Das Genie bedarf keiner Empfehlung – das fühlen wir, wenn wir von Georg Büchner reden,
und treten auch im folgenden nur abseits in einen Winkel, um die Sache für sich selbst reden
zu lassen.1
Diese Aussage Karl Gutzkows, seiner Kritik zu Dantons Tod im „Phönix“ 1836
entstammend, weist bereits auf die Originalität und Virtuosität hin, deren man bei der
Lektüre von Georg Büchners Dantons Tod gewahr wird. Seine Leistung erscheint
umso bemerkenswerter in Anbetracht der Tatsache, dass unglückliche Umstände ihn
zwingen, sein Drama „in höchstens fünf Wochen zu schreiben“2; es sind jene
Wochen, in denen Büchner auf Grund seiner zuvor verfassten und in Umlauf
gebrachten Flugschrift Der hessische Landbote in das Visier der Polizei gerät und
nur unter großen Anstrengungen einer Verhaftung entgeht. Die endgültige
Ausarbeitung des Danton erfolgt schließlich von Mitte Januar bis zum 21. Februar
1835. Doch laufen seine Studien zur Geschichte der Französischen Revolution, in
welche die Dramenhandlung zeitlich eingebettet ist, bereits wesentlich früher an:
Schon zu Beginn des Jahres 1834 befasst sich Büchner eingehend mit historischen
Werken zur Französischen Revolution, wie aus dem Brief an die Braut im März
desselben Jahres hervorgeht:
Ich studierte die Geschichte der Revolution. Ich fühlte mich wie zernichtet unter dem
gräßlichen Fatalismus der Geschichte. Ich finde in der Menschennatur eine entsetzliche
Gleichheit, in den menschlichen Verhältnissen eine unabwendbare Gewalt, Allen und Keinem
verliehen. Der Einzelne nur Schaum auf der Welle, die Größe ein bloßer Zufall, die Herrschaft
des Genies ein Puppenspiel, ein lächerliches Ringen gegen ein ehernes Gesetz, es zu
erkennen das Höchste, es zu beherrschen unmöglich.3
Unmissverständlich zeigen Büchners Worte, welche Desillusion sein junger Geist
durch die intensive Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution erfährt.
Vertraute Gestalten seines politischen Glaubens erscheinen nunmehr durch ihre
eigene Geschichte desavouiert und entgöttert, was ihn schließlich dazu veranlasst,
seine neuen diesbezüglichen Einsichten dramatisch zu gestalten.
Das Spektrum seiner historischen Quellen, deren sich Büchner für sein Drama
bedient, ist von der Literaturwissenschaft weitgehend erschlossen, doch besteht von
Seiten der Forschung noch immer keine Einigkeit über den jeweiligen Stellenwert der
einzelnen Geschichtswerke, Pamphlete und Memoiren, aus denen Büchner Material
für seine Bearbeitung des historischen Stoffes gewinnt.[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Entstehungsgeschichte
- 2. Historischer Kontext
- 2.1. Ursachenkomplex der französischen Revolution
- 2.2. Zeitgenössische Persönlichkeiten
- 3. Das Drama „Dantons Tod“
- 3.1. Dramentheoretische Vorbemerkungen
- 3.2. Akt 1
- 3.3. Akt 2
- 3.4. Akt 3
- 3.5. Akt 4
- 4. Die Figuren
- 4.1. Die Reden Robespierres
- 4.2. Das Streitgespräch
- 4.3. Eine Deutung der Figur Danton
- 4.4. St. Just – der bedingungslose Revolutionär
- 4.5. Frauengestalten
- 5. Das Kunstgespräch
- 6. Das Volk
- 7. Zeit und Raum
- 7.1. Raum
- 7.2. Zeit
- 8. Revolution als Protagonist – Ein Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Georg Büchners Drama „Dantons Tod“. Ziel ist es, die Entstehungsgeschichte, den historischen Kontext und die dramaturgischen Besonderheiten des Werkes zu beleuchten. Dabei werden die wichtigsten Figuren, ihre Beziehungen zueinander und ihre Rolle im Gesamtgeschehen analysiert. Die Untersuchung fokussiert auf die Darstellung der Französischen Revolution und die Frage nach Wahrheit und Fiktion im Geschichtsdrama.
