bezeichnete Verfahren basiert sowohl auf den
linguistischen Theorien von Saussure und Trubetzkoy als auch auf den psychologischphysiologischen
Untersuchungen des Sprechvorgangs. Der Phonetiker wurde dabei u.a.
von Forschungen geleitet, die er zur Heilung partieller Taubheit durchführte.5
1 SCHIFFLER, L. : „Einführung in den audio-visuellen Fremdsprachenunterricht“. Quelle & Meyer,
Heidelberg 1973, S. 13.
2 Vgl. SCHIFFLER 1973, S. 12 f.
3 STRACK, W.: „Fremdsprachen audio-visuell“. Kamp pädagogische Taschenbücher. Band 63. Bochum,
S. 136.
4 GUBERINA, P.: „Die audio-visuelle, global-strukturelle Methode“. In: Neue Wege im Sprachunterricht.
Diesterweg, Frankfurt am Main 1964; S. 183.
5 Vgl. SCHIFFLER 1973, S. 13.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Historische Entwicklung
- 2. Die Begründung der audio-visuellen Unterrichtsmethode
- 2.1 Sprache und ihre Funktion
- 2.2 Das Bild als optische Stütze
- 2.3 Die akustische Darbietung
- 3. Die Phasen der Spracherlernung im audio-visuellen Unterricht
- 3.1 Die Sprachaufnahmephase
- 3.1.1 Erklärung
- 3.1.2 Phonetisierung
- 3.2 Die Integrierungsphase
- 3.3 Die Sprachanwendungsphase
- 3.1 Die Sprachaufnahmephase
- 4. Kritik an der audio-visuellen Methode
- 5. Die Ergebnisse eines Versuchs mit dem audio-visuellen Unterricht
- 6. Schlussgedanke
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der audio-visuellen Unterrichtsmethode und untersucht ihre Entstehung, Begründung und Anwendung im Fremdsprachenunterricht. Die Arbeit verfolgt das Ziel, ein umfassendes Verständnis dieser Methode zu vermitteln und ihre Stärken und Schwächen aufzuzeigen.
- Die historische Entwicklung der audio-visuellen Methode
- Die theoretischen Grundlagen der Methode, insbesondere die Rolle von Sprache und Kommunikation
- Die Phasen der Spracherlernung im audio-visuellen Unterricht
- Die Kritik an der Methode und die Ergebnisse von Forschungsprojekten
- Die Bedeutung des audio-visuellen Ansatzes für den modernen Fremdsprachenunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 beleuchtet die historische Entwicklung der audio-visuellen Methode, beginnend mit der audio-lingualen Methode in den USA und deren Weiterentwicklung durch den Phonetiker Guberina in den 1950er Jahren. Das Kapitel erläutert die Entstehung des audio-visuellen Unterrichts und die Bedeutung der audio-lingualen und strukturellen Ansätze.
- Kapitel 2 ergründet die theoretischen Grundlagen der audio-visuellen Methode. Es wird die Rolle von Sprache als Kommunikationsmittel in den Mittelpunkt gestellt und die Bedeutung des situativen Kontextes für das Sprachverständnis hervorgehoben. Kapitel 2 analysiert die Funktion von visuellem und auditivem Material im Spracherwerb und die Relevanz der „Globalstrukturen“ im audio-visuellen Unterricht.
- Kapitel 3 beschreibt die Phasen der Spracherlernung im audio-visuellen Unterricht. Es werden die Sprachaufnahmephase, die Integrierungsphase und die Sprachanwendungsphase erläutert und die Bedeutung der auditiven und visuellen Reize in jeder Phase hervorgehoben.
- Kapitel 4 widmet sich der Kritik an der audio-visuellen Methode. Es werden Argumente und Forschungsbefunde zur Effektivität des audio-visuellen Unterrichts präsentiert und diskutiert.
- Kapitel 5 analysiert die Ergebnisse eines Versuchs mit dem audio-visuellen Unterricht. Es werden die Ergebnisse des Versuchs aufgezeigt und deren Bedeutung für die Praxis des Fremdsprachenunterrichts bewertet.
Schlüsselwörter
Audio-visuelle Methode, Fremdsprachenunterricht, Spracherwerb, Kommunikation, Globalstrukturen, Saussure, Guberina, audio-linguale Methode, Sprachanalyse, Sprachanwendung, Kritik, Forschung, Ergebnisse.
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- Olesja Heinze (Autor), 2003, Methoden des Fremdsprachenunterrichts: Die audio-visuelle Methode, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22477