Das 19. Jahrhundert war in England das Zeitalter der umfassenden Reformen: Die industrielle Revolution, die gesellschaftliche Neuordnung der Klassen durch die Stärkung des Mittelstandes und der Arbeiterschaft sowie zwei Parlamentsreformen führen zu weitreichenden Umwälzungen, welche schliesslich das „Viktorianische Zeitalter“ einläuten. Die schnelle Industrialisierung des damaligen Agrarstaates verbundenen mit einem überproportionalen Bevölkerungswachstum führten zur Bildung eines grossen städtischen Proletariats und damit einhergehend zu erhöhter Arbeitslosigkeit und Armut. Maschinenrevolten, ein gescheiterter Generalstreik und menschenverachtende Frauen- und Kinderarbeit unter heute unvorstellbaren Bedingungen waren Begleiterscheinungen dieser rasanten Veränderungen. Diese unterprivilegierten Bevölkerungsschichten - von der politischen Herrschaft ausgeschlossen - organisierten sich in politischen Vereinen und Gewerkschaften, welche aber zunächst von der Regierung unterdrückt werden. Die Forderung: Beschneidung der aristokratischen Macht und Einführung einer absoluten Gleichheit und Gleichberechtigung aller Klassen.1 Erst allmählich passt sich die englische Aristokratie den neuen sozialen Gegebenheiten an. So wird durch die Parlamentsreformen von 1831 und 1867 unter anderem das Wahlrecht auf die Mittelklasse und einen Teil der Arbeiterschaft ausgedehnt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- HINTERGRUND
- Geschichtlicher Hintergrund - England im 19. Jahrhundert
- Mills Werdegang
- CONSIDERATIONS ON REPRESENTATIVE GOVERNMENT
- Vom Befürworter einer reinen zum Anhänger einer gemässigten Form von Demokratie (Einfluss Toquevilles)
- Mills Kriterien einer guten Regierungsform
- Repräsentativregierung als anzustrebende Regierungsform
- Gefahren und Schwächen der Repräsentativverfassung
- Absicherung gegen die Gefahren der Repräsentativregierung
- Wahlsystem nach Thomas Hare
- Wahlrechtsausschlüsse als Ausnahmefälle
- Pluralstimmrecht
- Der Verwurf des geheimen Wahlrechts
- Freies Mandat für die Repräsentanten
- Bildung für alle als Grundlage der staatlichen Ordnung
- GEDANKEN ZU MILLS IDEE DER WAHLRECHTSBESCHRÄNKUNG
- Missbrauch von Mills Idee der Bildungsqualifikation („literacy tests\" in den USA)
- Argumente für eine Einschränkung des allgemeinen Wahlrechts?
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
John Stuart Mills „Considerations on Representative Government“ (1861) befasst sich mit der Frage der besten Regierungsform und analysiert die Vor- und Nachteile einer Repräsentativregierung im 19. Jahrhundert. Im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in England zu dieser Zeit, setzt sich Mill mit verschiedenen Aspekten der Demokratie auseinander, einschließlich der Wahlrechtsbestimmungen, den Gefahren einer Repräsentativregierung und den Möglichkeiten, diese zu bewältigen.
- Die Entwicklung der Demokratie und die Kritik an einer reinen, unregulierten Demokratie
- Die Analyse der Stärken und Schwächen einer Repräsentativregierung
- Die Frage der Wahlrechtsausweitung und die Bedeutung von Bildung für die politische Partizipation
- Die Gefahren einer Repräsentativregierung und die Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen
- Der Einfluss von Toquevilles Ideen auf Mills Denken
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen historischen Hintergrund zur Entwicklung Englands im 19. Jahrhundert, mit besonderem Fokus auf die industrielle Revolution und die damit einhergehenden sozialen Veränderungen. Es zeichnet ein Bild der Herausforderungen und Chancen, die durch die rasante Industrialisierung entstanden.
Kapitel zwei befasst sich mit den Kernpunkten von Mills „Considerations on Representative Government“. Es analysiert, wie Mill von einem Verfechter einer reinen Demokratie zu einem Befürworter einer gemässigten Form übergeht, und erklärt seine Kriterien für eine gute Regierungsform. Darüber hinaus werden die Chancen und Risiken einer Repräsentativregierung beleuchtet.
Der dritte Abschnitt beleuchtet detailliert die Maßnahmen, die Mill zur Absicherung gegen die Gefahren der Repräsentativregierung vorschlägt. Er erklärt das Wahlsystem nach Thomas Hare und diskutiert die Notwendigkeit von Wahlrechtsausschlüssen, Pluralstimmrecht und anderen Instrumenten.
Das vierte Kapitel setzt sich kritisch mit Mills Idee der Wahlrechtsbeschränkung auseinander. Es thematisiert den Missbrauch dieser Idee in den Vereinigten Staaten und stellt die Frage nach Argumenten für eine Einschränkung des allgemeinen Wahlrechts.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen, mit denen sich Mills „Considerations on Representative Government“ beschäftigt, sind die Entwicklung der Demokratie im 19. Jahrhundert, die Analyse der Stärken und Schwächen einer Repräsentativregierung, die Frage der Wahlrechtsausweitung und die Bedeutung von Bildung für die politische Partizipation. Darüber hinaus sind die Gefahren der Repräsentativregierung, die Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen, das Wahlsystem nach Thomas Hare, das Pluralstimmrecht und der Einfluss von Alexis de Tocqueville wichtige Schlagworte des Werks.
- Quote paper
- Andreas Schlatter (Author), 2004, John Stuart Mill: Considerations on Representative Government, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22012