- Entstehungsgeschichte und Kontextualisierung von Büchners „Dantons Tod“
- Analyse der Hauptfiguren und ihrer Beziehungen
- Darstellung der Französischen Revolution im Drama
- Die Rolle von Wahrheit und Fiktion im Geschichtsdrama
- Dramaturgische Mittel und Gestaltungselemente
Zusammenfassung der Kapitel
1. Entstehungsgeschichte: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung von Büchners „Dantons Tod“ unter dem Druck der politischen Verfolgung aufgrund des „Hessischen Landboten“. Es wird die kurze Entstehungszeit des Dramas hervorgehoben und die intensiven Studien Büchners zur Französischen Revolution als Grundlage seines Werkes herausgestellt. Der Einfluss verschiedener historischer Quellen, wie Thiers und Mignet, wird diskutiert, wobei der hohe Anteil an direkten Zitaten aus diesen Quellen betont wird. Die Frage nach der Authentizität der Darstellung und Büchners eigenem Verständnis von „Wahrheit“ in der Geschichtsschreibung wird thematisiert. Das Kapitel zeigt die komplexe Beziehung zwischen historischer Genauigkeit und künstlerischer Gestaltung auf.
Häufig gestellte Fragen zu Georg Büchners "Dantons Tod"
Was beinhaltet dieser HTML-Abschnitt?
Dieser HTML-Abschnitt bietet eine umfassende Übersicht über eine akademische Arbeit zu Georg Büchners Drama "Dantons Tod". Enthalten sind ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte der Arbeit, sowie Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel. Der Fokus liegt auf der Entstehungsgeschichte, dem historischen Kontext, den Hauptfiguren, der Darstellung der Französischen Revolution und der Frage nach Wahrheit und Fiktion im Geschichtsdrama.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: 1. Entstehungsgeschichte, 2. Historischer Kontext (mit Unterkapiteln zu den Ursachen der Französischen Revolution und zeitgenössischen Persönlichkeiten), 3. Das Drama „Dantons Tod“ (mit Akt-für-Akt-Analyse), 4. Die Figuren (mit detaillierten Analysen einzelner Charaktere wie Robespierre, Danton und St. Just), 5. Das Kunstgespräch, 6. Das Volk, 7. Zeit und Raum, und 8. Revolution als Protagonist – Ein Fazit.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die Entstehungsgeschichte, den historischen Kontext und die dramaturgischen Besonderheiten von Büchners „Dantons Tod“ zu beleuchten. Es werden die wichtigsten Figuren, ihre Beziehungen und ihre Rolle im Gesamtgeschehen analysiert. Ein zentraler Fokus liegt auf der Darstellung der Französischen Revolution und der Auseinandersetzung mit den Fragen nach Wahrheit und Fiktion in diesem Geschichtsdrama.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Entstehungsgeschichte und Kontextualisierung von Büchners „Dantons Tod“, Analyse der Hauptfiguren und ihrer Beziehungen, Darstellung der Französischen Revolution im Drama, die Rolle von Wahrheit und Fiktion im Geschichtsdrama und dramaturgische Mittel und Gestaltungselemente.
Wie wird die Entstehungsgeschichte von "Dantons Tod" behandelt?
Das Kapitel zur Entstehungsgeschichte beleuchtet die Entstehung des Dramas unter dem Druck der politischen Verfolgung aufgrund des „Hessischen Landboten“. Es wird die kurze Entstehungszeit, Büchners intensive Studien zur Französischen Revolution, der Einfluss historischer Quellen (Thiers und Mignet) und die komplexe Beziehung zwischen historischer Genauigkeit und künstlerischer Gestaltung thematisiert. Die Frage nach der Authentizität der Darstellung und Büchners eigenem Verständnis von „Wahrheit“ wird diskutiert.
Welche Figuren werden im Detail analysiert?
Die Arbeit analysiert im Detail verschiedene Figuren, darunter Robespierre (insbesondere seine Reden), Danton (mit einer eingehenden Deutung seiner Figur), St. Just (als bedingungsloser Revolutionär) und verschiedene Frauengestalten. Die Beziehungen zwischen den Figuren und ihre Rolle im Gesamtgeschehen werden untersucht.
Wie wird die Französische Revolution im Drama dargestellt?
Die Arbeit untersucht die Darstellung der Französischen Revolution in Büchners Drama. Es wird analysiert, wie die Revolution im Stück inszeniert wird und welche Rolle sie im Gesamtkontext des Dramas spielt. Die Frage nach der Authentizität dieser Darstellung wird kritisch beleuchtet.
Welche Rolle spielen Wahrheit und Fiktion im Drama?
Die Arbeit befasst sich intensiv mit der Frage nach Wahrheit und Fiktion in Büchners Geschichtsdrama. Sie untersucht, wie Büchner historische Fakten mit fiktiven Elementen verbindet und welche Bedeutung diese Verbindung für das Verständnis des Dramas hat.
- Quote paper
- Tim Brüning (Author), Kristin Bönig (Author), 2003, Georg Büchner - Dantons Tod, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21602