Es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, zu bestimmen, wie viele Wörter die deutsche Gegenwartssprache umfasst. Der Duden beziffert schätzungsweise „dreihundert- bis vierhunderttausend Wörter[n]" 1 , während die Wahrig - Grammatik zur deutschen Sprache von ungefähr „400 000 bis 500 000 Wörter[n]" 2 ausgeht. Bereits diese Differenz, die immerhin einen Spielraum von 200 000 Wörtern offen lässt, zeigt, dass der Wortschatz der deutschen Sprache kaum zahlenmäßig zu definieren ist. Zu diesem allgemeinsprachlichen Wortschatz könnte man noch fast ebenso viele Wörter der Fachsprachen (Jura, Medizin, Ingenieurswesen, etc.) hinzu zählen, so dass man eine Zahl vermuten könnte, die nicht mehr weit von der Million entfernt wäre. 3
Die Problematik, einen vollständigen Wortschatz der deutschen Sprache zu definieren, wird dadurch verstärkt, dass Sprache kein statisches Gebilde ist. Die Sprachgemeinschaft muss ihren Wortschatz ständig an neue Ausdrucksbedürfnisse und geänderte Lebensumstände anpassen. Hier kann man zwei Vorgänge unterscheiden:
1. Wörter können außer Gebrauch geraten. Bezeichnungen für Dinge und Gegenstände zum Beispiel, die nicht mehr Bestandteil des Alltagsleben sind, können mit der Zeit auch aus der Alltagssprache verschwinden oder aus der Mode geraten. Dieser Vorgang geschieht nicht plötzlich, sondern oft fast unbemerkt. Seitdem der „Rechenschieber" vom „Taschenrechner" auf dem Schreibtisch verdrängt wurde, ereilt ihn das gleiche Schicksal auch im deutschen Sprachgebrauch.
2. Der Vorgang, den man im Allgemeinen weniger schleichend beobachten kann, ist sicherlich die Erweiterung des Wortschatzes: Benennung neuer Gegenstände, sprachliche Ökonomie oder Wunsch nach Ausdrucksvariation sind einige der Motive aus denen neue Wörter entstehen. 4 Neben Neuschöpfungen und Lehn- bzw. Fremdwörtern (z.B. „chic" als Fremdwort und „schick" als Lehnwort) ist der Komplex der Wortbildung der wohl wichtigste Bereich, der neue Wörter bildet.
Inhalt
1. Einleitung: Wortbildung
2. Das Determinativkompositum und seine Struktur
2.1 Begriffsdefinition
2.2 Determinans
2.3 Determinatum
3. Glieder der Determinativkomposita
3.1 Zweigliedrige Determinativkomposita
3.2 Dreigliedrige Determinativkomposita
3.3 Vielgliedrige Determinativkomposita
4. Determinativkomposita mit substantivischem Grundwort
4.1 Determinativkomposita des Typs „Substantiv + Substantiv“
4.1.1 „Substantiv + Substantiv“ - Komposita ohne Fugenelemente
4.1.2 „Substantiv + Substantiv“ - Komposita mit Fugenelementen
4.1.3 Beziehung zwischen Determinans und Determinatum beim Substantivkompositum
4.1.4 Bewertung der „Substantiv + Substantiv“ - Konstruktionen
4.2 Determinativkomposita des Typs „Verb + Substantiv“
4.2.1 „Verb + Substantiv“ - Konstruktionen ohne Fugenelement
4.2.2 „Verb + Substantiv“ - Konstruktionen mit Fugenelement
4.2.3 Beziehung zwischen Determinans und Determinatum beim „Verb + Substantiv“ - Kompositum
4.2.4 Bewertung der „Verb + Substantiv“ - Konstruktionen
4.3. „Adjektiv + Substantiv“ - Konstruktionen
5. Determinativkomposita mit adjektivischem Grundwort
6. Possessivkomposita als Sonderform des Determinativkompositums
7. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Internetadressen
1. Einleitung: Wortbildung
Es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, zu bestimmen, wie viele Wörter die deutsche Gegenwartssprache umfasst. Der Duden beziffert schätzungsweise „dreihundert- bis vierhunderttausend Wörter[n]"1, während die Wahrig - Grammatik zur deutschen Sprache von ungefähr „400 000 bis 500 000 Wörter[n]"2 ausgeht. Bereits diese Differenz, die immerhin einen Spielraum von 200 000 Wörtern offen lässt, zeigt, dass der Wortschatz der deutschen Sprache kaum zahlenmäßig zu definieren ist. Zu diesem allgemeinsprachlichen Wortschatz könnte man noch fast ebenso viele Wörter der Fachsprachen (Jura, Medizin, Ingenieurswesen, etc.) hinzu zählen, so dass man eine Zahl vermuten könnte, die nicht mehr weit von der Million entfernt wäre.3
Die Problematik, einen vollständigen Wortschatz der deutschen Sprache zu definieren, wird dadurch verstärkt, dass Sprache kein statisches Gebilde ist. Die Sprachgemeinschaft muss ihren Wortschatz ständig an neue Ausdrucksbedürfnisse und geänderte Lebensumstände anpassen. Hier kann man zwei Vorgänge unterscheiden:
1. Wörter können außer Gebrauch geraten. Bezeichnungen für Dinge und Gegenstände zum Beispiel, die nicht mehr Bestandteil des Alltagsleben sind, können mit der Zeit auch aus der Alltagssprache verschwinden oder aus der Mode geraten. Dieser Vorgang geschieht nicht plötzlich, sondern oft fast unbemerkt. Seitdem der „Rechenschieber" vom „Taschenrechner" auf dem Schreibtisch verdrängt wurde, ereilt ihn das gleiche Schicksal auch im deutschen Sprachgebrauch.
