Im Jahr 1973 brach das Währungssystem von Bretton Woods zusammen. Es handelte sich hierbei um ein System fixierter, aber anpassungsfähiger Wechselkurse, in dem die Zentralbanken die Aufgabe hatten, Angebots- und Nachfrageüberschüsse am Devisenmarkt zum fixierten Kurs auszugleichen und somit die Währungen zu stabilisieren. Gründe für diesen Zusammenbruch waren destabilisierende Währungsspekulationen sowie steigende Zahlungsbilanzdefizite (Zahlungsbilanzüberschüsse) und die Weigerung der Defizitländer (Überschußländer), ihre Währung abzuwerten (aufzuwerten). Nach dem Zusammenbruch gingen die wichtigsten Länder zu Währungssystemen mit flexiblen Wechselkursen über. Zentralbanken sollten somit nicht mehr gezwungen sein, am Devisenmarkt wechselkursstabilisierend einzugreifen. Trotzdem haben Zentralbanken in der Vergangenheit immer wieder versucht, den Wechselkurs durch eigene Käufe und Verkäufe am Devisenmarkt zu beeinflussen. Auch die EZB intervenierte in den letzten Jahren oft massiv am Devisenmarkt, teilweise in Koordination mit der amerikanischen Fed, um eine weitere Abwertung des Euros gegenüber dem Dollar zu verhindern. Ziel dieser Seminararbeit ist die Beantwortung der Frage, warum Zentralbanken in Devisenmärkten intervenieren und über welche Wirkungskanäle sie den Wechselkurs beeinflussen können. Auf den folgenden Seiten werden zunächst grundlegende Begriffe dieser Seminararbeit erläutert. Nach einer Übersicht über die möglichen Motive für Zentralbankinterventionen in Kapitel 3 folgt in Kapitel 4 ein Überblick über die in der Literatur diskutierten Wirkungskanäle von Zentralbankinterventionen. Kapitel 5 gibt einen Überblick über die Wirkung von Zentralbankinterventionen auf den Wechselkurs anhand einiger ausgewählter empirischer Untersuchungen. Kapitel 6 faßt die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit zusammen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundlagen
2.1 Wechselkurs
2.2 Interventionen
2.3 Unsterilisierte Interventionen
2.4 Sterilisierte Interventionen
3. Motive für Zentralbankinterventionen
4. Wirkungskanäle sterilisierter Zentralbankinterventionen
4.1 Portfolio balance channel
4.2 Signalling channel
4.3 Noise trading channel
4.4 Market microstructure effects
5. Effektivität von Zentralbankinterventionen
5.1 Verdeckte Zentralbankinterventionen
5.2 Zentralbankinterventionen und Wechselkursvolatilität
5.3 Empirische Beobachtungen
6. Zusammenfassung und Ausblick
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Wirkungen einer unsterilisierten Devisenmarktintervention
Abb. 2: Zentralbankbilanz
Abb. 3: Sterilisierte Devisenmarktintervention
1. Einleitung
Im Jahr 1973 brach das Währungssystem von Bretton Woods zusammen. Es handelte sich hierbei um ein System fixierter, aber anpassungsfähiger Wechselkurse, in dem die Zentralbanken die Aufgabe hatten, Angebots- und Nachfrageüberschüsse am Devisenmarkt zum fixierten Kurs auszugleichen und somit die Währungen zu stabilisieren.[1] Gründe für diesen Zusammenbruch waren destabilisierende Währungsspekulationen sowie steigende Zahlungsbilanzdefizite (Zahlungsbilanzüberschüsse) und die Weigerung der Defizitländer (Überschußländer), ihre Währung abzuwerten (aufzuwerten). Nach dem Zusammenbruch gingen die wichtigsten Länder zu Währungssystemen mit flexiblen Wechselkursen über. Zentralbanken sollten somit nicht mehr gezwungen sein, am Devisenmarkt wechselkursstabilisierend einzugreifen.
