Kurzwörter sind ein Phänomen, das mit der Entwicklung der Sprache entstanden ist. Die ersten Kurzwörter benutzte man in der gesprochenen Sprache um Personennamen abzukürzen. Mit der Entstehung der Alphabetschrift wurden vor allem Kurzwörter verbreitet, die aus den Anfangsbuchstaben (Initialen) von einzelnen Wörter gebildet waren. Aber die bedeutsame Zunahme und Ausbreitung von Kurzwörtern fing erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts an. Erst in diesem Jahrhundert hat man angefangen, die Kurzwörter zu untersuchen und zu typologisieren. In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich mit den Kurzwörtern im Deutschen befassen. In dem heutigen Deutsch treten oft verschiedene Arten der Wortkürzung auf, die aber nicht zu den Kurzwörtern gezählt werden können. Ich möchte diese Kürzungserscheinungen von meinem Untersuchungsgegenstand ausgrenzen und kurz erläutern. Es handelt sich um mehrfach im Text genannte Wortteile, die oft gekürzt und durch Konjunktionen ersetzt werden:
(1a) Blumen- und Gemüsebeete
Sie werden jedoch als eine Art Halbkomposita und nicht als Kurzwort betrachtet. Auch auf der phonologischen Ebene treten Kürzungen in der Form der Aphärese, der Apokope und der Synkope (Lautwegfall am Wortanfang, Wortende oder in der Mitte) auf. Sie zählen nicht zu den Kurzwörtern.
(2 a) raus aus heraus
Eine Art der Kürzung, aber kein Kurzwort, ist auch Haplologie, wo eine von zwei gleichen Silben im Wort ausgelassen wird:
(3 a) Zauberin statt Zaubererin
Zu den umstrittensten sprachlichen Kürzungen gehören die Abkürzungen. Es sind Schriftabkürzungen, die nur eine graphische Form haben und keine eigene Lautgestalt besitzen. Sie werden immer nur so ausgesprochen, wie ihre Vollform ausgeschrieben wird.
(4 a) /u.s.w./: /und so weiter/
Da der Schwerpunkt meiner Arbeit in der Untersuchung der Kurzwörter im Deutschen liegt, habe ich die Abkürzungen und die anderen schon erwähnten Kürzungsverfahren ausgelassen. In dem ersten Teil meiner Arbeit möchte ich mich mit der Bildung, der Stellung und den homonynenbildenden Kurzwörtern befassen. Anschließen versuche ich, mit Hilfe von empirischen Untersuchungen, die Tendenzen im Gebrauch einiger Kurzworttypen in der studentischen Presse darzustellen
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der wichtigsten Kurzformen
Einführung
1. Die Relationen zwischen Kurzwort und Basislexem
2. Kriterien zur Beschreibung und Typologisierung der Kurzwörter
3. Haupttypen der Kurzwörter
3.1. Unisegmentale Kurzwörter
3.1.1. Kopfwörter
3.1.2. Endwörter
3.1.3. Rumpfwörter
3.2. Partielle Kurzwörter
3.3. Multisegmentale Kurzwörter
3.3.1. Silbenkurzwörter
3.3.2. Mischkurzwörter
3.3.3. Initialkurzwörter
3.3.3.1. Mit dem Lautwert realisierte Initialwörter
3.3.3.2Initialkurzwörter mit dem Buchstabennamen realisiert
4. Homonymenbildende Kurzwortvarianten
5. Die Integration der Kurzwörter in das Sprachsystem
6. Zum Gebrauch einiger Kurzworttypen anhand einer Untersuchung
7. Schlußwort
8. Literaturverzeichnis
Einführung
Kurzwörter sind ein Phänomen, das mit der Entwicklung der Sprache entstanden ist. Die ersten Kurzwörter benutzte man in der gesprochenen Sprache um Personennamen abzukürzen. Mit der Entstehung der Alphabetschrift wurden vor allem Kurzwörter verbreitet, die aus den Anfangsbuchstaben (Initialen) von einzelnen Wörter gebildet waren. Aber die bedeutsame Zunahme und Ausbreitung von Kurzwörtern fing erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts an. Erst in diesem Jahrhundert hat man angefangen, die Kurzwörter zu untersuchen und zu typologisieren. Einer der ersten Sprachwissenschaftler, der die Problematik der Kürzung im Deutschen behandelte, war E. Rode. 1907 behauptete er, daß vor allem die Studenten-, Rechts- und Zeitungssprache zur Vermehrung der Kurzwörter beitrage.1 Zu den bedeutsamen Sprachforschern unseres Jahrhunderts auf diesem Gebiet gehören unter anderem: W. Hofrichter, W. Vieregge, G. Bellmann und H. Wellmann.