2. Der Vorgang, den man im Allgemeinen weniger schleichend beobachten kann, ist sicherlich die
Erweiterung des Wortschatzes: Benennung neuer Gegenstände, sprachliche Ökonomie oder Wunsch nach Ausdrucksvariation sind einige der Motive aus denen neue Wörter entstehen.4 Neben Neuschöpfungen und Lehn- bzw. Fremdwörtern (z.B. „chic" als Fremdwort und „schick" als Lehnwort) ist der Komplex der Wortbildung der wohl wichtigste Bereich, der neue Wörter bildet.
Bei der Wortbildung entstehen neue Wörter aus bereits vorhandenen Morphemen und Wörtern .Es gibt mehrere Möglichkeiten, aus bestehendem Morphem- und Wortmaterial neue Wörter zu kreieren:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die beiden wichtigsten Kompositionsarten sind Kopulativ- und Determinativkomposita. Kopulativkomposita wie „schwarz-rot-gold" und „Hosenrock" setzen sich aus gleichberechtigten Bestandteilen gleicher Wortklassen zusammen, deren Reihenfolge im Prinzip veränderlich wäre. Auch „rot-gold-schwarz" und „Rockhose" wären somit denkbar, sind aber unüblich, da sie sich als Konvention in den allgemeinen Wortschatz eingebürgert haben.
Das Determinativkompositum, das im Folgenden als Thema dieser Hausarbeit ausführlich behandelt wird, besteht im Gegensatz zum Kopulativkompositum nicht aus gleichrangigen Komponenten, sondern aus einem in der Regel vorn stehenden Bestimmungswort, welches die Bedeutung des hinten stehenden Grundwortes einschränkt bzw. spezifiziert. Die „Autotür" kann nicht ohne Sinnverlust zu „Türauto" umgestellt werden. Die „Tür" stellt das Grundwort dar, während „Auto" das Bestimmungswort ist, welches das Grundwort näher spezifiziert. Denkbar wäre neben „Autotür" auch andere Arten von Türen: Haustür, Zimmertür, etc. Die Komponenten des Determinativkompositums müssen nicht der gleichen Wortklasse angehören.
Im Folgenden möchte ich näher beleuchten, welche Arten von Determinativkomposita existieren, wie sie strukturiert sind, was ihre Charakteristika und Bestandteile sind und letztlich, welche Bedeutung sie für die deutsche Sprache haben.
2. Das Determinativkompositum und seine Struktur
Das Determinativkompositum ist die wichtigste Kompositionsart der deutschen Sprache. Weitaus häufiger als das Kopulativkompositum wird es für neue Wortbildungen verwendet.
2.1. Begriffsdefinition
Es ist sicherlich hilfreich, sich zunächst mit der Definition des Kompositums (lat. compositio, -ionis = Zusammensetzung, Zusammenlegung) zu beschäftigen.
Die Wahrig - Grammatik der deutschen Sprache definiert das Kompositum folgendermaßen:
„(1) Zwei oder mehrere selbstständige und bedeutungstragende Wörter werden zu einer neuen Worteinheit verbunden, dem Kompositum (Plural: die Komposita). Ein Kompositum oder zusammengesetztes Wort ist also zwei- oder dreigliedrig, selten umfasst es noch weitere Glieder. (Dreioder mehrgliedrige Komposita bestehen im Grunde aus zwei Hauptgliedern, wobei das erste oder zweite bereits ein Kompositum ist).
(2) Wortart und Genus des Kompositums werden vom zweiten bzw. letzten Glied bestimmt, dem Grundwort. Das Genus wird am Artikel deutlich. Der erste bzw. vordere Teil der neuen Worteinheit ist das Bestimmungswort, das den Wortakzent trägt."5
Kurz: Ein Kompositum ist der Zusammenschluss zweier oder mehrerer Wörter/Lexeme.