Trotzdem haben Zentralbanken in der Vergangenheit immer wieder versucht, den Wechselkurs durch eigene Käufe und Verkäufe am Devisenmarkt zu beeinflussen. Auch die EZB intervenierte in den letzten Jahren oft massiv am Devisenmarkt, teilweise in Koordination mit der amerikanischen Fed, um eine weitere Abwertung des Euros gegenüber dem Dollar zu verhindern.
Ziel dieser Seminararbeit ist die Beantwortung der Frage, warum Zentralbanken in Devisenmärkten intervenieren und über welche Wirkungskanäle sie den Wechselkurs beeinflussen können.
Auf den folgenden Seiten werden zunächst grundlegende Begriffe dieser Seminararbeit erläutert. Nach einer Übersicht über die möglichen Motive für Zentralbankinterventionen in Kapitel 3 folgt in Kapitel 4 ein Überblick über die in der Literatur diskutierten Wirkungskanäle von Zentralbankinterventionen. Kapitel 5 gibt einen Überblick über die Wirkung von Zentralbankinterventionen auf den Wechselkurs anhand einiger ausgewählter empirischer Untersuchungen. Kapitel 6 faßt die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit zusammen.
2. Grundlagen
2.1. Wechselkurs
Als nominalen Wechselkurs bezeichnet man das Austauschverhältnis zwischen zwei Währungen. Die Preisnotierung des nominalen Wechselkurses entspricht dem Preis einer fremden Währung in heimischer Währung, während die Mengennotierung des nominalen Wechselkurses die Menge der ausländischen Währungseinheiten bezeichnet, die man für eine Einheit der heimischen Währung erhält.[2] Der gleichgewichtige nominale Wechselkurs ergibt sich, wenn sich Devisenangebot und Devisennachfrage am Devisenmarkt ausgleichen.[3] Bildet sich der gleichgewichtige nominale Wechselkurs in Währungssystemen mit flexiblen Wechselkursen durch Eingriffe der Zentralbank, spricht man auch von „dirty“ oder „managed floating“. Der reale Wechselkurs ergibt sich aus dem Verhältnis der Kaufkraft der Währung im Inland zu der Kaufkraft im Ausland.
2.2. Interventionen
Unter Zentralbankinterventionen versteht man den Kauf oder Verkauf von Devisen gegen heimische Währung durch die Zentralbank an internationalen Devisenmärkten mit dem Ziel, den Wechselkurs zu beeinflussen.[4] Zentralbanken können versuchen die heimische Währung aufzuwerten, indem sie Devisenreserven gegen heimische Währung verkaufen und somit die Nachfrage nach heimischer Währung erhöhen. Treten Zentralbanken als Verkäufer heimischer Währung gegen Devisen auf, führt das erhöhte Angebot zu einer Abwertung der heimischen Währung. Intervenieren Zentralbanken alleine am Markt, spricht man von unilateralen Interventionen, gemeinsame und abgestimmte Interventionen bezeichnet man als koordinierte Interventionen. Versuchen Zentralbanken, durch Interventionen den Trend des Wechselkurses umzukehren oder zu verlangsamen, z.B. eine Währung unter Abwertungsdruck aufzuwerten oder die Geschwindigkeit der Abwertung zu verringern, spricht man von einer „leaning against the wind“ Strategie. Zentralbankinterventionen mit dem Ziel, den Trend des Wechselkurses zu verstärken oder zu unterstützen, werden als „leaning with the wind“ Strategie bezeichnet.[5]
2.3 Unsterilisierte Interventionen
Zentralbankinterventionen an Devisenmärkten führen zu einer Veränderung der heimischen Geldmenge. Durch den Kauf von Devisen gegen heimische Währung erhöht sich die in Umlauf befindliche heimische Geldmenge, während sie sich durch den Verkauf von Devisen gegen heimische Währung verringert.
