Eine "welthistorische Initiative" nannte sie die SED im Osten Deutschlands1, während
Adenauer sie im Westen nur mit dem Kommentar "oberste Pflicht sei es, jetzt zu schweigen"2
versah. Die Rede ist von der sog. "Stalin-Note", die den Vertretern der drei Westmächte in
Moskau durch den stellvertretenden sowjetischen Außenminister Gromyko am 10. März 1952
überreicht wurde.
Die Wiedervereinigung Deutschlands war das Angebot, das Stalin den Deutschen machte,
gepaart mit dem Vorschlag eines Friedensvertrages mit Deutschland, aber auch mit der Forderung
nach einer Neutralität des Landes. Die kategorische Ablehnung des Angebotes durch
Adenauer stieß damals bei vielen Zeitgenossen auf Unverständnis. Die Haltung Adenauers
war einer der Gründe, die z. B. Gustav Heinemann veranlaßten, 1952 seine Gesamtdeutsche
Volkspartei (GVP) zu gründen. 3 Heinemann warf Adenauer noch 6 Jahre später zusammen
mit Thomas Dehler4 in einer hitzigen Redeschlacht im Bundestag vor, die Chance nicht
genützt zu haben. 5
War das Angebot Stalins ernst gemeint? [...]
1 Steininger, Rolf: Eine vertane Chance. Die Stalin-Note vom 10. März 1952 und die Wiedervereinigung.
Berlin 1985. S. 28.
2 Köhler, Henning: Adenauer. Eine politis che Biographie. Berlin 1994. S. 685.
3 Thierfelder, Jörg (Hg.): Gustav Heinemann. Christ und Politiker. Karlsruhe 1999. S. 137.
4 Bem.: Justizminister unter Adenauer
5 Steininger, Rolf: Eine vertane Chance. S. 10.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Außenpolitische Verhältnisse vor der Note vom 10. März 1952
- Inhalt der Stalin-Note
- Wunsch nach einem Friedensvertrag mit Deutschland
- Bildung einer gesamtdeutschen Regierung zur Beteiligung an den Verhandlungen
- Zum vorgeschlagenen Friedensvertrag:
- Politische Leitsätze
- Zum Territorium
- Zur Wirtschaft
- Militär
- Zu Deutschland und den Vereinten Nationen
- Adenauers Haltung zur Stalin-Note
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Stalin-Note vom 10. März 1952 und die Reaktion Konrad Adenauers darauf. Der Fokus liegt auf der Frage, ob die Note ein ernst gemeintes Angebot zur Wiedervereinigung Deutschlands darstellte oder ein diplomatisches Manöver der Sowjetunion. Die Arbeit untersucht die Argumente für und gegen die Glaubwürdigkeit der Note und stellt Adenauers Position den Thesen des Historikers Rolf Steininger gegenüber.
- Die Stalin-Note als möglicher Weg zur Wiedervereinigung
- Adenauers Ablehnung der Note und seine politische Strategie
- Die außenpolitischen Verhältnisse vor der Note
- Der Inhalt der Stalin-Note und ihre zentralen Forderungen
- Die Bedeutung der deutschen Neutralität im Kontext der damaligen Machtpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Stalin-Note ein und beschreibt den historischen Kontext. Sie stellt die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Note dar und benennt die zentralen Fragen, die in der Arbeit behandelt werden.
Außenpolitische Verhältnisse vor der Note vom 10. März 1952
Dieses Kapitel beleuchtet die außenpolitische Lage kurz vor der Note. Es beschreibt die Bildung der Tri-Zone, die Integration Westdeutschlands in den Westen und die Entstehung der Montanunion. Weiterhin wird der Korea-Krieg erwähnt, der die USA dazu brachte, von Deutschland einen Beitrag zur Verteidigung des Westens zu erwarten.
Inhalt der Stalin-Note
Dieses Kapitel fasst die wichtigsten Punkte der Stalin-Note stichwortartig zusammen. Es beschreibt die sowjetischen Vorschläge für einen Friedensvertrag mit Deutschland, die Bildung einer gesamtdeutschen Regierung und die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen.
Adenauers Haltung zur Stalin-Note
Dieses Kapitel analysiert Adenauers Reaktion auf die Stalin-Note. Es beleuchtet seine Sorge vor einem schwachen und neutralen Deutschland, das dem Kommunismus verfallen könnte. Adenauers Ablehnung der Note wird im Kontext seiner politischen Strategie und dem Bestreben, Westdeutschland an den Westen zu binden, erläutert.
Schlüsselwörter
Stalin-Note, Wiedervereinigung Deutschlands, Friedensvertrag, Neutralität, Konrad Adenauer, Rolf Steininger, Außenpolitik, Kalter Krieg, Westintegration, Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG), Montanunion, Korea-Krieg, sowjetische Propaganda.
- Quote paper
- Matthias Köhnlein (Author), 2003, Die Stalin-Note vom 10. März 1952 - eine vertane Chance?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21876