In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich mit den Kurzwörtern im Deutschen befassen. In dem heutigen Deutsch treten oft verschiedene Arten der Wortkürzung auf, die aber nicht zu den Kurzwörtern gezählt werden können. Ich möchte diese Kürzungserscheinungen von meinem Untersuchungsgegenstand ausgrenzen und kurz erläutern.
Es handelt sich um mehrfach im Text genannte Wortteile, die oft gekürzt und durch Konjunktionen ersetzt werden:
(1a) Blumen- und Gemüsebeete
Sie werden jedoch als eine Art Halbkomposita und nicht als Kurzwort betrachtet.
Auch auf der phonologischen Ebene treten Kürzungen in der Form der Aphärese, der Apokope und der Synkope (Lautwegfall am Wortanfang, Wortende oder in der Mitte) auf. Sie zählen nicht zu den Kurzwörtern.
(2 a) raus aus heraus
(2 b) dem Freund(e)
(2 c) mhd. obest in nhd. Obst
Eine Art der Kürzung, aber kein Kurzwort, ist auch Haplologie, wo eine von zwei gleichen Silben im Wort ausgelassen wird:
(3 a) Zauberin statt Zaubererin
(3 b) tragikomisch statt tragikokomisch
Zu den umstrittensten sprachlichen Kürzungen gehören die Abkürzungen. Es sind Schriftabkürzungen, die nur eine graphische Form haben und keine eigene Lautgestalt besitzen. Sie werden immer nur so ausgesprochen, wie ihre Vollform ausgeschrieben wird. (4 a) /u.s.w./: /und so weiter/
(4 b) /z.B./: /zum Beispiel/
Einige Sprachforscher betrachten sie sogar als Oberbegriff für alle Typen von Kurzformen2. Da der Schwerpunkt meiner Arbeit in der Untersuchung der Kurzwörter im Deutschen liegt, habe ich die Abkürzungen und die anderen schon erwähnten Kürzungsverfahren ausgelassen. In dem ersten Teil meiner Arbeit möchte ich mich mit der Bildung, der Stellung und den homonynenbildenden Kurzwörtern befassen. Anschließen versuche ich, mit Hilfe von empirischen Untersuchungen, die Tendenzen im Gebrauch einiger Kurzworttypen in der studentischen Presse darzustellen.
1. Die Relationen zwischen Kurzwort und Basislexem
Kurzwort definiert man als eine graphisch und phonisch realisierbare Lexikoneinheit, die durch Reduktion der Morphemenanzahl eines Basislexems entstanden ist, wobei die lexikal ische Bedeutung erhalten bleibt. Dadurch entsteht eine Synonymie zwischen dem Original wort und dem Kurzwort, auch Variationbeziehung genannt. Das Kurzwort bildet eine sprachliche Variation des gleichbedeutenden aber längeren Originals. Beide Formen stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander. Wenn das Kurzwort eine allgemeinverständliche Einheit bezeichnet, reicht es völlig, z.B. in einem Text nur das Kurzwort zu verwenden:
(1 a) /EU/: / Europäische Gemeinschaft/
Aber in dem Fall, wenn die Bedeutung der Kurzform unbekannt ist, muß auch das Vollverb erwähnt werden:
(2 a) /DKSB/: /Deutscher Kinderschutzbund/
Basislexemen können alle Einheiten des Wortschatzes, einzelne Wörter und auch Wortgruppenlexeme werden.
