Im Rahmen betrieblicher Schulungen oder auch in populärwissenschaftlichen Schriften wurde oft die These vertreten, dass ein gutes Betriebsklima und ein hoher Zusammenhalt, sprich eine hohe Kohäsion, innerhalb einer Arbeitsgruppe zu einer Verbesserung des Leistungsverhaltens führen. "Eine derartige These mag zunächst plausibel klingen; sie entspricht auch der Auffassung vieler Praktiker, allerdings nicht dem Stand sozialpsychologischer Forschung" (Rosenstiel, 2000, S. 257).
Die Beziehung zwischen Gruppenkohäsion und Leistungsverhalten ist nicht nur von theoretischem, sondern auch von praktischen Interesse. In Arbeitsgruppen, die längere Zeit zusammenarbeiten, kann sich ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, eine starke Gruppenkohäsion, entwickeln. Es ergibt sich deshalb die Frage:
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Gruppenkohäsion und Gruppenleistung? Führt eine hohe Gruppenkohäsion automatisch auch zu einer höheren Gruppenleistung oder wirkt sich niedrige Kohäsion eher positiv auf die Leistung einer Gruppe aus?
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Gruppenleistung und Gruppenkohäsion. Ob dieser Zusammenhang besteht und wie er sich auswirkt, soll anhand einer fiktiven Studie in Schulklassen eines Förderzentrums und in Klassen einer Polizeischule untersucht werden. Bei der Aufgabenstellung wird dabei auf den Leistungstyp des Problemlösens nach WITTE zurückgegriffen.
Zu Beginn dieser Arbeit stehen die Definitionen der Begriffe Gruppe, Kohäsion und Leistung.
Kohäsion wird im Anschluss daran als abhängige und als unabhängige Variabel zur Leistung betrachtet.
Als theoretischen Ansatz für die Fragestellung wird das Groupthink-Modell von JANIS (1972) herangezogen und ausführlich dargestellt.
Im Anschluss daran erfolgen theoretische Überlegungen, mit dem Ziel, basierend auf dem Schwerpunkt dieser Hausarbeit, eine Arbeitshypothese abzuleiten. Im weiteren Verlauf wird die Hypothese operationalisiert.
Nach der Erstellung eines Untersuchungsdesigns werden bestimmte Validitätsprobleme besprochen.
Nach der Vorstellung empirischer Ergebnisse diverser Fallstudien, folgt eine Interpretation der Hypothese vor einem abschließendem Resümeé und Ausblick.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition
- Gruppe
- Kohäsion
- Leistung
- Bedingungen die zur Gruppenkohäsion führen
- Kohäsion als abhängige Variable
- Kohäsion als unabhängige Variable
- Das Modell von Janis
- Grundgedanke von Groupthink
- Kriterium der Gruppenpolarisierung
- Entstehung von Groupthink
- Randbedingungen von Groupthink
- Gruppenkohäsion
- Strukturelle Fehler der Organisation
- Provokativer situationaler Kontext
- Das Zusammenspiel der drei Randbedingungsblöcke
- Vermittelnder Mechanismus – „concurrence seeking“
- Groupthink-Symptome
- Groupthink-Konsequenzen
- Kritik zum Groupthink-Modell
- Fallstudien zur Überprüfung des Groupthink-Modells
- Grundgedanke von Groupthink
- Der Zusammenhang zwischen Gruppenleistung und Gruppenkohäsion
- Formulierung der Hypothese
- Operationale Definition von Kohäsion
- Soziometrie
- Kriterien für eine Soziometrische Untersuchung
- Durchführung des Soziometrischen Tests
- Analyse der Ergebnisse des Soziometrischen Tests
- Fehlerquellen
- Gütekriterien
- Soziometrie
- Operationale Definition von Leistung
- Einbindung weiterer Randbedingungen
- Untersuchungsdesign
- Stichprobenauswahl und Durchführung – Hauptschule
- Stichprobenauswahl und Durchführung – Polizeischule
- Auswerteverfahren
- Validitätseinschränkung der Untersuchungsmethode
- Interne Validität
- Externe Validität
- Untersuchung von Mullen and Cooper
- Untersuchung von Callaway & Esser
- Untersuchung von Seashore
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Gruppenkohäsion und Gruppenleistung. Ziel ist es, diese Beziehung anhand einer fiktiven Studie in Schulklassen und Polizeischulklassen zu analysieren und zu überprüfen, ob eine hohe Kohäsion automatisch zu höherer Leistung führt oder ob ein anderer Zusammenhang besteht. Der Fokus liegt auf dem Leistungstyp Problemlösen nach Witte.
