Der Lernprozess der Menschheit


Redacción Científica, 2013

12 Páginas


Extracto


Ein Lernprozess der Menschheit

Vom eingebildeten Staub zur Verwirklichung

Der Mensch in all seiner Glorie ist eingebildeter Staub, den das Gras einst verhöhnt und über den selbst die Ameise triumphiert, wenn er seinen Weg des Lern- und Entwicklungsprozesses als menschliches Wesen nicht geht. Er ist, wie alles Zeitliche, Luftgespinst und Windhauch, dem nur ein kurzes Rendezvous mit seinen Mitgeschöpfen auf dem Planeten Erde, dem sein physisches Wesen entstammt - Adam, der erste Mensch heißt ja gewissermaßen Mensch aus Erde – beschieden ist. Seine schemenhafte Kurzlebigkeit, die sogar Bäume und Tiere übertreffen, lässt ihm nicht allzu viel Zeit zum Lernen des Wesentlichen. Deshalb muss er sich bemühen, seine Lektion zu lernen, um seine Tage nicht gänzlich vergeblich auf dieser Erde gefristet, sondern sie genutzt zu haben.

Doch wie lernt man seine Lektion und wie nutzt man die Zeit, sodass der Aufenthalt auf diesem Planeten für Individuen und Gesellschaft nicht zum Drama verkommt und er gar nicht über das Leben an der Oberfläche in die Fülle und den Reichtum seiner Tiefe vordringt, wo es mehr Sinn zu machen scheint. Wie kann er die Natur des im Untertitel oben erwähnten eingebildeten Staubes transzendieren? Gibt es überhaupt eine Alternative und eine Möglichkeit der Bewendung dieses unabwendbaren Schicksals alles Zeitlichen, inklusive im Bereich seines vermeintlichen Herrschers, nämlich des Menschen?

Wer befasst sich schon gern mit der Endlichkeit des Seins, das sich weder das Unendliche, noch das Endliche vorzustellen vermag und somit auch wohl kaum seine Mitte als Wesen finden kann, aus der er in andere Bereiche der Erkenntnis und der Selbsterkenntnis, die diese Condition Humaine transzendieren, vorstoßen kann und die ihn eines Bereiches gewahr werden lassen können, der jenseits des Staubes der Erde auf ihn wartet, von dem er kommt und wohin er als irdisches Wesen zurückkehrt.

Lernen und sich entwickeln sind somit ein Weg im Hinblick auf die Transzendierung der erdhaften Bedingungen und Limitationen seines Daseins. Sie sind eine Frage des Seins und des Nichtseins im wahrsten Sinne des Wortes. Doch das materielle Lernen allein ist nur eine Seite der Medaille, die ihn in seiner irdischen Natur des Zeitlichen eher gefangen hält, während die Kehrseite des Lernens, der unsre säkularisierte Kultur stets weniger Wert - mit den bekannten verheerenden Folgen - beimisst, die Königsstraße im Hinblick auf die Befreiung aus den unentrinnbaren Fängen des Zeitlichen ist.

Es ist von eminenter Bedeutung für Individuen und Gesellschaften, um ihrer Permanenz und Integrität willen, die Komplementarität diverser Aspekte menschlichen Lernens zu erkennen. Sie ist der Garant wahren Lernens zum Wohle des Menschen statt für seine Versklavung, die sein schemenhaftes Rendezvous in der Zeit und im Raum zusätzlich erschwert und ihn hin und wieder, aufgrund der Unerträglichkeit dieses aussichtslosen Daseins, das im Nichts zu enden scheint, dem es vermittels des Staubes entstammt, zu Konflikten und Holocausts treibt, da es ja sowieso keine Verbindlichkeiten über den vergänglichen Horizont des Staubes hinaus zu geben scheint.