Kurzwörter werden aus Einzelnwörtern (nur Substantive) gebildet. Substantive, die gekürzt als Kurzwort auftreten können, müssen überdurchschnittlich komplex sein. Diese Voraussetzung erfüllen vor allem mehrgliedrige Komposita und vielsilbige Fremdwörter. (3 a) /BGS/: /Bundesgrenzschutz /
(3 b) /Akku/: /Akkumulator/
Verkürzen lassen sich auch feste Wortverbindungen (Wortgruppenlexeme) mit adjektivischen, genitivischen und präpositionalen Attributen. Es sind am häufigsten die Namen von Institutionen, Organisationen wie Staaten, Parteien, Vereinen oder Verlagen, Polizei und Militär, die nicht umstellbar oder erweitbar sind.
(4 a) /TÜV/: /Technischer Überwachungsdienst/ (4 b) /BRD/: /Bundesrepublik Deutschland/
Präpositionalgefüge mit unterschiedlichen Präpositionen können auch gekürzt sein, wobei die meisten Präpositionen nicht ins Kurzwort übermomen werden. (5 a) für: /Bfg/: /Bank für Gemeinschaft/
(5 b ) gegen : /SATIS/: /Studentische Arbeitsgruppe gegen Tierverbrauch im Studium/
Obwohl das Kurzwort und das Ausgangselement eine Variation desselben Wortes sind, können trotzdem einige Unterschiede zwischen den beiden auftreten. Oft unterscheiden sie sich in der Schreibung. In dem Vollwort wird nur der erste Buchstabe groß geschrieben, in dem Kurzwort dagegen alle Buchstaben (Initialkurzwort).
(6 a) /UKW/: /Ultrakurzwelle/
Auch die Pluralform des Kurzwortes kann sich von dem Plural des Originalwortes unterscheiden.
(7 a) /Lastkraftwagen/ (7 b) /LKWs/
Es kann auch zu Unterschieden auf der semantischen Ebene kommen. Die Kurzform kann neu interpretiert sein und eine andere Bedeutung als das Basislexem bekommen. (8 a) /Jemand fährt einen BMW/ In dem Sinne von einem Personenwagen. (8 b) /BMW/: /Bayerische Motorenwerke/
(9 a) /Erhöhung des BaföG/ In dem Sinne von Geld (9 b) /BaföG/: /Bundesausbildungsförderungsgesetz/
Wenn die Bedeutung des Kurzwortes in die Vergessenheit gerät, entstehen oft semantische Doppelungen, um die Bedeutung zu verdeutlichen.
(10 a) /dtv-Verlag/
(10 b) /dtv/: /Deutscher Taschenbuchverlag/
(11 a) /ABM-Maßnahme/
(11 b) /ABM/: /Arbeitsbeschaffungsmaßnahme/
2. Kriterien zur Beschreibung und Typologisierung der Kurzwörter
Kurzwörter bestehen aus ausgewählten Morphemen der Vollform. Am häufigsten sind in dem Kurzwort freie Morpheme des Basislexems repräsentiert. Sie können entweder in Wortgruppen als freie Wörter oder als Konstituenten im Komposita vorkommen. Auch gebundene Morpheme können ins Kurzwort eingehen.
(1 a) aus : /Azubi/: /Auszubildener/
Nicht alle Teile des Basislexems werden von der Kurzform übernommen. Zu den Elementen, die am häufigsten ausgelassen werden, zählen die Präpositionen von Wortgruppen und die Artikel.
