Deutscher Widerstand gegen den Nationalsozialismus wird auch heute noch in der Öffentlichkeit vor allem mit dem politischen Widerstand von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und herausragenden Persönlichkeiten, wie z.B. Claus Schenk Graf von Stauffenberg in Verbindung gebracht. Doch neben diesen „festen Institutionen“ reihen sich immer mehr auch kleinere Gruppen von Menschen ein, die in den letzten Jahrzehnten im Schatten standen. Nachdem die Ereignisse um den 20. Juli 1944 und die Widerstände politischer Parteien nahezu vollkommen aufgearbeitet sind, beschäftigt sich die Forschung nun mit diesen „vergessenen Opfern“ des deutschen Widerstandes. Über Jahre hinweg blieben sie der Öffentlichkeit verborgen, weil sie kein Attentat auf Hitler planten und keine große Öffentlichkeitsarbeit über ihren Widerstand betrieben.
Die hier vorgelegte Studienarbeit beschäftigt sich mit solch einem „vergessenen Opfer“, welches uns heute vor allem von Haus-zu-Haus-Besuchen bekannt ist: den „Zeugen Jehovas“. Dieser kleinen Glaubensgemeinschaft mit heute weltweit etwa sechs Millionen Mitgliedern, von denen etwa 160.000 „Verkündiger“ in Deutschland leben, wurde bis in die letzten Jahre hin kaum Beachtung geschenkt, obwohl sie von den Nationalsozialisten ebenso systematisch und „mit unerbittlicher Härte bekämpft und verfolgt“ wurde, wie andere Gruppen.
Gründe scheinen wohl zu sein, dass die Zeugen Jehovas weder in das Bild der politisch Verfolgten, noch in das der rassistisch Verfolgten passen, dass sie im Allgemeinen zu den unteren Schichten der Bevölkerung gehörten und von keiner herausragenden Persönlichkeit geleitet wurden und dass das Fundament ihres Widerstandes der tiefe, unerschütterliche, religiöse Glaube an Gott war und nicht der geistige politische Kampf gegen die Nationalsozialisten. Zudem fehlt ein offenes Verständnis in der Auseinandersetzung mit dieser Glaubensgemeinschaft in der Öffentlichkeit, die durchweg mit dem Begriff der „Sekte“ im seinem negativen Sinne bezeichnet wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Die Internationale Bibelforscher-Vereinigung bis 1933
- 1. Gründung, Aufbau und Glaubenslehre
- 2. Die Bibelforscher in Deutschland
- II. Die Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus
- 1. Widerstand im Alltag
- 2. Widerstand in Gefangenschaft
- 3. Kriegsdienstverweigerung
- III. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studienarbeit untersucht den Widerstand der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus. Sie beleuchtet die Geschichte der Glaubensgemeinschaft bis 1933 und analysiert die verschiedenen Formen ihres Widerstands gegen das NS-Regime, insbesondere im Alltag, in der Gefangenschaft und durch die Kriegsdienstverweigerung. Die Arbeit fragt nach den Gründen für die intensive Verfolgung der Zeugen Jehovas und nach den Motiven ihres unbeugsamen Widerstands.
- Die Geschichte der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung bis 1933
- Die Verfolgung der Zeugen Jehovas durch die Nationalsozialisten
- Der Widerstand der Zeugen Jehovas im Alltag
- Der Widerstand der Zeugen Jehovas in der Gefangenschaft
- Die Kriegsdienstverweigerung der Zeugen Jehovas
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und betont die bisherige Vernachlässigung des Widerstands der Zeugen Jehovas in der Forschung zum deutschen Widerstand. Sie hebt die Sonderstellung dieser Glaubensgemeinschaft hervor, deren Widerstand nicht auf politischem Kampf, sondern auf einem tiefen religiösen Glauben beruhte. Die Arbeit stellt sich die Aufgabe, diesen "vergessenen" Widerstand zu beleuchten und dessen Gründe und Formen zu analysieren.
I. Die Internationale Bibelforscher-Vereinigung bis 1933: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung und Entwicklung der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas, beginnend mit Charles Taze Russell und der Abspaltung von den Adventisten. Es erläutert die Glaubenslehre, insbesondere die chiliastische Erwartungshaltung und die Bedeutung Jehovas, um das Verständnis des späteren Widerstands zu ermöglichen. Der Aufbau der Organisation in den USA und ihre Verbreitung in Deutschland werden ebenfalls thematisiert, um den Kontext der späteren Verfolgung zu klären.