Das Determinativkompositum (lat. determinare = bestimmen, festsetzen, beschließen) als spezieller Typ der Komposition stellt die wichtigste und am Häufigsten verwendete Art der Zusammensetzung dar. Die Wahrig - Grammatik der deutschen Sprache schreibt zum Determinativkompositum: „ Die in der Gemeinsprache wie Fachsprache eindeutig überwiegende Zahl der Zusammensetzungen sind Determinativkomposita. Die neue Worteinheit besteht nicht - wie bei den Kopulativkomposita - aus zwei gleichgeordneten Gliedern, sondern hier ist das erste Glied (Bestimmungswort) dem zweiten (oder zuletzt stehenden) Glied (Grundwort) untergeordnet: es schränkt dessen Bedeutung ein bzw. determiniert/spezifiziert sie."6
Determinativkomposita „sind eindeutig hypotaktisch organisiert"7, womit sie sich von den parataktisch organisierten Kopulativkomposita unterscheiden: Die Abfolge der Konstituenten ist streng festgelegt und Erst- und Zweitglied müssen nicht der gleichen Wortklasse angehören.
2.2. Determinans
Für das Erstelement eines Determinativkompositums werden in der Fachliteratur unterschiedliche Bezeichnungen verwendet. Neben „Bestimmungswort" sind auch Bezeichnungen wie „1. Konstituente" oder „Determinans" gebräuchlich. Eine weitere Variante der Benennung ist „Modifikator", da es die Bedeutung des folgenden Zweitelements „modifiziert", d.h. näher bestimmt und einschränkt. „Das Bestimmungswort modifiziert die Bedeutung [des Zweitgliedes] zu „eine spezielle Konstruktion"."8 oder anders ausgedrückt: Es tritt in eine bestimmte Bedeutungsbeziehung mit dem Zweitelement.
2.3. Determinatum
Ebenso werden für das Zweitelement eines Determinativkompositums neben "Basiswort" oder "Grundwort" auch Begriffe wie ". Konstituente" oder "Determinatum" verwendet. Das Determinatum ist der "Kopf" und "Kern" einer Konstruktion, da es sowohl "die Grundbedeutung der Fügung (...) wie auch die Wortart und das Genus"9 festlegt.
3. Glieder der Determinativkomposita
3.1 Zweigliedrige Determinativkomposita
Die einfachste Form des Determinativkompositums ist zweigliedrig: Die neue Worteinheit entsteht lediglich aus zwei Lexemen/Wörtern. Beispiel:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wie unter 2.1 definiert, wird das Determinatum durch das Determinans näher bestimmt - gemeint ist das Brettspiel, nicht etwa ein Ballspiel oder ein Computerspiel. Das Determinatum wird folglich eingeschränkt und spezifiziert.
3.2 Dreigliedrige Determinativkomposita
Ein Determinativkompositum kann auch mehr als zwei Glieder enthalten. Die nächste Stufe zum zweigliedrigen ist somit das dreigliedrige Determinativkompositum:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zunächst kann man die gleiche Struktur wie bei 3.1 feststellen. Hier liegt jedoch der Fall vor, dass bereits das Bestimmungswort an sich ein Determinativkompositum ist. Das Determinans "Haustür" kann man ebenso in Determinans und Determinatum aufteilen. In einem solchen Fall kann man die Zusammensetzung als dreigliedrig, aber aus zwei Hauptgliedern bestehend bezeichnen. Dreigliedrige Determinativkomposita, deren Erstkomponente bereits ein Kompositum ist, bezeichnet man als linksverzweigt oder als "nach links expandierend"10. Bei rechtsverzweigten oder "nach rechts expandierend(en)"11 Determinativkomposita ist die zweite Konstituente ein Kompositum.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.3 Vielgliedrige Determinativkomposita
Prinzipiell lassen sich Komposita mit beliebig vielen Gliedern bilden. Auch wenn diese mehr als zwei oder drei Glieder haben, lassen sie sich immer wieder auf zwei Hauptglieder reduzieren, die allerdings in sich wieder Determinativkomposita sein können.
So besteht das "Bundesausbildungsförderungsgesetz" aus den beiden Hauptgliedern "Bundesausbildung" (Determinans) und "Förderungsgesetz" (Determinatum), die beide wiederum Komposita sind. Vielgliedrige Determinativkomposita bezeichnet man auch als links-rechts-verzweigt, wenn sowohl Erst- als auch Zweitkonstituente Komposita sind: Erst- und Zweitkomponente expandieren.12
4. Determinativkomposita mit substantivischem Grundwort
Die meisten Determinativkomposita sind Substantive und haben folglich eine substantivische Zweitkomponente.
4.1 Determinativkomposita des Typs „Substantiv + Substantiv“
Determinativkomposita, bei denen sowohl Erst- als auch Zweitglied Substantive sind, treten besonders häufig auf. Zu unterscheiden sind zwei Arten dieses Kompositionstyps.
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