(2 a) /SNIB/: /Sprachatlas von Niederbayern/
(2 b) /ARGO/: /Arbeitsgemeinschaft der Fachverbände des Ofensetzer-und Keramiker Handwerks/
Das erste Merkmal zur Beschreibung der Kurzwörter ist der Umfang der Kurzwortsegmente3. Die Kurzformen können einerseits aus kleinen Elementen (Initialkurzwörter, Silbenkurzwörter), andererseits aus größeren (Kopf-und Schwanzwörter) bestehen. Die Anzahl von Kurzwortsegmenten4 ist entscheidend bei der Einteilung in multi- und unisegmentale Kurzwörter. Zur Bestimmung einer Kurzwortklasse dient auch die Position der Kurzwortsegmente in dem Ursprungswort (Kurzwörter, Klammerformen). Eine bedeutende Rolle spielt auch die Aussprache des Kurzwortes. Einige Kurzformen sind mit Buchstabennamen (Initialkurzwörter), andere dagegen mit Lautwert ihrer Buchstaben (Silbenkurzwörter) phonisch realisiert.
Zu den weiteren Aspekten der Kürzungsbeschreibung gehört auch die Untersuchung des Basislexems. Es muß festgestellt werden, ob es sich um ein fremdsprachiges oder ein heimisches Wort handelt, ob es eine Wortgruppe oder ein Komposita ist. Zur Beschreibung der Kurzformen können sogar ihre orthographischen Besonderheiten (z.B. zwei Schreibungsarten existieren nebeneinander und werden gleichzeitig gebraucht) beitragen.
3. Haupttypen der Kurzwörter
Die Kurzwörter sind in drei Haupttypen eingeteilt: in unisegmentale, multisegmentale und partielle Kurzwörter. Das wichtigste Kriterium bei dieser Klassifikation ist die Anzahl der Kurzwortsegmente. Die Segmente eines Kurzwortes kann man bei der Gegenüberstellung des Vollwortes und der gekürzten Form deutlich erkennen.
(1 a) /Fuzo/: /Fußgängerzone /
(2 a) /Demo/: /Demonstration /
Die Teile eines Kurzwortes, die aus einem Basislexem übernommen sind, bilden zusammen ein Kurzwortsegment. Bei Initialkurzwörtern besteht ein Kurzwortsegment nur aus einem Buchstaben.
3. 1. Unisegmentale Kurzwörter
Die unisegmentalen Kurzformen sind aus einem ein- bis zweisilbigen und seltener dreisilbigen Teil des Ursprungswortes gebildet. Sie sind in drei Klassen gegliedert, wobei die Position des Kurzwortsegmentes im Basislexem die entscheidenden Rolle spielt.
3. 1. 1. Kopfwörter
Kopfwörter gehören zu der ersten Unterklasse der unisegmentalen Kurzwörter. Sie zeichnen sich dadurch aus, daß sie aus einem Anfangsmorphem (vor allem Kernmorphem) gebildet sind, der in der Funktion der gesamten Morphemkombination verwendet wird. Ein Kopfwort kann sowohl aus einen gebundenen, als auch einem freien Morphem entstehen:
(1 a) /Dia/: /Diapositiv/
(1 b ) /Tele/: /Teleobjektiv/
(2 a) /Ober/: /Oberkellner/
[...]
1 Kobler - Trill, Dorothea: Das Kurzwort im Deutschen, Tübingen 1994, S. 35.
2 Hofrichter, Werner : Zur Problem der Abkürzungen in der deutschen Gegenwartssprache, in: Linguistische Studien des Zentralinstituts für Sprachwissenschaft, Reihe A, Arbeitsberichte 44, Berlin 1977.
3 Erklärung des Terminus: siehe Seite 6.
4
- Arbeit zitieren
- Bozena Esskali (Autor:in), 2000, Das Kurzwort im Deutschen - eine empirische Untersuchung in der deutschen Jugendpresse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22053
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