II. Die Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus: Dieses Kapitel behandelt die systematische Verfolgung der Zeugen Jehovas durch das NS-Regime. Es analysiert die unterschiedlichen Formen des Widerstands: den Widerstand im Alltag (z.B. Weigerung, dem NS-Regime zu huldigen), den Widerstand in der Gefangenschaft (z.B. Aufrechterhaltung des Glaubens und der Gemeinschaft), und die absolute Kriegsdienstverweigerung als zentralen Punkt ihres Widerstandes. Das Kapitel untersucht die Gründe für die intensive Verfolgung und die Besonderheiten ihrer Situation in den Konzentrationslagern, einschließlich der Kennzeichnung mit dem lila Winkel.
Schlüsselwörter
Zeugen Jehovas, Nationalsozialismus, Widerstand, Kriegsdienstverweigerung, Verfolgung, Glaubensgemeinschaft, Konzentrationslager, lila Winkel, religiöser Glaube, Chiliasmus, Bibelforscher.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Studienarbeit: "Widerstand der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus"
Was ist der Gegenstand der Studienarbeit?
Die Studienarbeit untersucht den Widerstand der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus. Sie beleuchtet die Geschichte der Glaubensgemeinschaft bis 1933 und analysiert die verschiedenen Formen ihres Widerstands gegen das NS-Regime, insbesondere im Alltag, in der Gefangenschaft und durch die Kriegsdienstverweigerung. Die Arbeit erforscht die Gründe für die intensive Verfolgung und die Motive ihres unbeugsamen Widerstands.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Geschichte der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung bis 1933, die Verfolgung der Zeugen Jehovas durch die Nationalsozialisten, den Widerstand im Alltag, den Widerstand in der Gefangenschaft, und die Kriegsdienstverweigerung der Zeugen Jehovas.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, drei Hauptkapitel und ein Resümee. Kapitel I beschreibt die Geschichte der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung bis 1933, einschließlich ihrer Glaubenslehre und Organisation. Kapitel II analysiert die systematische Verfolgung der Zeugen Jehovas und die verschiedenen Formen ihres Widerstands. Das Resümee fasst die Ergebnisse zusammen.
Was wird in der Einleitung erläutert?
Die Einleitung führt in das Thema ein und betont die bisherige Forschungslücke bezüglich des Widerstands der Zeugen Jehovas. Sie hebt die Sonderstellung dieser Glaubensgemeinschaft hervor, deren Widerstand auf einem tiefen religiösen Glauben beruhte. Die Arbeit erklärt ihr Ziel, diesen "vergessenen" Widerstand zu beleuchten und zu analysieren.
Was wird in Kapitel I ("Die Internationale Bibelforscher-Vereinigung bis 1933") behandelt?
Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung und Entwicklung der Zeugen Jehovas, beginnend mit Charles Taze Russell und der Abspaltung von den Adventisten. Es erläutert die Glaubenslehre, insbesondere die chiliastische Erwartungshaltung und die Bedeutung Jehovas. Der Aufbau der Organisation in den USA und ihre Verbreitung in Deutschland werden ebenfalls thematisiert.
Was wird in Kapitel II ("Die Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus") behandelt?
Dieses Kapitel behandelt die systematische Verfolgung der Zeugen Jehovas durch das NS-Regime und analysiert verschiedene Widerstandsformen: Widerstand im Alltag (Weigerung, dem NS-Regime zu huldigen), Widerstand in der Gefangenschaft (Aufrechterhaltung des Glaubens und der Gemeinschaft), und die absolute Kriegsdienstverweigerung. Es untersucht die Gründe für die intensive Verfolgung und die Besonderheiten ihrer Situation in den Konzentrationslagern (lila Winkel).
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Studienarbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Zeugen Jehovas, Nationalsozialismus, Widerstand, Kriegsdienstverweigerung, Verfolgung, Glaubensgemeinschaft, Konzentrationslager, lila Winkel, religiöser Glaube, Chiliasmus, Bibelforscher.
Welche Forschungslücke schließt die Arbeit?
Die Arbeit schließt die Forschungslücke der bisher vernachlässigten Darstellung des Widerstands der Zeugen Jehovas im Kontext des deutschen Widerstands. Sie beleuchtet einen Aspekt des Widerstands, der nicht auf politischem Kampf, sondern auf einem tiefen religiösen Glauben beruhte.
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- Kay Turchetto (Author), 2002, Widerstand der Verfolgten: Die Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21762