Das Prinzip der Selbsthilfe und Selbstkontrolle ist wichtig, um die Haltung der Patienten grundlegend zu verändern. So helfen Selbsthilfegruppen für Drogenabhängige zum Beispiel, die passive, konsumierende Haltung wirksam zu verändern. Die Mitglieder des Teams sehen sich nicht als Helfer, die den Patienten an der Hand nehmen und ihm zeigen, wo es lang geht. Sie sind nur Helfer zur „Selbsthilfe“ – was in keinem Fall leichter, sondern sogar schwerer ist, als den allmächtigen Helfer zu spielen. In den therapeutischen Gruppen, die von Teammitgliedern geleitet werden, arbeiten die Gruppenmitglieder aktuelle und vergangene Konflikte durch, erleben verdrängte Gefühle wie Wut, Hass, Schmerz und Traurigkeit wieder, und erfahren vor allem und meist zum ersten Mal, dass mit ihren Gefühlen nicht alleingelassen, nicht abgelehnt werden. Der Vorteil der Gruppe ist, dass sie Wärme, Zuneigung, Hilfe, und das Gefühl, mit seinen Problemen nicht allein zu sein bietet. Sie übt oftmals auch eine Kontrollfunktion aus (zum Beispiel bei Drogenabhängigen). Die Kontrolle der Gruppenmitglieder untereinander ist wirksamer und direkter, als es eine Kontrolle durch das Therapeutenteam sein könnte. Die Gruppenmitglieder kennen ihre schwachen Seiten, die Möglichkeiten und ihre Raffinesse bei der Umgehung der Hausordnung sehr genau. Sie wissen auch um die Gefahrenquellen, die einen Rückfall begünstigen, und achten besonders darauf. Diese Aufmerksamkeit ist Selbstschutz und zugleich Ausdruck für das Interesse des einzelnen Gruppenmitgliedes am anderen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Selbsthilfe
- Definition der Selbsthilfe
- Typologie von Selbsthilfegruppen
- Zugangswege und Beitrittsmotive zu den Selbsthilfegruppen
- Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Prinzip der Selbsthilfe, insbesondere im Kontext therapeutischer Gruppen. Ziel ist es, die Bedeutung von Selbsthilfegruppen für die Bewältigung von Problemen, die Veränderung von Haltungen und die Verbesserung der Lebensqualität zu beleuchten. Die Arbeit analysiert verschiedene Aspekte der Selbsthilfe, von der Definition über Typologien bis hin zu Zugangswegen und Motiven.
- Definition und Charakteristika von Selbsthilfegruppen
- Typologie und Organisation von Selbsthilfegruppen
- Motivation und Zugangswege zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen
- Die Rolle von Selbsthilfe in der Veränderung von Haltungen und Verhalten
- Der Vergleich von Selbsthilfe mit professionellen Hilfesystemen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Selbsthilfe ein und betont deren Bedeutung für die Veränderung der Patientenhaltung, insbesondere bei der Bewältigung von Problemen wie Drogenabhängigkeit. Sie hebt den Unterschied zwischen der Rolle des "Helfers" in Selbsthilfegruppen und traditionellen therapeutischen Ansätzen hervor, indem sie die Eigenverantwortung und Selbstkontrolle der Gruppenmitglieder betont. Die therapeutische Gruppensituation wird beschrieben, mit Fokus auf die Verarbeitung von Konflikten und Gefühlen sowie dem Aufbau von Wärme, Zuneigung und dem Gefühl der Zugehörigkeit innerhalb der Gruppe. Die Wirksamkeit der gegenseitigen Kontrolle unter den Gruppenmitgliedern wird hervorgehoben.
Selbsthilfe: Dieses Kapitel bietet eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Konzept der Selbsthilfe. Es beginnt mit verschiedenen Definitionen, die Selbsthilfegruppen als „künstlich inszenierte Gemeinschaften“ zur kooperativen Problemlösung beschreiben und Selbsthilfe als „kollektive Handlungsform“ charakterisieren. Die immaterielle Bedürfnisbefriedigung, vor allem auf emotionaler Ebene, steht im Fokus. Es wird zwischen primär sozialen Selbsthilfeformen (Familie, Freunde, Kollegen) und sekundären Formen (professionelle Hilfesysteme) unterschieden. Die Typologie von Selbsthilfegruppen wird anhand von drei Modellen erläutert, die von einfach organisierten, laienhaften Systemen bis hin zu formal organisierten, professionalisierten Systemen reichen. Zugangswege und Beitrittsmotive werden diskutiert, wobei „Gleichbetroffene“ als wichtigste Vermittler hervorgehoben werden. Die Bedeutung der persönlichen Einstellung, der Familie und der Kompetenz des potentiellen Teilnehmers wird betont. Die Studie von Breitkopf zeigt, dass Selbsthilfegruppen-Mitglieder sich oft weniger in ihrer Familie integriert fühlen. Es wird spekuliert, dass Selbsthilfegruppen-Beteiligung eher eine Domäne von Personen mit hoher Interaktionkompetenz ist.