Am Beispiel einer für unterbewertet gehaltenen heimischen Währung soll nun der Effekt einer unsterilisierten Devisenmarktintervention verdeutlicht werden. Der Schnittpunkt der Devisenangebotskurve S0USD und der Devisennachfragekurve D0USD ergibt den gleichgewichtigen Wechselkurs e0. Die heimische Zentralbank verkauft, mit dem Ziel der Aufwertung der heimischen Währung auf e1, Devisenreserven gegen heimische Währung und reduziert somit die heimische Geldmenge. Dies führt im Mundell-Flemming-Modell kurz- und mittelfristig zu steigenden Zinsen. Dem Zinsanstieg folgt ein Kapitalfluß vom Ausland ins Inland, das Devisenangebot erhöht sich, S0USD verschiebt sich nach rechts auf S1USD. Durch die Zinserhöhung reduzieren
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Wirkungen einer unsterilisierten Devisenmarktintervention[6]
sich Produktion und Einkommen, dies führt zur Verringerung der Importe und der Devisennachfrage. D0USD verschiebt sich auf D1USD.[7] Unsterilisierte Interventionen haben somit die gleichen geldpolitischen Konsequenzen wie expansive oder kontraktive Geldpolitik[8] und werden daher nicht näher betrachtet.
2.4 Sterilisierte Interventionen
Werden Zentralbankinterventionen an Devisenmärkten durch gegenläufige Geschäfte mit heimischen Wertpapieren sterilisiert, so hat dies keine Änderung der heimischen Geldbasis zur Folge.[9] Sterilisierte Interventionen führen zu einer relativen Veränderung des Angebots an in- und ausländischen Wertpapieren.[10] Der Ablauf einer sterilisierten Zentralbankintervention soll nun anhand einer vereinfachten Zentralbankbilanz verdeutlicht werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Zentralbankbilanz[11]
Die NAF setzen sich aus den Devisenbeständen, den Beständen an ausländischen Wertpapieren sowie dem Goldbestand der Zentralbank zusammen und bilden deren offizielle Währungsreserve. Die NIF beinhalten Anleihen und Wertpapiere der öffentlichen Hand sowie vergebene Kredite an Geschäftsbanken.[12] M beinhaltet den Bargeldumlauf sowie die Einlagen von Kreditinstituten bei der Zentralbank.
Aus der Zentralbankbilanz folgt:
M = NAF + NIF
Wie bereits oben erwähnt, führt eine unsterilisierte Devisenmarktintervention zu einer Veränderung von M und NAF und hat normalerweise negative Auswirkungen auf die heimische Konjunktur. Um M konstant zu halten, sterilisieren Zentralbanken ihre Interventionen meistens durch Offenmarktgeschäfte, es gilt:
DM = DNAF + DNIF = 0
DNAF = -DNIF
Greift man auf das bereits oben angeführte Beispiel der für unterbewertet gehaltenen heimischen Währung zurück, so verkauft die Zentralbank Devisenreserven gegen heimische Währung um deren Aufwertung zu erreichen. NAF sinkt in gleichem Maße wie M, es folgt: -DM = -DNAF. Zur Sterilisation dieser Intervention kauft die Zentralbank über Offenmarktgeschäfte Wertpapiere von Geschäftsbanken an, NIF und M steigen, es folgt: DNIF = DM.
[...]
[1] Vgl. Demmler (1997), S. 867
[2] Vgl. Demmler (1997) , S. 779
[3] Vgl. Borchert (2001), S. 172
[4] Vgl. Schwartz (2000), S. 2
[5] Vgl. Fatum / Hutchison (2003), S. 398
[6] Vgl. Frenkel / Pierdzioch / Stadtmann (2003), S. 137
[7] Vgl. Frenkel / Pierdzioch / Stadtmann (2003), S. 136
[8] Vgl. Kirchner (2002), S. 657
[9] die nationale Geldpolitik wird somit unabhängig vom Wechselkurs
[10] Vgl. Baillie / Osterberg (1997), S. 911
[11] Vgl. Kirchner (2002), S. 657
[12] Vgl. Obstfeld / Krugmann (2003), S. 486
- Arbeit zitieren
- Frank Göttlicher (Autor:in), 2003, Zentralbankinterventionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22237
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