Der Mensch wird als ein lernendes Wesen bezeichnet. Doch gilt es zwischen technischer und psychologischer Lernfähigkeit zu unterscheiden. Hegel erkennt, dass man aus der Menschheitsgeschichte lernen kann, dass der Mensch nichts aus ihr lernt. Ein anderer Weiser nuanciert von einer moderneren Warte, dass man technologisch zwar auf dem Mond, psychologisch hingegen aber noch in der Höhle sei. Und da die Quasi-Totalität menschlicher Probleme Beziehungsprobleme sind ist eben gerade der Sachverhalt, dass der Mensch psychologisch keine essentiellen Fortschritte gemacht hat, jenes Problem, dass ihm stets einen Strich durch die Rechnung macht und alle seine technischen Lernprozesse und deren Artefakte mit steter Regelmäßigkeit zerstört, insbesondere durch intra- und interkulturellen Konflikt.

Wir befinden uns in einer lernenden Gesellschafft, doch scheint alles Lernen immer nur noch im wesentlichen auf das einseitige technische Lernen ausgerichtet zu sein. Von den Bildungssystemen ist daher kein essentielles Lernen zu erwarten. Neben den Bildungssystemen sind da noch die Religionen, die seit Jahrtausenden als Lernprozesse der Menschheit intendiert waren. Doch auch sie sind bis zum heutigen Tag, trotzt der Androhung der ewigen Verdammnis im Falle des Ungehorsams gegenüber der Lehre, dabei gescheitert, einen fundamentalen Lernprozess des Menschen in Bezug auf seine Mitmenschen und die Umwelt auszulösen und zu vollenden. Im Gegenteil, sie sind als intra- und interreligiöse Religionskriege ein Teil des Problems, statt dessen Lösung geworden. Die säkularen Ideologien kennen nur den Kampf der Systeme, auch wenn einige versuchen, aus der Konvergenz der Ideologien eine neue Ideologie zu kreieren. Auch sie folgen der Logik der Dialektik der Ideologien. Andere sagen, alle Systeme sind menschliche Konstrukte und müssen enden, damit eine echte Revolution des Bewusstseins stattfinden kann, die die Probleme der bekannten Systeme transzendiert.

Nichts Neues, eine ewige Wiederkehr alter Probleme in neuer Form! Und wenn der Mensch diesen Sachverhalt nicht mehr ertragen kann oder will, dann findet er einen Vorwand, um alles zu zerstören und das Alte dann in veränderter Gestalt fortzuschreiben, was ihm die Illusion von etwas Neuem vermittelt und eine gewisse Hoffnung und einen Glauben an eine besserer Zukunft auslöst. Es geschieht also rein garnichts und Kulturen und Zivilisationen werden wieder und wieder zu Staub und Asche, während der Mensch offenbar konstant bleibt, was seine Tendenzen und Verhaltensweisen angeht. Sie sind offenbar im wesentlichen nur peripher veränderlich, nicht aber in ihren Grundeigenschaften. Deshalb ist es nicht überraschend dass die Bibel in ihrer höchsten, überzeitlichen Erkenntnis alles als Windhauch und Luftgespinst bezeichnet und der Zen Buddhismus das Nichts, das er bei seiner Versenkung in das Sein erkennt, zelebriert.

[...]

Final del extracto de 12 páginas

Detalles

Título
Der Lernprozess der Menschheit
Autor
Año
2013
Páginas
12
No. de catálogo
V215139
ISBN (Ebook)
9783656431145
ISBN (Libro)
9783656566083
Tamaño de fichero
523 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Psychologie des Sozialverhaltens, technisches versus psychologisches Lernen, Fatalismus und Freiheit, Lernimperativ/Menschheit, Transzendenz und Konfliktmanagement, Bedeutungslosigkeit und Größe des Menschen, Christozentrik, Existenzialismus, learning society/lernende Gesellschaft
Citar trabajo
D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deißler (Autor), 2013, Der Lernprozess der Menschheit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215139

Comentarios

  • No hay comentarios todavía.
Leer eBook
Título: Der Lernprozess der Menschheit



Cargar textos

Sus trabajos académicos / tesis:

- Publicación como eBook y libro impreso
- Honorarios altos para las ventas
- Totalmente gratuito y con ISBN
- Le llevará solo 5 minutos
- Cada trabajo encuentra lectores

Así es como funciona