- Definition und Abgrenzung der Begriffe Gruppe, Kohäsion und Leistung
- Das Groupthink-Modell von Janis und dessen Relevanz für die Fragestellung
- Formulierung und Operationalisierung einer Hypothese zum Zusammenhang zwischen Kohäsion und Leistung
- Beschreibung des Untersuchungsdesigns und der methodischen Vorgehensweise
- Analyse und Interpretation der Ergebnisse im Kontext bestehender Forschung.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Gruppenleistung und Gruppenkohäsion ein und verweist auf die Bedeutung sozialer Beziehungen in Organisationen. Sie skizziert die Forschungsfrage nach dem Zusammenhang zwischen Kohäsion und Leistung und benennt den Schwerpunkt der Arbeit auf die Untersuchung dieses Zusammenhangs anhand einer fiktiven Studie in Schulklassen und an einer Polizeischule, wobei der Leistungstyp Problemlösen nach Witte im Fokus steht. Die Arbeit gliedert sich in die Definition der Schlüsselbegriffe, die Darstellung des Groupthink-Modells, die Formulierung und Operationalisierung einer Hypothese, die Beschreibung des Untersuchungsdesigns, die Präsentation empirischer Ergebnisse, eine anschließende Diskussion und einen Ausblick.
Definition: Dieses Kapitel definiert die Begriffe Gruppe, Kohäsion und Leistung aus verschiedenen Blickwinkeln. Es beleuchtet die unterschiedlichen Definitionen von „Gruppe“ in der Psychologie und wählt eine sozialpsychologische Definition, die sich auf die Funktion der Gruppe für das Individuum bezieht. Die Definitionen von Kohäsion und Leistung legen den Grundstein für die spätere Hypothesenbildung und die Operationalisierung der Variablen in der empirischen Untersuchung. Der Fokus liegt auf der Klärung der zentralen Begriffe, um eine gemeinsame Grundlage für die weitere Arbeit zu schaffen.
Bedingungen die zur Gruppenkohäsion führen: Dieses Kapitel untersucht Kohäsion sowohl als abhängige als auch als unabhängige Variable in Bezug auf die Gruppenleistung. Es werden verschiedene Faktoren und Bedingungen betrachtet, die zur Entstehung und Stärkung von Gruppenkohäsion beitragen. Die Analyse dieser Bedingungen legt den Grundstein für das Verständnis der komplexen Interaktion zwischen Kohäsion und Leistung, indem sie die verschiedenen Einflussfaktoren auf die Kohäsion beleuchtet und den Weg für die spätere Hypothesenbildung ebnet.
Das Modell von Janis: Dieses Kapitel präsentiert ausführlich das Groupthink-Modell von Janis (1972). Es erläutert den Grundgedanken des Groupthink, seine Entstehung, die relevanten Randbedingungen (Gruppenkohäsion, strukturelle Organisationsfehler, provokativer situationaler Kontext) und deren Zusammenspiel. Der vermittelnde Mechanismus „concurrence seeking“ wird ebenso erklärt wie die Symptome und Konsequenzen von Groupthink. Abschließend wird die Kritik an diesem Modell diskutiert und ausgewählte Fallstudien zur Überprüfung des Modells vorgestellt. Der Bezug zum Thema der Arbeit wird hergestellt, indem die Bedeutung der Gruppenkohäsion als Randbedingung für Groupthink hervorgehoben wird.
Der Zusammenhang zwischen Gruppenleistung und Gruppenkohäsion: Dieses Kapitel beschreibt die Formulierung der Hypothese, die den zentralen Forschungsgegenstand der Arbeit darstellt, sowie die Operationalisierung der zentralen Variablen Gruppenkohäsion und Gruppenleistung. Die Operationalisierung der Kohäsion geschieht über Soziometrie, mit Erläuterung der Kriterien, Durchführung, Analyse, Fehlerquellen und Gütekriterien. Die Operationalisierung der Leistung wird ebenfalls detailliert beschrieben, gefolgt von der Einbindung weiterer Randbedingungen. Das Kapitel schließt mit dem Untersuchungsdesign, der Beschreibung der Stichprobenauswahl und Durchführung an Hauptschule und Polizeischule, sowie einer detaillierten Schilderung des Auswerteverfahrens. Schließlich werden kritische Punkte der Validität der Untersuchungsmethode analysiert, unterteilt in interne und externe Validität.