Schlüsselwörter
Selbsthilfegruppen, Selbsthilfe, Selbstkontrolle, therapeutische Gruppen, Drogenabhängigkeit, Problemlösung, kollektive Handlungsform, immaterielle Bedürfnisbefriedigung, Typologie, Zugangswege, Beitrittsmotive, soziale Integration.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: [Titel des Textes einfügen]
Was ist der Inhalt des Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über das Thema Selbsthilfegruppen. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Analyse von Selbsthilfegruppen im therapeutischen Kontext, insbesondere hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Bewältigung von Problemen, die Veränderung von Haltungen und die Verbesserung der Lebensqualität.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt folgende zentrale Themen: Definition und Charakteristika von Selbsthilfegruppen, Typologien und Organisation von Selbsthilfegruppen, Motivation und Zugangswege zur Teilnahme, die Rolle von Selbsthilfe in der Verhaltensänderung, und einen Vergleich mit professionellen Hilfesystemen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung der Dynamik innerhalb der Selbsthilfegruppen, der Rolle von Gleichbetroffenen und der Bedeutung der individuellen Voraussetzungen der Teilnehmer.
Wie werden Selbsthilfegruppen definiert und kategorisiert?
Der Text präsentiert verschiedene Definitionen von Selbsthilfegruppen, die sie als „künstlich inszenierte Gemeinschaften“ zur kooperativen Problemlösung oder als „kollektive Handlungsform“ beschreiben. Die Typologie von Selbsthilfegruppen wird anhand von Modellen erläutert, die von einfach organisierten, laienhaften Systemen bis hin zu formal organisierten, professionalisierten Systemen reichen. Es wird auch zwischen primären (Familie, Freunde) und sekundären (professionelle Hilfesysteme) Selbsthilfeformen unterschieden.
Welche Motive führen zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen?
Der Text untersucht die Zugangswege und Beitrittsmotive zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen. „Gleichbetroffene“ werden als wichtigste Vermittler hervorgehoben. Die Bedeutung der persönlichen Einstellung, der familiären Situation und der Kompetenz des potentiellen Teilnehmers wird betont. Die Studie von Breitkopf wird erwähnt, die auf einen Zusammenhang zwischen mangelnder familiärer Integration und der Teilnahme an Selbsthilfegruppen hinweist. Es wird spekuliert, dass Personen mit hoher Interaktionkompetenz eher an Selbsthilfegruppen teilnehmen.
Welche Rolle spielt die Selbsthilfe bei der Bewältigung von Problemen?
Der Text betont die Bedeutung von Selbsthilfegruppen für die Bewältigung von Problemen, die Veränderung von Haltungen und die Verbesserung der Lebensqualität. Die Eigenverantwortung und Selbstkontrolle der Gruppenmitglieder, die Verarbeitung von Konflikten und Gefühlen sowie der Aufbau von Wärme und Zugehörigkeit innerhalb der Gruppe werden als wichtige Faktoren hervorgehoben. Die Wirksamkeit der gegenseitigen Kontrolle unter den Gruppenmitgliedern wird ebenfalls betont, insbesondere im Kontext von Problemen wie Drogenabhängigkeit.
Wie unterscheidet sich Selbsthilfe von professionellen Hilfesystemen?
Der Text hebt den Unterschied zwischen der Rolle des „Helfers“ in Selbsthilfegruppen und traditionellen therapeutischen Ansätzen hervor, indem er die Eigenverantwortung und Selbstkontrolle der Gruppenmitglieder betont. Ein expliziter Vergleich zwischen Selbsthilfe und professionellen Hilfesystemen wird als Thema genannt, jedoch nicht detailliert ausgeführt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text?
Die Schlüsselwörter des Textes umfassen: Selbsthilfegruppen, Selbsthilfe, Selbstkontrolle, therapeutische Gruppen, Drogenabhängigkeit, Problemlösung, kollektive Handlungsform, immaterielle Bedürfnisbefriedigung, Typologie, Zugangswege, Beitrittsmotive, soziale Integration.
- Arbeit zitieren
- Angelika Hülsdunk (Autor:in), 2000, Selbsthilfegruppen - Ein Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22276