Schlüsselwörter
Gruppenkohäsion, Gruppenleistung, Groupthink, Soziometrie, Problemlösen, Hypothesentest, empirische Untersuchung, Validität, Organisationspsychologie, Sozialpsychologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Gruppenkohäsion und Gruppenleistung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Gruppenkohäsion und Gruppenleistung. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse dieser Beziehung anhand einer fiktiven Studie in Schulklassen und Polizeischulklassen. Es wird geprüft, ob hohe Kohäsion automatisch zu höherer Leistung führt oder ob andere Zusammenhänge bestehen. Der Leistungstyp Problemlösen nach Witte steht im Mittelpunkt.
Welche Begriffe werden definiert?
Die Arbeit definiert die Schlüsselbegriffe „Gruppe“, „Kohäsion“ und „Leistung“. Es werden verschiedene Definitionen von „Gruppe“ betrachtet, wobei eine sozialpsychologische Definition gewählt wird, die die Funktion der Gruppe für das Individuum betont. Die Definitionen von Kohäsion und Leistung bilden die Grundlage für die Hypothesenbildung und die Operationalisierung der Variablen in der empirischen Untersuchung.
Welche Bedingungen führen zu Gruppenkohäsion?
Das Dokument untersucht Kohäsion sowohl als abhängige als auch als unabhängige Variable in Bezug auf die Gruppenleistung. Es werden verschiedene Faktoren und Bedingungen betrachtet, die zur Entstehung und Stärkung von Gruppenkohäsion beitragen. Die Analyse dieser Bedingungen soll das Verständnis der komplexen Interaktion zwischen Kohäsion und Leistung verbessern.
Welche Rolle spielt das Groupthink-Modell von Janis?
Die Arbeit beschreibt ausführlich das Groupthink-Modell von Janis (1972). Es werden der Grundgedanke, die Entstehung, die Randbedingungen (Gruppenkohäsion, strukturelle Organisationsfehler, provokativer Kontext) und deren Zusammenspiel erläutert. Der vermittelnde Mechanismus „concurrence seeking“, Symptome, Konsequenzen und Kritik am Modell werden diskutiert. Ausgewählte Fallstudien zur Überprüfung des Modells werden vorgestellt. Die Bedeutung der Gruppenkohäsion als Randbedingung für Groupthink wird hervorgehoben.
Wie wird die Hypothese formuliert und operationalisiert?
Das Dokument beschreibt die Formulierung der zentralen Hypothese zum Zusammenhang zwischen Kohäsion und Leistung. Die Operationalisierung der Variablen erfolgt wie folgt: Gruppenkohäsion wird mittels Soziometrie gemessen (inkl. Kriterien, Durchführung, Analyse, Fehlerquellen und Gütekriterien). Die Operationalisierung der Leistung wird detailliert beschrieben. Weitere Randbedingungen werden einbezogen.
Welches Untersuchungsdesign wird verwendet?
Die Arbeit beschreibt das Untersuchungsdesign, die Stichprobenauswahl und -durchführung an Hauptschulen und Polizeischulen sowie das Auswerteverfahren. Die interne und externe Validität der Untersuchungsmethode werden kritisch analysiert.
Welche empirischen Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert empirische Ergebnisse, die auf Studien von Mullen and Cooper, Callaway & Esser und Seashore Bezug nehmen. Allerdings werden keine konkreten Ergebnisse aus der fiktiven Studie präsentiert. Es wird vielmehr der methodische Prozess einer solchen Studie dargestellt.
Wie lauten die Schlussfolgerungen und der Ausblick?
Das Dokument enthält eine Diskussion der Ergebnisse und Schlussfolgerungen, sowie einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die relevanten Schlüsselwörter sind: Gruppenkohäsion, Gruppenleistung, Groupthink, Soziometrie, Problemlösen, Hypothesentest, empirische Untersuchung, Validität, Organisationspsychologie, Sozialpsychologie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Definition (Gruppe, Kohäsion, Leistung), Bedingungen, die zur Gruppenkohäsion führen, Das Modell von Janis (Groupthink), Der Zusammenhang zwischen Gruppenleistung und Gruppenkohäsion, Empirische Ergebnisse, Diskussion/Schlussfolgerung, Ausblick.
- Quote paper
- Michael Laumer (Author), Chr. Niedermayer (Author), 2003, Der Zusammenhang zwischen Gruppenkohäsion und Gruppenleistung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22147